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Waldi44 Offline




Beiträge: 563

21.05.2020 09:05
Das "Maultier" Antworten

Das "Maultier"!
In Anlehnung ihrer Erfolge im Westen, plante die Wehrmacht ein ähnliches Vorgehen im Feldzug gegen die Sowjetunion. Schnelle Panzerverbände durchbrechen in begleitung motorisierter Infanterie und Artillerie die gegnerischen Verteidigungslinien und dringen tief ins gegnerische Hinterland ein um die Fronttruppen vom Nachschub abzuschneiden, ihnen die Rückzugswege zu verlegen und den eigenen Truppen den Vormarsch zu erleichtern - am Ende stand dann die Einkesselung und Vernichtung der gegnerischen Fronttruppen.
Soweit der Plan!
Im Westen klappte das ganz gut. Die Verkehrswege waren ausgebaut und zahlreiche Straßen und Bahnen blieben auch weitestgehend benutzbar oder konnten schnell wieder benutzbar gemacht werden und auch die zurückzulegenden Entfernungen waren überschaubar und im Gegensatz zu dem was einem im Osten erwartete, geradezu lächerlich!
Viele Menschen denken im Rückblick auf die Wehrmacht an die vollmotorisierten Einheiten, die Blitzartig die Fronten durchbrechen um dann weit im Hinterland des Gegners zu operieren. Eine ganz bestimmte Art der Geschichtsschreibung bedient dieses Narretiv weit ab von der Realität.
Die Reichswehr hatte 1933 rund 42.000 Pferde. Die Wehrmacht der Vorkriegszeit 170.000 Tiere und zu Beginn des Überfalls auf Polen lag der Pferdebestand der Wehrmacht bei 573.000 Hauspferden. "Hauspferde", weil es sich um viele unausgebildete eben frisch "eingezogene" Tiere handelte. Zwei Jahre später nahmen am Krieg gegen die Sowjetunion 750.000 Pferde teil. Insgesamt wurden auf deutscher Seite im Zweiten Weltkrieg 2.800.000 Pferde eingesetzt.
Im 1. Weltkrieg entfielen von den rund 20 Millionen eingesetzten Pferden aller Kriegsparteien nur 1,5 Millionen auf das deutsche Heer.*
Aber zurück zum Thema: Schon wenige Wochen nach Kriegsbeginn stieß die Wehrmacht auf einen Gegner, den ihre Führung, einschließlich ihres "Führers", heute würde man sagen; nicht auf dem Radar hatten, das russische Klima!
Zuerst kam die "Rasputiza" mit noch nie gesehenen Massen von abrundtiefen oder bodenlosen Schlammwüsten. Nannte ,man die russischen Straßen ohnehin meist nur "Rollbahnen", verschwanden diese unter Schlamm und es hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes "ausgerollt"!
Der Plan, die Infanterie per Fahrzeuge schnell den Panzertruppen folgen zu lassen und auch den Nachschub per LKWs zu gewähleisten, fiel buchstäblich ins Wasser, sprich Schlamm. Das Bahnnetz konnte diese Aufgabe nur bedingt übernehmen, da das Schienennetz nicht besonders dicht war und oft in die falsche Richtung verlief - vom Umspuren ganz zu schweigen.
Räder bzw Räderfahrzeuge kamen schnell an ihre Grenzen. Einzig was Ketten hatte, kam noch vorwärtz oder eben vier Beine!
Hier nun tat sich die Instandsetzungstruppe der Waffen SS hervor und ein bislang unbekannter Ingenieur oder technisch bewanderter SS Mann konstruierte aus dem Fahrgestell (Carden-Lloyd-Kettenlaufwerk) eines beute (eines nach dem Lend-Lease Abkommens an die Rote Armee gelieferten) "British Universal Carrier" und einem Serien 3t Ford, den Gleisketten LKW "Maultier".
