Seit der Seeschlacht von Leyte ( 24. und 25. Oktober 1944) war die japanische Marine von verschiedenen kleineren Operationen abgesehen, fast tatenlos geblieben. Kein Wunder, denn viel war von der einst mächtigen Flotte nicht geblieben und das was noch vorhanden war, hatte keinen Treibstoff und war gegen die erdrückende Überlegenheit der US Flotte zu Wasser, unter Wasser und vor allen in der Luft hoffnungslos unterlegen! Als die Schlacht um Okinawa entbrannte, wurde die Marineleitung immer mehr dazu gedrängt, nun endlich auch ihren Teil zu Verteidigung der Insel zu leisten. Heer und Luftwaffe standen im aussichtlosen Abwehrkampf und vor allem die Kamikazeflieger errangen zumindest für die Japaner, unsterblichen Ruhm. Wo aber war nun japans ganzer Stolz, seine mächtige Flotte? Schliesslich fiehl am 5. April die Entscheidung zu einem Kamikazeeinsatz der verbliebenen* Kampfschiffe. Flaggschiff wurde das grösste Schlachtschiff der Welt, die "Yamato". Des weiteren gehörte der leichte Kreuzer "Yahagi", sowie 8 weitere Zerstörer zu diesem Selbstmordkommandos. Auf Seiten der Marine gab es deutlichen Widerstand, obwohl man auch bisher nicht kleinlich im Umgang mit dem Leben der Marineangehörigen war. Widerstand auf Japanisch bedeutete aber, dass man und das war schon ein deutlicher Traditionsbruch, seine anderslautende Meinung zu einem höheren Befehl, kundtat und Gegenvorschläge machte! Nicht aus Feigheit oder Angst um sein eigenes Leben, sondern weil man einen solchen Einsatz und den damit verbundenen Tot für sinnlos hielt. Man war bereit sein Leben für Kaiser und Vaterland zu opfern, aber nicht es wegzuwerfen. Da war im Laufe des Krieges durchaus ein gewisser Sinneswandel zu bemerken, der aber an der allerletzten Konsequenz nichts änderte. Befehlserfüllung und Heldentot! Der "Plan" war simpel: Die 2. Flotte (so wurde das Todeskommando benannt) sollte die amerikanische Verteidigung um Okinawa durchbrechen, sich auf den Strand setzen und als stationäre Geschützbatterien die Verteidiger unterstützen. Dieser wahnwitzige Plan hatte aber noch eine etwas sinnvollere Komponente, welche die Amerikaner durchaus hätte schwehr treffen können. Offiziell nämlich sollte zeitgleich ein gewaltiger Kamikazeangriff auf die vor Okinawa liegende US Flotte durchgeführt werden. Allerdings hatte auch dieser Plan einen entscheidenden Fehler- es gab nämlich nicht mehr genug Flugzeuge. Denn am 6. April führten die Japaner den bis dahin gewaltigsten Kamikazeangriff mit hunderten Flugzeugen durch. Der Erfolg war zwar gewaltig, so gewaltig, dass die Amerikaner die Verlustzahlen schönten, kostete aber den Grossteil der eingesetzten Flugzeuge, so dass kaum noch Kamikazeflugzeuge in Reserve standen und auch kaum Begleitjäger vorhanden waren, welche die Operation Ten Go hätten flankieren können. Also ein grosser Bluff!?** Der "Bluff" bestand darin, den Seeleuten der 2. Flotte zu suggerieren, ihr Selbstmordeinsatz hätte doch einen tieferen Sinn. Am Nachmittag dieses 6. April stach die Flotte in See nicht, ohne dass Admiral Komura nochmals beim Oberkommando vorstellig wurde und Gegenvorschläge zum Plan machte. Aber erfolglos! Die Flotte erhielt auch nur soviel Treibstoff, wie sie für die Hinfahrt benötigte.Interessant sind die Ausführungen des Admirals, die ich aber hier nicht wiedergeben will, weil ich ja noch Fensehen schaue und Computer spiele ! Lediglich die sinngemässe Antwort des Kapitäns zur See Hara auf die Frage eines jungen Marineoffiziers, der fragte, wie es sich nun mit dem gelernten und eben gehörten vereinbarte, nämlich einerseits mit seinem Schiff zu leben und zu sterben und andererseits sein Leben zu retten. Der Kapitän, der ihnen gesagt hatte, dass sie nicht zögern sollten ihr Leben zu retten, wenn ihre Schiffe versenkt oder anderweitig vernichtet werden würden, erklärte, dass im Normalfall das an der Militärschule gelernte gelten würde, aber in dieser Extremsituation, brauche man auch lebende Offiziere und nicht nur tote Helden! Neue Schiffe könne man schneller bauen, als neue Offiziere ausbilden. Nach passieren der Bungo- Strasse, was problemlos und ohne Feindberührung geschah, kam es zum ersten überraschenden Angriff. Zwei B-29 warfen etwas konfus ihre Bomben ab und trafen ausser Wasser nichts. Aber, die Japaner wussten nun, dass sie entdeckt waren. In der 2. Flotte besassen lediglich die "Yamato" und zwei Zerstörer ein Luftradargerät und die "Yahagi" ein Horizontalrader. Keines aber für die Artillerie. Schiessen ohne Sicht war also unmöglich, zumindest wenn man was treffen wollte ! Um 2:45 Nachts wurde die Flotte vom U-Boot "Hackleback" (SS-295) gesichtet und