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 1. Weltkrieg
Waldi44 Offline




Beiträge: 563

11.05.2010 22:51
RE: Minenleger "Albatross" Antworten

Die Geschichte der deutschen Kriegsmarine ist gekennzeichnet durch einige enige spektakuläre grosse Unternehmungen. Das trifft sowohl für die Kaiserliche Marine als auch für die Kriegsmarine des 3. Reiches zu. Und lassen wir die U-Boote bei dieser Betrachtung auch mal aussen vor, so bestand der Alltag aus unzähligen kleinen Unternehmen, von denen kaum jemand etwas mitbekam. Nicht die grossen Einheiten waren es, die hauptsächlich Krieg zur See führten, sondern hunderte, wenn nicht gar tausende kleine Kriegschiffe und Boote, die entweder dazu gebaut oder umgebaut wurden.
Nord- und Ostsee sind ohnehin Gewässer, die sich nur bedingt zum Einsatz grosser Kriegsschiffe eignen und auch im Mittelmeer sowie im Schwarzen Meer waren es überwiegend kleinere deutsche Einheiten die dort ihren Dienst versahen. Eine Ausnahme bildete im 1. WK die "Goeben" und "Breslau". Von geographischen Bedingungen abgesehen, war die Flotte des 1. WK in der Deutschen Bucht eingeschlossen und die des 2. WK einfach viel zu klein in Bezug auf grössere Einheiten.
Die Überwasserflotte des 1. WK beschränkte sich nach dem Verlust des Fernostgeschwaders auf die Tätigkeit der Handelsstörer, Küstenbeschiessungen, Abwehr feindlicher Raids, Räumen feindlicher Minensperren und legen eigener! Der Minenkrieg nahm in beiden Kriegen einen wichtigen Platz im Seekrieg ein und entsprechend hoch waren die Verluste durch Minen.
Viele der zum Einsatz kommenden Schiffe wurden extra zum Zweck des Minenlegens umgebaut, andere nur zu diesem Zweck gebaut und wieder andere waren so konzipiert, dass es wahlweise eben konnten. Der Russisch Japanische Krieg von 1904/05 lenkte das Augenmerk der Militärs unter anderem auch auf diese Waffe. Bisher galt sie als reine Defensivwaffe und vor allem als "feige" und "ungermanisch" bei der deutschen Marine (kein Witz). 1899 bestand das gesamte Seeminenwesen, so man überhaupt von solch einem sprechen kann, nur aus 22 Mann mit Deckoffizieren und weiteren 36 Mann mit Maaten-Dienstgraden.
Im besagten Russisch Japanischen Krieg dann sanken gleich drei Linienschiffe durch Minentreffer (Port Arthur 12. April 1904, Untergang des russischen Linienschiffs Petropawlowsk). Das liess die maritime Welt aufhorschen und schon im Juli 1905 wurde eilends in Cuxhaven eine erste "Minensuch-Division" auf- und zusammengestellt, die mit umgerüsteten kleinen Torpedobooten der Baujahre 1886/1887 ausgerüstet wurde. 1914 hatte sich die Flottille dieser behelfs Minen-Torpedoboote auf 41 erhöht, aber schon im ersten Kriegswinter zeigte sich, dass diese Boote zu klein, zu schwach und eher ungeeignet waren.
Was man brauchte waren maschinenstarke Boote mit ausreichender Fahrstrecke und Doppelschraubenantrieb, die mit ausgebrachtem Suchgerät noch 13 Knoten laufen konnten und mindestens 2 m Tiefgang haben musste, um eine ausreichende Seefestigkeit zu gewährleisten. 1915 wurden die ersten Boote dieser Art "Typ 15" fertiggestellt. Insgesamt wurden von diesen Booten 26 gebaut und vom verbesserten "Typ 16" 85 Boote.
"Typ 16", veränderte sich im Laufe der Zeit von maximal 476 t Wasserverdrängung der Erstserie auf Größen bis zu 668 t mit einer auf 2.000 Seemeilen erhöhten Fahrstrecke. Die Bewaffnung verstärkte man von einer 8,8-cm-Kanone auf zwei 8,8-cm-, später sogar teilweise auf zwei 10,5-cm-Kanonen.
Die nachtschwarz angestrichenen, im Bordjargon als "M-Böcke" bezeichneten Boote wurden immer unentbehrlicher. Die Briten schliefen auch nicht und hatten die Vorteile des Minenkrieges durchaus erkannt und wandten sie sehr umfangreich an. Bald war kein einziger Auslaufweg deutscher Überwasserschiffe und U-Boote ohne vorherige Sondierung und vielleicht sogar Räumarbeit befahrbar.
Nach dem Ende des Krieges durften nur 36 Minensuchboote vom "Typ 16" in die kleine 15.000-Mann-Reichsmarine der Weimarer Republik übernommen werden.
Neben den "M-Böcken" gab es aber auch andere Schiffe, so zB, die Minendampfer, die ebenfalls aus den Erkekenntnissen des besagten Krieges entstanden.
Diese Schiffe wurden speziell für den Mineneinsatz gebaut. Sie waren also kein Provisorium, wie die kleinen Torpedobooten von 1886/87. Seerechtlich sind die Minendampfer als Beischiffe der Kriegsflotte aufzufassen und müssen von Seeoffizieren befehligt sein. Die beiden ersten Schiffe diese Typs waren die "Nautilus" (Minendampfer A) und die "Albatross ((alte Schreibweise "ss"(Minendampfer B).
