Der wohl bekannteste und berühmteste deutsche "Pirat" neben Klaus Störtebecker(* um 1360; † vermutlich am 21. Oktober 1401 in Hamburg), war wohl der "Seeteufel" Felix Graf von Luckner (* 9. Juni 1881 in Dresden; † 13. April 1966 in Malmö), Kommandant des Segel- Hilfskreuzers SMS "Seeadler" im Ersten Weltkrieg. Sich selbst nannte er "Seeteufel", seine Gegner einen Piraten. Vielleicht trug auch sein Kriegsschiff etwas zu diesem Namen bei. Die SMS "Seeadler" war das letzte Segelkriegsschiff; eine dreimastige, 1888 gebaute, Windjammer.
Bei den Angriffen auf feindliche Handelsschiffe hielt er sich, anders als es Piraten zu tun pflegten, an die Prisenordnung. Das führte sogar dazu, dass er zwei Schiffe aufbrachte, sie aber wieder fahren ließ. 14 Schiffe hatten da bei der sieben Monate dauernden Feindfahrt durch den Atlantischen und Pazifischen Ozean weniger Glück. Sie wurden versenkt. Allerdings führ auch er, wie die meisten Piraten, unter falschen Namen und falscher Flagge und zeigte letztere erst kurz vor Kampfbeginn.
Allerdings fällt das führen der falschen Flagge noch unter "Kriegslist", solange VOR Eröffnung der Kampfhandlungen die wahre Identität durch Hissen der richtigen Flagge offenbart wurde.
Im Grunde ist das ja keinen Beitrag wert aber man ließt eben immer wieder davon, dass deutsche Seeleute während beider Kriege als Piraten diffamiert werden. Bei Kriegsende 1945 mußten deutsche U-Boote, nachdem sie aufgetaucht waren, eine schwarze Flagge setzen - eine Piratenflagge. Ein Grund mehr, sich mal mit zwei Begriffen etwas näher zu beschäftigen, nämlich mit dem des Piraten und des Korsaren. Für den Laien kein großer Unterschied und in der Praxis eigentlich auch kaum aber rechtlich schon.
"Korsar" kommt übrigens nicht von Korsika, obwohl auch ettliche Korsaren von dort stammten und sogar in der Korsichen Flagge der Kopf eines Piraten zu sehen ist, sondern vom: "Das Wort findet sich in den romanischen Sprachen des westlichen Mittelmeerraums (französisch corsaire, provenzalisch cursar, italienisch corsale, corsare, spanisch corsario, vgl. auch kroat. gusar) und geht letztlich auf das lateinische cursus „Beutezug“, eigentlich „Lauf“ oder cursor „Läufer“ zurück." (Wiki).
Der Berühmteste Korsar aller Zeiten war Sir Francis Drake, der als Pirat anfing und dann zum Korsaren seiner Majestät wurde. Hier zeigt sich der entscheidende Unterschied: Als Pirat war man Vogelfrei und betrieb die Piraterie auf eigene Rechnung und eigenem Risiko. Als Kaperfahrer besaß man einen Kaperbrief, ähnlich wie "007" die Erlaubnis zum Töten hat, hatte man mit so einem Brief die Erlaubnis zur Seeräuberei.
Allerdings war so ein Kaperbrief kein Freifahrtschein. Erstens mußte man dem Aussteller dieses Kaperbriefes einen gewissen Anteil der Beute abgeben und zweitens mußte man schon sehr darauf achten, wen man zu kapern gedachte. Freunde und Verbündete oder gar eigene Schiffe, mag ihr Ladung noch so verlockend sein, waren tabu - eigendlich! Und dann mußte man auch noch die ständig wechselnden Allianzen beachten, denn der Feind von gestern konnte der Freund von heute sein. Allerdings hielt sich nicht jeder Inhaber eines Kaperbriefes an die Auflagen, was so manchen von ihnen an den Galgen brachte. An dem landete man auch, wenn der Feind, den man zu kapern gedachte sich als der stärkere erwieß oder andere jagd auf einen selbst machten und erwischten. Darin unterschieden sich Piraten und Kaperer nicht.
