Im Jahre 1872 wurde dem Mitbegründer der Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) und Reichstagsabgeordneten, der Prozess wegen Hochverrats gemacht. Besonders seine Verweigerung der Kriegskrediete im deutsch französischen Krieg und die Geisselung dieses Krieges in seiner zweiten Phase als Eroberungskrieg, sowie de Ablehnung von territorialen Forderungen an Frankreich habe den Unmut der Herrschenden erregt, obwohl er in vielem völlig konform mit der Meinung Bismarcks war. Aber wenn zwei das gleiche denken...... Dieser Prozess war ein "Schuss ins eigene Knie". Er fand öffentlich statt und wurde zum Medienereigniss. Wer bisher nichts vom Sozialismus wusste, bekam es haarklein erklärt. August Bebel und Wilhelm Liebknecht wurden zumindest reichsbekannt und zu Märtyrern der jungen Sozialdemokratien. Die Verurteilung erfolgte mit der Begründung, dass ihnen zwar kein Hochverrat nachzuweisen sei, aber doch der Verdacht von Vorbereitungshandlungen im weitesten Sinn. Der vorsitzende Richter hiess pikanterweise von Mücke und musste sich belehren lassen, dass Bebel unmöglich irgendwelchen Anteil am Manifest haben konnte, da er beim Erscheinungstermin gerade 8 Jahre alt war. Jedenfalls wurden zwei Jahre Festungshaft verhängt, zu denen später noch 9 Monate wegen Majestätsbeleidigung kamen. Frau Bebel brach in Tränen aus und wurde vom anwesenden Hausarzt der Famile mit den Worten:"Seien sie froh, Ihr Mann braucht ohnehin dringend Ruhe!", getröstet. Tatsächlich stellte der Gefängnisarzt dann bei Bebel ein schweres Lungenleiden fest, das ihn wohl früher oder später umgebracht hätte. Zu Haftantritt führ er nicht etwa mit der "Grünen Minna" und in Ketten ein, sondern bequem mit einem normalen Zug, begleitet von hunderten Sympathisanten am Bahnhof verabschiedet nach Hubertusburg. Am Zielbahnhof salutierten ihm sämtliche Zugschaffner. Ein weiterer Begleiter war ein Kanarienhahn, den ihm ein Freund als Zellengenossen geschenkt hatte, sowie diverse Bücher und andere persönliche Utensilien. Die gute Luft und die Ruhe auf Hubertusburg förderten seine Gesundheit. Nebenbei konnten er und Liebknecht ein kleines Beet anlegen und sich gärtnerisch betätgen. Die meiste Zeit aber nutzte er zum Studium und las Marx und Engels.... Alle vier Wochen durfte die Familie ihn besuchen und zwar auf der Zelle, von 9.30 Uhr bis 19.00 Uhr. Aus dem Buch geht nicht genau hervor, ob nur einen oder gar drei Tage in Folge. Heutzutage kann man oft froh sein, seine Angehörigen wenigstens eine Stunde hinter Gittern oder Fenstern zu sehen. Als Bebel die Festung verliess, bescheinigte ihm der Anstaltsleiter, dass er ein angenehmer und interessanter Häftling gewesen war. Darüber hinaus entschuldigte er sich, dass er jeden Monat 5 Taler Miete verlangen musste, aber;"...bei Vater Staat sei eben nichts umsonst!" Irgendwie habe ich mir das mit der Festungshaft doch schon anders vorgestellt. Aber auch Hitler schien unter seiner Festungshaft wenig gelitten zu haben, eher profitiert!