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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 640 mal aufgerufen
 Allgemeines zu den Kriegsereignissen
Waldi44 Offline




Beiträge: 563

09.07.2010 10:27
RE: Die Kriegsschuldfrage Antworten

Am Ende des 1. WK musste das geschlagene Deutschland alle Kriegsschuld auf sich nehmen (Artikel 231, Versailler Vertrag) - die Siegermächte wollten es so. Frankreich vorneweg!!. Später dann wurde diese Behauptung etwas relativiert und man gab Deutschland "lediglich" die Hauptschuld, also nicht mehr die Alleinschuld.
Die Crux ist die Blankogarantie für Östereich Ungarn vom 5. Juli 1914, nach deren Erteilung seine Majestät geruhten "Urlaub" zu machen.
Führte diese Garantie tatsächlich zum Krieg?

calimero Offline



Beiträge: 35

11.07.2010 10:15
#2 RE: Die Kriegsschuldfrage Antworten

Auch Kaiser brauchen mal "Urlaub". Vier Jahre später ging er dann ja ganz in "Pension". Damit war er aber nicht der einzige Erlauchte.
Tja und wer war Schuld daran? Die Blankovollmacht hatte sicher ihren Anteil daran und daher kann man Deutschland auch nicht völlig unschuldig an dieser "Urkatastrophe" nennen!

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

11.07.2010 10:54
#3 RE: Die Kriegsschuldfrage Antworten

Schlussendlich aber kamen die ersten Kriegserklärungen von den Mittelmächten. Östereich an Serbien, Deutschland an Russland.
Das Militärs spielte eine ausschlaggebende Rolle. Sollte der Schliefenplan gelingen (einen "Plan B" gab es nicht!), mussten die Angriffe im Westen so schnell und machtvoll wie möglich beginnen und es gab keinen Zweifel, dass eine Kriegserklärung an Russland sofort Frankreich auf den Plan rufen würde.
Wollte vielleicht niemand diesen Krieg so, wie er dann stattfand, so kam er den meisten wohl zurecht.
Deutschland wollte seinen Platz an der Sonne, Österreich von innenpolitischen Problemen in seinem Vielvölkerstaat ablenken, Russland strebte die Vorherrschaft auf dem Balkan an, Frankreich wollte seine Rache für 1870/71 und England war deutschlands Flotte schon lange ein Dorn im Auge - Gründe hatte jeder und auch Italien liess sich druch Gebietserwartungen verleiten seine Bundesgenossen zu verraten und die Front zu wechseln, was aber zu erwarten war, denn schon Napoleon wusste, dass die Italiener nie einen Krieg mit demjenigen beendeten, mit dem sie ihn begonnen bzw. mit dem sie ein Bündniss hatten.

calimero Offline



Beiträge: 35

25.07.2010 17:58
#4 RE: Die Kriegsschuldfrage Antworten

Naja, nicht jeder Italiener war eben ein "Römer".

MaxMurx Offline



Beiträge: 3

05.02.2011 20:31
#5 RE: Die Kriegsschuldfrage Antworten

Die "Blankoscheck"-Historie ist eines der vielen ungeprüften WK I-Deutsche-Alleinschuld-Märchen. Vermutlich konnte man zu der Zeit, als diese Agenda konstruiert wurde, neuzeitliche Erfindungen wie das Internet nicht vorhersehen. Zusätzlich werden gerade heute viele Originaldokumente von den Archiven veröffentlicht und ich kann nur dazu raten KEINE der in den (vor allem in den Deutschen) Schulen gelehrten Darstellungen der Geschichte mehr zu vertrauen,bevor man nicht die Original-Dokumente recherchiert und diese gelesen hat. Und Vorsicht: oft werden englische Übersetzungen Deutscher Dokumente als Original-Dokumente verkauft, die oft absichtlich falsch oder unvollständig übersetzt wurden. Ein Beispiel unter vielen: "Der angebliche Blankoscheck Kaiser Wilhelm II. an den Österreichischen Kaiser Franz Josef der angeblich durch die uneingeschränkte Unterstützung des Deutschen Reiches den WK I. entfesselte."

