Das Jahr 1914 endete mit dem Stellungskrieg in Frankreich und es begann sich abzuzeichnen, dass dieser Zustand des Stillstandes, in dem Fortschritte in Meter, bestenfalls in wenigen Kilometer gemessen und mit Bergen von Toten erkämpft wurden, länger andeuern würde. Ausserdem zeichnete sich im Osten für die jeweiligen Verbündeten eine schwierige militärische Situation ab, die geradezu nach Unterstütung verlangte.
Die Türken kämpften an mehreren Fronten. Im Januar 1915 scheiterte ein Angriff der 3. türkischen Armee im Kaukasus. Alleine dabei verloren sie von den 66.000 zum Angriff angetretenen Soldaten 53.600 und die Russen drangen auf türkisches Gebiet bis an den Wansee vor.
Im Süden rückten die türkischen Truppen, die ebenfalls von deutschen Offizieren beraten und reorganisert wurden, durch den Sinai bis an den Suezkanal vor,
mussten sich aber dann vor den überlegenen alliierten Einheiten wieder zurück ziehen und auch im Südosten, im Zweistromland kämpften sie mit wechselnden Erfolgen gegen die Briten bei Basra.
So gesehen leisteten die Türken seinerzeit durchaus einen für die Mittelmächte wichtigen Beitrag und banden bzw vernichteten nicht unerhebliche feindliche Verbände. Allerdings waren sie gleichzwitig ein "Sorgenkind". Schon lange vor dem Krieg kalt die Türkei als "DER kranke Mann am Bosbosus". Ihre Wirtschaft war marode, ihre Armee war veraltet. Sie bedurften dringend direkter Unterstützung durch die Mittelmächte. DAS aber verhinderten Serbien und Rumänien.
Erst durch eine grössere Balkanoffensive, in derem Zuge die Serbische Armee zerschlagen bzw. evakuiert wurde, kan eine feste Landverbindung zur Türkei zu stande.
Die politische Grundlage für diese Offensive schuf der Geheimvertrag mit Bulgarien, das auf Seiten der Mittelmächte ebenfalls in den Krieg eintrat.
Deutsche Offiziere leiteten zur gleichen Zeit und schon lange davor, eine reorganisation der türkischen Armee ein und traten oft als Berater an die Seite türkischer Offiziere. Deutsche Kriegsschiffe, der Schlachtkreuzer "Goeben" und der kleine Kreuzer "Breslau" durchbrachen die alliierte Blockade und unterstellten sich der türkischen Marine (Sie dienten als Ersatz für die von den Briten bei Kriegsbeginn beschlagnahmten noch im Bau befindlichen türkischen Schiffe), wie diese selbst vom Admiral Souchon befehligt wurde.
Durch die angespannte Lage an den Fronten wurden die Dardarnellen nur von zwei türkischen Divisionen verteidigt, sowie ettlichen Befestigungsanlagen in unterschiedlichen Zuständen und Artilleriestellungen, die dem deutschen Admiral von Usedom unterstanden. Ausserdem gab es noch ettliche Minensperren, die den Alliierten noch einige Verluste beschehren sollten.
Insgesamt waren die Verteidigungsanlagen doch recht beachtlich, wenn auch ihr Zustand und ihre unterschiedliche Bewaffnung von Fall zu Fall unteschiedlich stark und nützlich war. 33. Geschützbatterien mit 162 Kanonen zwischen 57 mm und 355 mm in Feldstellungen und verbunkert sowie 7 Batterien in Feldstellungen mit 46 Haubitzen zwischen 120 mm und 150 mm, also Steilfeuergechützen, die für Kriegsschiffe und deren schwächer gepanzerten Decks, sehr gefährlich waren.
Als besonders wirkungsvoll erwiesen sich die 17 Minenfelder mit 394 bis später 546 Minen.
Dem gegenüber standen die 90 Schiffe der vereingigten Flotte mit 310.000 t und 814 Geschützer jeden Kalibers.
Am 25. Februar und später am 18. März 1915 versuchte ein englisch/französischen Geschwader den Durchbruch mit der Massgabe, Konstantinopel zu erreichen und zu beschiessen. Insgeheim hoffte man den Kriegspartner Türkei zum Abfall zu bewegen und somit die Durchfahrt frei zu bekommen um die gebeutelten Russen direkt auf dem kürzesten Weg helfen zu können. Beide Angriffe scheiterten, nicht zuletzt wegen der Minenfelder. Admiral de Robeck weigerte sich nach den Verlust von drei Schiffe, weiter zu fahren. Eine Ironie der Militärgeschichte wollte es, dass die Alliierten genau in dem Moment ihren Angriff abbrachen, als den Türken die Munition ausging!
