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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 315 mal aufgerufen
 Habt ihr das gewusst?
Waldi44 Offline




Beiträge: 563

03.02.2011 17:22
RE: Die "Friedensgrenze" Antworten

So nannte man in der DDR die Deutsch Polnische Grenze an der Oder und Neisse. Wie aber kam es dazu, dass deutschlands neue Grenze ausgerechnet dort verlief? Klar, der verlore Krieg aber eine derart brachiale Grenzverschiebung ist schon etwas aussergewöhnliches, so dass sich eine nähere Betrachtung lohnt - wie ich meine!

„Ich möchte über Polen reden“ sagte der US Präsident Roosevelt auf der Teheraner Konferenz im Dezember 1943.
Tatsächlich aber hatte einer der „Drei Grossen“ schon vor langer Zeit „über Polen gesprochen“, nämlich Stalin am 3. Dezember 1941. Man beachte das Datum. Sein
Gesprächspartner war der Ministerpräsident der polnischen Exilregierung Wladyslaw Sikorski. Stalin schlug ihm eine polnische Grenzrevidierung in Richtung Westen vor.
Den selben Vorschlag unterbreitete er wenige Tage später, am 16. Dezember 1941 dem britischen Ausenminister Anthony Eden.
Besonders pikant an diesem Vorschlag: Polens neue Ostgrenze sollte die alte Curzon Linie sein, die seit dem Überfall der Roten Armee in Folge des deutsch polnischen Krieges, von den Sowjets wieder als neue Westgrenze der Sowjetunion proklamiert worden war.
Das Pikante daran: Diese Grenze war vorher im Geheimprotokoll mit Nazideutschland als neue Westgrenze vereinbart worden. Den Münchener Vertrag aber hatten die Briten und Franzosen aufgekündigt und für ungültig erklärt!
Das „ob“ war bald keine Frage mehr und auch über das „wie“ einigte man sich schnell, wenn auch die Russen und später die Polen, Jugoslawen und Tschechen sich in keinster Weise daran hielten. Doch das ist wieder ein anderes Kapitel.
Lediglich die Frage des Grenzverlaufes blieb vorerst ungeklärt.
Klar war nur:“Man müsse Polen auf Kosten Deutschlands zufriedenstellen“(Churchill).
Erste Gebietsforderungen stellte Stalin, indem er darauf hinwies, dass die Sowjetunion keinen eisfreien Ostseezugang habe. Damit waren Königsberg, Memeln und deren Hinterland verloren!
Endgültig festgelegt wurde russlands neue Westgrenze auf der Jaltakonferenz 1945. Zu diesem Zeitpunkt lebten etwa 20 millionen Deutsche in den in Frage kommenden Gebieten. Zu den rund 17,5 mio. Einheimischen kamen noch rund 2 mio. Luftkriegsevakuierte und 1,5 mio angesiedelte Russlanddeutsche.
Viele dieser Menschen flohen von der anrückenden Roten Armee. Viel zu spät wie sich herausstellte. Ein Verbrechen, dass sich die Nazis auf ihr Schuldkonto geladen haben, was aber nicht die Verbrechen rechtfertigt, die dann an den Zurückgebliebenen verübt wurden.
Bei den Zurückgebliebenen gehen die Zahlen weit auseinander. Churchill sprach von rund 8 Millionen, Stalin hingegen von nur 2. 12 Millionen waren es dann die bis in den 50er Jahren in beiden Teilen Nachkriegsdeutschlands eintrafen (allerdings nicht nur aus Polen).
Die Frage der neuen Westgrenze Polens blieb lange offen und wurde erst durch den Rat eines polnischen(!) Experten zugunsten der Lausitzer Neisse geregelt. Ursprünglich war die Glatzer Neisse im Gespräch. Stanislaw Mikolajczyk hiess der „Experte“, der nachwiess, dass polens Westgrenze an der Oder Neisse (Lausitz) verlaufen müsse und Stalin korrigierte sie noch rasch und schlug den Polen ganz Swinemünde zu. Polens „Ostgebiete“ auf die Mikołajczyk auch bestand, behielten die Russen aber entgültig.
Mikołajczyk wurde im deutschen Ruhrgebiet geboren, wo seine Eltern arbeiteten. Mit zehn Jahren kehrte er 1911 nach Polen zurück. Mikołajczyk war polnischer Innenminister und stellvertretenden Premierminister. Nach dem Tode Sikorskis bei einem Flugzeugabsturz im Juli 1943 wurde Mikołajczyk zum Premierminister ernannt.
Durch die Wegnahme Ostpolens zerschlug sich die Idee von einem Grosspolen aber immerhin bekamen sie für 180.000 km² noch 103.000 km² und tauschten ein paar galizische Dörfer gegen deutsche Städte und Industrien im zehnfachen Wert. Auch das Barmen nach der Wegnahme Ostpolens ein „Volk ohne Raum“ zu sein kann als widerlegt gelten, denn aus diesen Gebieten kamen lediglich 1,5 mio Polen. Die meisten dort waren nämlich keine Polen!
Deutschland verlor ein Fünftel seines Territoriums von 1937.

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

12.10.2013 13:59
#2 RE: Die "Friedensgrenze" Antworten

Übrigens war diese "Friedensgrenze" gar nicht so friedlich wie man annehmen mag. Zumindest bis 1947 nicht. Polen beanspruchte nämlich das deutsche Stettin und das ebenfalls deutsche Vorland für sich. Das war gegen das Potsdamer Abkommen! Bis 1948 wurde diese Grenze auch von den Ostzonenmachthabern nicht anerkannt und erst mit der Staatsgründung der DDR mussten sie es auf Druck Moskaus tun.
Oder Neiße Grenze

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