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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 977 mal aufgerufen
 Allgemeines zu den Kriegsereignissen
Waldi44 Offline




Beiträge: 563

30.07.2011 11:57
RE: Eine Tragödie oder ein Kriegsverbrechen? Antworten

Eigentlich wollte ich einen kurzen Beitrag über L19 (Luftschiff) und seinem tragischen Ende schreiben. Dann aber fand ich einen ausgezeichneten Beitrag darüber und ich befand, da ich es kaum hätte besser machen können (eigentlich garnicht ), diesen Link zu posten Tragödie von L19 und einen "Guttenberg" wollte ich auch nicht abliefern !

Das Geschehen ist tatsächlich grenzwertig wie ich meine. Der Kapitän des Fischdampfers “King Stephen” aus Grimsby, William Martin, handelte entgegen dem allgemeinen Seemannsbrauch, Schiffsbrüchige egal welcher Nationalität aus Seenot zu retten und verstiess auch gleichzeitig gegen diverse Bestimmungen und Konventionen. ABER, er als Kapitän hatte in erster Linie Verantwortung für sein Schiff und seine 9 Mann starke Besatzung.
Auf L19 befanden sich immerhin 15 Überlebende eines Kriegsfahrzeuges, die mit Sicherheit Waffen trugen. Die Besatzung eines solchen Zeppelins konnte über 30 Mann stark sein. Die Bilder geben die Unübersichtlichkeit der Situation deutlich wider. Martin konnte weder erkennen, wieviele Überlebende sich noch auf der Hülle des Zeppelins befanden, noch ob sie sichtbar Waffen trugen. Rechtlich gesehen beging William Martin eine Straftat aber gab es keinerlei mildernde Umstände?
Ganz klar ist mir auch nicht, ob es nicht andere Möglichkeiten gab, den Schiffbrüchigen zu helfen. Immerhin trieb das Wrack fast zwei Tage in der Nordsee...



Hier die englische Version.



HMT King Stephen

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

03.09.2012 16:42
#2 RE: Eine Tragödie oder ein Kriegsverbrechen? Antworten

Wer nun denkt, dass es sich hierbei um den einzigen bedauerlichen Zwischenfall dieser Art handelte, irrt.
Schon einen Monat später wiederhlote sich das Ereignis. Diesmal traf es L15 ein Marineluftschiff, dass bei der Bombardierung Londons abgeschossen wurde. Bemerkenswert dabei: bis auf den Kapitän und zwei Besatzungsmitglieder, befanden sich alle übrigen Besatzungsmitglieder auf der oberen Aussenhülle des Zeppelins, als dieser abstürzte. Sie hielten sich an dort befindliche Sicherheitsgurte fest. Weiterhin bemerkenswert, weil es zwar vorkam, aber nicht allzuoft, dass der Zeppelin durch den Beschuss nicht in Brand geraten war.
Als L15 die englische Küste passierte, befand er sich in noch 800 m Höhe, was aber bei weitem nicht reichte um das Festland zu erreichen. 25 Km von der Küste krachte das in der Mitte durchgebrochene Luftschiff ins Wasser. Aber schon nach einer Stunde nahte vermeintlich Hilfe; ein englischer Fischdampfer. Dieser drehte aber ab.....
Wenig später erschienen vier weitere bewaffnete englische Fischdampfer und mit den Worten"Go to hell!" eröffneten sie das Feuer auf das Luftschiffwrack. Ihre Hoffnung, das Wrack in Flammen zu schiessen erfüllte sich nicht.
In der Beschreibung um die Ereignisse wird Kapitänleutnant Joachim Breithaupt etwas ungenau. Er erwähnt zwar die Rettung der Überlebenden (16 Mann, von denen später einer stirbt) durch den britischen Zerstörer "Volture", erwähnt aber nicht, wann dieser auf dem Platz des Geschehens eintraf.
Fakt ist wohl, dass nur die Fischerboote das Feuer auf L15 eröffneten und dies schon nach nur 3 Minuten wieder einstellten. Welche Rolle der britischer Zerstörer dabei spielte geht aus der mir vorliegenden Schilderung nicht hervor.
Fakt ist auch, dass die Männer der Besatzung von L15 den britischen Fischern noch den Namen "King Stephen" zu um sie von ihrem Vorhaben in Erinnerung an das unrühmliche Verhalten der "King Stephen" im Zusammenhang mit L19 abzuhalten. Vergebens!
Kapitänleutnant Breithaupt sucht die Begründung für das unehrenhafte (verbrecherische) Verhalten der Fischer in den Umstand, das sie "Zivilisten" gewesen sein......

Joachim Breithaupt
Im Ersten Weltkrieg befehligte Kapitänleutnant Joachim Breithaupt die Marine-Luftschiffe L6 (LZ-31) und L15 (LZ-48), nach dem Abschuss von L15 in der Themsemündung am 1. April 1916 geriet Breithaupt in englische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg widmete sich Breithaupt der zivilen Luftschifffahrt.
Anlässlich der großen Deutschlandfahrt des neuen Luftschiffes LZ-127 GRAF ZEPPELIN am 2. und 3. Oktober 1928 befand sich Joachim Breithaupt als Passagier an Bord. Er schrieb auch: Mit "Graf Zeppelin" nach Süd- u. Nordamerika:
Reiseeindrücke und Fahrterlebnisse
Im 3. Reich schaffte er es bis zum Generalmajor.



Bild von L15

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