Der Vorstoß vom 18. März bestand aus einer gemischten Flotte, die aus einem britischen Schlachtschiff, einem Schlachtkreuzer, sowie 12 britischen und 4 französischen Linienschiffen bestand. Er fand unter dem Kommando von Konteradmiral John Michael de Robeck statt, nachdem Admiral John Arbuthnot Fisher "aus gesundheitlichen Gründen" das Kommando niedergelegt hatte. Dabei wurden zwei (2) türkische Artilleriegeschütze zerstört. Auf ihrem Rückweg wurden jedoch zahlreiche Schiffe durch ein Minenfeld, vom türkischen Minenleger "Nusret" ausgelegte, versenkt oder beschädigt. Die HMS "Irresistible", HMS "Ocean", sowie die französische "Bouvet" sanken. Der Schlachtkreuzer HMS "Inflexible" und die französischen Linienschiffe "Le Suffren" und "Gaulois" wurden stark beschädigt.
Nachdem nun dieser Plan buchstäblich ins "Wasser gefallen" war, musste ein neuer Plan her. Übrigens war es kein Geringerer als Churchill, Erste Lord der Admiralität, Winston Churchill, der diesen Plan mit ausbrütete und der britische Kriegsminister Lord Kitschener, der ihm zustimmte. Allerdings litt dieser Plan, ebenso wie schon jener, nur mit Kriegsschiffen durch die Daedanellen und dem Marmarameer Konstatinopel anzugreifen, daran, dass er von allen Beteiligten, ausser Churchill, als zweitrangiges Unternehmen von untergeordneter Bedeutung eingestuft wurde.
Die Marine stellte für dieses Unternehmen vornehmlich Kriegsschiffe der Vordreadnought Zeit bereit und aus jener Zeit stammten wohl auch die führenden Offiziere. Chef des Ganzen wurde General Sir Ian Hamilton. Dieser reiste nach seiner Ernennung nach Ägypten. Er reiste! Alleine ohne Stab, ohne Kartenmaterial und vor allem ohne Kenntnisse von den NACH 1906 errichteten türkischen Küstenbefestigungen in der von ihm zu erobernden Region.
Besonders aber tat sich Generalleutnant Stopfort durch absolute Unfähigkeit hervor. Er und Generalleutnant Ewart sollten die Landungen an der Küste leiten.
Die weiteren Kampfhandlungen kann man bei Wiki nachlesen....
Natürlich waren die Türken durch die Durchbruchsversuche rechtzeitig gewarnt worden und hatten Verstärkung herbeigeschafft. Die türkische 5. Armee unter dem beratenden Befehl von General Liman von Sanders, geführt von Mustafa Kemal, dem späteren Begründer der modernen Türkei (Atatürk), verfügte dort über 15, die Allierten nur über 12 Divisionen.
Um es kurz zu machen: nach nur 4 Tagen erstarrte die Front auch dort in einem Stellungskrieg.
Schon bei der Landung kamen die Truppen von Ewart vom Kurs ab und gingen an der falschen Stelle an Land, wo sie wenig später auch promt in das Feuer ihrer eigenen Schiffsgeschütze gerieten. Tja, Soldatenschicksal. Pech gehabt, dumm gelaufen, zur falschen Zeit am falschen Platz.....!
Was sich aber im Landungsabschnitt vom Generalleutnant Stopfort abspielte, spottet jeder Beschreibung und könnte als Posse der Militärgeschichte gelten, hätte sie nicht so viel Blut gekostet.
Merkwürdigerweise hält sich der Feldmarschall Montgomery Viscount Montgomery of Alamein in seinem Universalbuch über die "Kriegsgeschichte" in Bezug auf Gallipoli doch recht bedeckt und äussert sich nur sehr knapp über die Ereignisse dort und insbesondere über Generalleutnant Stopfort. Ich zitiere mal: "Stopfort wurde abgelöst, und ich erinnere mich, ihn Ende des Monats in Zivil in London gesehen zu haben. Das liess mich ahnen, was bei Gallipoli geschehen war."
Was war bei Generalleutnant Stopfort und in seinem Landeabschnitt denn damals passiert?
Staffort war in seinem früheren Leben Kommandant des Londoner Towers und schon 1909 pensioniert worden. In Ermangelung eines anderen, wurde der 61 jährige wieder reaktiviert und, obwohl er keinerlei Kriegserfahrung besass, sofort mit solch einem Kommando über das IX. Korps betraut. Die einzigsten "Kampfhandlungen" an die er teilgenommen hatte, waren die im Burenkrieg als Privatsekretär Bullers. Vom Museeumswächter zum Kampfkommandanten!
Anders als Ewarts Leute konnten seine 20.000(22.000) Mann fast ungehindert an der richtigen Stelle, nämlich der Suwla (Suvla) Bucht, anlanden. Alleine! Ihr Oberbefehlshaber zog es vor an Bord eines Kriegsschiffes zu bleiben. Aber immerhin begrlückwünschte er seine tapferen soldaten zur gelungenen Landung und gab ihnen "frei bis zum Wecken!"
