Die Idee zu einer "Wildschützeneinheit" kam Himmler, der sie Hitler vortrug und dieser dann als Befehl an Himmler zurück gab. Von ende März 40 bis mitte Mai 41 dauerten die Formalitäten, bis die ersten gut 50 Mann ausgewählt waren und zur Aufstellung ins KZ (KL) Oranienburg überstellt wurden.
Gleichzeitig wurde der mehrfach vorbestrafte Dr. Dirlewanger (Landfriedensbruch, vollendete und versuchte Vergewaltigung und Veruntreuung zu Zuchthaus und Schutzhaft verurteilt.), der sich zwischenzeitlich, 1936 - 1939, bei der Legion Condor" bewährt" hatte und auf Betreiben seines alte Freundes und Kampfgefährten aus der sogenannten "Kampfzeit", Gottlob Berger ( Chefs des SS-Hauptamtes ), im Mai als wehrwürdig befunden, in die Waffen SS übernommen und zum Chef der "Wilddiebeinheit Oranienburg", die bald schon (01. Sep. 1940) seinen Namen trug; „SS-Sonderkommando Dirlewanger“ ernannt.
Um genügend "Wilddiebe" zu bekommen, wurden die Anforderungen an diese Soldaten auf Bewährung kontinuierlich herabgeschraubt, bis man auch von Wilddieben auf Räuber, Mörder und Vergewaltiger, von denen ja Dirlewanger auch einer war, zurückgriff. Am Ende sogar auf politische Gefangene, die aber in Scharen der Mörderbande den Rücken zuwandten und zu den Russen flohen, wo sie wider Erwarten nicht allesamt erschossen wurden.
Übrigens handelte es sich bei den Wilddieben nur um diejenigen, die mit Schußwaffen wilderten, nicht weil man gegen Schlingenwilddiebe eine besondere Abneigung gehabt hätte, sondern weil diese Wilddiebe ursprünglich zu einer Scharfschützeneinheit formiert und auf einzelne Wehrmachts- bzw SS- truppenteile aufgeteilt werden sollten.
Anfänglich wurde diese Einheit nur zur Bewachung von Arbeitsjuden im Distrikt Lublin in Polen eingesetzt. Aber schon dabei zeigte sich, welche "Qalitäten" diese Männer außer der Wilddieberei noch hatten. Schon hier fiehlen sie durch ihre Brutalität und ihre Übergriffe sogar der SS auf, die daraufhin Untersuchungen wegen Mord an Juden(!), Diebstahl, Raub, Schwarzhandel, Korruption, Misshandlungen, Vergewaltigung aufnahmen und selbst Dirlewanger wurde darüber hinaus des rassenschänderisches Verhältnis' bezichtigt.
Gottlob Berger verhinderte weitere Ermittlungen und zog Dirlewanger mit seiner Truppe aus der juristischen Feuerlinie um sie in die des Partisanenkampfes in Weißrußland zu schicken. Hängen blieb natürlich der schlechte Ruf Dirlewangers und seiner Einheit und die Erinnerung an ihn, die ihn erst viel Später in der französischen Gefangenschaft einholen sollte.
Hier in Weißrußland konnte sich Dr. Dirlewanger nach herzenslust austoben: an den vermeindlichen oder echten Partisanen und natürlich auch an seinen eigenen Leuten! Selbstverständlich gehört auf einen "groben Klotz ein grober Keil" aber bei Dirlewanger regierte die Peitsche (auch mit und ohne Bock, mit Peitsche oder Knüppel und war nichts dergleichen zur Hand, die Faust oder Fußtritte), der Stehbunker oder das Erschießungskommando. Dirlewanger hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Donnerstag irgendwelche Menschen aufzuhängen. Polen, Weißrussen oder als Gerichtsurteil auch seine eigenen Leute. Wer hing war ihm egal. Oft trat er selbst die Stühle oder Schemel unter den Füßen seiner Opfer weg. Dafür hat ihm Himmler sogar Sondervollmachten eingeräumt, jenseits aller Militärgerichtsbarkeit!
Ausgenommen davon waren lediglich offiziell von der SS und Wehrmacht zur Bewährung überstellte Militärpersonen. Diese mußten zur Aburteilung vor ein ordentliches Gericht gestellt werden.
Das Sonderkommando, mauserte sich im Laufe der Zeit bis zur Division, wobei sie personell ständig unterbesetzt war, da der Nachschub mit den Verlusten nicht schritthalten konnte. Neben Deutschen gab es auch noch Russenkompanien mit mehreren hundert Mann und 1944 auch noch zwischen 400 und 800 Turkmenen. Dirlewanger selbst war Mitglied der SS und seine Unterführer auch und führte seine Einheit anfänglich kurzzeitig als Obersturmführer (Oberleutnant) und schon wenig später als Haupsturmführer (Hauptmann). Die Einheit unterstand der SS, obwohl viele, anfangs sogar die allermeisten, nicht der SS angehörten. Außer Dirlewanger und sein Führungsstab trugen alle SS Uniformen ohne Rangabzeichen und ohne SS Runen an den schwarzen Kragenspiegeln aber mit Hoheitsadler an der rechten Brustseite.
