Im Zeitalter des politisch korrekten Wortes sind ja schon solche Begriffe wie Negerkuss oder Mohrenköpfe dem neutralen aber fadem Wort "Schaumgebäck" gewichen. Der Altweibersommer heißt allerdings noch immer so... Aber wie verhält es sich mit dem Begriff "Zigeuner", der oft auch als Schimpfwort benutz wird? "Sinti- " oder "Romaschnitzel" klingt ja nun doch etwas blöd ! Nun, der Oberzigeuner äh Chefsinti oder Romaboß*, korrekterweise muss man wohl Sinti und Roma immer im Zusammen nennen (?), Romani Rose (67) gab der Bildzeitung zu diesem weltbewegendem Thema folgende Erklärung ab: Zigeuner(?) mit deutscher Staatsangehörigkeit sollten als "Roma und Sinti" bezeichnet werden. Bei Zigeunern(!) aus anderen Ländern wie Ungarn, Frankreich, Spanien bleibt es beim Begriff Zigeuner und zwar deshalb, weil sie sich selbst so bezeichnen. Sagt der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma. Zwei Zigeunerhochburgen wurden bei der Aufzählung (Ungarn, Frankreich, Spanien) geflissentlich vergessen: Rumänien und Bulgarien. Von dort kommen also die Zigeuner nach Deutschland... Also, die Sache ist doch ganz einfach: Bevor man einen Menschen in eine Volksgruppe einordnen kann bzw darf, muss man sich seine Ausweis zeigen lassen. Ist er deutscher Zigeuner mit deutscher Staatsbürgerschaft, ist der Begriff Zigeuner für ihn eine Beleidigung. Ist er hingegen Rumäne oder Bulgare ist und bleibt er ein Zigeuner!? Ich möchte hier mal gaaaanz spitz etwas anmerken: Die deutschen Juden während des 3. Reiches fühlten sich auch als etwas besseres als ihre osteuropäischen Verwandten deren Schicksal sie aber unterschiedslos teilten. Möglich, ja sogar sicher, meinte Rose das nicht so aber es könnte auch so verstanden werden!
* Die Begriffe "Oberzigeuner äh Chefsinti oder Romaboß" sind ironisch und keinesfalls beleidigend gemeint!
Nun habe ich natürlich etwas recherchiert und einen ganz guten Beitrag zum Thema gefunden, der zB. auch die Frage klärt, on "Sinti und Roma" tatsächlich immer als Wortpaar erscheinen müssen. Hier der durchaus lesenswerte Artikel: "Dass neuerdings vermehrt europäische Roma nach Deutschland kommen, stellt Journalisten vor eine Herausforderung: Wie soll man die Gruppe nennen? Oft ist von "Armutszuwanderern" die Rede, um eine ethnische Zuschreibung zu vermeiden. Teilweise wird fälschlich das Begriffspaar "Roma und Sinti" verwendet. Und auch die Vokabel "Zigeuner" taucht wieder auf. Hintergrundwissen für den sicheren Umgang mit diesen Bezeichnungen. Von Norbert Mappes-Niediek Das Comeback der Zigeuner Ein Buch des Journalisten Rolf Bauerdick hat die Debatte über Begrifflichkeiten und "political correctness" zu Roma neu entfacht. Sein Titel gleicht einem Statement: "Zigeuner – Begegnungen mit einem ungeliebten Volk". Bauerdick erklärt im Interview, er bezeichne die Menschen "aus Respekt" so und sieht sich bestätigt durch das Feedback einiger der auf diese Weise Angesprochenen und das "erstaunlich" große Medieninteresse. Und so steht die Frage im Raum: Darf man noch – oder wieder – "Zigeuner" sagen oder schreiben? Heißt es nicht eigentlich "Roma"? Oder muss man die sperrige Doppelformel "Sinti und Roma" verwenden?