Die "Albatross", um die es hier gehen soll, wurde auf der Weser AG in Bremen gebaut und am 23. Okt. 1907 zu Wasser gelassen um im Mai 1908 in Dienst gestellt zu werden. Sie hatte eine Wasserverdrängung von 2200/2500t. War rund 100m lang bei einer Breite von 11,50m und einen Tiefgang von 4,50m Sie erreichte mit ihren kohlegespeisten Kolbendampfmaschinen eine Geschwindigkeit von rund 20kn. War ungepanzert und mit acht 8,8cm Geschützen bewaffnet. Als Minendampfer bestand ihre Hauptbewaffnung natürlich aus Minen und davon hatte sie bis zu 388, die über eine hecknahe Rampe verlegt wurden.
Als späterer Minendampfer soll zum Vergleich mal der Minendampfer C (1915) dienen:Die Bewaffnung bestand aus vier 15cm Geschützen sowie zwei 8,8cm und zwei 50 cm-Torpedorohren. Zur offensiver Minenkriegführung konnten 400 Minen an Bord genommen werden.
Ihr Heimathafen war Cuxhaven. 1911 wurde sie vom dem Hansa-Dampfer "Wartburg" gerammt, worauf sie für drei Wochen in die Werft musste.
Nur kurz nach ihrer Indienststellung, im August 1914, kam sie zu ihrem ersten Einsatz. Zusammen mit dem kleinen Kreuzer (geschützter) "Stuttgart" und einigen Torpedobooten legte sie vor der englichen Ostküste im Mündungsgebiet der Tyne eine aus 200 Minen bestehende Offensivsperre.
Am 9.9.1914 legte sie zusammen mit Nautilus sowie den Panzerkreuzern "Prinz Adalbert" und "Roon", dem kleinen (geschützten) Kreuzer "Kolberg" und dem Leichten Kreuzer "Stralsund" als Sicherung eine Defensivsperre bei Helgoland.
An den beiden Beispielen wird auch gleich klar, was unter einer "Offensiven Minensperre" und einer "Defensiven Minensperre" zu verstehen ist. Falls sich jemand die Frage gestellt haben sollte !
Am 21.6. 1915 legte sie bei der Insel Bogskär mit dem Torpedoboot G 135 als Sicherung eine Minensperre. Am 26.6.1915 wurde im gleichen Gebiet, diesmal mit dem Geschützten Kreuzer "Thetis" und dem Torpedoboot G 135 als Sicherung, eine weitere Sperre gelegt.
Am 1.7.1915 legte "Albatross" im gleichen Gebiet eine weitere Sperre. Diesmal fiel ihre Sicherung deutlich stärker aus: der Panzerkreuzer "Roon", die Geschützten Kreuzer" Augsburg" und "Lübeck" sowie sieben Torpedoboote. Die Funkmeldungen des Geschwaders wurden aber von der russischen Aufklärung aufgefangen. Da sowohl das Signalbuch als auch Karten den Russen nach der Strandung des Leichten Kreuzers Magdeburg am 26.8.1914 in die Hände gefallen waren, konnte die Position der deutschen Schiffe bestimmt werden.
Die Panzerkreuzer "Ryurik", "Admiral Makarov" und "Bayan" sowie die Geschützten Kreuzer "Oleg" und "Bogatyr" wurden per Funk an das deutsche Geschwader herangeführt, was am 2.7. komplett überrascht wurde. Deren Befehlshaber, Kommodore von Karpf, hatte bis auf "Augsburg" und drei Torpedoboote auch den Großteil der Sicherung schon entlassen und war so dem russischen Geschwader, obwohl deren stärksten Schiff, der Panzerkreuzer Ryurik, infolge Nebels den Kontakt verloren hatte, deutlich unterlegen. Deshalb zogen sich das deutsche Geschwader zurück, wobei Albatross wegen der geringen Geschwindigkeit zurückgelassen wurde. Nach Schilderung der Situation erhielt Fregattenkapitän Georg West, Kapitän der "Albatross", die Erlaubnis sich in Schweden internieren zu lassen.
"Admiral Makarov", "Oleg" und "Bogatyr" verfolgten "Albatross", die versuchte sich in schwedische Hoheitsgewässer um die Insel Gotland zu retten. Dabei wurde Albatross, auch nach Eintritt in schwedische Gewässer, schwer beschädigt, dass Fregattenkapitän Georg West beschloss die "Albatross" auf Grund zu setzen. Er setzte sich bei Östergarn auf den Strand und holte Wimpel und Flaggen ein. Dort blieb sie mit 10 Grad Backbordschlagseite liegen.
Der Rest des deutschen Geschwaders konnte entkommen, der zur Unterstützung abgeordnete Panzerkreuzer "Prinz Adalbert" wurde allerdings noch von dem britischen U Boot E-9 schwer beschädigt.
Die Besatzung der Albatross wurde in Schweden interniert. 28 Mann hatten ihr Leben verloren und wurden auf Gotland in einem Sammelgrab beigesetzt. Der Beisetzung wohnten auch schwedische Militärs bei und alles erfolgte mit militärischen Ehren.Später wurde auf dem Grab sogar ein Gedenkstein errichtet. Nach Kriegsende kehrte die Besatzung wieder nach Deutschland zurück. Das Schiff selbst wurde am 23.7.1915 wieder flott gemacht und nach Farö und später Karlskrona geschleppt. Nach Kriegsende wurde das Schiff von den Schweden wieder freigegeben und am 31.12.1918 nach Danzig zurück geschleppt wo es am 23.1.1919, inzwischen in Kiel, außer Dienst stellte. Am 21.3.1921 wurde "Albatross" gestrichen und nach Hamburg zum Abwracken für 900.000 RM verkauft.
Der Name Albatros, diesmal mit nur einem "s" blieb erhalten und ging an einen der ersten Torpedoboot - Neubauten der Reichsmarine.

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