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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 443 mal aufgerufen
 1. Weltkrieg
Waldi44 Offline




Beiträge: 563

22.07.2011 17:22
RE: Die Piraten von SM U 27 Antworten

Aus dem Jahre 1849* stammt eine Anweisung von einem gewissen Lord Palmerston** nach der jeder Angehörige der deutschen Kriegsmarine als Pirat zu betrachten und als solcher auch zu behandeln ist. Rettungsversuche deutscher Seeleute haben zu unterbleiben. Auf diese Anweisung von "Anno Tobac" berufend, zumindest rechtfertigte er sein Tun erfolgreich damit, ließ der britische Lt. Herbert Godfrey, Kommandant der als amerikanischen Handelsschiff getarnten Ubootfalle HMS BARALONG, den Rest der Besatzung von U 27 am 19. August 1915 im Maschinenraum des Frachters "Nicosian", wohin sie sich flüchteten, nachdem sie aufgenommen worden waren und feststellen mussten, dass die Briten sie mit einem bewaffneten Kommando verfolgten, als Piraten hinrichten.
Zuvor waren acht der insgesamt 12 Überlebenden von U 27 durch Beschuss aus Bordwaffen getötet worden
Ursprünglich sollte das Vorkommnis verheimlicht werden aber amerikanische Passagiere sagten die Wahrheit über das Geschehen aus, auch, dass das Schiff eine amerikanische Flagge trug. Daraufhin trat die Admiralität die Flucht nach vorne an und machte einen Mörder zum Kriegshelden. Für dieses Kriegsverbrechen wurde Herbert Godfrey zum Commander befördert und von der englischen Königin mit dem Victoria Cross*** ausgezeichnet.




* "Die Reichsflotte kam im Seegefecht vor Helgoland am 4. Juni 1849 zu ihrem ersten und einzigen Kampfeinsatz, dem bis heute einzigen Seegefecht unter schwarz-rot-goldener Flagge. Das Flaggschiff war bei diesem Gefecht die Dampffregatte SMS Barbarossa. Das Gefecht musste abgebrochen werden, weil die Barbarossa vor Helgoland in britische Hoheitsgewässer
geriet und die Briten die deutsche Flagge nicht anerkannten."

** "Lord Palmerston bekam für seine vielgeschäftige, sich überall einmischende, oft unüberlegte Politik den Namen Lord Firebrand (Feuerbrand)."

*** "Das Victoria Cross (deutsch: „Victoria-Kreuz“) ist die höchste Kriegsauszeichnung der Streitkräfte des Vereinigten Königreichs und einiger Staaten des Commonwealth. Es wird für herausragende Tapferkeit im Angesicht des Feindes verliehen und steht innerhalb der Rangfolge der Orden und Ehrenzeichen des Vereinigten Königreichs an erster Stelle."

Gast ( gelöscht )
Beiträge:

24.07.2011 18:54
#2 RE: Die Piraten von SM U 27 Antworten

erwähnen sollte man hier, daß die Reichsflotte sich 1849 im schleswig-holsteinischen Krieg mit Dänen, nicht mit Briten schlug.. Warum sollte Palmerston einen solchen Befehl geben?

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

28.07.2011 12:06
#3 RE: Die Piraten von SM U 27 Antworten

Zitat
Gepostet von Gast
erwähnen sollte man hier, daß die Reichsflotte sich 1849 im schleswig-holsteinischen Krieg mit Dänen, nicht mit Briten schlug.. Warum sollte Palmerston einen solchen Befehl geben?



Richtig! Warum wohl? Weil die Briten gegenüber dem Norddeutschen Bund und der neu gegeründeten Reichsflotte auf der einen Seite und Dänemark andererseites ihre allseits wohlbekannte Neutralitätspolitik ausübten, indem sie der dänischeb Fregatte, die vor den deutschen Schiffen flüchtete, Unterschlupf gewährte, während die deutschen Verfolger mit Kanonenschüssen daran erinnert wurden, wem Helgoland damals gehörte.
Hinzu kam ja erschwerend, dass die Reichsflotte unter einer durch England nicht anerkannten Flagge fuhr. Was schlussendlich Lord Palmerston - genannt "Feuerbrand"- zu seinem Befehl bewog ist nicht überliefert, zumindest nicht mir bekannt. Die Tatsache, dass sich ein Land mit einem anderen im Kriegszustand befindet, war für einen Dritten nie Grund, sich trotz oder sogar wegen angeblicher Neutralität für eine der Kriegsparteien zu engagieren.
Mehr als lächerlich aber war, sich dieses Befehls zur Rechtfertigung eines Kriegsverbrechens zu bedienen. Schon allein diese Begründung für sich ist meiner Meinung nach ein Verbrechen, da sie zur Nachahmung ermunterte und der verliehene Orden tat sein Übriges.

Ps: Über Lord Palmerston gibt es im Netzt ettliche Artikel, allerdings überwiegend auf Englisch und einige Bücher. Möglicherweise wird dort auf besagten Befrehl näher eingegangen.

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