Bei der Nennung den Namens Scapa Flowfallen dem historisch bewanderten Zeitgenossen meist drei Fakten ein: Sitz der englischen Home Fleet, Internierungs- und Selbstversenkungsort der deutschen Hochseeflotte und Günther Prien mit U47, dem "Stier von Scapa Flow". Wer nun etwas mehr in die Geschichte vordringt, stößt noch auf zwei weitere deutsche U-Bootmänner, die sich an der Herausforderung "Scapa Flow" mehr oder weniger erfolgreich versucht hatten. Da war am 22./23 November 1914 Kaleu Heinz von Hennig mit SM U18. Im Fahrwasser eines Frachters gelang durch den Hoxa Sund in die Bucht von Scapa Flow einzudringen. Allerdings fand er sie leer vor, die Briten den Stützpunkt nur einen Tag zuvor geräumt hatten. Auf dem Rückweg wurde sein Boot von einem Bewcher (wohl ein Minenleger) entdeckt und mehrfach gerammt. Henning befahl die Selbstversenkung und ging anschließend mit der gesamten Besatzung in britische Gefangenschaft. Am 14. August 1915 gelang ihm gemeinsam mit zwei Kameraden die Flucht, er verpasste aber den Treffpunkt mit dem U-Boot, das ihn nach Deutschland zurückbringen sollte. Kurze Zeit später wurde er wieder gefasst und blieb bis Januar 1918 in Gefangenschaft, anschließend bis Dezember 1918 in den Niederlanden interniert. Der nächste der sich an Scapa Flow versuchte, war Oblt. z. S. Hans-Joachim Emsmann. Am 18. Oktober 1918 versuchte er mit SMS UB 116 und einer freiwilligen Offiziersbesatzung, in Scapa Flow einzudringen. Doch war der Hoxa Sound, den zuvor schon Henning erfolgreich durchquert hatte nicht wie erwartet frei von Netzen und Minen. Unterwasserhorchgeräte orteten die Schraubengeräusche des deutschen U-Boots und gegen 23:30 Uhr sichteten schließlich auch Suchscheinwerfer sein Sehrohr. Eine ferngezündete Minensperre zerstörte SMS UB 116. Vielleicht hätte Emsmann einen anderen Weg nehmen sollen, nicht den südlichen. Schließlich waren die Briten ja durch Hennings Raids vorgewarnt. Prien nahm später seinen Weg durch den Kirk Sund, die östliche Durfahrt nach Scapa Flow. Militärhistorisch besonders interessan ist Emsmann Einsatz weniger wegen seinem misslungenen Angriff auf die Flotte in Scapa Flow, sondern weil dieser Angriff im Rahmen der letzten geplanten Schlacht der deutschen Hochseeflotte gegen die Briten stattfand. Während aber die Hochseeflotte nicht mehr zur Schlachts auslief, fiehlen Emsmann und seine Männer. Ihr Auftrag war es gewesen, die englische Schlachtflotte zu schwächen um die Siegeschance der deutschen Hochseeflotte zu erhöhen. Wieviele Boote dafür im Einsatz waren und ob es nur freiwillige Offiziere oder generell Freiwillige aller Chargen war, weiß ich nicht. Der Angriff Priens ist eigentlich schon genug geschildert worden und muß es deshalb hier nicht noch mal. Aber eines sei noch erwähnt: Prien sprach in seinem Bericht von zwei Schlachschiffen, die beide Torpediert wurden. Das nördliche erhielt immerhin einen Torpedotreffer, das südliche, die HMS "Royal Oak" 3. Der Untergang der HMS "Royal Oak" wurde am 14 Oktober von der BBC bestätigt. Wen oder was nun der erste Torpedo getroffen hatte bleibt bis heute ein Rätsel. Bis zum heutigen Tag geben sich die Briten dazu typisch britisch bedeckt. Vier Schiffe kamen/kommen in Frage: HMS "Pegasus", HMS "Hood", HMS "Iron Duke" und das Flugzeugmutterschiff HMS "Pegasus". Das "Verschwinden" Priens um den 7. März 1941 konnte bis heute nicht genau geklärt werden. Der Zerstörer HMS "Wolverine" und das U-Boot HMS "U A" (sagt mir aber nichts, stammt aus "Clausewitz 8/2014) kommen als Sieger über Prien und U47 in Frage. Aus eigenem Hörensagen kenne ich aber noch eine andere Vermutung, die damals hinter vorgehaltener Hand zum Verschwinden dieses öffentlichen Helden geäußert wurde: Er und seine gesamte Besatzung sein in ein KZ gebracht und dort ermordet werden. Warum? Keine Ahnung- das wusste auch mein Stiefvater nicht von dem diese Vermutung stammte.
Am 24. Mai 1941 gab das Oberkommando der Wehrmacht bekannt, dass U 47 von einem Einsatz nicht zurückgekehrt war und mit Priens Tod gerechnet werden müsse. Diese Meldung beeinflusste die Stimmung im deutschen Volk, wie Berichte des SD belegen, die von einer allgemeinen Trauer sprechen. Das Propagandaministerium reagierte im Vorfeld der Bekanntgabe damit, die Todesmeldung in Erfolgsmeldungen einzubetten. Bis 1945 hielten sich Gerüchte, Prien habe überlebt und säße wegen Gehorsamsverweigerung im Gefängnis. 1946 erschien die amtliche britische Darstellung (The Battle of Atlantic, London 1946) mit der Bekanntgabe der Versenkung der U 47 durch Wasserbomben der Wolverine. Auf Nachfrage bei den britischen Behörden erhielten Priens Angehörige die gleiche Auskunft. Tatsächlich jedoch hatte HMS Wolverine das U-Boot U A attackiert, womit die tatsächliche Verlustursache wie der Untergangszeitpunkt von U 47 weiterhin spekulativ bleiben. Angenommen wird die Fehlfunktion eines eigenen Torpedos. Es könnte also auch ein Unfall gewesen sein.
Bis dahin war Prien in seiner Laufbahn als U-Bootkommandant insgesamt 238 Tage auf Einsatzfahrt und versenkte dabei 32 Schiffe mit 211.393 BRT.