Vor geraumer Zeit hatte ich mal eine Diskussion über gute und böse Kollonialherren. Natürlich waren die deutschen Kollonialherren die besseren, schon allein, weil die deutschen Kolonien nicht durch Eroberungen, sondern durch Verträge und Käufe erworben wurden.Hierbei ging es vor allem um die Karolinen, die nach dem verlorenen Spanisch Amerikanischen Krieg am 30. Juni 1899 vom Deutschen Reich für 17 Millionen Reichsmark von Spanien gekauft wurden. Soweit so gut, allerdings hatte das ganze ein Vorgeschichte, die bis in das Jahr 1885 zurückreichte und zu diplomatischen Verwicklungen mit Spanien führte und mit dem Schiedsspruch von Papst Leo XIII beigelegt wurden.
Dazu muss man wissen, wie damals Kolonien erworben wurden. Es gab noch einige Gebiete auf der Erde, die noch nicht in festen kolonialen Händen waren und diese erweckten nun natürlich das Begehren des nach kolonialen Besitz strebenden Deutschlands. Vornehmlich England aber auch andere Kolonialmächte versuchten ihrerseits den Deutschen zuvor zu kommen und ihnen die letzten noch nicht verteilen Zipfel der Welt vor der Nase wegzuschnappen.
Für gewöhnlich schlossen bereits ansässige Bürger der betreffenden Staaten, zumeist Kaufleute, so eine Art Vorvertrag mit den ortsansässigen Häuptlingen, die dann durch einen Gouvaneur bestätigt wurden. Der Gouvaneur befand sich an Bord eines Kriegsschiffes, welches von Insel zu Insel fuhr und überall eine Flaggenhissung vornahm und/oder Markierungen setzten. Es war also eine Art Wettrennen!
Im August des Jahres 1885 erhielt das Kanonenboot "Iltis" unter Kptlt Hofmeier den Befehl schnellst möglich nach Yap zu fahren. Yap oder auch Jap ist die Hauptinsel der Yap-Inseln, einer kleinen Inselgruppe im Westpazifik zugehörig zu Mikronesien*. Diese ist ca. 1300 km von Neuguinea und 870 km von Guam entfernt und 18 km lang sowie an ihrer breitesten Stelle 3 km breit.
Warum diese Eile? Nun, der Reichsmarineleutung lagen Berichte vor, nach denen bereits zwei spanische Schiffe vor Yap lagen bzw dorthin unterwegs waren und eine Landnahme durch die Spanier wahrscheinlich erschien. Am 25. August gegen Abend traf SMS "Iltis" im Hafen von Yap ein. Doch schon zwei Tage vorher, also am 22. hatten die Spanier dort Anker geworfen und ihren neuen Gouverneur an Land gebracht.
Wie man es aber von manchen Beamten, vornehmlich südländischen so kennt, hatte es der Herr nicht so eilig mit der Machtübernahme bzw. seinem Amtsantritt. Sicher wußte er auch nichts von der Anwesenheit und der Absicht der Deutschen. Er hißte keine Flagge und/oder setzte keine Hoheitspfähle.
Ok, der Wahrheit zuliebe sei gesagt, daß noch einige Utensilien fehlten, so der Altar auf den die Spanier nicht verzichten wollten und der noch nicht von den Philippinen eingetroffen war.
Tja, nun kann man bei den folgenden Ereignissen von Teutonischer Hinterlist oder Tatkräftigkeit sprechen. Kurz nachdem man auf "Iltis" einen spanischen Seeoffizier zu einem Komplimentierbesuch empfangen hatte, ging ein deutsches Landungskorps an Land und hißte neben dem Hauptkontor der deutschen Plantagengesellschaft die Reichskriegsflagge und Kptlt. Hofmeier verlas die Proklamation der Besitzergreifung. Danach standen alle Inseln zwischen dem Äquator und 11' nördlicher Breite und zwischen 133' und 164' östlicher Länge der deutschen Oberhoheit.
Die Spanier bekamen von dem nichts mit. Erst etwa eine Stunde später hieß sie der LtzS Bierbrauer im Auftrag Hofmeiers im deutschen Hafen von Yap willkommen. Natürlich fiel der spanische Gouvaneur von Yap aus allen Wolken und wollte mit den zwei spanischen Schiffen sofort militärisch gegen die Deutschen vorgehen. Die spanischen Kapitäne hatten aber für einen solchen Fall andere Befehle und man verließ tief gedemütigt Yap um nach Manila zurück zu dampfen.
Somit verlagerte sich der Konflikt auf die diplomatische Ebene und die spanische Regierung schickte eine schafe Protestnote nach Berlin. In Madrid ging sogar die Bevölkerung auf die Strassem und protestierte recht handgreiflich von der deutschen Botschaft und Berlin reagierte.
