Trotz der vergleichsweisen kurzen Tradition der deutschen Marine, kommt auch drauf an, wo man mit der Tradition beginnt, haben es einige Schiffsnamen deutscher Kriegsschiffe geschafft, in die Analelen der Seekriegsgeschichte einzugehen. Neben den legendären Grosskampfschiffen der Kiegsmarine sind uns auch die Namen einiger Schiffe der kaiserlichen Marine in rühmlicher Erinnerung geblieben. In der Regel aber betrifft das doch nur einen sehr kleinen Kreis marineinteressierter Zeitgenossen. Kaum jemand ausserhalb dieses Kreises kennt zB. die Seydlitz, die sich mit über 20 Treffern und mit 7.000 t Seewasser in ihrem Inneren dennoch aus der Skagerrakschlacht, in den rettenden Hafen schleppte, "der Thriumph des deutschen Kriegschiffsbaus"*, wie Breyer überschwänglich meint oder die weniger glückliche "Blücher", die bei der Doggerbank-Schlacht versenkt wurde und deren gleichnamiger Nachfolger in der späteren Kriegsmarine ein ähnliches unglückseliges Schicksal ereilte. Bekannter sind da schon Luckners berühmter "Seeadler" oder die "Abenteuer" der "Emden". "Goeben" ist da eher ein unbekannter Name ausserhalb des erwähnten eher kleinen Kreises. Keiner meiner türkischen Arbeitskollegen kam über die Andeutung: das war doch ein Schiff hinaus ! Meist lautete die Antwort auf meine Frage ob man die "Goeben" kenne: was ist das? Nun, "ein Schiff" ist schon mal so verkehrt nicht ! Treffender wäre: ein Kriegsschiff und zwar ein deutsches. Allgemein wird dieses Schiff als Schlachtkreuzer bezeichnet. Damit sind wir aber schon beim ersten Streitpunkt, denn die allgemeine Bezeichnung, der sich auch viele Historiker und damalige Zeitgenossen bedienen, ist nämlich nicht korrekt. Richtig müsste es heissen: Grosser Kreuzer. Schlachtkreuzer als Typenbezeichnung hatte es in der kaiserlichen Marine nicht gegeben. Schlachtkreuzer wurden in etwa (in etwa1906/07!) zeitgleich mit den neuen Schlachtschiffen, den Dreadnought (nichts fürchten, fürchte nichts) entwickelt. Ihre Konzeption war in England und Deutschland in etwas gleich. Annähernd gleich bewaffnet wie die Dreadnought, waren sie aufgrund ihrer geringeren Panzerung aber deutlich schneller als diese. Britsiche Schlachtkreuzer, Battlecruiser, waren schneller und stärker (nicht unbedingt besser) bewaffnet als die deutschen Schlachtkreuzer (Grosse Kreuzer). Diese hingegen aber deutlich besser gepanzert, was sich zB. in der Skagerrakschlacht bemerkbar machte. Gelegentlich wird behauptet, die Deutschen hätten bewusst auf eine stärkere Bewaffnung als 8x 28-cm- statt der 8 x 30,5-cm-Geschütze bei den Briten, verzichtet. Vermutlich aber lag das nur daran, dass es keine einsatzbereiten grösseren Schiffsgeschütze gab und die Entwicklung entsprechender Kanonen den Bau der neuen Schlachtkreuzer um Jahre verzögert hätte. Was nicht hinnehmbar war, da damals nicht der Grundsatz galt: was brauchen wir, sondern: was haben die anderen (DAS müssen wir auch haben)! Erst mit der "Derfflinger" kamen auch die 30,5-cm-Geschütze. Im Allgemeinen werden die Schlachtkreuzer als Nachfolger der Panzerkreuzer bezeichnet, die es im offiziellen Sprachgebrauch auch nicht gab und mit den Schlachtkreuzer, ebenfalls als "Grosse Kreuzer" bezeichnet wurden und sie hatten eine relativ kurze Blütezeit, die schon kurz nach dem 1. Weltkrieg endete, wenn auch die "Goeben" zB. in der türkischen Marine bis 1976 überlebte (Verschrottung 1973–1976) und der letzte, 1920 gebaute britischer Schlachtkreuzer, HMS "Hood", erst 1941 in der Schlacht mit der "Bismarck" in die Luft flog. SMS "Blücher" war der letzte