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  • Thema von Waldi44 im Forum Allgemeines zu den Kri...

    Anders als zu Beginn des 1. Weltkrieges trat zu Beginn des 2. Weltkrieges bei der Eisenbahn kein "Kriegsfahrplan" in Kraft. Wie während des ganzen Krieges versuchten die Nazis der deutschen Bevölkerung trotz Krieg, ein so normales Leben wie irgendwie möglich vorzugaukeln. Erst gegen Kriegsende wurde mit der Parole "Erst Siegen dann Reisen", der private Reiseverkehr rigoros eingeschränkt.
    Natürlich traten mit den Kriegsereignissen und schon lange vorher, für die Deutsche Reichsbahn besondere Umstände in Kraft. Um diesen Kraftakt meistern zu können, trat statt des Friedensfahrplans oder eben des Kriegsfahrplans, der sogenannte "Hochleistungsfahrplan" in Kraft. Dieser Schnellfahrplan legte bis ins einzelne die Zuglängen( zB. Lok, Wagenfolge= 53 Wagen, Länge ohne Lok = 521 m ), die Zuggeschwindigkeiten und die Zugfolgen fest und zwar die der weiterhin zivilen Züge, als auch die zusätzlichen militärischen Transporte.
    Bei der Bahn unterschied man zwischen den blau uniformierten Reichsbahnern und den grau uniformierten Angehörigen der wehrmachtseigenen Eisenbahntruppen*. Die Eisenbahntruppen unterstanden direkt, über zwischengeschaltete Kommandeure (Kodeis = Kommandeure der Eisenbahntruppen bzw. Grukodeis = Gruppenkommandeure der Eisenbahntruppen), direkt dem Oberbefehlshaber des Heeres.? 90% der eingezogenen "grauen Eisenbahner" waren vormals "blaue Eisenbahner" gewesen.
    Die "blauen Reichsbahner" hingegen unterstanden dem Reichsverkehrsminister und Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn, Julius Dorpmüller** und galten als "Wehrmachtsgefolge".
    Nicht nur durch die Farbe ihrer Uniformen unterschieden sich die Eisenbahner, sondern auch in der Beschriftung der Fahrzeuge. Die einen trugen den Schriftzug "Deutsche Reisbahn", die anderen "Deutsche Wehrmacht".
    Ab dem 13. Januar 1939 liefen bei der Deutschen Reichsbahn die Vorbereitungen für den Polenfeldzug, sprich: für den Krieg! Dadurch befanden sich gut zwei Drittel der geplanten 1.700 Truppentransporte bereits vor bzw. am 1. September in ihren Sammelräumen bzw. Ausgangsstellungen. Hinzu kamen noch Transporte für die "Grenzsicherung West". Insgesamt wurden über 3 Millionen Menschen, 400.000 Pferde und 200.000 Fahrzeuge aller Art per Schiene bewegt und zwar "neben" bzw. zusätzlich zu den zivilen Zügen, die weiterhin fahrplanmässig fuhren!
    Der Reichsbahn standen in Westrichtung neun Schienentransportwege mit einer Gesamtleistung von 572 bis 698 Zügen täglich zur Verfügung. In Ostrichtung, also nach Polen, waren es nur vier Schienentransportwege mit einer täglichen Gesamtleistung von 240 bis 252 Züge.Der begleitende Angriff auf das polnische Eisenbahnnetz scheiterte aber kläglich. Der Eisenbahntunnel am Jabluncapass wurde von den Polen ebenso gesprengt wie die Doppeleisenbahnbrücke bei Dirschau. Der Plan die Brücke bei Graudenz im Handstreich zu nehmen wurde wegen zu geringer Erfolgsaussichten fallen gelassen.
    Nach dem Sieg über Polen, wurde die sogenannte "Ostbahn" geschaffen. Diese unterstand dem Generalgouverneur Hans Frank. Die Bahnen im Westen wurden von einem "Bevollmächtigten Generalstabsoffizier des Chefs des Transportwesens" mit Sitz in Paris geleitet. Für die belgische Staatsbahn gab es in Brüssel eine Wehrmachtsverkehrsdirektion.
    Bis zum Herbst 1940 mussten die Franzosen 2.000 Loks und 85.000 Waggons und die Belgier 1.000 Loks und 15.000 Waggons an die Reichsbahn abgeben. Pikanterweise bevorzugte man bei der Reichsbahn jene Loks, welche im Rahmen des Versailler Vertrages an diese Staaten abgeliefert wurden. 1942 waren es schon 208.000 Eisenbahnwagen. Die ersten Deportationen fanden dann auch schon im Jahr 1940 statt. 100.000 Lothringer und 10.000 Elsässer wurden in den unbesetzten Teil Frankreichs
    deportiert.
    Die Bahnen in Norwegen und Dänemark verblieben bei den Generaldirektionen der jeweiligen Staaten. Die deutschen Interessen dort wurden von einem Bahnbevollmächtigten und einer Transportkommandantur wahrgenommen. Allerdings musste die Reichsbahn im Laufe der Jahre Gerät und Personal an die Bahnen dieser Länder abgeben.Im Januar 1942 wurde das Schienenwesen im Osten dann doch der Deutschen Reichsbahn unterstellt und zwar auf ausdrücklichen Befehl Hitlers. Das Betätigungsfeld der "grauen Eisenbahner" beschränkte sich dort von da ab nur auf des frontnahe Gebiet. Auch die Franksche Ostbahn wurde zu diesem Zeitpunkt dem Reichsverkehrsministerium unterstellt.
    Mitte 1942 wurde in Anbetracht der Trasportkrise vom Winter 1941/42 in Russland, nicht nur im Osten das Transportsytem der Wehrmacht quasi weggenommen und der Reichsbahn unterstellt, sondern auch im Westen und aus den beiden (Paris, Brüssel) Wehrmachtsverkehrsdirektion wurden Hauptverkehrstdirektionen der Deutschen Reichsbahn.
    Im Jahre 1942 begannen im Westen die ersten Bombenangriffe und Sabotageakte. Ihre Auswirkungen auf das Transportwesen waren relativ gering. Erst ab dem Herbst 1943 begann die Situation im Transportwesen kritisch und im Frühjahr 1944, im Rahmen der Vorbereitung der alliierten Invasion, katastrophal zu werden, so dass am 20.03 1944 der General des Transportwesens folgende Meldung abgab:"Bei einer Feindlandung muss nach hier vorliegenden Unterlagen mit dem Ausfall der Eisenbahntransporte in bisher unbekanntem Masse gerechnet werden".
    Die französische und belgische Bahn erlitt durch das Bombardement und den folgenden Kampfhandlungen, grössere Schäden als im Jahr 1940. Allerdings versuchten die Alliierten die Verluste an Menschenleben (französische) durch vorherige Warnungen (durch Rundfung und Widerstand) zu minimieren. Durch ihre absolute Luftüberlegenheit konnten sie es sich leisten....
    Mit den Vorbereitungen zum Angriff auf die Sowjetunion begann die Deutsche Reichsbahn im Sommer 1940 und bis zu Weihnachten 1940 wurden 36 Divisionen in die Sammelräume im Osten transportiert.
    Wie bei fast allem was den Feldzug gegen die Sowjetunion betraf verkalkulierten sich ALLE und auch den Planern bei der Deutschen Reichsbahn erging es nicht anders. Hatte man doch mit einer gewaltigen Beute an Fahrzeugen und rollendem Material gerechnet, so fiel die Bilanz eher mickrig aus. Den Sowjets war es gelungen einen Grossteil ihrer Loks und Wagen mitsamt der demontierten Industrie bis hinter den Ural zu bringen und so dem Zugriff der Deutschen zu entziehen.
    Im ersten Kriegsjahr erbeutete man ganze 312 normalspurige Loks, von denen nur 166 betriebsfähig waren und 869 Breitspurbahnen, von denen nur 247 einsatzbereit waren. Hinzu kamen nur rund 21.000 Waggons.
    Stattdessen musste man Fahrzeuge aus dem Reich und den besetzten Ländern im Westen nach dem Osten schicken. Von annähernd 23.000 Reichsbahnlokomotiven befanden sich im Juni 1942 über 5.300 im Osten im Einsatz. Im Sommer 1943 befanden sich bei der Reichsbahn 6.457 Loks im Osteinsatz.
    Neben dem nicht erbeuteten Material machte auch das vorgefundene Streckennetz ungeahnte Probleme. Die breitere Spurweite hoffte man ja durch Beutegut ungehindert nutzen zu können. Diese Hoffnung hatte sich aber schnell zerschlagen und zerschlagen im wahrsten Sinne des Wortes war noch mehr und musste von Eisenbahnpionieren mühsam und zT. nur notdürftig wieder instand gesetzt werden.
    Von Kriegsbeginn bis Ende Mai 1943 wurden von 3.544 zerstörten Brücken 2.076 von deutschen Pionieren repariert. 590 Brücken reparierten private Baufirmen bzw. Baueinheiten der Verbündeten.
    1942 hatte das Gesamtschienennetz im bestzten Teil der Sowjetunion rund 38.000 Km. Davon waren 23.023 km befahrbar. 20.309 Km Normalspur und 1.260 Breitspur. Am Jahresende waren es sogar rund 42.000 Km. Beschäftigt bei der Bahn waren zu dieser Zeit 112.000 Deutsche und 634.000 Einheimische.Im Zeitraum von 1942 - 43 vernichteten (beschädigten) sowjetische Partisanen 1.060 km Schienen, 274.000 Schwellen, 6.050 Loks und 21.050 Waggons. Dazu kamen noch die Güter und Soldaten die von den Zügen Transportiert wurden.
    Um dem zunehmenden Mangel an Loks entgegen zu wirken, wurde mit dem Bau der sogenannten "Kriegsloks" begonnen. Dabei handelte es sich vorwiegend um "entfeinerte" Dampflocks aber auch Kriegs- Elloks**** (kein Schreibfehler ). "Entfeinert" bedeutete nichts anderes als, schlicht, einfach und robust. Auserdem gab es eine Typenbereinigung.
    Treibende Kraft war auch hier der neue Rüstungsminister Speer. Schnellzulocks waren nicht gefragt - wo hätten die auch "schnell" fahren können? Was aber nicht bedeutet, dass es keine Schnellzüge mehr gab. Es wurden nur keine Loks mehr gebaut.
    Besonders interessant in diesem Zusammenhang war die Konstruktion einer Ellok mit überwiegend heimischen Rohstoffen. Diese Lok nannte man "Heimstofflok" und bei ihr wurde statt Kupfer Alu und Alulegierungen verwendet. Statt 3,1 Tonn Kupfer wurden nur 1,5 Tonnen Alu und Alulegierungen verbraucht. Auch hier bestätigt sich der Spruch:"Der Krieg ist der Vater aller Dinge!"
    Der Bau der Kriegsloks ging aber nur schleppend vorran und als man 2.000 hatte, war das gedachte Einsatzgebiet, die Soiwjetunion, schon weitestgehend verloren und besonders kurions war der Umstand, dass die Reichsbahndirektionen ihre schönen neuen Kriegsloks zurückhielten um sie zu schonen!!
    Prinzipiell lassen sich die Aufgaben der Reichsbahn während des Krieges folgendermassen beschreiben:´
    1. Truppentransporte für die Wehrmacht
    3. Gütertransporte der Wehrmacht (+ SS und andere Wehrmachtsteile) mit der Eisenbahn
    "Blitzt-" und "Pfeiltransporte" wurden bevorzug abgefertigt
    2. Wehrmachtsreiseverkehr (wurde manchmal mit zivilen Transporten kombiniert) und Verwundetentransporte
    4. Alle zivilen Transporte - darunter fallen auch die Deportationszüge
    Die Deportationszüge rangierten in ihrer Bedeutung an letzter Stelle. Sie wurden irgendwie immer dazwischen geschoben und standen deshalb oft tagelang irgendwo rum oder hatten keine Zugmaschine zur Weiterfahrt. Die Folgen für die Menschen sind bekannt....
    In den Jahren 1942 und 1943 fuhren täglich 20 Urlauberzüge in Richtung Heimat und etwa die gleiche Zahl brachte die Urlauber wieder zurück. Mancher Urlauber war ein Woche und länger in einer Richtung unterwegs.
    Während des 2. Weltkrieges stellte die Deutsche Reichsbahn 137Lazarettzüge (LZ) 67 Behelfslazarettzüge (Behelfsverwundetenzüge BVZ) und 26 Leichtkrankenzüge(LKZ) auf.