Schon damals gab es den Trick der Vortäuschung um Piraten/Kaperer zu erwischen. Man täuschte einen fetten dicker Kauffahrteisegler vor und lockte damit die Freibeuter an, um sie dann mit überlegenen Mitteln, die man zuvor getarnt hatte, zu überwältigen. Diese Praxis fand man dann später sowohl im 1. Weltkrieg, als auch im 2. wieder. Handelsschiffe wurden mehr oder weniger erkennbar bewaffnet und man schuf mit den "Q-Ships", die "U-Bootfallen".
Andersrum gab es dann die Hilfskreuzer und Blockadebrecher. Ebenfalls Handelsschiffe mit getarnter Bewaffnung und die weltweit operierenden U-Boote. Letztere waren aber richtige Kriegsschiffe, die auch für den Kriegseinsatz geplant und gebaut wurden. Wobei gerade in England viele Handelsschiffe so gebaut wurden, dass sie im Kriegsfall schnell zu Hilfskreuzern umgerüstet werden konnten oder auch als Handelsschiffe Geschütze tragen konnten. Dafür zahlte die Regierung den Reedern sogar eine Prämie.
Nun hatten die Kapitäne deutscher U-Boote und Hilfskreuzer keine Kaperbriefe aber die hatten sie auch nicht nötig, da sie Kombatanten einer kriegführenden Macht waren. Dennoch hielten sie sich, anders als Piraten, an die Regeln des Seekrieges, sprich Prisenordnung. Diese gab es in Deutschland seit dem 30. September 1909 als Verordnung und seit 28. August 1939 als Gesetz. http://www.ubootarchiv.de/ubootwiki/index.php/Priesenordnung sie galt nicht nur für U-Boote!
Natürlich brachte diese Prisenordnung, so wie sie da stand, auch Probleme mit sich und zwar in erster Linie für die Deutschen, die zu Kriegsbeginn versuchten, sich weitestgehend daran zu halten.
Im 1. Wk entstanden diese Probleme zT. durch den technischen Fortschritt. So verfügten die meisten Schiffe über Funk und nichts war für einen Hilfskreuzer oder ein U-Boot tödlicher als, dass der Feind und seine Kriegsmarine von seiner Anwesenheit und gar seinem Standort erfuhr. Funkte das aufgebrachte und gestoppte oder fliehende Schiff, wurde das Feuer eröffnet und meist versuchte man die Funkbude zu treffen oder die Antennen.
Im Gegenzug gab es dann auch einen Befehl der britischen Marineführung, der da lautete, dass die Schiffe versuchen sollten die aufgetauchten U-Boote zu rammen. Gelang das, war das für das Boot das Todesurteil. Der U-Bootkommandant oder der eines Hilfskreuzers konnte sich bei seiner Entscheidungsfindung auch nicht auf die gezeigte Flagge verlassen, denn die war oft falsch. Gerade die U-Bootkommandanten mußten da den richtigen Riecher oder sechsten Sinn haben. Mit Piraterie hatte das aber nichts zu tun, denn die Beute fiehl ja weder dem Kapitän, noch der Besatzung zu. Wenn, gab es höchsten Orden, Beförderungen oder im schlimmsten Fall ein nasses Seemannsgrab.
Natürlich sann man in England, als Inselstaat, auf Abhilfe gegen diese "Piratenplage". Das war zu Beginn des 1. Weltkrieges gar nicht so einfach. Die Erfindung des Radar lag noch in weiter Ferne, Funk war auch noch nicht überall verbreitet, die Fliegerei steckte noch in den Kinderschuhen..... Also besann man sich auf die antike Kampftechnik des Rammens bei U-Bootgefahr und der Tarnung und Täuschung durch die "Q-Ships"! DAS wiederum zwang die U-Bootkapitäne, aber auch die der Hilfskreuzer über Sinn und Unsinn der Prisenordnung nachzudenken und im Zweifelsfall erst zu schießen und dann zu fragen. Das sprach sich natürlich bis Berlin rum und führte ua. zum 1. totalen U-Bootkrieg.