Der Text der Äusserung des Kaisers auf eine österreichische Anfrage, was das Reich im Falle eines Krieges von Österreich- Ungarn gegen Serbien zu tun gedenke, ergibt sich nicht aus einer wörtlichen Überlieferung sondern aus der Depesche des österreichischen Gesandten nach Hause an Kaiser Fanz Josef.
Wilhelm II hatte gesagt, ",man werde sich der alten Freudschaft erinnern und fest zu seinen vertraglichen Verpflichtungen stehen".
Was steht aber drin in diesem Vertrag, dem Deutsch/Österreichischen Beistandsabkommen (dem inzwischen auch Italien beigetreten war)? Es steht geschrieben, dass wenn eine der vertragsunterzeichnenden Nationen von Frankreich oder Russland angegriffen wird, die andere zu Hilfe kommt. Wird eine der beiden Nationen von einer anderen angegriffen, die nur ein BeistandsAbkommen mit Russland oder Frankreich hat, ergibt sich keine Verpflichtung zu militärischer Hilfe. Man werde aber während des Konfliktes eine Haltung "positiver Neutralität" einnehmen. Der Fall, dass einer der Partner von sich aus den Krieg erklärt, ist überhaupt nicht geregelt. Ebenfalls nicht der Angriff einer Nation, die KEINEN Vertrag mit Frankreich oder Russland hat.
Daraus ergeben sich zwei Gründe, dass das Reich KEINERLEI Verpflichtungen gegenüber Österreich hätte, sollten diese der Nation Serbien den Krieg erklären. (1. Österreich greift selbst an, 2. Serbien war nicht verbündet mit Frankreich oder dem Zaren).
Diplomaten haben eine eigene Sprache, wie man weiss. Wenn man sich anschaut, was es vor diesem Hintergrund heisst: "Wir werden zu unseren vertraglichen Verpflichtungen stehen" heisst das auf Diplomatendeutsch: Wir werden überhaupt nichts machen, weil wir nicht unternehmen müssen, schau in den Vertrag, alter Freund, wie wir es auch tun (hier: wir werden uns unserer alten Freundschaft erinnern).

Diese Blankoscheck-Legende ist Hoax Nr.1.

Hoax Nr. 2 ist das angebliche Flottenwettrüsten. Immerhin war es die Zeit der industriellen Revolution. Für hergestellte Massenware brauchte man neue Märkte, und die waren nur über Seewege erreichbar, andere Transportmittel mit diesen Kapazitäten gab es nicht. Die bis dahin bestehende Marine des Reichs war ein Überbleibsel des Nordeutschen Bundes und bestand aus geruderten Kanonenschaluppen, Segelschonern und Raddampfern. Vor Hamburg mussten diese sich gegenüber arabischen (!!) Piraten , die dort die Handelsschiffe ausplünderten, geschlagen geben.
Wilhelm II als Enkel von Queen Victoria war ausser , dass er Deutscher Kaiser war, auch noch Admiral der BRITISCHEN Flotte. Das dürfte während seiner Erziehung eine gewisse Rolle gespielt haben und ausserdem war er stolz darauf.

