Im ]ahre 1866 brachte der britische Ingenieur \/Vhitehead den ersten einsatzféhigen Torpedo ins Wasser, dessen Weiterentwicklungen im Russisch-Osmanischen Krieg 1877/ 78 erste Schiffe versenkten. https://de.wikipedia.org/wiki/Torpedo
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Wettlauf zwischen Artillerie und Panzerung längst eingesetzt. ]ede Neu- und weiteretwicklung im Artilleriewesen führte dabei ziehmlich rasch zu einer Antwort im defensiven Schiffbau, was dann letztlich wiederum zu weiteren Verbesserungen der Angriffswaffen führte. Eine Art Spirale also, wie man sie auch von anderen Waffensystemen kennt.
Während sich aber die Angriffsflächen für Artilleriewaffen hauptsächlich oberhalb der Wasserlinie befanden, war mit dem Torpedo ein Angriffswaffe gefunden worden, die sich nur gegen das Unterwasserschiff richtete und dabei am und im getroffenen Schiff verheerende Schäden anrichten konnte, bis hin zur Versenkung.
Zwangsläufig begegneten Ingenieure der neuen Gefahr mit entsprechenden Reaktionen, beispielsweise indem der Gürtelpanzer in der Wasserlinie bei Großkarnpfschiffen weiter nach unten ausgedehnt wurde, der aber aus schiffbaulichen Gründen (allein schon wegen dem zusätzlichen Gewicht) bei weitem nicht den gesamten Rumpf umfassen konnte.
In Deutschland erst 1886 Konstruktive Gestaltung im Inneren der Schiffe entlang der Außenhaut und später auch fest verbaut nach außen sollten der Sprengwirkung auftreffende Wucht nehmen sowie dereren Auswirkungen räumlich begrenzen. Für die "Standfestigkeit" wurde sogar die Kalibergröße reduziert bzw nicht weiter erhöht obwohl das Waffentechnisch möglich gewesen wäre.
Vor diesen Schiffbaulichen Maßnahmen (bei Neubauten) hatte man in den Anfangszeiten auch mit äußeren Maßnamen die Schiffe zu schützen versucht, die man eben hatte.
Somit kamen in vielen Flotten die sogenannten Torpedoschutznetze in Gebrauch. Zumindest bei den größeren Panzerschiffen, deren Wert einen seitlichen Schutz rechtfertigte und obendrein über die Tragfähigkit der mehere Tonnen schweren Netze verfügten. Herute würde man das ein Update oder Gadget nennen.
In der deutschen Kaiserlichen Marine baute man erstmals 1886 Torpedonetze auf der Panzerfregatte "König Wilhelm" und im Mai 1887 dann auf der Panzerfregatte "Kaiser" sowie in der Folgezeit auch konsequent auf anderen Panzerschiffen.
Der Sinn dieser Netze bestand darin, dass ein ankommender Torpedo vor dem Erreichen der Bordwand gestoppt werden konnte. Die Druckwelle explodierender Torpedos richtete erst ab 3 bis 6 Meter Entfernung von der Bordwand nennswerte Schäden an. Dazu hängte man an den Breitseiten, mehrere Meter vom Rumpf entfernt, 4 bis 7 Meter, ein stählernes Netz um das Schiff herum auf. An seiner Oberkante an langen Stangen, den sogenannten Netzspieren, angebracht, hingen diese Geflechte aus Stahlringen mehrere Meter tief ins Wasser hinein.
Auf der "Kaiser" hatten diese Spieren eine Länge von 8,5 Metern. Dem jeweiligen Tiefgang des Schiffes entsprechend, ist auch deren Tiefe angepasst worden.