    Natürlich gäbe es über das Schienentransportwesen noch viel mehr zu schreiben und man sollte auch nicht die Bahnen in Holland, Italien und dem Balkan vergessen. Auch die "Kinderlandverschickung" zählt zu den bemerkenswerten Ereignissen. Nicht zu vergessen sind da noch die Schmalspurbahnen und die meist von der Wehrmacht betriebenen Feldbahnen.
    Das würde aber den Rahmen meines kurzen Beitrages sprengen, der eigentlich auch nur grob auf den Aspekt des Transportwesens und seiner Bedeutung für die Kriegsführung hinweisen soll.
    Anmerkung: Zahlen und Daten können je nach Quelle abweichen.


    * Eisenbahntruppen waren laut Versailler Vertrag der Reichswehr verboten. Dennoch gab es im Reichswehrministerium eine getarnte Dienststelle, die sich mit dem Problem der Militärtransporte auf der Schiene befasste. Ab dem 30. Oktober 1935 gab es wieder einen "Chef des Transportwesens".
    **Julius Heinrich Dorpmüller (* 24. Juli 1869 in Elberfeld; † 5. Juli 1945 in Malente-Gremsmühlen) war von 1926 bis 1945 Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn und von 1937 bis 1945 Reichsverkehrsminister sowie gleichzeitig im Mai 1945 Reichspostminister. Er gehörte 1945 der Reichsregierung Dönitz als Reichsverkehrs- und Postminister an. Obwohl Träger des Goldenen Parteiabzeichens wurde er als "unbelastet"*** eingestuft und die die Briten baten Dorpmüller, den Wiederaufbau der deutschen Eisenbahnen zu übernehmen.
    *** Und das, obwohl er ins seiner Funktion massgeblichen Anteil an den Judentransporten in die Vernichtungslager hatte.
    **** ELektroLok - Im Jahre 1942 waren bei der Reichsbahn 3.332 Km elektrifiziert. Auch als KEL bezeichnet.

    Quellen:"Bahn Extra" 5/2012, "Die Eisenbahnen in Zweiten Weltkrieg", Eugen Kreidler, Nikol Verlagsgesellschaft

  • Thema von Waldi44 im Forum Habt ihr das gewusst?

    Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess wurden die Angeklagten unter anderem nach dem recht umstrittenen Paragraphen des "Verbrechens gegen den Frieden" mehrheitlich zum Tode und zu höhen Zuchthausstrafen verurteilt. Durchaus zu Recht fragte und fragt man sich, was das denn für ein Paragraph sei und wo man in findet. Schon die Richterin Nürnberg fanden ihn nicht und die Ankläger selbst waren sich uneins, ob sie dies auch tatsächlich als Anklagepunkt aufführen sollten.
    Die Franzosen hatten Bedenken ob man eine Einzelperson überhaupt wegen eines solchen Verbrechen bezichtigen bzw. Anklagen konnte und die Russen hatten selber einige"Leichen im Keller" wegen der Kriege mit Finnland und Polen.
    Aber da man ja die Prozessordnung selber festlegte, schuf man den Artikel 21, in dem, „allgemein anerkannte Tatsachen“ nicht mehr bewiesen werden müssten. Natürlich nur "allgemein anerkannte Tatsachen" welche die deutsche Politik und Kriegsführung betrafen. Mögliche Belastungen (zurückhaltende Umschreibung von "Verbrechen") der Alliierten durfte die deutsche Verteidigung nicht als Gegenbeweise vorlegen, was die Möglichkeit der Berufung ausschloss.
    Doch in diesem Beitrag geht es nicht um den Nürnberger Prozess, sondern um die Frage worauf sich der Anklagepunkt des "Verbrechens gegen den Frieden" stützte. Als "Verbrechen gegen den Frieden" wurde die Vorbereitung und Führung eines Angriffskrieges angesehen. Nun fragt sich der historisch etwas bewanderte Zeitgenosse, wo denn so etwas vor 1945 geschrieben stand?
    Selbst der 1919 gegründete Völkerbund verbot Kriege allgemein und auch Angriffskriege im besonderen nicht. Moralische Einwände bleiben hiervon unberührt aber auch aussen vor. Erst wenn man den am 27. August 1928 abgeschlossenen Briand*-Kellogg**-Pakt zu Rate zieht und den kennt heute kaum jemand, kann man einen Hauch dessen erahnen, was den Nürnberger Richtern vorgeschwebt haben mag.Die 15 Unterzeichnerstaaten, bis 1929 waren es dann 63 Staaten, verpflichteten sich, auf den Krieg als Mittel zur Lösung internationaler Streitfälle zu verzichten. Auch und vor allem aus nationalen Interessen geführte Angriffskriege (Der Pakt deffinierte den Begriff "Angriffskrieg nicht) wurden für völkerrechtswidrig erklärt. Ausgenommen davon wurde das Recht auf Selbstverteidigung und die (auch militärische) Teilnahme an Sanktionen des Völkerbundes. Bei den "aus nationalen Interessen geführte Angriffskriegen" mag der Gedanke an Deutschlands "alleiniger" Kriegsschuld am 1. Weltkrieg, Pate gestanden haben.
    Nur folgte dieser "Verpflichtung" keine Androhung von kollektiven Saktionen oder gar strafrechtlichen Massnahmen. Die wurden dann erst im Nachhinein von den Nürnberger Richtern eingesetzt. Bei dem Briand- Kellogg- Pakt handelt es sich also "nur" um einen Kriegsächtungs-Pakt. Ohne Verpflichtungen trotz Verpflichtung und ohne Konsequenzen bei Nichteinhaltung, also ein eher unverbindliches geduldiges Papier mehr, das allerdings, da der Vertrag als unkündar gilt, bis heute gültig ist.***
    Ursprünglich war französischerseits dieser Pakt als ein Pakt gegen das aufstrebende und wiedererstarkende Deutschland gedacht. Im Hintergrund standen wohl die Ereignisse des 1. Weltkrieges und der neuerliche Versuch Deutschland zu isolieren. Dieser Versuch schlug allerdings fehl und Deutschland gehörte mit zu den ersten Unterzeichnern dieses Paktes.

    * 1925-1929 Außenminister in der Regierung von Poincaré und in den nächsten 13 Regierungen, in denen er sich für eine friedliche Politik - Abrüstung, Annäherung an
    Deutschland, internationale Zusammenarbeit - einsetzt.
    Briand und Stresemann erhielten 1926 den Friedensnobelpreis.
    Aristide Briand stirbt am 7. März in Paris.