Zigeuner
Die einfachste Antwort ist: Von dem Wort "Zigeuner" fühlen manche Menschen sich verletzt und beleidigt, vom Wort "Roma" nicht. Wer niemanden beleidigen will, sollte das Zigeuner-Wort also nicht verwenden und stattdessen lieber von "Roma" sprechen. Nennt man in Deutschland jemanden "Zigeuner”, heißt das vor allem: Du bist kein Deutscher wie wir, du bist anders. Es mag stimmen, dass das Wort bis vor dreißig oder vierzig Jahren von vielen, die so bezeichnet wurden, als gängige Bezeichnung akzeptiert war. In den 1950er Jahren gab es in Deutschland noch ein "Zentralkomitee der Zigeuner". Doch die Zuschreibung wird in der Regel nicht mit Stolz angenommen, sondern ist mit Scham verbunden. Dass sie als Kinder und Jugendliche "Zigeuner" genannt wurden, hat viele traumatisiert. Der Begriff wurde in Deutschland nie als neutrale Zuschreibung für eine Volksgruppe verwendet, sondern immer auch als ein Synonym für Verunglimpfungen wie "asoziales Gesindel". Die Hasspropaganda der Nationalsozialisten trug dazu bei, die negative Bedeutung noch zu vertiefen.
Auf dem ersten "Weltkongress" der Roma-Nationalbewegung 1971 in London einigten sich die versammelten Aktivisten dann auf das Wort "Roma".
Roma
Seit den frühen 70er Jahren hat das Roma-Wort sich fast überall in Europa durchgesetzt. ◾"Rom" bedeutet in der Sprache Romanes "Ehemann", ◾"Romni"heißt Ehefrau, ◾und der Plural "Roma" wurde schon länger, besonders in Rumänien, auch als Volksname verwendet.
Im früheren Jugoslawien, in Ungarn, Rumänien und Bulgarien, also den Ländern mit den meisten Roma, existieren wie in Deutschland die Bezeichnungen "Roma" und "Cigani", "Cigány" und "Țigani” nebeneinander und werden für dieselben Menschen verwendet. In allen diesen Ländern aber wird in Zeitungen sowie in öffentlichen Dokumenten nur das Wort "Roma” benutzt.
Die Bezeichnung "Zigeuner" ist allenfalls umgangssprachlich üblich. Wenn sie in der Schriftsprache verwendet wird, geschieht das fast immer in herabsetzender Absicht oder wird wenigstens so empfunden. Ein Vorstoß rumänischer Abgeordneter, das Wort "Roma" in der Amtssprache durch "Zigeuner" zu ersetzen, stieß bei den Vertreter-Organisationen auf Empörung. Es stimmt auch, dass die Bezeichnung "Roma" von vielen, die so genannt werden, nicht akzeptiert wird und dass manche das Wort "Zigeuner" vorziehen – besonders in Rumänien und in Ungarn. In dieser Haltung steckt manchmal Sarkasmus, aber noch häufiger Skepsis gegenüber dem Anspruch einer Roma-Nationalbewegung. Anders als in Deutschland wird in Ost- und Südosteuropa zwischen Nationalität und Staatsangehörigkeit unterschieden. Als Rom definiert zu werden, heißt nicht zuletzt auch, Teil einer Volksgruppe oder sogar Nation zu sein. Von ethnischen Minderheiten und Nationen wird aber erwartet, dass sie ihre Bedürfnisse bis zu einem gewissen Grade selbst regeln. Da Roma zumindest in Ost- und Südosteuropa in einer sozialen Randlage sind, sind sie dazu oft nicht in der Lage. Deshalb lehnen viele das Roma-Wort ab.
Sinti & Roma
Schon bevor sich der Begriff "Roma" um 1970 international auszubreiten begann, hatten sich Aktivisten in der Bundesrepublik Deutschland auf die Bezeichnung "Sinti" (Singular männlich Sinto, weiblich Sintizza) geeinigt. Damit sind die Nachfahren von Gruppen gemeint, die schon seit dem 15. Jahrhundert nach Deutschland eingewandert sind. Verwendet wird der Begriff nur in Deutschland, Österreich und Teilen Norditaliens. Wenn Vertreter von "Sinti und Roma" sprechen, wollen sie damit auch die Nachfahren von späteren Einwanderergruppen einschließen, die nach der Sklavenbefreiung in Rumänien um die Mitte des 19. Jahrhunderts nach Deutschland gekommen sind. Beide Gruppen gelten in Deutschland als ansässig oder "autochthon" und genießen wie die Friesen, Sorben oder Schleswiger Dänen Minderheitenstatus. Neuzuwanderer aus Rumänien oder Bulgarien, Serbien oder Mazedonien "Sinti und Roma" zu nennen, ist deshalb falsch. Wenn man sie unbedingt mit einem ethnischen Namen bezeichnen will, ist nur "Roma" richtig.
