278,7 Milliarden Euro fordert Griechenland von Deutschland. Es soll sich um nie geleistete Reparationszahlungen handeln. Doch die Akte der NS-Reichsbank, die das belegen soll, zeigt etwas ganz anderes: Athen schuldet Deutschland eigentlich noch Tausende Goldpfund. 278,7 Milliarden Euro fordert Athen von Deutschland als Reparationszahlungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Errechnet hat das ein Sonderausschuss im griechischen Parlament – in geheimen Sitzungen. Experten staunen über die astronomische Höhe der Forderungen. Und niemand konnte sie bislang nachvollziehen. Der Mannheimer Historiker Heinz A. Richter hat sich deshalb dem Fall gewidmet. Er kommt zu überraschenden Ergebnissen, die die griechischen Politiker sicher nicht gerne hören werden: Es handele sich um „fundamental falsche Forderungen“, rein rechnerisch hätte nämlich nicht Deutschland Alt-Schulden bei Griechenland – sondern umgekehrt.
Mysteriöser Kredit in Höhe von 476 Millionen Reichsmark
Konkret stünden noch „eine knappe bis Dutzende Millionen Euro“ aus, berichtet die „Welt“ vom Dienstag unter Berufung auf einen Aufsatz von Richter, der in der kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift „Thetis“ erscheinen wird. Doch wie kommt Richter zu seinen Zahlen? Vor allem die Frage nach einem angeblichen Zwangskredit der Nationalsozialisten beschäftigte die öffentliche Diskussion. Dabei geht es um ein Darlehen in Höhe von 476 Millionen Reichsmark, das die Bank von Griechenland der Deutschen Reichsbank 1942 gewähren musste. Der deutsch-griechische Historiker Hagen Fleischer behauptet unter Berufung auf einen Bericht der NS-Reichsbank zu Griechenland, das Dritte Reich habe Athen damit einen „Zwangskredit“ abgepresst.
Richter: Den Kredit gab es nie
Richter hat sich den Bericht, der im Archiv des Auswärtigen Amtes liegt, bei einer „gründlichen Untersuchung deutscher Akten“ jetzt ebenfalls angeschaut. Und er kommt der „Welt“ zufolge zu einem ganz anderen Ergebnis als Fleischer: Diesen Kredit habe es nie gegeben. Tatsächlich handele es sich um einen „Rechnungsbetrag bezüglich der Besatzungskosten“. Weil Deutschland während der Besatzung zahlreiche Güter nach Griechenland exportierte und die griechische Währung gleichzeitig extrem an Wert verlor, ergebe sich sogar ein noch offener Saldo von 3000 bis 4000 Goldpfund, den Athen nicht beglichen habe. Selbstverständlich will das niemand ernsthaft einfordern.
Am 1. Juni 1941 schloss die Wehrmacht die Eroberung Griechenlands ab. Immer wieder fordert Athen Reparationen wegen der deutschen Gewaltherrschaft. Mit Recht? Historiker Heinz A. Richter verneint. Seit vielen Jahren fordert die Regierung in Athen immer wieder Reparationen von der Bundesregierung. Zu Recht? Nein, sagt der Historiker Heinz A. Richter. Eine in der Geschichtswissenschaft nicht unumstrittene Position. Und derart einfach ist die Antwort tatsächlich nicht, wie sich im folgenden Gespräch herausstellt. https://www.t-online.de/nachrichten/wiss...arationen-.html