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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 609 mal aufgerufen
 2. Weltkrieg
Waldi44 Offline




Beiträge: 563

28.02.2012 13:16
RE: Das Walterboot im ersten "Einsatz". Antworten

Der Bootstyp XXI war paradoxerweise zur ein Notbehelf. Eigentlich wollte Dönitz ein völlig neues tatsächliches und atlantikfähiges Angriffsboot haben. Das sollte dann die Typenbezeichnung XVIII tragen und etwa 800 tn Verdrängung haben, über Wasser ca 15 Knoten und unter Wasser ca 26 Knoten erreichen.
Die damaligen Unterseeboote waren im Grunde nur Tauchboote. Zum Angriff tauchten sie kurzzeitig und zuckelten dann mit E - Motoren mehr schlecht als recht dem Ziel entgegen. Waren sie schon über Wasser recht langsam, so war ihre Geschwindigkeit unter Wasser mehr als dürftig. Der Firmeninhaber und Ingenieurs Hellmuth Walter konstruierte schon frühzeitig einen leistungsstarken außenluftunabhängigen U-Boot-Antrieb, der aber bei der OKM auf wenig interesse stiess. Hier setzte ein ähnlicher Vorgang ein, wie später bei der Luftwaffen - man hatte momentan seine Erfolgsmodelle und hoffte damit den Krieg zu gewinnen. Man war nicht bereit die laufende Produktion zugunsten neuer Modelle umzustellen bzw die Forschung daran zu forcieren. Oder anders gesagt: Man verpennte seine Zukunftschancen.
Der von Dönitz geforderte neue Bootstyp allerdings stellte tatsächlich eine völlog neue Art von Unterseeboot da, wärend das Walterboot lediglich eine Erweiterung und Verbesserung
vorhandener Bootstypen war.
Da, wie gesagt das OKM an Walters Plänen kein Interesse zeigte, wandte er sich im Januar 1942 direkt an Dönitz. Doch auch er musste sich erst direkt an Hitlers Marineadjutanten Karl-Jesco von Puttkamer wenden, ehe Hitler nach einem Vortrag zum Thema, ein Machtwort sprach und das OKM einlenkte. Da war aber schon mehr als ein Jahr verplempert worden.Aus verschiedenen Gründen wurde später auf den Bau der Boote des Typs XVIII verzichtet. Lediglich die Rumpfform, da bereits gestestet, wurde übernommen obwohl sie sich eigentlich nicht richtig eignete um die vergrösserte Batterielast des Walterantriebs zu fassen. Doch nun, angesichts rapid steigender eigener Ubootverluste bei gleichzeitig sinkender Tonnegevernichtung, musste man schnell handeln. Ausserdem wurde die Sektionsbauweise durchgeführt.
Solche Sektionen wurde bei Kriegsende von den Alliierten zu hunderten gefunden, die wenige Wochen später als Uboote zum Einsatz gekommen wären und das vermutlich mit verheerenden Folgen für die alliierte Schifffahrt. Der Bau eines Bootes sollte etwa vier Wochen dauern und geplant waren 30 Stück im Monat. Bis Ende 1944 wurden 61 Boote vom Typ XXI geliefert, von denen aber keines einstz- geschweige denn gefechtsbereit gewesen war - zum Glück für die Alliierten. Wären diese Boote zum Einsatz gekommen, ihre transatlantischen Nachschubwegen wären wahrscheinlich dauerhaft unterbrochen worden - allerdings stand der Russe im Osten schon im Reich...
Irgendwie litt die deutsche Kriegsmarine während des 2. Weltkrieges unter der Ironie des Schicksals. Anders als die Kaiserliche Marine verfügte sie zwar über die notwendigen Marinestützpunkte (Norwegen, Frankreich) aber nicht über die notwendige Flotte. Abgesehen von den Ubooten, deren "goldene Zeit" aber schon im Frühjahr 1943 vorüber war. Doch mit dem Walterboot hätte man zumindest die maritime Wende einleiten und einläuten können aber die Zeit des 3. Reiches war abgelaufen!
U 2511 war das erste einsatzfähige Uboot der Kriegsmarine vom Typ XXI (1600 tn) und wurde am 29. September 1944 in Dienst gestellt. Noch am 30. April 1945 lief es zu einer Feindfahrt aus. Kommandant war Korvettenkapitän Albert Schnee. Die Angriffsgeschwindigkeit unter Wasser betrug 17 Kn und der Unterwasserradius bei immerhin noch 6 Kn rund 300 Sm. Als Vergleich dazu: Die Standartboote vom Typ VII schafften nur 100 Sm mit schlappen 2 Kn!
Wegen der deutschen Teilkapitulation vom 4. Mai kam U 2511 nicht mehr zum scharfen Schuss. Dennoch konnte Schnee sich einen Scheinangriff auf eine Kreuzer mit Zerstörereskorte nicht verkneifen. Ein immerhin sehr gewagtes Unternehmen, welches ihm auch nach dem Krieg noch den Kopf hätte kosten können. In der Nähe der Faröer Inseln traf U 2511 in den frühen Morgenstunden des 4. Mai 1945 auf einen britischen Flottenverband unter Führung der HMS Norfolk - in der Seekriegsgeschichte kein unbeschriebenes Blatt. Es drang in den Pulk ein, "torpedierte" die "Norfolk" und verschwand wieder unbemerkt nach Bergen in Norwegen, wo es am 5. Mai 1945 ankam.
U 2511 "ging" 1946 im Rahmen der Operation Deadlight den Weg der meisten von Gegner erbeuteten deutschen Uboote- 115 Boote gingen für immer in den "Keller".
Übrigens existiert noch ein solches Uboot.
Es ist das Museeumsboot U 2540 Wilhelm Bauer und steht in Bremerhaven.