Das man Angesicht der ersten industriellen "Globalisierung" der Welt mit seinen geruderten Kanonenschaluppen keinen Schutz der eigenen Handelsflotte garantieren konnte, deren Wachstum leicht prognostizierbar war, war wohl Allen klar. Eine Erhöhung der Professionalität der Reichsmarine war deshalb alles andere als "Deutscher Expansionswahn zur Erringung der Weltherrschaft durch einen blutrünstigen Hunnenkaiser", wie es in englischen Pamphleten nach dem WK I. dargestellt wurde, sondern eher eine vernünftige Entscheidung. Dazu kommen ein paar persönliche Dinge: ein gewisser Minderwertigkeitskomplex von Wilhelm, der von seinen Britischen Verwandten wegen seiner Körperbehinderung und weil er nur Deutscher Kaiser geworden war, oft gehänselt wurde. Als Britscher Navy Admiral der eine dermassen winzige und lächerliche Marine befehligte, kam er sich wahrscheinlich deshalb zusätzlich minderwertig vor. Zum dritten hatte er einen gewissen Hass auf Mitglieder des mit ihm verwandten Königshauses und vor allem deren Ärzte, denen er es ein bisschen zeigen wollte. Ob das militärisch hättre sein sollen, ist zweifelhaft weil Deutschland bis dahin seit Ewigkeiten keinen Krieg gegenüber anderen angefangen hatte (im Gegensatz zu allen Nachbarn). Dieser "England's Aristokratie-Hass Wilhelms kam auch daher, dass die britischen Ärzte bei seiner Geburt, die sehr kompliziert gewesen war, nur seine Mutter behandelt hatten und ihn für tot erklärten. Er wurde dann von einer deutschen Hebamme und einem deutschen Arzt gerettet, hatte aber eine (hypoxische) Lähmung seines (rechten oder linken?) Armes. Eine der speziell britisch humorigen Hänselungen war es, ihn als arroganten Heerführer zu Pferd zu porträtieren, wohl wissend, dass er wegen seines Armes überhaupt nicht reiten konnte und es sogar hasste, für Photos auf einem sich nicht bewegenden Pferd sitzen zu müssen. Diese unterschwelligen Anspielungen können zu tiefen Kränkungen werden. Bei einem, der zusätzlich einen hypoxiscxhen Hirnschaden hatte und deshalb für gewisse "Spontanexplosionen" bekannt war, macht man das zweimal nicht. Heute weiss keiner mehr davon und in der Schule lernt man es anders. Allerdings dachten wohl die Briten auch wie immer, jeder und vor allem die Hunnen wollten sich diese komische Insel aneignen, oder das Volk sollte es denken. In Wirklichkeit war es reiner Wirtschaftsprotektionismus der Engländer, (wie auch die geplatzte "Made in Germany"-Aktion gezeigt hatte). Der Rest war Propaganda.

[ Editiert von MaxMurx am 05.02.11 20:40 ]

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

06.02.2011 16:41
#6 RE: Die Kriegsschuldfrage Antworten

Prima Beitrag und ein neues "Gesicht". Nunja, die Diplomatensprache ist wie die der Personalmanager aber manchmal meinen sie doch, was sie schreiben/sagen... Inwieweit nun Deutschland, sprich der Kaiser, nun doch eine "Blankovollmacht" erteilt hat oder Östereich dies einfach nur annahm, ist wohl so einfach nicht zu klären. Klären lässt sich aber, dass der Kaiser durchaus gut reiten konnte und das trotz seiner Behinderungen.
Minderwertigkeitskomplexe hatte er, so man Biographen trauen kann, auch, aber weniger wegen seiner "Miniflotte", Das wiederum führte oft zu seinen spontanen Äusserungen zu politischen und gesellschaftlichen Ereignissen - am bekanntesten wohl seine "Hunnenrede". Seine Erziehung und England allerdings erweckte in ihm die Liebe zur Marine, das stimmt und es stimmt auch, dass deutschlands Flotte seiner neuen Machstellung in Mitteleuropa in keinster Weise entsprach - quantitativ ebensowenig wie qualitativ.
Ich meine auch, dass deutschlands "Aufrüstung" zu See nichts anderes war als eine Nachrüstung, die, ob tatsächlich oder nur vorgetäuscht, von England als wachsende Bedrohung angesehen wurde und bis zu einem gewissen Grad wohl auch war.
Aus dieser "Nachrüstung" erwuchs der deutschen Flotte natürlich ein riesiger Vorteil - war englands Flotte auf weiten Strecken hoffnungslos veraltet, war die deutsche weitestgehend auf dem neuesten Stand der Technik, was wiederum als zusätzliche Bedrohung angesehen werden konnte und wohl auch wurde.