Panzerkreuzer, die SMS "Von der Tann" der erste neuartige und somit vollwertige Schlachtkreuzer. Obwohl doch recht unterschiedliche Schiffe, galten sie als "Grosse Kreuzer", damit die Marine so die Großkampfschiffe aus dem Kreuzeretat des beschlossenen Tirpitzplans**** bauen konnte, ohne ein neues Gesetz durch den Reichstag bringen zu müssen. Das erste britische Schiff dieses Typs und somit der erste Schlachtkreuzer überhaupt war die HMS "Invincible", die 1908 fertiggestellt wurde. Auf deutscher Seite folgte SMS "Von der Tann", die am 19. Februar 1911 in Dienst gestellt wurde. Sechs weitere sollten folgen. Die "Goeben" war nach von "Von der Tann" und "Moltke", der dritte deutsche Schlachtkreuzer. Beide hatten 3.000t (3.500)**mehr Wasserverdrängung, zusätzliche Geschütze (je zwei 28 mm in einem fünften Turm achtern und 15 mm) und waren um 0,7 kn schneller als "von der Tann". Zum Thema Schlachtkreuzer wurden ganze Bibliotheken gefüllt und meine kurze Einlassung dazu ist sicher lückenhaft und unvollständig. Mehr aber würde den Rahmen meiner kleinen Ausführung sprengen. Lediglich die Frage nach dem Nutzen dieser Schiffsklasse sollte noch angesprochen werden. Im Grunde ging es darum, dass die schnellen Schiffe ihnen artilleristisch unterlegene gegnerische Kriegsschiffe aufspüren und vernichten sollten. Aufgrund ihrer grossen Reichweite brauchten sie sich nicht in den Wirkungsbereich der geg-nerischen Artillerie begeben und sollte es doch mal passieren, so war ihre Panzerung denen der Kreuzer immerhin ebenbürtig. Schlachtschiffen, also überlegneren Gegnern, konnte man dank des grossen Geschwindigkeitsvorteils, einfach davon fahren. Natürlich wurde ihre hohe Geschwindigkeit auch für aufklärerische Tätigkeiten genutzt. Nun zurück zur Goeben. Diese befand sich kurz vor Kriegsausbruch als Flaggschiff der deutschen Mittelmeerdivision im östereichischen Kriegshafen Pola. Mit ihr der kleine Kreuzer "Breslau". Die beiden anderen, ebenfalls zur Mittelmeerdivision gehörenden Schiffe, waren auf der amerikanischen Station und die Stationsjacht "Loreley" in Konstatinopel. Breslau war gerade überholt worden und nahm nun wieder seinen Platz ein, den vorrübergehend "Dresden" inne hatte. "Goeben" lag seit 1912 in der Region und hätte selbst einer Reparatur bedurft. Nach Admiral Souchons Bericht, hatte das "neuartige Kesselrohrmaterial" den Beanspruchungen nicht standgehalten und sollte erneuert werden und was auch schon angeordnet und die Ablösung durch ihr Schwesterschiff, die "Moltke" beschlossen war. Dazu kam es aber nicht mehr. Die Mittelmeerdivision wurde durch den Kriegsausbruch überrascht. Dazu muss man wissen, dass zu diesem Zeitpunkt noch der sogenannte "Dreibund" existierte. Ein Bünd-nis zwischen Deutschland, Östereich-Ungarn UND Italien. Aber schon Napoleon hatte erkannt, dass Italien nie einen Krieg mit dem Verbündeten beendete, mit dem es ihn begonnen hatte. Als gemeinsamer Aufmarschort war Messina bestimmt. Der östereichische Admiral Haus sollte den Oberbefehl erhalten, der Herzog der Abruz-zen die italienische Flotte befehligen und ebenfalls italienische Schiffe das deutsche Kontingent verstärken. Da in den ersten Kriegstagen des Krieges Östereich-Ungarn gegen Serbien keine Befehle eintrafen, machte sich Souchon seine eigenen Gedanken. Erstens erkannte er richtig, dass seine derzeitige Position in der Adria die ungünstigste aller Positionen war. Mit nur geringen feindlichen Kräften wäre er und die Östereicher, die so-wieso an keinen Seekrieg im Mittelmeer dachten, aus- bzw. einzusperren. Das wollte