Eines der bekanntesten Beispiele einer kampflosen Übergabe einer deutschen Stadt ist wohl die Kapitulation von Greifswald durch Oberst Petershagen. Nicht zuletzt deswegen, weil diese Tat in der DDR - Schulliteratur Eingang gefunden hatte. Daneben gab es aber noch einige weitere kampflose Übergaben. Je nach politischer Einstellung als Akt der Vernunft und des (späten) Widerstandes oder als Verrat eingestuft. Zwickau ist so eine Stadt, die durch eine rechtzeitige "Kapitulation" ihrer wohl totalen Zerstörung entging. Während des Krieges blieb die Stadt von alliierten Bombenangriffen weitestgehend verschont. Lediglich gezielte Punktangriffe wurden gegen die dort ansässigen Horch-Werken der Auto Union geflogen, in denen bis zu 3.000 KZ Häftlinge Militärfahrzeuge für die Wehrmacht bauten. Als den alliierten Bombern 1945 die Ziele ausgingen und das Reichsgebiet auch immer kleiner wurde, bombardierte man auch kleinere Städte und so kam am 19. März 1945 auch Zwickau an die Reihe. 441 Menschen Menschen starben bei dem bis dahin schwersten Bombenangriff. Zwickau lag an der Vormarschroute der alliierten Streitkräfte und mitte April kreisten schon amerikanische Tiefflieger über der Stadt und sie war auch schon in Sichtweite der amerikanischen Vorhut.Es waren die Soldaten Pattons 3. US-Armee. Gemäss ihrer Tradition, erst alles zu zerbomben und zu zerschiessen ehe man einen Ort eroberte, waren die Bomber am 17. April schon unterwegs und man hörte in der Stadt das ferne Brummen der Flugzeugmotoren. Zwickau schien dem Untergang geweiht zu sein. Hätte es da nicht den Luftschutzpolizisten Arno Rau und den Kirchendiener Fritz Schubert und dessen Sohn gegeben. Mutig und zu diesem Zeitpunkte gehörte noch Mut dazu in einer deutschen Stadt das Weiss der Kapitulation zu hissen, bestiegen sie den höchsten Kirchturm der Stadt und hissten dort ein weißes Bettlaken. Gleichzeitig wurden die Kirchenglocken geläutet. Die Amerikaner bemerkten die Kapitulationsbereitschaft rechtzeitig und die Bomber drehten wieder ab. 65 Jahre hat es dann gedauert bis am 17. April 2010 dieser für Zwickau so wichtigen Aktion durch eine Gedektafel gedacht wurde. Zu DDR Zeiten fand nur Arno Rau mit seiner mutigen "antifaschistischen" Tat ein gewisses Mass an Anerkennung. Der Kirchendiener und sein Sohn fanden hingegen keine Erwähnung. Überhaupt war die Kapitulation von Zwickau für die DDR Geschichtsschreibung weniger ergiebig als die von Greifswald. Kapitulierte doch dort ein deutscher Oberst vor der Roten Armee und hier nur ein mickriger Luftschutzpolizist vor den Amerikanern. Bis zum 8. Mai kam es noch zu Kämpfen mit deutschen Truppen, die sich im Erzgebirge verschanzt hatten und am 1. Juli übergaben die Amerikaner Westsachsen vereinbarungsgemäss an die Rote Armee.