Tonnage: 3.509 BRT Länge: 105,58 m Breite: 13,62 m Geschwindigkeit: 17,5 kn
"Französischer Passagier-Dampfer "Gouverneur Général Tirman", Stapellauf 25. Februar 1922. Am 1. Januar 1943 wurde das Schiff von der Kriegsmarine übernommen und am 24. Juli 1943 als Lazarettschiff in Dienst gestellt. Das Schiff wurde am 18. November 1944 durch zwei britische Beaufighters angegriffen, die das Schiff erst überflogen und es dann mehrere Male beschossen. Nach neun Angriffen, u.a. mit Raketen, sank das Schiff, neun Verwundete kamen ums Leben.
Mittelmeer / Adria Das dt. Lazearettschiff Tübingen (ex-franz. Gouverneur Général Tirman) läuft am 17.11.1944, nachdem Kurs und Zweck der Fahrt der brit. Regierung rechtzeitig bekanntgegeben worden sind, zur Abholung von verwundeten dt. Soldaten aus dem italien. Hafen Bari aus. Am 18.11. wird sie in der Nähe von Pola, südl. Kap Promontore, von 2 brit. Beaufighters in mehreren Angriffen mit Raketen und Bordwaffen angegriffen und versenkt. Neun Besatzungsmitglieder werden getötet, weitere verletzt. Das Schiff war vorschriftsmäßig als Lazarettschiff gekennzeichnet. Die brit. Erklärung, fehlende Beleuchtung habe den Irrtum verursacht, ist allerdings nicht stichhaltig, da die Beleuchtung wegen der guten Sicht schon eine Stunde vor dem Angriff ausgeschaltet wurde und es zur Zeit des Angriffs bereits taghell war."
Das sind die deutschen Texte, die man zu dem Vorfall im Internet findet und die auch als Grundlage weiterer Artikel dienen. Das ist aber nur die halbe Geschichte und mich wundert, dass niemand die ganze erzählt hat. Bis Mitte Oktober hatte das Lazarettschiff rund 14.000 Verwundete über die Adria in Sicherheit gebracht als sie den Befehl erhielt nach Saloniki zu fahren um dort Verwundete zu übernehmen. Dort traf sie am 24. Oktober 1944 ein un übernahm 1019 Verwundete um sie nach Norditalien zu bringen. Vor Chios wurde sie durch einen britischen Flottenverband gestoppt und untersucht. Da alles in Ordnung war, durfte die "Tübingen" weiter fahren. Drei Tage später wurde sie wieder von den Briten gestoppt, die sie aufforderten ihnen nach Alexandria zu folgen. Angesichts der Kanonen des britischen Kriegsschiffes blieb der "Tübingen" keine Wahl und am 30. Oktober lief sie in Alexandria ein. Dort wurde das Schiff wieder von oben bis unten untersucht. Auch diese Durchsuchung verlief ohne Beanstandungen. Dennoch wurden am 31. Oktober alle Verwundeten evakuiert und in britische Kriegsgefangenschaft überführt. Die Tübingen selbst durfte Alexandria wieder verlassen. Anschliessen lag sie vor dem montenegrischen Hafen Bar und übernahm dort Verwundete als sie in ein Gefecht zwischen britischen Zerstörern und einer deutschen Küstenbatterie geriet. Tatsächlich verlegten die Briten ihr Feuer weiter landeinwärts und stellten es schliesslich ganz ein, als "Tübingen" darauf hinwies, dass sie ein Lazarettschiff sei und Gefahr für ihre Sicherheit bestand. Wenig später wurde das Schiff schon wieder von den Briten aufgebracht und zwangsweise nach Bari geleitet. Dort wurden wieder alle Verwundeten ausgeschifft und in Gefangenschaft überführt. Im Hafen lag schon ein weiteres deutsches Lazarettschiff, die "Bonn". Nach neuerlicher gründlicher Untersuchung lief das Schiff am 17. November zu seiner Schicksalsfahrt aus. Am folgenden Tag herrschte klares wolkenloses Sonnenwetter und das Lazarettschiff befand sich drei Seemailen unter der Südspitze Istrias als es von drei britischen Jabos überflogen wurde. Ihnen folgten zwei weitere britische Flugzeuge, die das Schiff aber nicht überflogen, sondern von der Steuerbordseite mit Bordwaffen und Raketen angriffen. Anschliessend griffen sie getrennt von beiden Seiten an und erzielten zahlreiche Treffer. Der Maschinenraum wurde getroffen und ein Gasöltank in Brand gesetzt. Das Schiff bekam Schlagseite, Funkgerät und Maschinen waren ausgefallen als der dritte Angriff begann. Dabei wurde die Ruderanlage zerstört. Die Luftangriffe dauerten etwa 10 - 12 Minuten. Danach war die sinkende Tübigen allein. 30 Minuten nach dem Angriff sank das deutsche Lazarettschiff. Den Schiffbrüchigen gelang es sich in unzerstörte Rettungsboote zu retten. Ausserdem war der Angriff nicht unbemerkt geblieben und aus dem Flottenstützpunkz Pola kamen deutsche Schnellboote zu Hilfe.
