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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 699 mal aufgerufen
 Japan und der 2. Weltkrieg
Waldi44 Offline




Beiträge: 563

11.05.2010 22:54
RE: Der Untergang der "Force Z" Antworten

Ein von der Geschichte fast vergessenes Geschwader britischer Kriegsschiffe, entsandt als "unbestimmte Drohung" an Japan, die britische Kolonie Malaya mit Singapore nicht anzugreifen. Eine Demonstration der Stärke, die nur die Schwäche der britischen Kolonialtruppen verdecken sollte und in einer für die Briten katastrophalen Niederlage endete.
Sie verloren nicht nur zwei ihrer Schlachschiffe, darunter eines der modernsten überhaupt, die bei der Jagt auf die Bismark beteiligte "Prinz of Wales", sondern auch ganz Malaya mit einer der stärksten Seefestungen der Welt - Singapore!
Aufgrund der sich 1941 im Pazifischen Raum zuspitzenden Kriegssituation mit Japan, stellten die Briten eine Fernostflotte auf. Bestehend aus 2 Schlachtschiffen( "Repulse" und "Prince of Wales") und vier Zertörern(Electra, Tendos, Express , Vampire).
Zunächst versuchten die Briten unter Abmiral Tom Phillips mit dem Oberbefehlshaber der amerikanischen Asienflotte, Admiral Hart und General D. MacArthur, dem US-Oberkom-
mandierenden im Fernostgebiet, eine Zusammenarbeit zu organisieren. Aufgrund unklarer und unentschlossener Signale aus Washington kam es nur zu kleineren gemeinsamen Aktionen, während das Gros der US- Flotte untätig in Pearl Harbor ihrem Schicksal harrte!
Am 8.12.1941 um 17:30 Uhr lief die kleine Flotte unter dem Tarnnamen "Force Z" aus Singapore aus - Kurs Südchinesischen Meer in die Richtung aus der man die japanische Invasion erwartete.
Bald schon wurde die Flotte von japanischen Aufklärern gesichtet. Aufgrund der Meldung, die sich erst später als Falschmeldung herausstellte, daß die Japaner bei Kuantan, zweiundvierzig Kilometer südlich von Kota Bharu gelandet seien, änderte Phillips seinen Kurs nach Süd auf Kuantan.
Gleichzeitig wurden die britischen Luftstreitkräfte des 453 Jagdgeschwaders auf den Flugplätzen von Kallang und Sembawang in Alarmbereitschaft versetzt, erhielten allerdings aus bis heute ungeklärten Gründen keinen Startbefehl, so daß die "Force Z" ohne Luftunterstützung operieren mußte!
Ursprünlich sollte dem Verband noch der Flugzeugträger
"Indomitable" mitgegeben werden. Doch dieser lief bei Übungsfahrten in der Karibik auf Grund und fiel für einige Zeit wegen Reparaturarbeiten aus.
Der ältere Träger "Hermes", der im Indischen Ozean weilte, wurde auf Anfrage nicht freigegeben. Ein Träger bei dem Verband hätte die Sache schon anders aussehen lassen
können!
Am Morgen des 11.12. stand Phillips Streitmacht der Küste bei Kuantan schon sehr nahe, als er erneut von japanischen Aufklärern gesichtet wurde. Bis dahin hatte man es nicht für nötig gehalten, den Admiral darüber zu verständigen, daß die angebliche Landung nicht stattgefunden hatte, sondern die gesichteten japanischen Schiffe mit einigen Geschützsalven der Küstenartillerie vertrieben wurden und somit fuhr die Force Z in ihren Untergang!
Um 11:15 wurde die Flotte letztmalig von japanischen Aufklärern an die schon längst im Anflug befindlichen Bomber und Torpedoflieger gemeldet und nur Minuten später begann der Angriff!
Zuerst flogen die Höhenbomber an und belegten die Schlachtschiffe mit panzerbrechenden Bomben. Mit solchen Bomben hatten die Briten überhaupt nicht gerechnet. Fast gleichzeitig griffen die Torpedoflieger an. Die Zerstörer blieben unbehelligt!
Es nutzte den Riesenschiffen nichts, daß sie kurz vorher ihre Fla-bewaffnung ergänzt hatten und die "Chicago- Pianos" , "Bofors- Fla- Geschütze" und vierläufigen
"Oerlikons" allein der "Prince of Wales" 60.000 Geschosse/Minute den anfliegenden Japanern entgegenfeuerten.
Die "Repulse" erhielt den ersten Bombentreffer, der das Katapult für das Bordflugzeug zerstörte. Unmittelbar darauf trafen drei weitere Bomben das Deck und es brach Feuer im Schiffsinnern aus.
Unterdessen wurde die "Prince of Wales" von mehreren Torpedos getroffen(zwei trafen sogar gleichzeitig) und die Ruderanlage sowie beide Backbordschrauben wurden zerstört. Außerdem fiehl die gesamte Elektrik aus."Prince of Wales" bekam Schlagseite und binnen von Sekunden war aus dem vormals so stolzem Schlachtschiff ein sinkendes Wrack geworden.
Der zweite Torpedoangriff, durch eine dünne Wolkendecke in 1000 m Höhe begünstigt, galt der brennenden, zickzackkurs fahrenden "Repulse". Angeblich war sie 19 Torpedos aus-gewichen!
Die Japaner flogen ihre Angriffe in Ketten zu je drei Maschinen und zerstörten auch auf der "Repulse" die Ruderanlage. Dann vollendeten die Bomber ihr Werk und versenkten die "Repulse". Sie sank über's Heck und ihr hoch aufragender Bug war das Letzte, was man von ihr sah!
Wenig später 13:20 explodierten die Munitionskammern auf der "Prince of Wales" und sie sank. Die siegreichen Japaner verließen das "Schlachtfeld", während die Zerstörer ihre Boote zu Wasser ließen und mit der Rettung der Überlebenden begannen.
Ein ritterlicher Akt seitens der Japaner, wie er im Verlaufe des Krieges bei allen Kriegsparteien statt fand, aber immer seltener wurde: Sie gestatteten den Briten mit der Rettung der Überlebenden durch die Zerstörerbesatzungen zu beginnen. Artig bedankten sich die Engländer per Lichtmorsezeichen!
Von den 2.921 Seeleuten konnten immerhin 2.081 gerettet werden. Admiral Phillips und Kapitän Leach (Kapitän der "Prince of Wales") waren nicht unter den Überlebenden!Kapitän Tennant (Kapitän der "Repulse") dagegen konnte gerettet werden.
96 japanische Flugzeuge nahmen an den Kapfhandlungen teil, aber wohl nur 82 griffen direkt an! 4 (in Worten Vier) gingen durch Feindeinwirkung verloren!
Die "Repulse" verlor 27 Offiziere und 486 Männer, "Prinze of Wales" 20 Offiziere und 307 Männer.
Als die ersten Brewster "Buffalo" des 453 Geschwaders(wurden von Phillips sofort bei Kampfbeginn angefordert) am Ort des Geschehens eintrafen Uhr, waren die Schlachschiffe schon gesunken und von den Japanern nichts mehr zu sehen.
Somit wurde mit der Vernichtung der "Force Z" nur durch Flugzeuge das Ende der Schlachtschiffe als schlacht- oder gar kriegsentscheidende Waffe eingeläutet.
Wenig später eroberten die Japaner Singapore. Das ist aber wieder eine andere Geschichte!