Die derzeit viel zitierten Herausforderungen, die die Migration dieser Gruppen teilweise mit sich bringt, haben nichts mit ihrer ethnischen Zugehörigkeit zu tun. Vielmehr sind die Problemlagen typisch für Armuts-Communities überall auf der Welt. Insofern kann man auf ethnische Zuschreibungen verzichten. Am zutreffendsten wäre es also, von "Armutswanderern" zu sprechen, wenn man das aktuelle Thema aufgreifen will. Auch Marian Luca, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, hält das noch für den geeignetsten Begriff. Dabei wiederum sollte man allerdings unbedingt beachten, dass "Armutswanderer" als pauschale Zuschreibung für (alle) Einwanderer aus Osteuropa keineswegs zutrifft.
Das Problem wie die Zig..., Rom.. oder wie auch immer korrekt benamst werden sollen, haben unsere europäischen Nachbarn auch. Sie bemühen sich aber um ein bisschen Logik.
"Sinti und Roma" ist offensichtlicher Quatsch. Entweder bin ich Sinti oder Roma.
Oder es gibt eine Hierarchie, darauf scheinen sich Engländer und Franzosen einzuschiessen:
Unbelastet vom Holocaust und auf sprachliche Logik bedacht wird in Frankreich "Rom" als Sammelbegriff verwendet. Sinti sind dort Roma aus dem deutschen Sprachraum. "Manouche " ist dort ein eher verschmähter älterer Begriff.
Touristische Seiten gehen dem sprachlichen Konflikt elegant aus dem Weg und halten sich an den Begriff "Fahrendes Volk" (gens du voyage (roms, manouches, gitans, sintis... - hier zitiert aus dem französischen Wikibeitrag zu Saintes-Maries-de-la-Mer, einem Wallfahrtsort der Fahrenden). Auf der Homepage von Saintes-Maries-de-la-Mer wird aber noch Gitanes bzw, Zigeuner in der deutschen Homepage-Version verwendet.
Bei den Engländern sieht es ähnlich aus: The Sinti of Central Europe are closely related to the group known as Manouche in France. They speak the Sinti-Manouche variety of Romani, which exhibits strong German influence. Bemerkt? In England ist Manouche erlaubt und wird closely synonym zu Sinti verwendet.
Den find ich auch nicht schlecht: The French National Gendarmerie tends to refer to "MENS" ("Minorités Ethniques Non-Sédentarisées"),aus dem englischen Wikibeitrag "Romani People in France"
Fazit: wir erleben hier, wie auch bei den Begriffen Neger, Farbiger, Afro.., eine hochinteressante linguistische Genese mit noch offenem Ausgang.
Persönliches Fazit: "Fahrendes Volk" hat für mich Charme, sprachliche Eleganz und den Touch Abenteuer, der im Zigeuner auch mal steckte. Und das Zigeuner-Schnitzel kaann von mir aus auch Paprikaschntzel heißen.
Anmerkung: ich möchte nicht länger als "Germane" oder "Alemanne" tituliert werden. Germane klingt so rückständig nach Hörnern und Met und Alemanne ist für einen Schwaben schlicht einen Beleidigung. Wo kann ich mich da eigentlich beschweren?
Naja, "Fahrendes Volk" mag ja Charme haben, aber so mancher Sinti oder Roma, also deutscher Zigeuner, wird sich das Verbitten. Tatsächlich sind viele eben sesshaft geworden. Ich meine, solche Begriffe, wie auch der allseits beliebte Mohrenkopf, sollten immer im Zusammenhang mit dem Gesagtem betrachtet werden. Sagt einer "scheiß Zigeuner", macht es die korrekte Bezeichnung, "scheiß Sinti (Roma)" auch nicht besser. Benutzt einer das Wort Zigeuner als Synonym für "Schlitzohr", so muss das nicht zwangsläufig böse gemeint sein und wenn jemand "Mohrenköpfe" zum fressen gern hat, so ist er noch lange kein Rassist! Was nun die "Germanen" und "Alemannen" angeht, so währe das vielleicht etwas für die Europäische Menschenrechtskommission.....