    ** Frank Billings Kellogg (* 22. Dezember 1856 in Potsdam N.Y. USA ; † 21. Dezember 1937 St. Paul Minn. USA)
    US-amerikanischer Jurist und Diplomat . Er war 1923 Botschafter der USA in London und Staatssekretär der USA von 1925 bis 1929 im Kabinett von Präsident Calvin Coolidge .
    Als Verhandlungspartner des Briand-Kellogg-Paktes einem gegenseitigen Verzicht auf Krieg zwischen Staaten erhielt er den Friedensnobelpreis für 1929 der aber erst 1930 verliehen wurde.

    *** Der Vertrag wurde außerhalb des Völkerbundes verhandelt und abgeschlossen. Daher behielt er seine Gültigkeit über das Ende des Völkerbundes hinaus. Das Verbot des Angriffskrieges wurde schließlich auch in die Charta der Vereinten Nationen übernommen.

  • Thema von Waldi44 im Forum Japan und der 2. Weltk...

    "Als am 7. September 1941 die Japaner die amerikanische U-Boot-Basis Pearl Harbor angriffen, weitete sich der Zweite Weltkrieg auf Asien aus. Doch die Ursachen dieses Konflikts reichen weiter zurück. Zehn Jahre zuvor, im September 1931, hatte die japanische Armee die zu China gehörende Mandschurei überfallen. Das führte zu internationalen Protesten, die auch von den USA unterstützt wurden.
    Angeführt wurde der Überfall auf die Mandschurei von dem japanischen General Ishiwara Kanji. Der hatte bereits in den 20er Jahren den Krieg vorausgesehen und begonnen, sein Land auf die Konfrontation mit Amerika und seinen Verbündeten vorzubereiten. Paradoxerweise tat Ishiwara zunächst alles, um diesen Krieg anzuheizen und zu provozieren, setzte sich dann aber nach dem Ausbruch des Konflikts mit Leib und Seele für dessen Beendigung ein.
    Ishiwara war Enkel eines Samurai. Er galt als brutal und exzentrisch, als Foto-, Zeichen- und Kameratalent mit einem unbestreitbaren Sinn für Selbstinszenierung. Er war ein Kenner Deutschlands und hegte faschistische Überzeugungen. So vertrat er als Anhänger des Nichiren-Buddhismus die Theorie, dass eine Zeit massiver Konflikte nötig sei, bevor es zu einer Goldenen Ära der menschlichen Kultur kommen könne. In Japan sah er den Vollstrecker dieses weltweiten Schicksals.
    General Ishiwara filmte und fotografierte seine Männer, seinen eigenen militärischen Alltag sowie sein Gesellschafts- und Familienleben. Seine Aufnahmen veranschaulichen den Pazifikkrieg als düsteres Kapitel der Menschheitsgeschichte aus dem Blickwinkel eines der Hauptbeteiligten. Der Dokumentarfilm wirft einen neuen Blick auf diesen Konflikt, die ihn auslösenden Faktoren und die allgemeingültigen Mechanismen in Zeiten schwerer Krisen.

    (Frankreich, 2012, 82mn)"

    http://videos.arte.tv/de/videos/ishiwara...e--7060764.html

  • Thema von Waldi44 im Forum Japan und der 2. Weltk...

    "Die Verdrängung der Vergangenheit

    Ein japanischer Volksglaube besagt, dass die Wünsche desjenigen, der mehr als 1000 Kraniche faltet, in Erfüllung gehen. Täglich werden Tausende dieser Faltfiguren am Denkmal von Hiroshima niedergelegt, das an die Opfer des amerikanischen Atombombenabwurfs im August 1945 erinnert. Die Gedenkstätte mit ihren bunten Kranichen steht für das von offizieller Seite im Laufe der Zeit immer stärker betonte „Nie wieder“ und für den Friedenswunsch der Japaner. Im Gegensatz zu Deutschland, das sich eindeutig zu seiner Schuld am Zweiten Weltkrieg bekannte, steht Japan bis heute nicht eindeutig zu seiner Verantwortung am Pazifikkrieg. Im Gegenteil, es stellt sich weiter als Opfer der westlichen Mächte da und begründet sein damaliges militärisches Engagement mit dem Willen, die asiatischen Nationen vom westlichen Joch zu befreien.
    Ähnlich ist der Tenor der Ausstellung des Tokioter Kriegsmuseums. Die Besetzung Koreas durch Japan wird als „Partnerschaft“ dargestellt. Der Kommentar über die japanische Offensive in Nanking, die von den Chinesen als Massaker bezeichnet wird, gibt an, die japanischen Friedensstifter seien von örtlichen Rebellen angegriffen wurden. Und neben dem Museum befindet sich der Yasukuni-Schrein, in dem alle in den verschiedenen Kriegen seit dem 19. Jahrhundert Gefallenen als „Heldenseelen“ verehrt werden. Unter den 2,4 Millionen dort verehrten Patrioten befinden sich auch 14 Kriegsverbrecher, die 1948 vom internationalen Militärtribunal für den Fernen Osten verurteilt wurden. In 2000er-Jahren sorgten die jährlichen Besuche von Premierminister Junichiro Koizumi bei den Nachbarn Japans, vor allem in China, für höchste Irritation. Neben der Freude am Provozieren spielten bei diesen jährlichen Pilgerbesuchen des unorthodoxen Politikers auch wahlpolitische Bedenken eine Rolle, denn die Veteranenverbände und Kriegswitwenvereinigungen stellen ein hohes Stimmpotenzial dar. Die japanische Kriegsvergangenheit wird seit jeher stark vereinnahmt. Nationalistische Gruppierungen haben den Yasukuni-Schrein zu ihrer Hochburg erklärt. Die glühenden Verteidiger des Vorkriegsjapans tragen ihre Nostalgie offen zur Schau. Sie schwenken die Reichsfahne, singen patriotische Lieder und heizen von ihren mit großen Lautsprecherboxen ausgerüsteten schwarzen Lastwagen aus die Massen an.

    Demütigung
    Fast 70 Jahre nach seiner Niederlage tut sich Japan noch immer schwer mit der Bewältigung seiner Vergangenheit. Seine Schwierigkeit, die eigene Verantwortung einzuräumen, rührt von der schmählichen Demütigung durch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, von der Kapitulation und vor allem der anschließenden Verletzung des japanischen Nationalstolzes. Nach seiner militärischen Niederlage und der amerikanischen Besetzung musste sich Japan in seiner neuen Verfassung (Artikel 9) zum Pazifismus verpflichten. Seitdem fordern die großen nationalistischen Gruppierungen die Änderung des Artikels und, damit verbunden, das „Recht auf Krieg“. Das Thema kommt regelmäßig in öffentlichen Diskussionen auf, ohne abschließend geklärt zu werden. Die umfangreichen Arbeiten der japanischen Historiker gelangten nie an die breite Öffentlichkeit, während die Revisionisten in den Medien ungehindert ihre Thesen verbreiten können.
    Die Leugnung des chinesischen Völkermords wurde von den japanischen Behörden zu allen Zeiten toleriert. Schon in den 50er Jahren hielt er Einzug in die nationale Literatur, neuerdings auch in die beliebten Manga-Comics. Selbst die Schulbücher sind davon nicht ausgenommen. Der angedeutete Kurswechsel der Regierung blieb fruchtlos: Als sich Premierminister Murayama Tomiichi im Jahr 1995 für die vergangenen Gewalttaten entschuldigte und sogar anbot, die Opfer zu entschädigen, verloren sich seine feierlichen Erklärungen im Mediensturm der Revisionisten. Der Eindruck, Japan leide unter chronischer Geschichtsamnesie, wird durch seinen außenpolitischen Kuschelkurs mit den USA nur noch verstärkt – und das Volk kann die Verhältnisse nur schwer durchschauen.

    Wiederaufbau
    Nach dem Krieg versuchte Japan, seine militärischen und diplomatischen Verluste auf wirtschaftlichem Gebiet wieder wettzumachen. Als Anfang der 90er ein ganzes Volk die Ärmel hochkrempelte, war das nationalistische Gedankengut eine wirksame Triebkraft im ökonomischen Genesungsprozess. Japan wurde marktführender Produzent für Elektroartikel und schaffte als eines der ersten Industrieländer den Sprung ins digitale Zeitalter. Sein Aufschwung beflügelte die gesamte westliche Wirtschaft. Doch dann kam der Fall: Mitten in den 90ern schwand die Dynamik, und die nun folgende wirtschaftliche Talfahrt ging als „verlorene Dekade“ in die Landesgeschichte ein. Gleichzeitig begann die Wirtschaft der Nachbarländer zu boomen. China raubte Japan den Titel als zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, und der kleine, aber umso bissigere Erzfeind Korea machte mit den ständig wachsenden Unternehmen wie Samsung und LG den japanischen Giganten Sony, Toshiba und Panasonic bald ernsthaft Konkurrenz.
    Heute steht Japan vor zahlreichen Herausforderungen: Es muss eine neue Nationalidentität aufbauen, seinen Platz auf dem asiatischen Kontinent wiederfinden und seine Beziehungen zu den USA aufrechterhalten. Doch noch hindert die Lethargie seiner eigenen Politiker den Inselstaat daran, mit seiner Vergangenheit abzuschließen und die nötigen Reformen durchzusetzen, um endlich wieder durchzustarten.