Mittlerweile hat sich aber auch die An- (Ein-)sicht durchgesetzt, dass es für den Kriegsbeginn keinen wahren Schuldigen gibt. Der Begriff vom "reingeschlittert" hat sich festgesetzt und trifft irgendwie den Kern der Sache - meine auch ich.

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

18.09.2014 15:09
#7 RE: Die Kriegsschuldfrage Antworten

Ergänzend möchte ich noch anfügen: Oft wird die heimliche und dann offizielle Mobilisierung der russischen Armee als gerechtfertigter Kriegsgrund angegeben. Meine Meinung dazu ist aber, dass eine Mobilisierung die letzte Vorstufe zum Krieg ist, aber eben die "Vorstufe", wenn auch Vorletzte. Die letzte Stufe aber ist die Kriegserklärung selbst und die erging von den Mittelmächten an Serbien und Russland zuerst.
Im Westen hatte der Kaiser wegen des Schlieffenplans einige Bedenken. England, das war gewiss, würde die Verletzung der belgischen Neutralität nicht tatenlos dulden. Aber als der Kaiser seinen Generalstabschef Moltke jr. nach einer Alternative befragte, musste dieser zugeben, dass es keine gab.
Enttäuscht antwortete Wilhelm II.:"Ihr Vater hätte mir eine andere Antwort gegeben".

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

07.11.2014 17:28
#8 RE: Die Kriegsschuldfrage Antworten

"Wir werden den Krieg nicht vermeiden"