Erst im Januar 1943 bekam die Einheit eigene Kragenspiegel - zwei gekreuzte Gewehre über einer liegenden Handgranate (nicht, wie manchmal geschrieben steht: ein mit einer Handgranate gekreuztes Gewehr!). Als aus der Sturmbrigade Dirlewanger Ende Februar 1945 die 36. Waffen-Grenadier-Division der SS geformt wurde, wurden sie abgeändert - nun kreuzten sich zwei Stielhandgranaten. Das wird von den Neonazis im Osten gerne getragen (T-Shirts).
Allein das Tragen der SS Uniform macht ihren Träger nicht automatisch zum SS Mitglied, wie Himmler selbst persönlich schriftlich feststellte. Der Stab bestand aus festen SS Männern aber wurde gelegentlich auch durch "rehabilitierte" Bewährungssoldaten ergänzt. Diese wurden befördert und erhielten ihre alten Dienstgrade zurück und damit ihre Rangabzeichen.
Mitunter forderte Dirlewanger neben Verstärkung an Soldaten auch Unterführer an. Diese wurden ihm zeitweilig vom SS Wachbataillion aus Sachsenhausen oder anderen SS Einheiten leihweise gestellt.
In der Regel wurden die Führer der größeren Einheiten (Bataillion) durch Dirlewanger bestimmt und diese suchten sich dann ihre eigenen Unterführer (Kompanie, Zug) aus. Gekennzeichnet wurden diese Führer durch Armbänder. In der Regel wurden ehemalige Offiziere der Waffen SS oder der Wehrmacht dazu ernannt. Fehlten diese, eben irgendwer. Überhaupt hatten die "Dirlewangers" der ersten Stunde so gut wie keinerlei militärische Erfahrung und Kenntnisse und auch die dann später folgenden kriminellen KZler nicht. Gestern noch in Mauthausen Steine gekloppt, fanden sich einige vier Wochen später in Polen oder Weißrußland, von den Nazis als Weißruthenien bezeichnet, wieder.
Als Himmler nach dem 20. Juli auch Kommandierender des Ersatzheeres wurde, öffnete er für Dirlewanger die Militärgefängnisse der Wehrmacht (Anklam* und Glatz**) und der SS (Danzig-Matzkau***) und schickte vorbestrafte Wehrmachtsangehörige und SSler zur Bewährung zu ihm.
Während der Kämpfe lagen die Verluste zeitweilig bei fast bis zu 80% des Kampfbestandes. Rücksichtslos ließ er und seine Unterführer auch dort angreifen, wo jeder Menschenverstand es verbot. Entsprechend hoch waren die Verluste. Die SS Unterführer trieben ihre Soldaten mit vorgehaltener Waffe und Fußtritten zum Angriff. Dabei achteten sie aber immer darauf, nie vor ihnen zu sein. Mancher von ihnen kam im Gefecht nicht durch Feindeinwirkung ums Leben. Dennoch blieb das die Ausnahme - man sah sich eben vor!
Ab mitte - ende 44 änderte sich die Struktur der Einheit und es kamen immer mehr politische Gefangene zu ihr. Damit stieg zwar die ethische Moral der Truppe aber ihr ohnehin immer fragwürdiger Kampfwert sank weiter! Bei den Kämpfen in Ungarn desertierten die Soldaten gleich zu hunderten ohne aber bei den Sowjets auf die erhoffte Gegenliebe zu stoßen. Zwar wurden die allermeisten nicht erschossen aber auch nicht besser (weil man sich als politisch Verfolgter und Nazigegner betrachtete) oder anders behandelt als jeder andere Kriegsgefangene. Damit aber immerhin besser, als man es ihnen von Seiten Dirlewangers prophezeit hatte.
Militärisch betrachtet hatte die Einheit kaum einen Wert. Ihre "Leistungen" bezogen sich meist auf Mord, Raub, Plünderung und einen besonderen Namen machte sie sich bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes 1944. Obwohl die Heimatarmee vom OKW als kriegsführende Macht anerkannt wurde, metztelten die "Dirlewangers" sie meist einfach nieder, ähnlich wie ihre Kollegen von Kaminski. Auch hier wurde die Brigade noch vor Beendigung der Operation auf Wunsch anderer Kommandeure abgezogen und zur Partisanenbekämpfung in die Slovakei verlegt.