    Michel de Grandi"

    Japan und die Vergangenheit

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    Auf Wunsch des Präsidenten
    Mexiko soll umbenannt werden
    Mit einem revolutionären Wunsch verabschiedet sich der mexikanische Präsident Felipe Calderón aus dem Amt: Sein Land soll künftig nicht mehr "Vereinigte Staaten von Mexiko" heißen.
    Felipe Calderon wird das Präsidentenamt am 1. Dezember an seinen Nachfolger Enrique Peña Nieto weitergeben.
    Mexikos scheidender Präsident Felipe Calderón fordert, dass sein Land künftig nicht mehr "Vereinigte Staaten von Mexiko", sondern einfach nur "Mexiko" heißen soll. Darauf pocht der 50-Jährige im Präsidentenpalast von Mexiko-Stadt. Acht Tage vor Ende seines Mandats wandte sich der konservative Politiker mit einer entsprechenden Petition an das Parlament.
    Sein Anliegen sei "von größter Wichtigkeit", sagte Calderón. "Für uns Mexikaner ist es an der Zeit, zu dem schlichten und schönen Namen unseres Vaterlandes zurückzukehren". Mexiko müsse mit seinem Namen nicht mehr anderen Nationen nacheifern, erklärte er in Anspielung auf das Nachbarland USA.
    Das südamerikanische Land heißt seit 1824 offiziell "Vereinigte Staaten von Mexiko". Mexiko heißt in der Sprache der Ureinwohner "Der Nabel des Mondes". Calderóns Amtszeit endet am Samstag kommender Woche. Nachfolger wird Enrique Peña Nieto von der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI).

    Quelle: n-tv.de, AFP

    " Mexiko müsse mit seinem Namen nicht mehr anderen Nationen nacheifern, erklärte er in Anspielung auf das Nachbarland USA." - Bisweilen ist es ja weltweit umgekehrt......

  • Thema von Waldi44 im Forum Habt ihr das gewusst?

    Krieg ist ansich irrwitzig genug aber der Kult, der um ihn betrieben wird mitunter noch irrer und absurder. Tragikkomisch aber wird es, wenn Opfer ihre "Mörder" ehren, wenngleich der Begriff "Mörder" von mir bewusst in Klammern gesetzt wurde.
    So geschen im Mai diesen Jahres in dem Pfälzer Ort Schwanheim. Was bzw. wer wurde dort warum geehrt?
    Zitat:"Schwanheim entging knapp einem Inferno, erinnerte Schwarzmüller**. Nur dem Mut des Piloten Tom Wilkinson, der die Maschine noch über die Häuser und der Kirchturmspitze von „St. Hubertus“ zog, war es zu verdanken, dass die brennenden „Short-Stirling EE893“, ein Bomber der Alliierten Luftstreitkräfte, nicht im Dorf abstürzte." (Vier Soldaten kamen ums Leben, drei kamen in Kriegsgefangenschaft.)
    Woher kam dieser einzelne Bomber?
    "..... ein Unglück(der Absturz), welches sich im zweiten Weltkrieg millionenfach an allen Fronten der Welt ereignete, so der Schwanheimer Ortbürgermeister Herbert Schwarzmüller bei der Einweihung eines Gedenksteins,..."
    Immerhin:"Jedoch sollte auch nicht die Ursache des Fluges vergessen werden. Das Ziel der Bomber seien die Fabriken in Ludwigshafen und Mannheim gewesen. Nicht vergessen seien auch die vielen Opfer des Angriffs auf deren Privathäuser die Bomben einschlugen....."
    Wie wahr, aber es geht auch noch konkreter:
    In der Nacht vom 5.(Sonntag) auf den 6. September 1943 erlebte Mannheim einer schweren britischen Bombenangriff. Dabei wurde von 605 britischen Langstreckenbombern 150 Luftminen, 2.000 Sprengbomben, 350.000 Stabbomben und 5.000 Phosphorbomben abgeworfen. Die zivielen Opfer hielten sich dank des konsequentenluftschutzkonzeptes der Stadt in überschaubaren und vergleichsweise niedrigen Grenzen. "Nur" 128 Tote und 580 Verletzte waren zu beklagen aber über 5.000 Wohngebäude wurden zerstört. Die deutsche Flak schoss 34 angreifende Bomber ab. Einer davon war die „Short-Stirling EE893“ mit dem "Helden von Schwanheim": Tom Wilkinson als Piloten.
    Worin nun genau bestand denn damals die Heldentat des Piloten Wilkinson?
    Meines Erachtens gab es keine, jedenfalls keine, die einer besonderen Ehrung bedurfte, es sein denn, man wollte das fliegerische Geschick eines zur Notlandung gezwungenen alliierten Bomberpiloten ehren. Was bitte blieb dem Piloten angesichts der offensichtlichen Notlage anderes übrig, als seine Maschine hochzuziehen um über die Häuser der Ortschaft zu "springen"? Sollte er in sie reinkrachen? Angesichts des Pfälzer Waldes gab es darüber hinaus kaum Landemöglichkeiten für ein so grosses Flugzeug. Drei Möglichkeiten boten sich dem Piloten: Rein in die Bäume des Pfälzer Waldes, rein in die Häuser von Schwanheim oder der Versuch auf dem Hang hinter dem Ort zu landen. Die beiden ersten Möglichkeiten hätten sicherlich tödlich geendet.
    Die Maschine befand sich im Absturtz. Warum man nicht schon vorher abgesprungen war weiss ich nicht, vielleicht hoffte man ja doch noch irgendwie zurück fliegen zu können.
    Für Schwanheim (heute rund 600 Einwohner) war das fliegerische Geschick von Tom Wilkinson sicherlich ein Glücksfall aber wie der Schwanheimer Ortbürgermeister Herbert Schwarzmüller richtig bemerkte:"...ein Unglück(der Absturz), welches sich im zweiten Weltkrieg millionenfach an allen Fronten der Welt ereignete...". Sicher gab es auch ettliche deutsche "Bruchpiloten", die ebenso "heldenhaft" den Zusammenstoss mit britischen, französischen oder russischen Gebäuden verhindert haben um nicht mit ihrer maladen Maschine gänzlich an ihnen zu zerschellen. Wer setzt ihnen einen Gedenkstein?
    Die Briten wohl eher nicht, haben sie doch erst neulich ein Denkmal für ihre Bomberpiloten enthüllt, nachdem deren Chef sein Denkmal schon vor einigen Jahren erhielt - Bomberharris, der Chef von Tom Wilkinson.
    Die Begründung für diesen Gedenkstein, ist ja die, dass durch das mutige Handeln von Tom Wilkinson das Dorf und damit vermutlich auch viele Menschenleben gerettet wurden. Warum aber, diese Frage sei erlaubt, sollte sich Wilkinson um das kleine deutsche Dorf und seine Einwohner scheren, wenn er doch vor kurzem noch Bomben über einer deutschen Grosstadt ausgeklingt hatte und mitleidlos das Leben von vielleicht tausenden Menschen ausradieren wollte? Sein eigenes Leben und vielleicht noch das seiner noch lebenden Besatzungsmitglieder galt es zu retten und das war auch als Soldat sein legitimes Recht. Doch daraus eine ehrwürdige Heldentat zu konstruieren ist schon etwas weit hergeholt. Den anwesenden Ehrengästen, Dorfbewohnern und Hobbyhistorikern schien das egal zu sein. Lediglich zwei Mitglieder der NPD zeigten ihren Unmut über diese Art der Heldenverehrung - nunja, ob IHRE Art die bessere ist??
    Jedenfalls kann man wenigstens dem Motto der Veranstaltung vorbehaltlos zustimmen:"Für Frieden und Völkerverständigung"!

    * Arbeitsgruppe Vermisstenforschung um Uwe Benkel
    ** Schwanheimer Ortbürgermeister

    Schwanheimcrash
    Gedenkstein von Schwanheim

    Ps: Aufmerksam auf dieses Ereignis wurde ich durch einen Beitrag in der "DMZ" Nr 91

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    Deutsche und italienische Historiker arbeiten die Geschichte ihrer Länder im Zweiten Weltkrieg auf. Von Kriegsverbrechen an Hunderttausenden ist die Rede. In Berlin soll nun ein neues Denkmal entstehen.
    Guido Westerwelle reiste zur Präsentation des Berichts nach Rom. Guido Westerwelle reiste zur Präsentation des Berichts nach Rom.(Foto: dpa)
    Mit einer Gedenkstätte in Berlin soll künftig an das Schicksal von mehr als 600.000 italienischen Soldaten erinnert werden, die in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs von Nazi-Deutschland inhaftiert wurden. Als geeigneten Ort schlug eine deutsch-italienische Historikerkommission ein ehemaliges Zwangsarbeiterlager im Stadtteil Niederschöneweide vor. Kleinere Stätten soll es auch in Italien geben.
    .........
    Ziel der Kommission war es, die deutsch-italienische Kriegsvergangenheit aufzuarbeiten. "Das soll zu keiner Revision gültiger Geschichtsdeutungen oder gar zu einer Relativierung von deutschen Kriegsverbrechen(!!!) in Italien führen", heißt es im Bericht.
    .........
    Im September 1943 hatte Italiens faschistische Regierung, die bis dahin mit Nazi-Deutschland verbündet war, mit den Alliierten einen Waffenstillstand geschlossen. Daraufhin setzten deutsche Truppen nach Schätzungen zwischen 600.000 und 650.000 italienische Soldaten als sogenannte Militärinternierte fest. Viele wurden zur Zwangsarbeit verschleppt, vorwiegend in Betriebe der Rüstungsindustrie nach Deutschland und auf den Balkan. Etwa 25.000 Italiener kamen dabei ums Leben. Von etwa 5000 Gefangenen verlor sich jede Spur.
    .........