ihre Position sofort weiter gemeldet. Auch den Japanern blieb die Anwesenheit des U-Bootes nicht verborgen. Admiral Spruance nahm die Meldung gelassen entgegen, leitete sie an Admiral Mitscher weiter, nachdem er sich über den Kurs der Japaner anhand seiner Karten orientiert und die Aufstellung der US Flotte studiert hatte und ging wieder zu Bett.... Mehrfach änderten die Japaner ihren Kurs in der zunehmend rauer werdenden See. Einige Stunden hatten sie von 20(!) Zero Jägern Jagtschutz, bis auch diese sie verliessen und mit ihnen die Bordflugzeuge. Aus mitgehörten Gesprächen erfuhren die Japaner, dass keines ihrer Manöver von den Amerikanern unbemerkt geblieben war. Ihr Radar erfasste alles! Konteradmiral Morton Deyo's Flotte bestand aus 6 Schlachtschiffen 7 Kreuzern und 21 Zerstörer. Ihre Aufgabe war es in Bereitschaft zu bleiben, falls die Trägerflugzeuge Mitscher's Flotte die Japaner nicht versenken konnten. Sie stand zwischen den Japanern und der amerikanischen Landungsflotte vor Okinawa. Ab 8:00 Uhr standen die Japaner unter permanenter Sichtbeobachtung.... Mitscher Task Force 58 verfügte über 386 Flugzeuge, die er in zwei Wellen zum Einsatz zu bringen gedachte. Aus 200 Meilen Entfernung starteten die ersten Maschinen und formierten sich innerhalb einer halben Stunde zum Angriff. Zwei Stunden vor ihrem Eintreffen erfuhren die Japaner von ihrem Stützpunkt auf der Insel Amami O'Shima, dass etwa 250 feindliche Flugzeuge die Insel passiert hatten. Das war um 11:20 Uhr. Erst um 12:15 Uhr erschienen sie auf dem Radar der "Yamato". Noch 30 Km entfernt. Um 12:30 Uhr gab es Fliegeralarm, um 12:32 die ersten Flakschüsse, die aber nichts brachten, weil die Flieger noch nicht in Reichweite waren und um 12:34 Uhr brach das Verderben in Gestalt von Hellcat, Helldriver und Avenger über die unglückseelige Flotte herein! Um 14:05 Uhr wurde der Befehl zum Verlassen der sinkenden "Yamato" gegeben, den aber 2498 Mann nicht mehr ausführen konnten. Ganze 269 Mann konnten gerettet werden. Das Schiffe hatte 13 Torpedotreffer sowie acht schwere Bombentreffer und zahllose Nahtreffer erhalten und sank um14:23 Uhr . Die "Yahagi" schwamm zu diesen Zeitpunkt schon lange nicht mehr. Drei Zerstörern gelang es erheblich beschädigt zu entkommen und nur der Zerstörer "Hatsushimo" entkam nahezu unbeschädigt und konnte nach dem Abflug der Feindmaschinen mit der Bergung der Überlebenden beginnen. 3665 Japanische Seeleute verloren in der auch als "Schlacht von Bonomisaki" bekannt gewordenen Schlacht ihr Leben. Die Amerikaner büssten ganze 10 Flugzeuge und 12 Mann Besatzung ein. Angesichts der Flugabwehr allein auf der "Yamato" erstaunlich wenig! Flugabwehr der "Yamato" 12x 127 mm L/40 Type 89 in sechs Zwillingslafetten (3.600 Schuss) 24 MK 25 mm L/60 Type 96 in acht Drillingslafetten Februar 1944: + 12x 127 mm L/60 Type 89 in sechs Zwillingslafetten + 12 MK 25 mm L/60 Type 96 in drei Drillingslafetten April 1945: + 114 MK 25 mm L/60 Type 96 in 38 Drillingslafetten + 12 Startgeräte Type 5 für je 28 Flugabwehrraketen 120 mm
*Natürlich gab es noch mehr japanische Kriegsschiffe und "das Ende der japanischen Marine" ist eher symbolisch und moralisch gemeint. Denn jemand, der zu solchen Methoden greifen muss, ist militärisch am Ende! **Tatsächlich fand ein Selbstmordangriff der Japaner doch noch statt, aber mit nur wenigen Flugzeugen und mit nur geringem Erfolg, der in keinem Verhältnis zum gebrachten Opfer stand. Alle Zahlenangaben können von Quelle zu Quelle schwanken! Zeitangaben sind Ortszeiten.
Als Anmerkung dazu: Admiral Ito begab sich, nachdem er den Befehl zu Evakuierung gegeben hatte, in seine Privaträume und schloss sich dort ein. Man wird sich denken können, was er dort tat... Kapitän Ariga liess sich an den Kompassockel binden um bewusst mit seinem Schiff unterzugehen. Zusammendfassend: An dem Luftangriff nahmen insgesamt 386 Flugzeuge teil. 180 Jäger, 75 Bomber und 131 Torpedoflugzeuge. Sie gehörten alle zum schnellen Trägerverband von Admiral M.A. Mitscher. Bemerkenswert: 9 der 10 Torpedotreffer erfolgten auf der Backbordseite des Schiffes,wodurch die Luftabwehr zeitweilig immer wieder lahmgelegt wurde, bis die Backbordwaffen schliesslich ganz schwiegen. Die Hoffnung auf eine verheerende Sperrwirkung der San- Shiki Granaten erfüllte sich nicht, da die grossen Hauptgeschütze zur Luftabwehr erstens wegen schlechter Sicht nicht zum Einsatz kamen und als sie hätten schiessen können, waren die wendigen Trägerflugzeuge zu dicht bzw. das Feuer der Riesengeschütze hätte das Abwehrfeuer der eigenen Flak unterbrochen. Wenn die grossen Geschütze feuerten musste alles unter Deck.