Jede dieser Verlegungen war von umfangreichen Auffüllmaßnahmen begleitet, da die Einheit in den vorrangegangenen Kämpfen, aus den oben geschilderten Gründen, stets hohe Verluste hatte. In den KZ wurden die Gefangenen durch Arbeit vernichtet, bei Dirlewanger durch Feindfeuer. Auch deshalb wurde es immer schwieriger für Nachschub aus den Lagern zu sorgen. Freiwillige waren sowieso nur die allerwenigsten und die Gefangenen wußten sehr genau, was ihnen bei Dirlewanger blühte, denn hin und wieder wurden "Dirlewanger" in die Lager zurück geschickt und konnten über diese Truppe Bericht ablegen - so sie lange genug ihre Rückkehr überlebten.
Am 14. Februar 1944 schließlich wurde die inzwischen zur Sturmbrigade umbenannte Einheit, auf Befehl Hitlers in die 36. Waffen-Grenadier der SS umbenannt und aufgestockt (6.000 Mann). Da sie aber nie ihre volle Sollstärke erreichte, wurde sie auch nur als Kampfgruppe und nicht als Division geführt. Diese Aufstellung geschah in Cottbus und die ersten Einsätze erfolgten an der Neiße. Ein kurzzeitiges Abflauen der Kämpfe mitte März 44 nutzte Oberführer**** Dr. Oskar Dirlewanger um sich von seiner Einheit zu einem Erholungs- (Genesungs-) urlaub abzumelden (5. März 1945) , den er dann in französischer Gefangenschaft im Allgäu beendete. Die Einheit selber wurde in dieser Zeit von SS-Brigadeführer Schmedes geführt. Manche sprechen auch davon, er sei wegen Überforderung als Divisionskommandeur abgelöst worden. Dann wäre es ihm so ergangen wie seinem Chef Himmler als Kommandeur der Heeresgruppe Weichsel.
Südlich von Berlin erlebte die Kampfgruppe dann die Einschließung im Kessel von Halbe und den anschließenden Ausbruch in Richtung Westen. Zu diesem Zeitpunkt war sie weder eine Division, noch eine Kampfgruppe, sondern ein fliehender Haufen geschlagener demoralisierter Soldaten, die nur noch ein Ziel kannten - Flucht zu den Westalliierten!
Ihr eigentlicher Chef Dirlewanger hatte sich inzwischen ins Allgäu abgesetzt. Am 22. April 1945, also noch VOR der Kapitulation wechselte er seine Uniform gegen Zivilkleidung. Ein ehemaliger KZ Häftlinge erkannte ihn aber und schon am 7. Mai, geriet er in französische Gefangenschaft. Dort blieb er bis zum 7. Juni am Leben, bis ihn dort (Altshausen, damals Kreis Saulgau in Württemberg) polnische Wachsoldaten des Nachts erschlugen! Zum Glück ist man fast gehalten zu sagen, denn die deutsche Nachkriegsjustiz hätte ihn mit einer nur geringen Strafe laufen gelassen ("Von 35 bei der Justiz in den 1960er Jahren eingeleiteten Strafverfahren führte nur eines zur Anklage und zur Verurteilung, und zwar von vier ehemaligen Sondereinheitsangehörigen, wegen der Beteiligung an Straftaten gegenüber jüdischen Arbeitslagerhäftlingen.").
Dem Gerücht, Dirlewanger sei lebend entkommen, wie so viele seiner Kollegen, bereitete eine Exhumierung in den 60er Jahren ein Ende!
* Zuständig für die Wehrkreise I, II und XX, der Marinestation Ostsee sowie aus den Luftgauen I und XI sowie auf die Heeresgruppe Nord und das Feldheer in Skandinavien und Nordosteuropa.
** Bis 1938 diente die Festung als justiz Haftanstalt. Danach, aber noch vor dem Zweiten Weltkrieg, wurde die Glatzer Festung zu einem Wehrmachtsgefängnis umgewandelt.
*** Das Strafvollzugslager der SS und Polizei in Danzig-Matzkau war ein deutsches Strafgefangenenlager bei Danzig. Es unterstand der Waffen-SS nund war für Angehörige des SS- und Polizeidienstes bestimmt, denen Disziplinarvergehen vorgeworfen wurden. Am 20. September 1944 wurden 1.500 Insassen aus Danzig-Matzkau zur Niederschlagung des Warschauer Aufstands abkommandiert. Die Insassen kamen zum SS-Regiment Dirlewanger.
**** Rangmäßig zwischen dem SS-Standartenführer bzw. dem Oberst und dem SS-Brigadeführer bzw. den Generalsrängen einzuordnen. Dieser SS-Dienstgrad hatte keine militärische Entsprechung. Hier entsprach dieser Dienstgrad dem eines dienstälteren Oberst, der berechtigt war, die silbergrauen Aufschläge und die Aluminium-Mützen-Paspelierung eines Generals zu tragen, obwohl er aber noch die Schulterstücke eines Obersten aufwies