Sagte der französische Botschafter in Moskau (Seit Januar 1914) Maurice Georges Paléologue (Sohn eines nach der Rumänischen Revolution von 1848 nach Frankreich geflüchteten Abkömmling einer walachischen
Bojarenfamilie). Der Leiter der russischen Kriegsakademie erklärte im März 1914 vor Offizieren:"...die bewaffnete Auseinandersetzung mit dem Dreibund sei unvermeidlich und werde wahrscheinlich im Sommer
ausbrechen" und am 22. Juli erklärte die Gattin des Kommandeurs der kaiserlichen (zaristischen) Garde dem französischem Botschafter Paléologue bei einem Essen zu Ehren des französischen Staatspräsidenten
Poincare: "Der Krieg wird noch Ende des Monats beginnen, ...von Österreich wird nichts mehr übrig bleiben,... Deutschland wird vernichtet werden". Worauf dieser mit obigem Satz antwortete.
Bei einem Treffen mit dem französischen Botschafter in Russland, Maurice Georges Paléologue, spricht sich der französische Ministerpräsident René Viviani in Paris ausdrücklich für eine Beibehaltung der
1913 eingeführten dreijährigen Wehrdienstzeit aus. Mit dieser anschließend dem russischen Zaren Nikolaus II. übermittelten Erklärung entspricht Viviani Forderungen des russischen Bündnispartners.
Am 27. Juli 1914 erklärte auch der päpstliche Staatsekretär dem österreichischen Gesandten, - dass der Papst den Krieg mit Serbien wünsche....
Als dann die Ereignisse nach dem Attentat von Sarajewo ihren Lauf nahmen, lief gerade auf deutscher Seite einiges schief.
Als der österreichische Sondergesandte Alexander Graf von Hoyos und der österreichische Botschafter in Berlin, Ladislaus Graf Szögyény-Marich, den deutschen Standpunkt sondierten (Hoyos-Mission, 4. - 6.
Juli 1914), sagte der Kaiser am 5. Juli die deutsche Rückendeckung auch für den Fall einer Ausweitung des Konfliktes zu ("Blankoscheck"), und der Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg bestätigte dies
am folgenden Tag in einer Unterredung mit den Grafen Hoyos und Szögyény. Erst diese Bestätigung legitimierte die Garantierklärung an Österreich-Ungarn.
Mit dieser Garantierklärung sollte aber nicht Österreich Ungarn zum Krieg ermuntert werden, sondern Russland davon abgehalten werden sich in dem Österreich-Ungarisch Serbischen Konflikt bewaffnet zu
engagieren. In Berlin gedachte man eine weitere Entscheidung nach der Prüfung der serbischen Antwort auf Österreichs Forderungen zu treffen. Die Doppelmonarchie in Wien aber sah das anders und lehnte die
Antwort aus Belgrad als "unbefriedigend" rundweg ab.
Auch in Berlin erhielt man die serbische Antwort, aber der Kaiser weilte fernab der Hauptstadt. Auf Anraten von Bethmann Hollweg machte er vor Norwegen auf seiner Jacht Urlaub. Bethmann Hollweg verzögerte
obendrein absichtlich die schnelle Weiterleitung der serbischen Antwort, die am 27. Juli in Berlin eingetroffen war aber erst am 28. dem Kaiser auf seiner Yacht übergeben wurde.
Der Kaiser war mit der Antwort der Serben im Großen und Ganzen zufrieden und sah keinen Kriegsgrund mehr. Seine Depesche an seinen Kollegen in Wien wurde ebenfalls verzögert. Zweimal wurde sie verspätet
weitergeleitet, einmal in Berlin und einmal in Wien.
In der Zwischenzeit (teil)mobilisierten die Russen und nach der Ablehnung durch Österreich auch die Serben ihre Truppen. Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich Serbien den Krieg. Also am Tag, als dem
deutschen Kaiser auf seiner Yacht "Hohenzollern" vor Norwegen die serbische Antwort auf das Österreichische Ultimatum übergeben wurde. In Wien kannte man also noch nicht die Antwort des deutschen Kaisers,
sonst hätte man sich vielleicht eines anderen besonnen.
Als am 29. Juli österreichische Truppen mit der Beschießung Belgrads begonnen hatten*, ordnete der russische Zar Nikolaus II. am 30. Juli 1914 die Gesamtmobilmachung seiner Truppen an und noch am 31. Juli
1914 schickte Wilhelm II. an den russischen Zaren ein Telegramm, in dem er ihn beschwor: "Noch kann der Friede Europas durch Dich erhalten bleiben, wenn Russland einwilligt, die militärischen Maßnahmen
einzustellen, die Deutschland bedrohen". Das Telegramm an den "lieben Nicky" vermochte die Mobilmachung der Russen lediglich um einen Tag zu stoppen.
Als dann der "Große Krieg" ausgebrochen war und sich nach anfänglichen vor allem deutschen Erfolgen schon bald abzeichnete, dass eine Entscheidung so schnell nicht herbeizuführen war, versuchten die
Mittelmächte, Deutschland und Österreich-Ungarn, zu einem Verständigungsfrieden mit den Kriegsgegnern zu kommen. Ebenso unterstützte Deutschland eine Initiative des Papstes**, die in die gleiche Richtung
ging. Alle diese Friedensbemühungen wurden von den Alliierten schroff abgelehnt.
Spätestens nach dem Eintritt der USA in den Krieg waren alle deutschen Bemühungen zur Beendigung des Krieges von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Ihre aller letzte Chance eventuell zu einen Verständigungsfrieden zu gelangen hatten die Deutschen während der Michaelsoffensive versäumt, als diese noch vorwärts lief. DAS währe der Zeitpunkt gewesen,
Friedensfühler auszustrecken und nicht erst, nachdem sie sieglos beendet werden musste und die deutschen Truppen unter der alliierten Gegenoffensive, auch unter Mitwirkung amerikanischer Truppen,
zurückweichen mussten.
In den meisten vergangenen Kriegen hatten die kriegführenden Mächte stets Mittel und Wege gesucht und meist gefunden***, zu einem für beide Seiten erträglichen Frieden zu kommen. Warum es im "Großen Krieg"

nicht dazu kam, verdeutlich die Aussage des französischen Botschafters Théophile Delcassé, der schon im Oktober 1914 sagte:" Kriegsziel Frankreichs sei es, das Werk Bismarcks, das Deutsche Reich zu zerschlagen".