Die ersten Netze einfache ausgebrachte Netze, später ging man dazu über, sie doppelt beziehungsweise u-förmig aufgehängt. Quasi, ein einzelnes Netz doppelt genommen. Zum einen konnte nun durch Abfieren eines Teils dessen Tiefe variiert werden, zum anderen hatte man ein Gegenmittel gegen die gelegentlich am Torpedokopf eingeführten Netzscheren. Dabei vermochte ein angreifender Torpedo zwar noch das äußere Netz zu durchdringen, sollte dann aber am inneren Vorhang hängen bleiben.
Der große Nachteil aber war, dass diese Netze lediglich am stehenden Schiff Verwendung finden konnten. In Fahrt beeinträchtigten diese Netzvorhänge die Manövriereigenschaften der Schiffe viel zu stark, als dass man solche Behinderungen hätte akzeptieren können. Zudem hätten die Netze im achteren Bereich ein erhöhtes Risiko für die Schiffsschrauben bedeutet.
Die Spieren(Stangen) waren daher während der Fahrt an den Rumpf angeklappt, die Netze nach oben hin aufgerollt und aufligend am
Rumpf, auf einer speziellen Ablage in Oberdeckshöhe, verzurrt. Ausbringen und Einnehmen dieser tonnenschweren Trpedonetze stellte dabei eine äußerst aufwendige und komplizierte Arbeit dar. Nachdem die Matrosen die Netze von den Ablagen ins Wasser gestoßen hatten, hingen diese vorerst unmittelbar an der Breitseite des Rumpfes herab. Schon allein dadurch wird klar, dass die Schiffsschraube sich nicht mehr drehen durfte.
Nun senkte man sämtliche Netzspieren in die Horizontale(Waagerechte) ab. Ein System verschiedenster Drahtseile sorgte dabei für deren Halt in der Waagerechten sowie über die Verbindung der einzelnen Spieren untereinander, so dass diese nicht an die Bordwand klatschten.
Die Zugtaue der jeweils vorderen und achteren Spiere wurden zu den sogenannten Decksspills geleitet, mit deren Zugkraft man die Spieren dann rechtwinkelig vom Rumpf abklappte, womit die Netze nun mehrere Meter vom Rumpf entfernt an dessen Breitseite herabhingen.
Bedenkt man bereits diesen Aufwand beim Ausbringen, muss das Einholen der Netze um einiges schwieriger gewesen sein. Oft (immer?)gab es auch kleine Davits auf der Netzablage, die das Aufholen der Netze erleichterten. Die gesamte Handhabung der Netzanlage blieb aber auf Dauer eine ausgesprochen mühselige Angelegenheit.
In der Gesamtheit betrachtet hatten sich diese Netze nicht bewährt. Aufwand, Zusatzgewicht und Nutzen standen in keinem akzeptablen Verhältnis zueinander. Spätestens die Erkenntnisse aus der Skagerrakschlacht 1916 führten zum Ausbau der Netzanlagen an Bord.
Denn hier sorgten Gefechtsschäden dafür, dass die Netze und deren Ablagen erheblich beschädigt worden waren. Dadurch hingen die unklaren Netze im Wasser und drohten in die Schrauben zu geraten. Im schlimmsten Fall war die Sicherheit des gesamten Schiffes gefährdet.
Das Grundprinzip der Torpedoschutznetze kam jedoch auch weiterhin zur Anwendung in Form von Sperrnetzen an Bojen und Balken und in Form von Netzkästen, die aber allesamt gegen findige und entschlossenen Gegner meist wirkungslos waren.
Wirkungsvoller hingegen waren die Torpedowulste https://dewiki.de/Lexikon/Torpedowulst, die Schotteinteilungen (Erstmals wurde ein Torpedoschott auf dem französischen Küstenpanzerschiff Henri IV. bereits 1898 eingebaut), und die Verteilung der Fracht in den inneren Räumen.
So legte man Wassertanks und Kohlebunker an die durch Torpedos besonders gefährdeten Stellen bzw füllte mit ihnen den Abstand zwischen Außenwand und Torpedoschott auf. Quasi ein nach innen verlegtes "Torpedonetz".