Zuerst wollte Bismarck einen Beweis von den Spaniern, dass der von ihnen historisch begründete Anspruch auch tatsächlich bestand. Im Jahre 1527 wurde die Inselgruppe von dem Portugiesen Diogo da Rocha entdeckt, der sie Sequeirainseln nannte. 1696 wurden sie von Spanien in Besitz genommen und auf Karolinen umbenannt. Von 1731 bis 1875 kümmerte Spanien sich nicht mehr um die Inseln. Nach rund 140 Jahren erhob Spanien wieder Anspruch auf diese Inseln.
Nun gut, man gab nach und so wurden SMS "Iltis" und "Nautilus" angewiesen alle deutschen Hoheitszeichen auf Yap und weiteren Inseln wieder zu entfernen.
Als Schiedsrichter in diesem Streitfall trat nun Papst Leo XIII auf den Plan und sprach die gesamten Karolinen am 22. Oktober 1885 Spanien zu.
Vierzehn Jahre später, die Spanier hatten gerade den Krieg gegen die USA verloren (dazu Kuba, die Philippinen, Puerto Rico), wurden am 30. Juni 1899 die Karolinen für 17 Millionen Reichsmark an das Deutsche Reich verkauft. Der Besitzwechsel fand am 12. Oktober auf Ponape (Pohnan) durch niederholen der spanischen und hissung der deutschen Flagge statt. Anwesend war auch ein Landungstrupp vom Kanonenboot SMS "Jaguar" - ein Schwesterschiff der "Iltis". Die Eingeborenen hingegen "hielten sich fern.", wie in einem zeitgenössischen Bericht am Rande vermerkt wurde.
Bis 1899 unerstand das ganze pazifische Schutzgebiet der "Neu Guinea Compagnie". Diese hatte, unter der Oberberhoheit des Kaisers, landeshoheitliche Befugnisse.
Erst 1899 mit der Inbesitznahme der Karolinen ging das ganze pazifische Gebiet unter der Bezeichnung "Deutsche Schutzgebiete in der Südsee" unter der Führung eines Gouverneurs, in die Landeshoheit des Reiches über. Amtssitz war der Ort Herbertshöhe** auf Neu- Pommern, dem heutigen Rabaul.
In den Jahren 1910 und 1911 kam es auf Ponape zum Aufstand der Sokehs gegen die deutsche Kolonialherrschaft der von dem deutschen Ostasiengeschwader mit den Schiffen SMS "Emden", SMS "Nürnberg" und dam aus Neuguinea kommenden Kanonenboot SMS "Cormoran", sowie einheimischen Polizeisoldaten niedergeschlagen wurde.
Am 12. August 1914 wurde die Funkstation auf Yap durch englische Kriegsschiffe zerstört. Danach wurden die Inseln ohne Widerstand von Japan besetzt und 1920 kamen sie als Völkerbundmandat an Japan.
"Karolinen, Palau und Marianeninseln (heute: Mikronesien), deutsche Kolonie von 1899 bis 1918/19
•Fläche: 2.376 qkm
•Einnahmen aus der Kolonie (1911): 0,510 Millionen Mark (inklusive Marshall-Inseln)
•Ausgaben für die Kolonie (1911): 0,700 Millionen Mark (inklusive Marshall-Inseln)
•Handelsausfuhr insgesamt: 1,882 Millionen Mark (Produkte und Handel mit Deutschland)
•Handelseinfuhr insgesamt: 1,372 Millionen Mark (Produkte und Handel mit Deutschland) "
*"Mikronesien ist ein Sammelbegriff für ein „Inselmeer“ von über 2000 tropischen Inseln und Atollen, die auf über 7 Millionen km² des westlichen Pazifischen
Ozeans verstreut sind. Geographisch liegen fast alle Inseln nördlich des Äquators. Die Distanz von einem Ende Mikronesiens zum anderen beträgt fast 4000
Kilometer. Mikronesien besteht nicht nur aus einem Land, sondern aus mehreren unabhängigen Ländern, die einst Teil des Treuhandgebiets Pazifische Inseln waren.
Die neun Inselgruppen Mikronesiens sind Guam (die einzige südliche Marianen-Insel), die Republik Palau (Belau), die nördlichen Marianen, die Marshallinseln und
Kiribati; außerdem die vier (zusammen mit Palau als Karolinen bezeichneten) Inselgruppen Yap, Chuuk, Pohnpei und Kosrae, die zusammen die Föderierten Staaten
von Mikronesien bilden. Jede dieser Inselgruppen hat ihre eigenständige Kultur, Sprache und Geschichte."
** Herbertshöhe an der Blanchebai auf Neupommern, wurde 1890 gegründet, Dampferstation, Postagentur, Pflanzung der Neuguinea Kompanie (Kokospalmen, Baumwolle,…
Quellennachweis: Kolonialpolitik und Marine, Walter Nuhn, Bernard & Graefe Verlag