Er selbst legte sich zum Mittagsschlaf, seine ihn umgebenden Offiziere, meist auch ältere kränkelnde Herren ebenfalls und seine Männer nahmen ein erfrischendes Bad im Meer. Pfadfinderromantik pur! Der deutsche Major Willmer der das Geschehen am 6.8.1915 aus sicherer Entfernung beobachtete, schilderte den Anblick: "Es sah aus wie ein aufgescheuchter Ameisenhaufen!"
Irgendwann ahnte dann auch Hamilton, dass in der Suwla, irgendetwas nicht stimmen konnte! Während bei Ewart heftig gekämpft wurde, war es bei Generalleutnant Stopfort auffällig ruhig! Er schickete zwei Oberste los. Nach Stunden kamen sie in die Urlaubsidylle, ohne dass sie Stopfort davon überzeugen konnten, die nahezu unbesetzten Höhen vor seinem Landungsstreifen zu besetzen. Besetzen hätte genügt, er hätte sie kaum erobern brauchen, denn 1.500 türkische Milizionäre unter dem Befehl von Major Wilmer, manche behaupten, sogar ohne MG's, standen den rund 20.000 Briten gegenüber.
Die zu erobernde Hügelkette war keine vier Kilometer vom Strand entfernt und Voraussetzung für erfolgreiche weitere Operationen.
Selbst als Hamilton, wieder weitere Stunden später höchstselbst vor Ort erschien, gab es für Stopford nur milde tadelnde Worte. Inzwischen rückten die Türken an und begannen die Hügel zu besetzen und zu befestigen. Stopfort, inzwischen durch die penetrante Belästigung, erst durch die beiden Obersten, dann durch Hamilton selbst, genervt, fragte seine Divisionskommandeure, wer denn nun Willens und in der Lage sein, die Hügel anzugreifen. Wen wundert's bei solch einem Chef: NIEMAND!
Der "Grund" der Absage war: man hatte keine schwere Artillerie vor Ort. Schwere Artillerie gegen Null Befestigung und Milizsoldaten! Im Übrigen schmerzte Stopfort sein Bein. Als man sich dann Tage später doch noch zum Angriff entschloss, räumte man zuerst mal den einzigen besetzten Hügel, den die Briten OHNE Befehl besetzt hatten, den Scimitar Hügel, um sich zu sammeln. Das nutzten die Türken natürlich um auch diesen (alle anderen Höhen hatten die Türken schon) selbst zu besetzen. Alleine der nun erfolgende britische Angriff auf den Hügel Ismail Oglu Tepe kostete den Briten 8.000 Tote und Verwundete.
Immerhin zog man, für viele andere britische Soldaten und Soldaten der ANZAC lebensrettenden Konsequenzen und entliess Stopford, so dass Montgomery in:
"Ende des Monats in Zivil in London.." gesehen hat.
Am 14. Oktober ereilte aber auch General Hamilton aufgrund der Fehlschläge sein Schicksal und er wurde durch Generalleutnant Sir Charles Monro ersetzt.
Aber Stopford hatte seinertzeit das Unternehmen so gründlich vermasselt, dass es auch unter grösster Kraftanstrengung nicht mehr zu retten war!
Am 19. November beschloss Lord Kitchener nach einem Überblick über die Lage die Evakuierung der nunmehr 14 Divisionen und wie schon die Überschrift besagt, war das der erfolgreichere Teil des Unternehmens. Allerdings blieb eine Nachhut von 1.000 Australiern zurück. Vielleicht kamen sie auch nur zu spät....
Schlechtes Wetter verdeckte den Abzug vor den Türken ganze zwei Tage lang und am 9. Januar 1916 verliess der letzte alliierte Soldat türkischen Boden. Seine schweres Gerät und viel andere Ausrüstung blieb aber teilweise zurück.
Die Meinung eine britischen Stabsoffiziers VOR der Landung bei Gallipoli über die Türken, die wohl die Meinung vieler Briten wiederspiegelte, mag mit ein Grund für die britische Niederlage gewesen sein:" Der türkische Gegener ist niemals ein so guter Kämpfer wie der weisse Mann gewesen." Churchills Karriere erhielt nach diesem Debakel einen deutlichen Knick, obwohl er sich entschieden gegen die Wahl der Offiziere gewehrt hatte und der Art und Weise wie dieses, "sein" Unternehmen in die Tat umgesetzt wurde. Schlussendlich diente dieses Unternehmen den Planern des "D-Day" im 2. Weltkrieg als Anschauungsmaterial, wie man eine Landung NICHT durchführen sollte.
Angesichts eines Nebenkriegsschauplatzes und einer Fussnote der Geschichte, waren die Verluste auf beiden Seiten doch recht beträchtlich: 141.000 Mann auf alliierter Seite, wovon 97.000 Gefallen sind und auf türkischer Seite 251.000 Mann mit 165.000 Gefallenen. In Australien und Neuseeland ist der 25. April als ANZAC Day noch heute Staatsfeiertag!