Telegramme W. Churchill zu "Force Z"
w.churchill an marineminister vom 25.august 1941 ->
Die Entsendung eines Abschreckungsgeschwaders in den
indischen Ozean muss in nächster Zukunft möglich gemacht
werden. Dieses Geschwader hätte aus einem kleinsten
Verband erstklassiger Schiffe zu bestehen (zb. Prince of Wales und Repulse). Wenn wir uns überlegen, welche Belastung uns aus der Tirpitz - dem einzigen Deutschland
verbliebenden Großkampfschiff - trotz unserer 15-16
Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer erwächst, dann können
wir ermessen, welche Wirkung die Anwesenheit einer
kleinen aber sehr kampftüchtigen und schnellen Flottenmacht in den fernöstlichen Gewässern auf die japanische Admiralität hätte.
w.churchill an die premierminister australiens, 20.november 1941 ->
Um aber Japan abzuschrecken, entsenden wir einstweilen
unser neuestes Schlachtschiff, die Prince of Wales, zur
Unterstützung der Repulse nach dem Indischen Ozean. Wir
haben uns dabei über die Proteste des Oberbefehlshaber
der Home Fleet, der auf das ernste Risiko hinwies, hinweggesetzt

Anmerkung: Ursprünlich sollte dem Verband noch der Flugzeugträger "Indomitable" mitgegeben werden. Doch dieser lief bei Übungsfahrten in der Karibik auf Grund und viel für einige Zeit wegen Reparaturarbeiten aus.
Der ältere Träger "Hermes", der im Indischen Ozean weilte, wurde auf Anfrage nicht freigegeben. Ein Träger bei dem Verband hätte die Sache schon anders aussehen lassen können!

