Schiffe, zumal wenn ihnen durch glückliche Umstände ein langes "Leben" beschert wird, haben mitunter ein interessantes, oft merkwürdiges und mehr oder weniger glückhaftes oder eben unglückliches Dasein. Es gibt "glückliche Schiffe", die zwei Weltkriege heil überstanden und andere, die schon während ihres erstens Gefechts sanken und wieder anderen, die magisch die Geschosse und Bomben ihrer Gegner anzogen, während wenige Meter neben ihnen ein solch "glückliches Schiff" fuhr und schadlos alle Angriffe überstand.
Solche "glücklichen Schiffe" waren natürlich von den Seeleuten begehrt und wurden innig geliebt. Nichtdestotrotz ereilte auch den allermeisten dieser "glücklichen Schiffe" ihr Schicksal. Das eine früher, das andere später.
Eines dieser "glücklichen Schiffe" war der amerikanische Leichter Kreuzer der Brooklyn-Klasse mit dem Namen USS "Phoenix" und der Kennung CL-46.
Die Kiellegung, finanziert aus einem Etat von 1934, erfolgte am 15. April 1935 bei New York Shipbuilding in Camden. Am 12. März 1938 wurde das Schiff vom Stapel gelassen und am 3. Oktober 1938 in Dienst gestellt.
Das Schiff befand sich am 7. Dezember 1941, dem Tag des japanischen Angriffs in Pearl Harbor, blieb aber unbeschädigt. Noch am gleichen Tag wurde es zusammen mit den Kreuzern "St. Louis" und "Detroit" eingesetzt, um nach der japanischen Flotte zu suchen.
Danach nahm es am gesamten weiteren Pazifikkrieg und alle größeren Seeschlachten und einigen Landeoperationen teil. 1944 war es an der Schlacht in der Surigao-Straße beteiligt und war an der Versenkung des japanischen Schlachtschiffes "Fuso" beteiligt.
Am 4. Juni 1944erlitt das Schiff Leichte Beschädigung durch einen Bombenangriff, wobei es einen Toten und vier Verwundete zu beklagen gab und am 3. Juli 1946 wurde es außer Dienst gestellt, um dann am 9. April 1951 gemeinsam mit einem seinem Schwesterschiff, der USS "Boise", für 7,8 Mio. US-Dollar an Argentinien verkauft zu werden.
Die nunmehrige "General Belgrano" (erster Name "17 de Octubre ") wurde in Argentinien mehrmals umgebaut und erhielt unter anderem Sea-Cat-Starter und neue niederländische Radaranlagen. Die Katapultanlage auf dem Achterdeck wurde entfernt und die Bordflugzeuge gegen zwei Bord-Hubschrauber ausgetauscht.
1982, im sogenannten "Falklandkrieg", ereilte nun auch diesem "Glücklichen Schiff", sein Schicksal!In Begleitung zweier Zerstörer patrouillierte die "Belgrano" seit dem 26. April 1982,um die Falklandinseln, um welche die Briten eine 200 Sm Zone errichteten, innerhalb der sie ALLE feindlichen Schiffe oder solche, die sie dafür hielt, zu versenken drohte. Die Argentinier wussten, dass die Briten ihrer Task Force ein Atom U-Boot vor raus geschickt hatten. Deshalb und auch um sich mit neuem Treibstoff zu versorgen, verließen die Argentinier die 200 Sm Zone und betankten sich einige Sm außerhalb.
Am 30. April wurden die Schiffe durch das Atom-U-Boot "Conqueror" (Churchill-Klasse) dabei gesichtet und beobachtet. Um nicht entdeckt zu werden, befand sich das Boot in 50 M Tiefe, genau unter dem Kreuzer. Das Boot hatte 103 Mann Besatzung und war mit 8 MARK Torpedo, Tigerfish Torpedos und RN Sub Harpoon Missile bewaffnet.
Schließlich zogen die Argentinier den Flottenverband aus der Falklandregion ab und beorderten die Schiffe in den Flottenstützpunkt Ushuaia (Südargentinen) zurück. Diese Absetzbewegung wurde von der "Conqueror"" natürlich bemerkt und nach London gemeldet! Dort meinte man dennoch, dass die "Belgrano" für die Landungstruppen und die Task Force eine permanente Bedrohung darstellte und mit "fleet in being" hatten die Briten in zwei Weltkriegen so ihre eigenen Erfahrungen gemacht.
Die damalige Premierministerin Margaret Thatcher, auch als "Eiserne Lady" bekannt, erteilte die Abschusserlaubnis, obwohl sich der Flottenverband auf dem Rückmarsch befand und deutlich weit außerhalb der 200 Sm Zone!
Captain Chris Wreford-Brown,Kommandant der "Conqueror" schoss daraufhin am 2. Mai um 15.57 Uhr drei Torpedos des Typ Mark VIII auf die General Belgrano ab. Man wählte ganz bewußt die Mark Torpedos aus, weil die auch mitgeführten Tigerfish Torpedos, einen schlechten Ruf hatten und als unzuverlässig galten.
Hier unterscheiden sich dann die Berichte. Die einen sprechen davon, der erste Torpedo hätte einen der Zerstörer getroffen, die "Hipólito Bouchard", andere, der dritte wäre es gewesen. Im Grunde aber ist das für die folgenden Ereignisse völlig uninteressant, da der Torpedo, ob nun erster oder dritter, nicht explodierte. Zwei der drei Torpedos jedenfalls trafen die "Belgrano" und versenkten sie. Innerhalb einer Stunde versank das Schiff, das Pearl Harbor überlebt hatte, im Südatlantik in einem der unsinnigsten Kriege, der jemals in der Neuzeit geführt wurde.
Von den über 1.100 Mann an Bord konnten 770 gerettet werden und 321 ertranken. Die hohe Zahl der Toten überrascht doch etwas, befanden sich doch die Rettungsschiffe, die zwei Begleitzerstörer, in unmittelbarer Nähe - sollte man meinen. Denn diese drehten nachdem sie die Torpedoabschüsse geortet hatten, sofort mit hoher Fahrt ab und ließen den Kreuzer allein zurück. Als dieser dann tödlich getroffen wurde, fiel auch seine Funkanlage aus und man konnte kein SOS funken. Um 16.24 Uhr wurde das Schiff aufgegeben, aber erst weit in der Nacht liefen die Rettungsmaßnahmen an."Conqueror" verließ nach erfolgreichem Auftrag den Ort des Dramas.
Als die Geschehnisse um die Versenkung des Kreuzers später von einem Untersuchungsausschuss untersucht werden sollten, war das Logbuch der "Conqueror" verschwunden. Außerdem machte man der Regierung Thatcher auch einen Vorwurf daraus, dass sie ausgerechnet ein atomgetriebenes Kriegsschiff zu so einem riskanten Einsatz befohlen hatte.