der ehrgeizige Offizier auf keinen Fall, tatenlos in irgend einem Hafen seine Zeit verplempern. Dabei dachte er natürlich nicht an die Serben, sondern Engländer und Franzosen, deren Kriegseintritt sehr wahrscheinlich erschien. Zweitens gab es schon vor dem Krieg Pläne, was man im Kriegsfall (mit England und Frankreich) in etwa zu tun beabsichtigte. Zum Glück für Souchon erfolgten die Kriegserklärungen Frankreichs und Englands nicht zeitgleich. So befand sich Deutschland mit Frankreich schon im Krieg, als man mit England noch diplomatische Noten austauschte (das ist jetzt eine Metapher). Das alles, einschliesslich des Auslaufens geschah, BEVOR Souchon überhaupt etwas vom Kriegsausbruch mit Frankreich wusste. Allerdings gab es wie schon erwähnt, am 28. Juli 1914 die Kriegserklärung an Serbien und der Kriegseintritt zumindest frankreichs nur eine Frage der Zeit. Plangemäss befand er sich am 2. August in Messina um sich dort mit den verbündeten Flotten der Östereicher und Italiener zu vereinen. Nur, es gab nichts zu vereinen. Weder Italiener, noch Östereicher waren zu Stelle! Souchon also beschloss für sich und auf sich allein gestellt, die Hafenanlagen von Bône (Breslau) und Philippeville (Goeben) in Algerien anzugreifen und zu beschiessen. In diesen französischen Einschiffungshäfen wurden die Truppen des XIX. Algerischen Armeekorps nach Frankreich verschifft und, angesichts der deutschen Bedrohung, dort auch dringend erwartet. Hier allerdings geht aus meinen Unterlagen nicht eindeutig hervor, wann genau dieser Entschluss gefasst wurde und ob er ihn auch ohne die französische Kriegs-erklärung ausgeführt hätte. Die Nachricht davon erreichte ihn nämlich erst in der Nacht vom 3. zum 4. August 1914 und im Morgengrauen (6 Uhr) des 4. erfolgte bereits die Beschiessung der algerischen Häfen. Zwar war die Beschiessung der Häfen recht erfolg- und für die Franzosen auch verlustreich (andere Quellen sprechen von eher bescheidenen Erfolgen), doch wichtiger für die Ereignisse an der eigentlichen Front war, dass sich der französische Flottenchef, Viezeadmiral Bouè de Lapeyrère von Souchon täuschen liess, Oran sowie Algier in Alarmzustand versetzte und die Verschiffung der Truppen um ganze drei Tage verzögerte. Bemerkenswert dazu ist auch der Umstand, dass Souchon eigentlich andere Befehle aus Nauen (Grossfunkstation) erhalten hatte, er also eine Befehlsverweigerung beging, als er nicht, wie gefordert, SOFORT nach Konstantinopel ging, sondern erst noch der algerischen Küste seine Grüsse entbot! Da durch die Rohrschäden die "Goeben" mehr Kohle und Wasser verbrauchte als sonst, war man zur Bevorratung gezwungen wieder nach Messina zurück zu kehren. Auf dem Weg dorthin traf man auf ein britiches Kreuzergeschwader (Indomitable, Indefatigable) , dass den kleinen deutschen Verband aber unbehelligt passieren liess . Man befand sich nicht im Kriegszustand und hatte lediglich den Befehl, im Falle eines deutschen Angriffs auf französische Schiffe einzugreifen. Die Briten folgten dem deutschen Verband, wo-raufhin man auf der "Goeben" trotz der desolaten Dampfrohre ordentlich Dampf aufmachte und den Briten vor der Nase davondampfte! Das wäre für die Briten ja ausser der Blamage nicht weiter schlimm gewesen, aber gleichzeitig verlor man dadurch die Fühlung zum deutschen Verband und wusste bis zum nächsten Abend nicht, wo sich die Schiffe genau befanden. Das befand sich am 5. August wieder in Messina und begann mit der Bevorratung. Inzwischen befand man sich auch mit England im Krieg und die italienischen Behörden