Wie man an den Texten erkennt, gibt es schon einige Abweichungen voneinander. So ist oben von neun Angriffen, bei mir von drei die Rede. In max 12 Minuten können kaum neun Angriffe geführt worden sein. Wichtig ist aber in diesem Zusammenhang, dass das Schiff deutlich als Lazarettschiff zu erkennen war und dass es ja erst kurz vorher von den Briten selbst noch untersucht und nicht beanstandet wurde. Die Tübingen war nicht das einzige deutsche Lazarettschiff, dass von den Briten gestoppt und untersucht wurde. Ettliche wurden sogar beschlagnahmt und weitere ebenfalls beschossen und versenkt. Andere hingegen nach Sichtung unbehelligt gelassen. Ein Systhem lässt sich nicht erkennen.
Die "Tübingen" war nicht das einzige deutsche und italienische Lazarettschiff im Mittelmeer, dass vornehmlich von den Briten aufgebracht oder versenkt wurde. Im weiteren Kriegsverlauf kamen auch noch einige im Schwarzen Meer und noch später gegen Kriegsende in der Ostsee dazu - allerdings diesmal durch sowjetische Jabos und U-Boote! Wobei zum Schwarzen Meer zu sagen ist, dass es dort eigentlich keinerlei Lazarettschiffe gab. Warum nicht? Nun, die Sowjetunion hatte keinerlei völkerrechtliche Verträge unterzeichnet, welche die Kriegführung, zu Land oder zu See regelten und erkannten somit auch nicht die Existenz und den besonderen Schutz von Lazarettschiffen an. Die Sowjets hatten auch keine Lazarettschiffe. Stattdessen transportierten sie ihre Verwundeten und Kranken mit dem ab, was man eben gerade so hatte. Die Deutschen hingegen verfügten neben den Lazarettschiffen auch noch über spezielle Verwundetentransporter. War nichts davon verfügbar, transportierten narürlich auch die Deutschen und deren Verbündete ihre Verwundeten und Kranken mit dem, was gerade greifbar war, Siebelfähren zB. Worin nun unterschieden sich die Lazarettschiffe von den Verwundetentransportschiffen? Allein schon äußerlich waren sie nicht als besondere Schiffe gekennzeichnet. Sie trugen Tarnfarben und kein Rotes Kreuz. Außerdem waren sie bewaffnet und zwar nicht nur Symbolisch. Auch der Transport von militärischen gerät war möglich und vorgesehen. Anders als die Lazarettschiffe verfügten sie über keinerlei OP Möglichkeiten wohl aber alles für die Erstbehandlung und Versorgung der Verwundeten und Kranken. Als die Front im Nordosten ebenfalls zurückwich und die Aktivitäten der Roten Luftwaffe und der Balktischen Rotbannerflotte in der Ostsee zunahmen, setzte man auch dort neben echten Lazarettschiffen auch vermehrt bewaffnete Verwundetentransporter ein. Gegen Kriegsende wurden dann in der Ostsee auf ALLEN diesen Schiffen neben Verwundeten und Kranken auch zivile Flüchtlinge aus dem Osten in Sicherheit gebracht.