Seit Anfang Dezember liegt Innenminister Thomas de Maizière (CDU) der Antrag des Kroaten Gojko Bosnjak vor, dem ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito den höchsten deutschen Orden, die Sonderstufe des Großkreuzes, postum abzuerkennen. Angesichts all dessen, was in den letzten Jahren über den ehemaligen Partisanenführer und Kommunisten Tito bekannt wurde und bei der Verleihung 1974 auch bereits bekannt war, mag es verwundern, dass erst ein Kroate kommen muss, um auf diesen bedenklichen Umstand hinzuweisen. Doch damals stand Tito hoch in der Gunst der westdeutschen SPD. Bundeskanzler Willy Brandt soll Tito stets voller Respekt empfangen haben und der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann (SPD) hat Tito höchstpersönlich mit dem Ausnahme-Orden geehrt. Doch neben den bekannten Massakern mit Zehntausenden Toten, für die Tito die Verantwortung trägt, und zahlreichen Vertreibungsverbrechen hat de Maizière auch urdeutsche Gründe, um Bosnjaks Wunsch zu entsprechen. So liegen der Bundesanwaltschaft zahlreiche Hinweise zu 22 Morden an Exilkroaten der Jahre 1970 bis 1989 vor, die vom Geheimdienst SDS des 1980 verstorbenen Präsidenten in Auftrag gegeben wurden. Einige Morde soll Tito sogar persönlich angeordnet haben. Doch bis heute wurden weder die Täter noch ihre Auftraggeber bestraft. Zwar liegt beispielsweise ein Haftbefehl gegen Josip Perkovic vor, der im Auftrag des SDS Regimegegner im Exil eliminieren ließ, aber Zagreb liefert den im Ruhestand lebenden ehemaligen Berater des kroatischen Verteidigungsministers, dessen Sohn Alexander Sicherheitsberater des sozialdemokratischen Präsidenten Ivo Josipovic ist, nicht aus. Eine Aberkennung des deutschen Ordens könnte ein Zeichen für die Opfer und ihre Angehörigen, aber auch eines an Zagreb sein.