proklamierten nun öffentlich ihre "Neutralität". Sie waren so "Neutral", dass sie Souchon aufforderten, den Hafen binnen 24 Stunden zu verlassen. Was vermutlich auf britischem Druck geschah. Souchon aber erzwang sich einen dreimal 24 stündigen Aufenthalt.... Übrigens: um die Deutschen so schnell wie möglich los zu werden, wurde auch ein britischer Kohledampfer zur Bekohlung der deutschen Schiffe befohlen.Ausserdem wurden weitere Kohledampfer nach bereits im Frieden ausgearbeiteten Plänen zu bestimmten Punkten befohlen. Dies Punkte waren Kap Maleas, die Insel Santorin und am Eingang der Dardanellen. Am 6. August nachmittags war der Moment des Auslaufens gekommen. "Goeben" voraus und "Breslau" in gebührenden Abstand hinterher Kurs Adria! DAS sollten aber nur die Briten denken. Mitten in der Nacht wurde der Kurs auf Kap Matapan geändert. Geändert hatte sich auch die politische Lage. Der Befehl in die Türkei zu fahren wurde zurück genommen. Stattdessen sollte er wieder in die Adria und nach Pola zurückkehren, wo er in die östereichische Flotte eingegliedert werden sollte.Eigentlich hatte Souchon seine Befehle, aber auch diesmal entschied er sich gegen sie und folgte seinen eigenen Plänen. Ein Umstand, der komischer Weise kaum Beachtung findet. Zweimalige Befehlsverweigerung! Nur seine Erfolge können in den Augen seiner Vorgesetzten das rechtfertigen! In den engen Gewässern des Mittelmeeres blieb es nicht aus, dass der Verband bei aller Trickserei dann doch schnell entdeckt wurde. Der britische Kreuzer "Gloucester" wurde zum Fühlungshalter. Ein nächtlicher Angriff durch den Kreuzer "Dublin" und einigen Torpedobootszerstörern schlug fehl. Am 7. August kam es dann noch zu einem Gefecht zwischen der "Breslau" und der "Gloucester", der mit der Flucht der "Gloucester" endete, als die "Goeben" erschien. Bei Kap Maleas dann wartete der deutsche Dampfer "Bogador" mit Kohle und man bekohlte sich den ganzen 9. August ungestört.Am 10. August schliesslich liefen beide Schiffe in die Dardanellen ein, nachdem man über den Umweg über Smyrna Verbindung mit Konstantinopel aufgenommen hatte. Der Umweg über Smyrna war notwendig, weil man von den Schiffen keine Funkverbindung nach Konstantinopel herstellen konnte. Vielleicht wollten die Türken auch keine Funkverbindung um sich unnötigen Ärger zu ersparen. Aber Souchon hatte keine andere Wahl, die Briten waren ihm auf den Fersen. Als Kurierschiff fungierte der deutsche Dampfer "General". Nachdem der Verband in der Türkei angekommen war, begannen rege diplomatische Tätigkeiten, die darin gipfelten, das am 16. August (anderswo steht am 12. August) "Goeben" und "Breslau" in die osmanische Marine übernommen wurden, nachdem sie symbolisch an die Türken verkauft worden waren. Kommando und Besatzung blieben weitestgehend deutsch, nur die Kopfbedeckung wandelte sich in den türkischen "Fez". "Goeben" hiess ab sofort "Yavuz Sultan Selim" (Sultan Selim der Gestrenge), "Breslau" "Midilli" (Mytilene, nach der 1913 an Griechenland verloren gegangenen Insel). Am 15. August kündigte die Türkei ihr Marineabkommen mit Großbritannien und verwies die britische Marinemission unter Admiral Limpus bis zum 15. September des Landes. Die Dardanellen und der Bosporus wurden 27. September 1914 offiziell für die internationale Schifffahrt gesperrt. Souchon*** wurde zum Oberbefehlshaber der osmanischen, nach dem Kriegseintritt Bulgariens auch der bulgarischen, Kriegsmarine ernannt- das nenn ich eine Karriere und schon am 29. Oktober 1914 griff Souchon unter osmanischer Flagge russische Ziele an, obwohl