Im 2. Weltkrieg dann war die Ausgangslage ähnlich, allerdings waren die Boote besser aber in dennoch recht geringer Stückzahl und die Abwehrmittel waren entweder schon vorhanden oder standen kurz vor ihrer Einführung. Auch die Überwasserseekriegsführung gestaltete sich schwieriger. Die Reichweite der feindlichen Kriegsschiffe hatte sich vergrößert, alle hatten Funk und die Fliegerei reifte immer mehr aus, bis schließlich ua. Fluzeugträger das Blatt zu wenden begannen. Natürlich hatten die Alliierten, wie schon im 1. Weltkrieg, den Vorteil der weltweiten See- und Luftstützpunkte.
Der Seekrieg nach Prisenordnung überlebte die ersten Kriegsmonate nicht. Lediglich die Hilfskreuzer führten ihn weiter, denn ihre Aufgabe bestand nicht nur darin feindliche Handelschiffe zu versenken, sondern, wenn möglich, diese auch als Prise aufzubringen. Es gab da sehr erfolgreiche Schiffe! Das Aufbringen von Prise erinnert nun wieder entfernt an die Gepflogenheiten der Korsaren, die aber auch, wie Piraten, an der Beute/Prise wertmäßig beteiligt wurden. Allerdings ging es weniger um Gold, Seide und Sklaven, als um Kautschuck, Baumwolle, Metalle und ähnliche kriegswichtige Rohstoffe und Geld bekamen die Seeleute auch nicht dafür.....
Im Grunde gab es während der Seekriegsführung von deutscher Seite nur ganz wenige Akte, die man unter dem Begriff Piraterie und/oder Kriegsverbrechen zusammenfassen könnte. Diese wenigen Akte waren in der Regel auf das Fehlverhalten des führenden Offiziers* zurück zu führen und selbst beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess wurde der Oberbefehlshaber der U-Boote, Dönitz vom Vorwurf der Erteilung kriegsverbrecherischer Befehle freigesprochen. Trotz Haager Kriegsrechtsordnung und verschiedener anderer völkerechtlich bindender Anordnungen, Regeln und Gesetze, hat der Krieg dennoch seine eigenen Gesetze und viele davon sind Reaktionen auf bestimmte Aktionen, schlicht Interaktion genannt.**
Im Grunde kann man die Begriffe Piraten und Korsaren wenden wie man will, sie passen weder auf die Seeleute/Soldaten des Kaisers, noch die der Kriegsmarine oder spitz formuliert, die des "Führers"! Die Wahl dieses Begriffes durch die maritimen Gegner Deutschlands, hier vor allem der Briten, resultiert wohl eher aus der Angst und der zeitweiligen Hilflosigkeit vor allem den U-Booten gegenüber.
* Hier sei an den Eck-Prozess vor dem Internationalen Militärgerichtshof erinnert. Der viertägige Prozess, in dem neben Eck, dem Hauptangeklagten, noch der Zweite Offizier, der Bordarzt, der Leitende Ingenieur und ein Matrose von U 852 angeklagt waren, fand vom 17. bis 21. Oktober 1945 im britisch besetzten Hamburg statt. Es war der einzige Kriegsverbrecherprozess, der nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten gegen Mitglieder deutscher U-Boot-Besatzungen geführt worden ist. In dem Prozess ging es um die Ereignisse nach der Versenkung des griechischen Frachtschiffs Peleus durch das von Eck kommandierte deutsche U-Boot U 852 in der Nacht vom 13. März auf den 14. März 1944 .
Zum nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Eck-Prozess
** Hier sei auf den "Laconiabefehl" verwiesen, der Dönitz auf dem Internationalen Militärgerichtshof zur Last gelegt wurde. https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_D%C3%B6nitz