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

06.03.2012 10:41
#2 RE: Das Walterboot im ersten "Einsatz". Antworten

Als Fregattenkapitän Günther Hessler, der Schwiegersohn Dönitz', im Mai 1945 mit Vertretern der britischen Admiralität in Flensburg sprach, antwortete dieser auf dieFrage nach der Bedeutung des Bootstyps XXI für die Seekriegsführung mit den Worten des britischen Premierministers Churchill: "Wir wissen jetzt, dass die Deutschen kurz davor standen, den Ubootkrieg mit ganz neuen Booten wieder aufzunehmen. Ich glaube, dass wir trotz unserer hervorragenden Abwehrmittel wieder einen sehr schweren Kampf vor uns gehabt hätten, der an Härte und Entbehrungen dem des Jahres 1942 gleichgekommen wäre."

Allerdings sollte man eines nicht vergessen, nämlich die Tatsache, dass die Boote tatsäch viel zu spät kamen. Nicht um vielleicht das Ruder im Kriegsgeschehen noch einmal herumzureissen, sondern um sie überhaupt zum erfolgreichen Masseneinsatz zu bringen. Wie oben schon erwähnt waren im Westen die Amis erfolgreich gelandet und näherten sich der Reichsgrenze, was auch bedeutete, dass die französischen Ubootbunker zwar zT. bis Kriegsende in deutscher Hand blieben aber ihr militärischer Wert doch sehr eingeschränkt war und im Osten schon der Russe teilweise die Reichsgrenze überschritten hatte und ihn hätten die neuen Boote ohnehin kaltgelassen.
Ausserdem, auch schon ober erwähnt, lagen die hunderte Segmente nicht nur auf dem Werftgelände rum weil der Krieg zu Ende war und man nicht mehr zum Zusammenbau kam, sondern auch, weil durch den alliierten Bombenkrieg deutschlands Transportwege zerstört waren und wichtige Bauteile irgendwo im Reich rumlagen und nie die Werften erreicht hatten.

Thor v. S. Offline




Beiträge: 13

04.01.2017 16:29
#3 RE: Das Walterboot im ersten Antworten

Nicht nur das neue U-Boot kam zu spät. Auch der deutsche Düsen-Jäger - ein Novum - kam zu spät.

Wäre es allerdings anders gewesen und der Krieg wäre mit neuen deutschen Siegen fortgesetzt worden, hätte die erste A-Bombe auf Berlin fallen können...

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

06.01.2017 10:45
#4 RE: Das Walterboot im ersten Antworten

Viele der neuen deutschen Waffen entstanden als Antwort auf die neuen Waffen der Alliierten. Andere "Wunderwaffen" waren zu Kriegsbeginn zurückgestellt worden, da man Waffen brauchte, die sofort oder doch in kurzer Zeit einsetzbar waren. Erst gegen Kriegsende wurden dann die alten Pläne sozusagen wieder aus der Schublade geholt. Schlussendlich waren es dann die Sieger, die von diesen neuen Technologien profitierten.
Aus diesem Grund gibt es viele Hobbyforscher, die den Alliierten Raub an deutscher Technologie vorwerfen und ernsthaft denken oder sogar behaupten, ohne die Me262 oder die A4 gäbe es noch heute keine Düsenjäger oder Raumfahrt! Natürlich kann man solche Meinungen nicht erst nehmen, aber sie existieren!

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