Russland erst am 2. November der Türkei den Krieg erklärte. Eindeutig spielten hier deutsche Interes-sen eine vorrangige Rolle, denn fast gleichzeitig griffen britische Einheiten vor Izmir türkische Handelsschiffe an. Schliesslich erklärte am 12. November 1914 die osmanische Regierung der Triple Entente (Militärbündnis zwischen England, Frankreich und Russland. Sie wurde 1907 durch den Vertrag von St. Petersburg gegründet und stellte eine Weiterentwicklung der Entente cordiale dar, am 26. April 1915 kam in London ein Geheimvertrag mit Italien zustande, dem am 23. Mai 1915 die Kriegserklärung an Österreich-Ungarn und der Angriff u. a. am Isonzo folgte) den Krieg und vollzog damit den entgültigen und offiziellen Kriegseintritt auf Seiten der Mittelmächte. Überwiegend operierte die "Goeben", alias "Yavuz Sultan Selim" im Schwarzen Meer und beschäftigte die Russische Marine und den Küstenschutz, indem sie ersterer mehrere Gefechte lieferte und ettliche russische Häfen beschoss, so unter anderem die Seefestung Sewastopol(29. Okt. 1914), was ihr selbst zwei schwere 30,5 cm Treffer einbrachte. Mehrere Gefechte mit russischen Schiffen verliefen für die "Goeben" erfolgreich, aber beim Einlaufen in den Bosporus am 26. Dez. 1914 erhielt das Schiff zwei Minentreffer und nahm 600t Wasser auf. Zur Reparatur musste improvisiert werden, da es in der Türkei für so ein grosses Schiff keine Dockanlagen gab. Dort wurdedie "Goeben" von dem britischen Schlachtschiff "Queen Elizabeth" folgenlos unter Beschuss genommen. Bei einem weiteren Einsatz im Schwarzen Meer versenkte man zwei russische Handelsschiffe und lieferte sich mit russischen Schlachtschiffen ein Gefecht, bei dem die "Goeben" drei Treffer einstecken musste. Bei einer Patroullienfahrt traf am 7. Jan. 1916 die "Goeben" auf die neue russische "Imperatritsa Mariya."***** Der anschliessende Schusswechsel blieb für beide Schiffe folgenlos. Im Sommer wurde dir russische Stadt Tuapse beschossen, der vorerst letzte Einsatz, denn im Jahre 1917 fanden wegen der äusserst starken Verminung der Fahrwege und grosser Kohleknappheit keine grösseren Schiffsbewegungen statt. Im Jahr 1918 waren die Vorräte an Kohle und Munition, die aus Deutschland gebracht werden musste, aufgefrischt und es kam zu einer neuen grösseren Operation gegen die Insel Imbros. Dabei wurden von der "Goeben" die britischen Monitore "Raglan" und "M 28" versenkt. Diese Operation blieb aber für "Goeben"und die sie begleitende "Breslau" nicht folgenlos. "Midilli", wie die "Breslau" nun ja hiess, bekam zwei Minentreffer und blieb bewegungslos liegen. Als "Yavuz", wie die "Goeben" kurz auch genannt wurde, versuchte den kleinen Kreuzer abzuschleppen, erhielt sie selbst zwei (drei) Minentreffer. Die "Breslau" versank mit dem Grossteil ihrer Besatzung. Danach lief "Goeben" auf eine Untiefe und wurde von britischen Fliegern bombardiert ohne getroffen zu werden (Je nach Quelle bis zu 180 Bomben, von denen zwei doch getroffen haben sollen). Ganze sechs Tage sass sie dort bewegungslos wie auf dem Präsentierteller fest. Die Türken schleppten die "Goeben" wieder frei und zur Reparatur nach Konstantinopel, wo sie wieder mehr schlecht als recht geflickt wurde. Inzwischen aber hat sich die Situation an der deutschen Ostfront sehr zu Gunsten der Deutschen verbessert. Durch den Vertrag von Brest Litowsk befand sich die gesamte Norküste des Schwarzen Meeres, einschliesslich der Krim und Sewastopol in deutscher Hand. Im Mai 1918 konnte die "Goeben" seit 1912 zum ersten mal wieder in's Dock zur gründlichen