    Gedenkstätte
    IMI's

  • Thema von Waldi44 im Forum Krieg in den Kolonien

    Die Schlacht von Tanga

    Vor dem 1. Weltkrieg haben die Kolonialm채chte vereinbart, dass im Kriegsfall, die Kolonien von den Kampfhandlungen ausgenommern werden. Berlin, Kongoakte von 1885.
    Die Ententem채chte hielten sich aber nicht daran und so fiehl eine Kolonie nach der anderen. Zwischen dem 2. und 4. November 1914 fand bei der ostafrikanischen Hafenstadt Tanga (heute in Tansania) eine f체r afrikanische Verhältnisse grössere Schlacht statt.
    Der allgemeine Hergang lässt sich unter anderem auch bei "Wiki" nachlesen, aber eben nur der allgemeine!
    Diese, wie alle anderen afrikanischen Operationen, wurden anfangs von den Briten als zweit und drittrangig angesehen und so ist es nicht weiter verwunderlich, als mit dem wenigstens zweitrangigen Generalmajor Aitken, drittrangige indische Truppen(acht Regimenter) nach Ostafrika geschickt wurden.
    35 Jahre Indien hatten seinen militärischen Verstand umnebelt und sein Selbstwertgefühl ins Unendliche gesteigert.
    Nigger, Schwarze, Hunnen, Tracht Prügel und Hackfleisch waren beliebte Worte und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, wie die Schlacht um Tanga verlief, zumal er alle Ratschl채ge und Warnungen in Bezug der Tapferkeit und Zuverl채ssigkeit der Askari in den Wind schlug, ebenso wie die ihm angebotene Hilfe durch erfahrene afrikanische Kolonialtruppen.
    Diese Hilfe h채tte er bitternötig gehabt, stammten seine "Indianer" doch aus verschiedenen Teilen Indiens und sprachen 12 verschiedene Sprachen.
    Ettlich konnten ihre neuen Lee Enfield- Gewehre nicht richtig benutzen, da sie diese erst kurz vor dem Einsatz erhalten hatten.
    Lediglich das Nordlancedhire Regiment und die Gurkhas besassen einen grösseren Kampfwert.
    Die eigenen Offiziere bezeichneten ihre Truppe als:"Die schlechtesten von ganz Indien!"

    Aber selbst "gute" Soldaten hätten mit dem was kam ihre Probleme gehabt! 16 Tage warteten sie bei brütender Hitze auf ihre Einschiffung. Als sie entlich stattfand, fiehl es niemanden ein, eventuell Rücksicht auf bestehende Befindlichkeiten der indischen Soldaten zu nehmen. Weder auf Kasten noch Religionszugehörigkeit oder gar Essgewohnheiten wurde R체cksicht genommen.
    Letzteres f체hrte dazu, dass viele Soldaten an Durchfall erkrankten, während der Rest seekrank wurde.
    Statt nun seinen müden, kranken und schlappen M채nnern in Mombasa etwas Ruhe zu gönnen, gab Aitken den Befehl direkt nach Tanga zu fahren und die Stadt anzugreifen.
    Natürlich war die Operation streng geheim. Sie war so "geheim", dass von Bombay aus Nachschubkisten mit der Aufschrift:"Indische Expeditionsstreitkräfte 'B', Mombasa, Ostafrika" abgingen und die Presse 체ber das Eintreffen der Truppen in Afrika in grossen Lettern auf der ersten Seite berichtete!
    Funkstille kannte man nicht und selbst in Briefen wurde über das Eintreffen des Expeditionskorps berichtet und schlussendlich f체hr die ganze Flotte noch in Sichtweite der K체ste.
    Kurz: Man(die Deutschen) wusste bescheid!

    Zuerst lief der Kreuzer "Fox" unter Kapitän F.W. Cauldfield in den Hafen um zu sondieren und dem deutschen Kommandanten von Schnee ( Aha, daher "Schnee am Kilimanjaro" ), alle bisherigen privaten Verträge zu kündigen.
    Von Schnee war nicht anwesend. Nur sein Vertreter Auracher und der versuchte Zeit zu schinden. Als Cauldfield ihn dan vertrauensselig fragte(!), ob der Hafen eventuell vermint sei, bejate Auracher!
    Unschlüssig blieb der Kapitän zurück, während Auracher die deutsche Fahne hisste, des Kaisers Rock anzog und sich eiligst zu Oberst Lettow- Vorbeck begab.
    Die deutsche Schutztruppe bestand zu Kriegsbeginn aus 267 Offizieren und Unteroffizieren sowie 4.612 einheimischen Askari.
    Schliesslich begann Cauldfield nach Minen zu suchen, während der inzwischen eingetroffene Truppentransport auf Reede lag, was auch nicht zur Hebung der Stimmung beitrug!

    Obwohl man keine Minen fand, überredete Cauldfield Aitken, nicht den Hafen zu benutzen, sondern eine Meile weiter weg in den Mangroven seine Truppen anzulanden.
    Wolken von M체cken, Tzetzefliegen und Legionen von Blutegeln waren Zeuge dieser maritimen Grossaktion, die insgesamt 48 Stunden in Anspruch nahm!

    Diese Zeit hatte Lettow- Vorbeck genutz und war mit seinen Truppen auf Tanga marschiert. Die ersten Opfer dieser Schlacht waren einige britische Offiziere, die frustriert einen Hügel bestiegen hatten, um nach den Deutschen Ausschau zu halten. Als sie diese entdeckten, war es die letzte Entdeckung in ihrem Leben!
    Danach traf das 13. Rajput- Regiment auf ca. 250 Askaris, denen sie unhöflicherweise sofort ihre Rückfront zur Ansicht boten und dabei ihre eigenen Offiziere über den Haufen rannten (schossen?).
    Ruckzuck wurden aus den 250 Askaris 2.500. Diese Meldung wurde Aitken auf seinem Schiff übermittelt einschliesslich der traurigen Nachricht von 300 eigenen Toten!
    Während sich die Soldaten "kämpfend" zurück zogen, wurde unverdrossen weiter Nachschub an Land gebracht.
    Unterdessen unterbreiteten seine besorgten Kollegen ihm den Vorschlag, Kanonenboote einzusetzen. (Was machte eigentlich der Kreuzer?). Aitken lehnte mit der Begründung kein ziviles Eigentum beschädigen zu wollen ab. Dabei war der Grund ein anderer: Er hätte gar nicht gewusst, wohin er das Feuer der Kanonenboote hätte lenken sollen.
    Inzwischen hatten die Deutschen befestigte Stellungen mit Stacheldrahtverhauen errichtet und Scharfschützen in den Affenbrotbäume platziert.
    Den Gurkhas und dem Nordlanceshire Regiment gelang die Eroberung des Zollhauses und des Krankenhaus'. Währenddessen mussten die Inder mit der "deutschen Luftwaffe" kämpfen !
    Millionen wildgewordener Bienen aus den umliegenden Bienenstöcken stürtzten sich auf die armen Kerle und trieben sie zurück ins Meer. Die Briten glaubten später an eine deutsche Kriegslist, die Lettow-Vorbeck schmunzelnd kommentierte:"Gott war mit uns"!

    Daraufhin wurde Tanga mit Kanonen beschossen (wohl der Kreuzer), traf aber nur das mit eigenen Verwundeten überfüllte Krankenhaus und die sich auf den R체ckzug befindlichen eigenen Truppen!

    Aitkes zog sich schliesslich zurück. An Verlusten erlitten seine Truppen: 800(650*) Tote, 500 Verwundete und 250 vermisste.
    Die Deutschen verloren 15(64*) und die Askaris 54(48*) Mann.
    Ein Grossteil der britischen Verwundeten wurde später unter deutscher Aufsicht evakuiert!
    Erbeutet wurden unter anderem: 16 Maschinengewehre, 600.000 Schuss Munition sowie umfangreiches sonstiges Gerät wurden von den Deutschen. Damit konnte Lettow- Vorbeck einige neue Einheiten aufstellen und bewaffnen.
    Tja und was wurde aus Aitkes? Er wurde von Kitchener zum Oberst degradiert und mit halben Sold in den Ruhestand geschickt!

    * Die Angaben schwanken.

    [ Editiert von Administrator Waldi44 am 30.01.13 18:11 ]

  • Thema von Waldi44 im Forum Japan und der 2. Weltk...