Das Kettenlaufwerk erwieß sich zwar als brauchbar aber auch sehr störanfällig. Aufgrund seines hohen Gewichtes im Vergleich zu Reifen, sank auch die Nutzlast der umgerüsteten Fahrzeuge von 3 auf 2 Tonnen. Offiziell hieß das neue Fahrzeug Sd.Kfz.3). Ab 1942 wurde aus diesem Improvisorium beim Lkw-Hersteller Klöckner-Deutz das „Maultier“ konstruiert und ging in Serie. Daneben wurde es auch noch von Ford und Opel gebaut. Rund 1.000 Stück stammten aus einem französischem Fordwerk bei Asnieres.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass das störanfälligste Fahrzeug am häufigsten gebaut wurde, nämlich das von Ford, dass seinen eigenen Motor eingebaut bekam, den V 3000 S, der eigentlich wegen seiner hohen Drehzahl (3.500 pro Minute) eher für PKWs als denn für schwere LKWs geeignet war.
"Schnell" war für die Maultiere" sowieso eher ein Fremdbegriff. Wie ihre vierbeinigen Namensgeber hatten sie es nicht mit den höheren Geschwindigkeiten. Die Fahrzeuge von Opel und Deutz fuhren auf der Straße - so vorhanden, 38 km/h, die von Ford 50 km/h - dafür blieben letztere wegen Getriebeschäden öfter liegen.
Die Wehrmacht selber aber trat hier als "Bremser" auf und wies die Fahrer an, die Fahrzeuge zu schonen und möglichst nicht mehr als 20 Km/h zu fahren. Meist war man froh, wenn man wenigstens diese Geschwindigkeit erreichte - "im Rausch der Geschwindigkeit" sah eigentlich schon damals anders aus.
Erwähnt sollte auch werden, dass es zeitgleich eine anderes Fahrzeug gab, dass speziell für die unwegsamkeit des Ostens konstruiert wurde, den Raupenschlepper Ost. Er unterscheidet sich aber schon rein optisch vom Maultier und fand auch als "Sturmgeschütz" oder anderweitiger Waffenträger verwendung.
Gebaut wurde dieses Fahrzeug bei Klöckner-Deutz, Gräf & Stift und Auto Union.
Ab 1942 wurde an einem 4,5 t Maultier gearbeitet, da man eine neue Zugmaschine für die 8,8 brauchte, die immer öfter im Erdkampf zum Einsatz kam. Hier sollte das Fahrwerk des Pz.II verwendung finden aber insgesamt wurden nur wenige hundert Stück davon gebaut, die sich aber gut bewährt hatten.
1943 wurden rund 13.000 "Maultiere" gebaut. Durch diverse Lieferengpässe und Bombardierungen sankt die Stückzahl 1944 auf 7.310 Fahrzeuge. Insgesamt kamen von Ford rund 14.000 Fahrzeuge, von Opel gut 4.000 und Deutz um die 1.700.
Gedacht war das "Maultier" als Transportfahrzeug aber eingesetzt wurde es mannigfaltig als Zugmaschine für diverse Geschütze und Waffenträger. Ausgestattet mit 15 (15 cm Panzerwerfer 42) und 8 cm Raketenwerfen (Himmler Orgel), diversen Flak, wurde auch das "Maultier" zu einem Waffenträger.
Zum SdKfz.4/1 . Hierbei handelte es sich um das schon oben erwähnte "Maultier" mit dem 15 cm Panzerwerfer 43 (Sf) auf einem 3 Tonner. Dieses Fahrzeug verfügte über einen 360 Grand schwenkbaren Zehnfachwerfer mit 15 cm Wurfgeschossen. SF steht für Selbstfahrlafette obwol seine ursprüngliche Bezeichnung Panzerwerfer lautete.
Eine Batterie bestand aus 8 Werferfahrzeugen mit je einem "Maultier" oder zB einem zum Munitransporter umgebauten 3 t Zgkw (sd.Kfz 11/5) als Munitionstransporter. Interessant; das Munitionsfahrzeug (so es ein "Maultier" war) konnte schnell durch Aufsetzen eines Werfers, selbst zum Werferfahrzeug werden.
Die Besatzung bestand aus nur 3 Mann incl. Fahrer und führte 20 Wurfkörper mit. In der Literatur wird mitunter auch von 4 Mann und einem Mg gesprochen, andernorts wieder nicht. Die Front- und Seitenpanzerung betrug 8 mm, die des Turmes (also oberen Teil des Fahrerhauses) 10 mm. Gebaut wurden von diesem Fahrzeug so um die 300 Stück. Die starke Feuerkraft wurde nur durch die Zielungenauigkeit beeinträchtig, die durch Feuerzusammenfasssung kompensiert werden sollte.
* ALLE Zahlenangaben ohne Gewähr!

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