Tja, aber Mister W.Churchill hat sich da wohl gaaanz gewaltig verschätzt! Sowohl in der Bedeutung "seiner" kleinen Flotte, als auch die Entschlossenheit der Japaner lag er völlig daneben und auch die Schlußfolgerung, die er aus dem Bedrohungspotential der Tirpitz zog traf nicht auf die Force Z zu.
Warum wohl nicht?
Immerhin nahm die Bismarck noch ein Schlachtschiff mit und beschädigte andere Schiffe zT. schwer, ehe sie Versank, während die "Force Z" ganze 4 Japaner abschoß!

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

13.10.2010 14:28
#2 RE: Der Untergang der "Force Z" Antworten

So kann man sich Irren!

Als Flight Lieutenant Tim Vigors, der mit seinem Flugzeugen von der zu spät gekommenen 453 Squadron das Gebiet der Katastrophe im Tiefflug überflog glaubte er von den im Wasser um ihr Überleben kämpfenden Seeleuten der beiden versenkten Schlachschiffe freudig begrüsst zu werden. Sie winkten ihm zu und riefen freudige Botschaften zu ihm hinauf. Davon war er so beeindruckt, dass er spontan einen Brief an der Flottenbefehlshaber der britischen Fernostlotte schrieb (Auszug):
".........
Nach einer Stunde zwang mich Treibstoffmangel zum Rückflug, aber während dieser Stunde hatte ich so viele Männer in Lebensgefahr winken, grüssen und scherzen gesehen, als ob sie Feriengäste in Brighton seien. Es hat mich erschüttert, denn hier geschah etwas für menschliche Verhältnisse Ungewöhnliches. Ich ziehe meinen Hut vor diesen Männern, denn in ihnen habe ich den Geist gesehen, der Kriege gewinnt.
........."
Nunja, was für einen "Geist" Flight Lieutenant Tim Vigors da gesehen bzw. wahrgenommen haben will weiss ich nicht, jedenfalls wurde sein Bericht mit einem Kommentar von Air Vice Marshal Pulfort an das HQ der Royal Navy weitergesandt. 1957 wurde Vigors Bericht in einer Zeitung veröffentlicht und da es noch ettliche Überlebende der Katastrophe gab, kam ans Licht, was die "....Männer in Lebensgefahr winken, grüssen und scherzen ..." tatsächlich riefen und was ihre Gesten zu bedeuten hatten.
Sie waren voller Wut und Verachtung für die britischen Flieger der 453. Staffel, die sie mitverantwortlich für ihre missliche Lage machten, wenn nicht gar ihnen die Hauptschuld daran zuwiesen. Fäuste und Flüche der Wut waren es, aber kein :".....winken, grüssen und scherzen...."!
Was Tim Vigors oder Marshal Pulfort darüber dachten als ihnen das bekannt wurde, ist mir nicht bekannt!

Waldi44 Offline




Beiträge: 563

11.11.2010 16:21
#3 RE: Der Untergang der "Force Z" Antworten

Aber Flight Lieutenant Tim Vigors war nicht der Einzige, dem ein Irrtum unterlaufen war. Lange vorher schon verfassten die Briten für den Fall eines japanischen Angriffs einen Sondertagesbefehl. Lange vorher, weil er in ettlich Sprachen übersetzt werden musste, damit ihn jeder Soldat in der britischen Armee und jeder Einwohner der Kolonie in Fernost verstehen konnte.
Ich zitiere einen bemerkenswerten Ausschnitt davon:
"...Was sind das für Feinde? Wir haben einen durch die Jahre zehrenden Anforderungen ihres rücksichtslosen Angriffs auf China ausgepumptes Japan vor uns. Ein Japan dessen Handel und Industrie durch diese Jahre unverantwortlicher Abenteuer so in Unordnung geraten sind, dass seine Regierung es in einem Anfall von Verzweiflung in einen Krieg gestürzt hat und vortäuscht, es könne seine Ziele dadurch erreichen, dass es einer friedlichen Nation in den Rücken fällt...."

Wie um Himmelswillen kam man zu dieser Einschätzung? Jedenfalls bewiesen die Japaner den "friedliebenden" Briten vorerst das Gegenteil

calimero Offline



Beiträge: 35

20.11.2010 13:16
#4 RE: Der Untergang der "Force Z" Antworten

Aber nur "vorerst" am Ende zeigten sie ihnen im Verbund mit den USA, wo "der Hammer" hängt!

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