    Am Morgen des 2. März 1943 steuerte ein japanischer Konvoi durch den Pazifik auf den nordwestlichen Teil von Neu Guinea zu. Ziel war der Stützpunkt Lae.
    Acht (sieben) Transporter begleitet von acht Zerstörern bildeten den Geleitzug, der rund 6.ooo (6.9oo) japanische Soldaten der 51. Division IJA(Imperial Japanese Army) anlanden sollte, sowie 400 Marinesoldaten von Rabaul. Wenige Stunden nach dem Auslaufen, noch am Vormittag, wurde der Konvoi gesichtet. Wen wunderts? Wenig später, um 10:15 Uhr griffen amerikanische landgestützte Bomber der 5. Heeresflieger- Division den Konvoi in der Bismarck See an und versenkten zwei und beschädigten einen dritten Transporter.
    Der japanische Befehlshaber, Admiral Kimura (6.12.1891 - 14.02. 1960), er war Kapitän der "Suzuya" (Schwerer Kreuzer) während des Angriffs auf Pearl Harbor, befahl zwei seiner Zerstörer ("Asagumo" und "Yukikaze") die im Wasser treibenden Soldaten zu bergen und nach Lae, also ihrem ursprünglichen Bestimmungeort, zu bringen. 950 Soldaten wurden so gerettet und an Land gebracht.
    Am Morgen des darauf folgenden Tages, des 3. März also, wurde der Konvoi erneut angegriffen. Diesmal gleich von 335 US- und Australischen Flugzeugen in mehreren Wellen unter dem Kommando von Generalleutnant Kenney. Alle Transporter und vier Zerstörer wurden versenkt oder in Brand geschossen. Im Tiefflug und mit Bordwaffen wurden die brennenden und sinkenden Transporter mit ihrer noch lebenden Menschenfracht beschossen.
    Die zwei Zerstörer, die am Vortag schon einmal als "Rettungsboote" fungiert hatten, begannen nun wieder mit ihrem Rettungswerk und retteten 2734 Landsleute. Dann tauchten erneut alliierte Flieger auf und begannen die noch nach tausenden zählenden, nunmehr schiffbrüchigen japanischen Soldaten im Wasser zu beschiessen.
    Um den "Job" gut zu beenden tauchten schliesslich auch noch 7 Motortorpedoboote PTs unter dem Kommando von Lieutenant Commander Atkins auf und vollendeten das Massaker mit Bordwaffen und Wasserbomben. Etwa 3.ooo Japaner verloren so ihr Leben. Admiral Kimura wurde durch Maschinengewehrfeuer an Schulter und Bauch verwundet, tat aber nach seiner Genesung bis Kriegsende weiterhin Dienst.
    Befragt, warum sie die Japaner umgebracht hätten, antwortete man lapidar:"Wir mussten verhindern, dass die japanische Armee auf Lae durch an Land schwimmende Schiffbrüchige verstärt wurde."
    Die beiden Zerstörer("Asagumo" und "Yukikaze") hatten beim ersten mal immerhin fast 1.ooo Mann nach Lae gebracht!
    Der Auftrag der Amerikaner lautete, genau das zu verhindern. Zwar waren sie ihrer Waffen verlustig gegangen (die Japaner), aber was bedeutet das in Anbetracht der Tatsache, dass der japanische Soldate ansich eine Waffe war!
    Ausserdem kannte man das ja: Zwei Mann ein Gewehr...
    Aber egal welcher Ausrede man sich auch bediente, blieb es eines der vielen ungesühnten amerikanischen Kriegsverbrechen an japanischen Soldaten.
    ein weiteres Kriegsverbrechen von ähnlicher Charakter hatte sich schon am 26.Januar 1943 ereignet. U-Boot-Kommandant Dudley Walker Morton mit der USS Wahoo stieß bei einer Patrouillefahrt auf vier japanischen Truppentransporter, von denen die Buyo Maru (5.447 BRT) und Fukuei Maru No. 2 (1.901 BRT) erfolgreich torpediert und versenkt wurden. Anschliessend wurden 20 im Wasser im treibende Rettungsboote der zuvor torpedierten Transporter mit Maschinengewehren des aufgetauchten Bootes auf Befehl Mortens beschossen! In allen Ecken seines U-Bootes ‚Wahoo' hingen Propagandaplakate, auf denen in grossen Lettern stand: ‚Schießt auf die Hundesöhne' (‚Shoot the sunza bitches!') Als Rassist, wie viele Amerikaner seinerzeit, empfand er die Japaner als minderwertig." Sie wurden ganz offiziell als "Affen" bezeichnet. Zwar waren Mortens Schiessbefehl "nur" 100 Menschen zum Opfer gefallen aber war er sprach prahlerisch von10000 "gekillten" Japaner.

    Ps: Gerade bei den Kampfereignissen im Pazifik schwanken die Zahlenangaben mitunter stark, je nach Quelle.

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    ...war der kuriose und zugleich zutreffende Spitznamen von Hitlers Leibarzt Theodor Gilbert Morell. Zu verdanken hatte er ihn einen nicht minder bedeutsamen Spitznamenträger, nämlich Hermann Göring (u.a.."Goldfasan“, „Lametta-Heini“, "Maier...").
    Neuere Nachforschungen haben den früheren Verdacht, Morells Medikamentation habe zu Hitlers körperlichen Verfall und einer geistiger Störung geführt als falsch überführt. Deutschland wurde mitnichten von einem Geisteskranken geführt. Wohl aber von einem an der "Schüttelkrankheit" ( Parkinson-Krankheit bzw. Morbus Parkinson) erkrankten grössenwahnsinnigen Diktator. Die Krankheit aber diagnostizierte Morell erst zu Beginn 1945.
    Die Mähr, die gleich nach dem Krieg von den Russen verbreitet worden war, Hitler habe Rattengift genommen stimmt sogar ! Allerdings nicht um sich damit umzubringen. Strychnin, das als Rattengift benutzt wurde, befand sich in den von Morell für Hitler entwickelten "Antigaspillen" - Tabletten gegen Blähungen.

    Dr. Morell - Hitlers Leibarzt

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    Ein wenig schmeichelhafter Spitzname für eines der besten und erfolgreichsten Grosskampfschiffe der Flotte seiner Majestät. Die "Derfflinger" hatte das zweifelhafte "Vergnügen" von den Briten in Form eine Wortspieles so tituliert zu werden. Stapellauf 1913. 1914 Beschießung der englischen Küste, 1915 Schlacht auf der Doggerbank - schwer beschädigt, 1916 Schlacht im Skagerrak, 1919 Internierung und Selbstversenkung (auf Grund gesetzt) in Scapa Flow und schließlich 1934 abgewrackt.
    Die eigene Besatzung nannte ihr Schiff "Eiserner Hund"!

  • Thema von Waldi44 im Forum Waffen und Geräte

    Tirpitz und die deutsche Torpedowaffe

    Torpedos, eine nachwievor unheimliche Waffe, da fast geräuschlos und fast unsichtbar von relativ kleinen Fahrzeugen abgefeuert, sie selbst den größten Schiffen ihrer Zeit gefährlich werden konnten und können haben eine recht lange Geschichte, die bis in die Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges zurück reicht. Da allerdings noch sogenannte Spierentorpedos.
    "Spiere" bedeutet "Stange". Diese "Stange" ähnelte einer Harpune und besass Widerhaken. Am Schaft wurde eine Sprengladung befestigt., Die ganze "Stange" wurde dann an einem kleinen schnellen Boot befestigt - einem Torpedoboot. Natürlich war der Angriff mit einem solchem Fahrzeug das reinste Himmelfahrtskommando.
    Es gab zwei Möglichkeiten das gegnerische Fahrzeug zu torpedieren. Erstens das Boot rammte mit der "Spiere" den Gegner und die widerhakenbewährte Spitze bohrte sich in den hölzernen Rumpf. Dann ruderte die Besatzung so gut und so schnell sie konnte mit dem Boot wieder zurück. Die "Spiere" mit der Sprengladung blieb hängen und wenn die Spiere aus irgend einem Grund sich nicht noch löste, explodierte die Sprengladung und zerstörte oder beschädigte das gegnerische Fahrzeug.
    Zweitens man benutzte gleich das ganze "Torpedoboot" zum Sprengangriff. Dabei wurde das Boot, in dem Fall ein Segler oder kleines Dampfboot, auf Kurs gebracht und das Ruder festgezurrt. Kurz vor dem Aufschlag verliess die Besatzung das Boot mit einem Floss oder Beiboot und versuchte aus dem Exlosionsradius zu entkommen. Gezündet wurde elektrisch per Reissleine von der sich absetzenden Besatzung, wenn diese nicht riss oder aus einem anderen Grund versagte.
    Mitunter aber blieb die Besatzung auch an Bord und hoffte, dass die Distanz welche die Spiere zwischen Sprenkörper und eigenem Schiff schuf, groß genug zum Überleben war.
    Es gab auch absenkbare "Spieren", so dass das entstandene Leck im Schiffsrumpf sich nahe oder auch unter der Wasseroberfläche befand. Besonders erfolgreich, wenn auch nicht erfolglos, waren solche Boote selbstredent nicht und die Angriffe fanden in der Regel Nachts statt.Einen der erfolgreichsten Angriffe führte der russische Marineoffizier (und spätere Admiral) Stepan Makarov im russisch-türkischen Krieg von 1877/78 durch, als mehrere türkische Schiffe mit dieser Waffe versenken oder beschädigt wurden.
    Ebenfalls bemerkenswert ist, dass der/das Torpedo während des amerikanischen Bürgerkriegs 1861/65 von dem amerikanischen (Südstaaten) Ingenieur E. C. Singer entwickelt wurde, einem Neffen von Isaac Merritt Singer, dem grossen Nähmaschinenerfinder, der sich selbst als Mann mit "deutscher Herkunft" bezeichnete und väterlicherseits jüdischer Abstammung war...ob das später "der Führer" wusste ?

