Einer der preussischen Friedrichs soll auf die Frage, wohin er gehen würde, wenn die Welt unterginge, geantwortet haben: Nach Mecklenburg! Dort passiert alles 100 Jahre später. Nun, das mag für seine Zeit zutreffend gewesen sein. In der Zeit von 1933 bis 1945 passierte dort alles Zeitgleich, wie im ganzen Reich, wenn es um die Judenfrage ging, auch wenn Mecklenburg nur die vorletzte Stelle in der Anzahl jüdischer Mitbürger einnahm. Im Jahre 1935 hatten sich einige mecklenburgische Pastoren von der Kanzel herab für ihre durch die Nazis und ihre Erlasse und Gesetze und deren Erfüllungsgehilfen arg bedrängten jüdischen Mitbürger eingesetzt. Ein ungeheuerlicher Vorgang, der sofort entsprechende Gegenreaktionen der Nazis hervorrief. Allerdings beschränkte man sich dabei "nur" auf Propaganda-/Hetzartikel im "Niederdeutschen Beobachter". Drei Jahre Später, zur Reichspogromnacht (Reichskristallnacht), entschloss man sich von Seiten der evangelischen Kirchenleitung einer eventuellen neuerlich Konfrontation vorzubeugen, zumal es schon eine Reihe Anfragen gab, wie man sich als Christ zu den Vorgängen verhalten sollte. Oberkirchenrat Schulz verfasste daraufhin seinen Artikel, der am 16. Nov. 1938 im kirchlichen Amtsblatt erschien:"Einem Mahnwort zur Judenfrage". Darin wurden ALLE Geistlichen aufgefordert: "...ihre Verkündigung in Predigt und Seelsorge so auszurichten, dass die deutsche Seele keinen Schaden leidet und den deutsche Menschen dazu verholfen wird, dass sie ohne falsche Gewissensbeschwernis getrost alles daran setzen, eine Wiederholung der Zerstörung des Reiches durch den jüdischen Ungeist von innen [...] unmöglich zu machen." Im weiteren dankte Schulz dem Führer Adolf Hitler, für seine Entschlossenheit gegenüber den Juden. Weiter hiess es in dem "Mahnwort": "Dem Führer gilt daher unsere Liebe [...] und Treue auch in dem dem deutschen Volke aufgetragenen Kampf gegen die Juden."
Sieben weitere Jahre später schrieben Vertreter dieser Kirche im Oktober 1945 in der Stuttgarter Erklärung: "...durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden.....wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennnder geliebt haben...". Von den Juden, dem Holocaust und der Mitschuld war da nicht die Rede.... Griffen sie doch dem Voraus, was F.J. Strauss einige Jahre später sagte:"Ein Volk, dass diese wirtschaftlichen Leistungen erbracht hat, hat ein Recht darauf, von Auschwitz nichts mehr hören zu wollen." Ein doch recht merkwürdiges Argument, wie ich finde. Was diesen Strauss anbelangt eher eine Konsequenz von diesem Adernauer und beide sind ja Heroen dieser Republik. Könnte man nicht auch sagen: "Ein Volk, dass den Griff zu den Sternen wagte (unabhänging von den wahren Intesionen), hat ein Recht darauf, von Peenemünde und Dora nichts mehr hören zu wollen?"
Verdrängung und Vernichtung der Juden unter dem Nationalsozialismus A. Herzog, I. Lorenz 1992