* Hier scheiden sich die Geister. Die einen behaupten, diese Beschießung habe es nie gegeben und sei nur ein propagandistisches Mittel um die Russen zum Eingreifen zu bewegen, die anderen, dass die
Beschießung stattgefunden habe.
** Vom Brandstifter zum Feuerwehrmann. Obwohl: man sagt ja, in jedem Feuerwehrmann steckt ein kleiner Feuerteufel ;).
*** Nur gegen Napoleon ging man schlussendlich ebenso rigoros vor wie später gegen Deutschland. Nur die Koalitionen waren andere.

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

25.08.2015 13:12
#9 RE: Die Kriegsschuldfrage Antworten

Als Deutschland Russland und Frankreich schriftlich den Krieg erklärte, war es kein geringerer als der Großadmiral Tirpitz, der die Notwendigkeit dieser offizieller schriftlicher Form anzweifelte. Im Grunde waren alle Beteiligten darum bemüht, die Kriegsschuldfrage entweder offen zu lassen oder den Kriegsgegner zuzuschieben. Für Österreich - Ungarn war es Serbien, ermuntert durch Russland. Für Deutschland war es durch die Mobilisierung Russland und durch den Vertrag mit Frankreich, der Frankreich zur Hilfe im Falle eines Angriffs auf Russland verpflichtete, auch Frankreich.
England war in dieser Mächtekonstellation die große Unbekannte. Volk und Regierung waren zerstritten ob man im Kriegsfall Frankreich helfen sollte, auch wenn es bereits ein geheimes Flottenabkommen gab, welches die im Mittelmeer versammelte französische Flotte entlastete, indem die britische Flotte den Schutz der französischen Atlantikküste und der Kanalküste garantierte. Die englische Kriegspartei, der unter anderem auch ein gewisser Winston Churchill angehörte, hoffte auf deutsche "Hilfe" in dieser Frage und Deutschland gab diese "Hilfestellung", indem es Belgien angriff.
Die Neutralität Belgiens war seinerzeit nicht nur von England und Frankreich, sondern auch von Deutschland garantiert worden. Ebenso die von Luxemburg. Für Bethman, seines Zeichens immerhin Reichskanzler, war diese Garantieerklärung nichts als "...ein Fetzen Papier", wie der dem britischen Botschafter Sir Edward Goschen erklärte, als dieser ihm das britische Ultimatum überreichte, die deutschen Truppen binnen 24 Stunden wieder aus Belgien abzuziehen.
Italien, das als ohnehin unsicherer Kandidat galt, berief sich auf den Defensivcharakter des Dreibundes und fühlte sich nach den diversen Kriegserklärungen nicht mehr an die geltenden Verträge gebunden und erklärte sich (vorerst) für neutral. Blieb noch der "kranke Mann" am Bosporus, der einfach nicht sterben wollte und seit die Jungtürken das Sagen hatte, sich zu erholen begann. Hier war England, dass den Ausschlag für die Bündnisfindung gab. Die Beschlagnahme zweier fertiggestellter Kriegsschiffe gab den Ausschlag, zumal schon seit längeren die Türken auf deutsche Militärberater gesetzt hatten, was erheblichen Stress mit den Russen verursacht haben, die schon seit 1.000 Jahren an den Bosporus drängten. Die Ankunft der "Goeben" und "Breslau" besiegelten den Pack.
Die Franzosen, ängstlich bemüht die Briten für sich als Kriegspartner zu gewinnen, zogen ihre Truppen 10 Km von der deutschen Grenze zurück. Deutschland sollte angreifen und nicht der Zufall entscheiden und kein Franzose durfte sich der belgischen Grenze nähern. Das sollten die Deutschen tun und damit England in den Krieg ziehen. Die Deutschen schließlich waren Gefangene ihres eigenen Kriegsplanes.

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