    Dennoch liess die Idee als solche die Erfinder und Ingeneure nicht mehr los.
    Auch die Kaiserliche Flotte verfügte über solche Torpedoboote- hier Torpedodampfer genannt, die zwischen 1874 und 1876 gebaut wurden. Sie waren allerdings alle mit Spierentorpedos bewaffnet und erst SMS "Zieten" war das erste richtige Torpedoboot.
    Allerdings gab es schon im Krieg 1870/71 eine Art Torpedoflottille. Um die 20 Boote schützten die Elb- und Wesermündung. Damals wurde aber nicht zwischen Torpedo und Minen unterschieden. Diese Torpedoflotte bestand aus Angehörigen der "Freiwillige Seewehr". Diese wurde vom Generalgouverneur der deutschen Küstenlande Eduard Vogel von Falckenstein mit Sitz in Hannover ins Leben gerufen.
    Doch soweit war es noch lange nicht...
    Den nächsten grossen Entwicklungsschub erhielt der Torpedo dann im Jahre 1860, als der Ingenieur Giovanni Luppis den ersten Prototyp eines selbstangetriebenen Torpedos erfand.
    Als nächstes erschien ein Engländer auf der "Bühne" der Entwicklung. Der britische Ingenieur Robert Whitehead wurde 1856 Manager der Metallgießerei "Fonderia Metalli" in Fiume (Östreich-Ungarn). Er änderte den Firmennamen in "Stabilimento Tecnico Fiumano" und begann mit der Herstellung von Dampfkesseln und -maschinen für Schiffe der Österreichisch-Ungarische Marine.
    1864 schloss Whitehead einen Vertrag mit dem vormals in der österreichischen Marine arbeitenden, Ingenieur Giovanni Luppis.

    Die Arbeiten in Fiume erregten auch bei der jungen aufstrebenden deutschen Kriegsmarine aufmerksamkeit. Und nun entlich kommt Tirpitz ins Spiel...
    1877 entsandte der Chef der Admiralität von Stosch den Korvettenkapitän Heusner und den 27 jährigen Kapitänleutnant Tirpitz nach Fiume um die dortigen Versuche zu beobachten. Dabei war außerdem der leitende Ingenieur August Groth.*
    Tirpitz, von dem auch Wiki im Zusammenhang mit Torpedos nicht mehr als das zu berichten weiss:"1877-1888 Er (Tirpitz) organisiert die neue Torpedowaffe und faßt sie in der Torpedoinspektion zusammen....."
    Von Stosch stand der neuen Waffe sehr skeptisch gegenüber und forderte schriftlich von verschiedenen Offizieren deren Meinung ein. Von Tirpitz' Ausführungen überzeugten von Stosch, in von Tirpitz den richtigen Mann für die neue Waffe gefunden zu haben.
    Zuerst wurde die SMS "Zieten" als Versuchstorbedoboot umgebaut und ihr neuer Kommandant wurde ab Mai 1878 der Kapitänleutnant Alfred von Tirpitz. Es war ein 716 BRT grosses (voll) Eisenschiff und 79,4 m über alles lang, 8,56 m breit und hatte einen Tiefgang von 3,8-4,63 m, mit einer Besatzung aus 6 - 7 Offizieren und zwischen 90 und 104 Mann.
    Es war das erste Boot seiner Art überhaupt und hatte Torpedorohre zum Abschuss der Torpedos. Sie verfügte über je ein Bug- und Heckunterwassertorpedorohr die 10 mal nachgeladen werden konnten.Das Bugrohr wurde durch ein klappbares Unterteil des Vorstevens geöffnet.
    Die "Zieten" diente bis 1880 als Torpedofahrzeug (danach als Aviso, später als Fischereikreuzer) zur Erprobung neuentwickelter Torpedos. Außerdem gehörte die SMS "Zieten" zu den ersten Schiffen der Kaiserlichen Marine mit elektrischen Scheinwerfern (!881). Von Tirpitz bezeichnete sich dabei selbst als "Klempner", der sich nicht zu fein war, mit Hand anzulegen und sich auch dabei schmutzig zu machen.
    Am 28. Juli 1880 erntete er die ersten Früchte seines Schaffens und versenkte mit der "Zieten", im Beisein des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, auf eine Entfernung von immerhin 7,3 Km die alte Dampffregatte SMS "Barbarossa" mit einem Torpedo.
    Dabei gab von Tirpitz zu, habe er grosses Glück gehabt, dass der Whiteheadtorpedo auch tatsächlich sein Ziel traf und auch explodierte. Aber er hatte das Glück des Tüchtigen. Den Whiteheadtorpedo hielt er für grob und unausgereift und als man höheren Orts auf den Torpedo als Waffe aufmerksam geworden war, konnte er daran gehen, ihn mit "deutscher Qualitätsarbeit" weiter zu entwickeln und wie man gesehen hat, mit grossem Erfolg.
    "Höhern Orts" war man sich aber keineswegs über den Einsatz der Torpedos als Waffe einig. Während die eine Partei kleine Küstenfahrzeuge zum Schutz selbiger favorisierte, wollte die andere Partei, der auch von Tirpitz angehörte, grosse Hochseeboote haben. Ein Streit, der sich später auch bei den U-Booten widerfand - Küstenboote gegen Hochseeboote.
    In seinem Kampf um die Etablierung der Torpedowaffe als vollwertige Waffe in der Marine kam ihm ein Führungswecksel an der Marinespitze entgegen, der zugleich ein Richtungswechsel darstellte. Für Stosch kam der eher defensiv ausgerichtete Caprivi (1883-88), der glaubte, die Torpedowaffe ausschließlich zur Küstenverteidigung einsetzen zu können, zumal er die Torpedoboote nicht für hochseetüchtig erachtete.
    Tirpitz selbst, 1884 zum Chef der neugebildeten Torpedoversuchsdivision ernannt und gleichzeitig zum Kapitän der Korvette SMS "Blücher"**, war es, der alles daran setzte, ihm und allen Skeptikern das Gegenteil zu beweisen.
    Eine Torpedobootflottille verschiedener Boote in Begleitung der SMS "Blücher" sollte bei stürmischem Wetter um Jütland herum durch den Skagerrak fahren und somit die Hochseetüchtigkeit der Boote beweisen. Doch schon zu Beginn der Fahrt blieben alle kleineren Boote liegen und die zwei größeren Schichauboote*** kollidierten miteinander. Im Normalfall hätte man das Unternehmen als gescheitert betrachten und abbrechen müssen. Doch von Tirpitz begab sich auf das schwerer beschädigte Boot und übernahm das Kommando. Ein wahres Himmelfahrtskommando....
    Schliesslich aber schafften die Boote die Jütlandumrundung und die Fahrt durch den Skagerrak.
    Tirpitz schreibt in seinen Memoiren dazu: "...begann die Aera der grösseren Schichauboote, wie der Aufschwung des Torpedowesens..."
    1886 schuf Caprivi eine eigenständige Torpedo- Inspektion, die alle Fragen und Zweige des Torpedowesens umfasste und deren Chef (Inspekteur) von Tirpitz wurde. 1889 endete der Weg von Tirpitz bei der Torpedowaffe.




    * August Groth: Nachdem August Groth mehrere Jahre auf Handelsschiffen Dienst getan und seinen Wehrdienst beim Heer abgeleistet hatte, trat er mit 28 Jahren am 1. Juli 1859 als vertraglich angestellter Maschinist in die Königlich- Preußische Marine ein. Als leitender Maschinist auf dem Aviso "Preussischer Adler" nahm er am 9. Mai 1864 am Seegefecht bei Helgoland teil. Später war er leitender Ingenieur auf SMS "König Wilhelm" und "Friedrich der Grosse". 1874 weilte er mehrere Monate zwecks Informationszwecken in England und 1877 dann mit von Tirpitz in Fiume. 1876 leitete er den Einbau der Torpedorohre auf SMS "Zieten". Bis zum 31.03. 1880 blieb er technischer Leiter des Torpedobaus. Danach wechselte er freiwillig in den aktiven Dienst zurück. 1882 Gründete er eine Vereinigung unter den Namen: "Bibliothek der Marine- Ingenieure der Ostsee". 1884 starb er einen frühen Tod.
    **Korvette Blücher: Torpedo- Versuchs- und Schulschiff
    ** In der Folgezeit benannten die Buchstaben vor den taktischen Nummern die Bauwerft der Boote: S = Schichau, G = Germania, B = Blohm & Voss, V = Vulkan, H = Howaldt. Ausnahmen waren die Buchstaben D, T und A. Im Krieg gab es dann umbenennungen in T = Torpedoboote.
    TA = Torpedoboote Ausland (Beutefahrzeuge)

    Wilhelm II. und seine Flotte, Motorbuchverlag 2012
    Deutschlands Kriegsflotte, Melchior Historischer Verlag 2007
    Die Linienschiffe der Brandenburg- bis Deutschland- Klasse, Koop/Schmolke, Bernard6Graefe Verlag 2001

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    Wegen der paarweise nebeneinander angeordneten vier Schornsteine führten die Ausfallkorvetten der "Sachsen Klasse" den Spitznamen "Zementfabrik". Die Schiffe der "Sachsen- Klasse" (SMS Sachsen, SMS Bayern, SMS Württemberg, SMS Baden) waren die ersten der kaiserlichen Marine, die ohne Hilfsbeseglung gebaut wurden und von Anfang an über elektrische Anlagen (Beleuchtung und Scheinwerfer) verfügten.
    Die Sachsenklasse

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    Der Ausdruck stammt aus der Soldatensprache und bedeutet, mit dem Gewehr (ersatzweise auch dem Feldspaten o.ä.) exerzieren, Gewehrgriffe üben. Neben Marschieren und Übungen unter Schutzausrüstung eine der unbeliebtesten Übungen beim Militär. Oftmals wurde das "Griffe kloppen" auch zur Chikane eingesetzt. Dabei kam es z.B. nicht nur auf die exakte Ausführung der einzelnen Griffe an, sondern vor allem auf die Synchronität der ganzen Truppe. Ein "Nachklappern", zog unweigerlich weiteres Exerzieren nach sich. Der tiefere Sinn solcher Übungen blieb Generationen von Soldaten bis zum heutigen Tag verborgen, da die wenigsten diese Griffe während ihrer Dienstzeit wirklich so oft brauchten, dass es ein solches "Griffe kloppen" gerechtfertigt hätte.