Reparatur. "Nachdem die Türkei am 2. November 1918 vor den Ententemächten kapituliert hatte, wurde der Kreuzer von den Deutschen den Türken übergeben, so dass der fiktive Kaufvertrag von 1914 nunmehr de facto vollzogen war..." (Marine Arsenal, Sonderband 15, Siegfried Breyer). Nach dieser Kapitulation wurde der Kreuzer offiziell den Briten als Kriegsbeute zugesprochen, doch diese schenkten, nach der Revolution, den ohnehin nur bedingt fahrtüchtigen Schlachtkreuzer den Türken, die diesen dann bis 1930 wieder fahrbereit machten und als Flaggschiff der türkischen Flotte verwandten. Seit 1948 lag es stationär in Gölcük. 1950 kam es in die Reserve und 1954 wurde es aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen. Vor seinem Abbruch wurde das Schiff der deutschen Bundesregierung zum kauf angeboten, aber dem Zeitgeistentsprechend zeigte man kein Interesse an diesem Meisterstück deutscher Ingenieurskunst und einem traditionsreichen Stück deutscher Marinegeschichte und letztentlich, wenn man so will, einem Stück deutsch türkischer Freundschaft(Waffenbrüderschaft). Zwischen 1973 und 1976 wurde es verschrottet.
* Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 - 1970, Breyer ** Je nach Quelle schwanken selbst solche Angaben, von denen man annehmen sollte, sie stünden fest. *** Im September 1917 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm den Befehl über das Vierte Schlachtgeschwader der Hochseeflotte. Bei Kriegsende war er Kommandeur der Marinebasis Kiel. **** Großadmiral Alfred von Tirpitz gilt als Begründer der deutschen Hochseeflotte. Ziel war es, eine Flotte zu schaffen, die zwar die Stärke der britischen Flotte nicht erreichen konnte, doch für die Seemacht Großbritannien zumindest eine Risikodrohung im Falle eines Krieges gegen das Deutsche Reich darstellen sollte . Das 1. Flottengesetz legte auf lange Sicht den Plan fest, für den Tirpitz 20 Jahre veranschlagte. Eine gewisse Parallele zeichnt sich zum späteren "Z" Plan im 3. Reich ab. ***** Anderswo steht zum selben Gefecht: "Imperatritsa Ekaterina II"
Abschliessend sei noch angemerkt, dass es auch eine Version der Goebengeschichte gibt, in der die Fahrt in Richtung Türkei ganz anders dargestellt wird, nämlich, dass es sich nur um eine Notlösung gehandelt habe, nachdem Souchon der Weg zurück nach Pola versperrt war. Das dann nach dem Krieg die Ereignisse etwas verklärt dargestellt wurden ist durchaus verständlich, auch dass sich Souchon die Gedankengänge seiner Vorgestzten zu eigen machte und als seine eigenen ausgab.
Hier ein kleiner Nachtrag: In ihren langen Leben nahm die "Goeben" an insgesamt 17 Artilleriegefechten teil und überstand 60 Luftangriffe. Sie teilte Schläge aus, musste aber auch welche einstecken. So sechs Treffer mit 30,5 cm Geschützen, fünf Minen- und zwei Bombentreffer. Der damals 61 Jahre alte Schlachtkreuzer wurde für 19,5 Millionen Lira zur Verschrottung verkauft. Dabei fielen rund: 5.480 Tonnen Panzerstahl, 11.914 Tonnen Stahlschrott, 178 Tonnen Kupfer, 504 Tonnen Messing, 135 Tonnen Kabelschrott, 177 Tonnen Holz und weitere 640 Tonnen anderer Metallschrott an. Außerdem 1.568 Tonnen unverwertbarer Restmüll. Der Gesamtwert des Schrottes lag bei etwa acht bis neun Millionen DM. Für diese Summe oder alternativ im Tausch gegen das Segelschulschiff "Gorch Fock", hätte die damalige Bundesregierung das ansonsten gut erhaltene Kriegsschiff erwerben können. Übrigens war die "Goeben", natürlich als "Yavuz", als Hull Number B70, kurzzeitig sogar Bestandteil der NATO Flotte, als die Türkei 1952 der Nato beitrat.