  • Thema von Waldi44 im Forum Habt ihr das gewusst?

    "Als "Goetzen" wurde das Schiff vor genau 100 Jahren im Auftrag der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft in Deutschland gebaut. Noch heute pendelt es als "Liemba" über den Tanganjikasee.
    Das Motorschiff Liemba ist ein kombiniertes Passagier- und Frachtschiff, das auf dem afrikanischen Tanganjikasee verkehrt. Es wurde 1913 als Dampfschiff in Deutschland gebaut und bis zum 16. Mai 1927 trug es den Namen Graf Goetzen, benannt nach Gustav Adolf Graf von Götzen.
    Das Schiff wurde während des Ersten Weltkrieges in Dienst gestellt und am 9. Juni 1915 mit einem 10,5 cm- sowie zwei 3,7 cm-Geschützen von der nicht mehr operationsfähigen und später in der Rufiji-Mündung selbst versenkten SMS Königsberg ausgerüstet. Rüter wurde Kapitän des Schiffes.
    Als die deutschen Truppen auf ihrem Rückzug Kigoma aufgeben mussten, befahl von Lettow-Vorbeck, die Graf Goetzen zu versenken. Rüter ließ das Schiff vor dem Öffnen der Seeventile dick mit Fett einschmieren und nahe dem Ufer fluten.
    Das Schiff wurde noch 1916 von den Belgiern gehoben. 1920 sank es während eines Sturmes im Hafen erneut sieben Jahre später wurde es von den Briten wieder gehoben bzw. neu in Dienst gestellt und am 16. Mai 1927 wurde der alte Name Graf Goetzen in Liemba umbenannt.
    Die Liemba verfügt über zehn Passagierkabinen erster Klasse und zwei VIP-Kabinen. Zudem stehen 29 Kabinen der zweiten Klasse zur Verfügung. Die meisten Passagiere fahren dritter Klasse und schlafen unter und auf dem Deck. Insgesamt finden rund 600 Personen Platz. Zudem verfügt das Schiff über einen Speisesaal mit Bar sowie einen Kiosk.
    Im Rumpf des Schiffes befindet sich ein Laderaum für 200 Tonnen Fracht, der unter anderem für den Transport von Trockenfisch genutzt wird. Dieser dagaa genannte Fisch wird im See gefangen und unterwegs von den Passagieren und Händlern dazugeladen, teilweise mit einem auf dem Schiff installierten Kran. Die Liemba verfügt über zwei Rettungsboote mit je 39 Plätzen. Also 78 Plätze in den Rettungsbooten!!!"



    Nachlesen könnt ihr darüber unter den angegebenen Links und mit diesem Beitrag wollte ich auch nur an das historische Ereignis von vor 100 Jahren erinnern und an das deutsche Schiff auf einem ostafrikanischem See.


    Noch heute dampft...
    Liemba

  • Thema von Waldi44 im Forum Habt ihr das gewusst?

    Im Flugzeugforum fand ich einen Beitrag in dem es darum ging, ob während des Spanischen Bürgerkrieges eine deutsche Ju52 von den Republikanern erbeutet wurde und diese dann zu Testzwecken in die Sowjetunion transportiert wurde.
    Von zwei oder drei tagen kam ein historischer Beitrag zum Thema Ju52 im Fernsehen und da wurde dies als tatsächliches Ereignis beschrieben. Die Maschine musste wohl notlanden, vielleicht aber auch absichtlich auf republikanischer Seite zur Landung gebracht. Zwischen der Sowjetunion und dem Republikanischen Spanien bestand ein Abkommen, dass Beutewaffen an die Sowjetischen Instrukteure im Land zu übergeben seien. Diese demontierten das Flugzeug und verschifften es in die Sowjetunion. Dort wurde es wieder zusammengesetzt, mit einem Roten Stern versehen und ausführlich getestet.
    Besonders interessiert war man an ihren "Bombereigenschaften", da die Legion Condor die Ju52 gelegentlich als Hilfsbomber einsetzte. In dieser Aushilfsfunktion flog sie letztmalig gegen Warschau Angriffe.
    Die Tester kamen1937 zu dem Ergebnis, dass sie als Bomber ungeeignet war....
    Im März 1941 bekamen die Russen dann offiziell drei Ju52 und im Mai 1941 noch eine. Die noch sechs weiteren bestellten Flugzeuge wurden wegen des Kriegsbeginns mit Sowjetunion nicht mehr geliefert. Während des Krieges flogen neben diesen Maschinen noch etliche weitere Ju52 Beuteflugzeuge mit dem Roten Stern - allerdings verzichtete man sehr schnell darauf, sie im europäischen Teil der Sowjetunion einzusetzen, da sie von der eigenen Flak beschossen und den eigenen Jägern angegriffen wurden - trotz Rotem Stern!
    Nach Kriegsende dann kam eine größere Stückzahl von Ju52 in die Sowjetunion, wo die "Tante Ju" noch bis in die 50er Jahre flog. Sowjetische Piloten beschrieben die Maschine als sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man sie aber einmal beherrschte, als Allrounder.

    Im Grund und wenn man so alles mal in Betracht zieht, ist es erstaunlich, dass die Sowjets schon frühzeitig fast alle Waffen kannten, mit denen die Deutschen sie angreifen würden. Selbst die Panzer und diverse andere Waffen waren ihnen bekannt (und sie zeigten sich enttäuscht und ungläubig, als ihnen der Pz.III als das neueste/beste deutsche Panzermodel präsentiert wurde), während die Deutschen von den russischen Waffen zum Teil böse überrasch wurden: KW, T34, Katjuscha....

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    So gesund kann Bier sein



    Durchschnittlich 107,2 Liter Bier trinkt der Deutsche pro Jahr. In erster Linie, weil es einfach schmeckt und gut erfrischt. Pünktlich zur warmen Jahreszeit wollen wir Ihnen den Gerstensaft noch etwas schmackhafter machen.
    Darum ist Biertrinken gut für uns

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    Er ist eine Legende und wurde mit seinem berühmten Satz „Ich bin ein Berliner“ in den Herzen der Deutschen unsterblich.
    Doch kaum einer wusste bis zu dieser Woche, dass John F. Kennedy, lange bevor er am 26. Juni 1963 als US-Präsident seine berühmte Rede in Berlin hielt, schon in jungen Jahren dreimal Deutschland besucht hatte. 1937 und 1939, als Adolf Hitler und die Nazi regierten, und 1945, kurz nach Kriegsende, im Gefolge des US-Marineministers James Forrestal.

    Der Aufbau Verlag veröffentlichte jetzt erstmals Kennedys Aufzeichnungen von diesen drei Reisen. Das eindrucksvolle Buch ist gerade erschienen unter dem Titel: „John F. Kennedy. Unter Deutschen. Reisetagebücher und Briefe 1937 - 1945.“
    „Die Deutschen sind wirklich zu gut“
    Die Eindrücke, die der junge Student Kennedy 1937, damals war er 20, auf seiner Europa-Tour notierte, zeigen einen lebenslustigen jungen Mann, der sich als Tourist unbeschwert vergnügt, zugleich mit wachem Verstand die Politik der Zeit verfolgt, bisweilen jedoch auch heikel-naive Urteile zu Papier bringt.
    Vergrößern Der Buchumschlag der Reisetagebücher „Unter Deutschen“: Die Reisetagebücher von John F.Kennedy sind im aufbau-Verlag erschienen
    So notiert er am 3. August 1937, in Italien nach Lektüre eines Buches von John Gunther, einem amerikanischen Publizisten jener Zeit: „Habe Gunther ausgelesen und komme zu dem Schluss, dass Faschismus das Richtige für Deutschland und Italien ist, Kommunismus für Russland und Demokratie für Amerika und England.“

    War Kennedy fasziniert von Hitler?

    Oliver Lubrich, der Herausgeber des neuen Buches, findet die Legenden-Passage, zwar auch „befremdlich“, sagte aber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Ich denke gleichwohl nicht, dass Kennedy Hitler bewunderte, vor allem nicht dessen Politik." Es gehe um das, was die Autorin Susan Sonntag als die unheimliche Faszination des Faschismus beschrieben habe. Lubrich: „Kennedy versucht, diese Faszination zu verstehen, die von Hitler offenbar immer noch ausging.“

    Unter Deutschen

    Klappentext

    Aus dem Amerikanischen von von Carina Tessari. John F. Kennedy, geboren 1917, unternahm bereits als junger Mann Reisen nach Deutschland: im Sommer 1937 als Student; im August 1939, unmittelbar vor Kriegsbeginn, als sein Vater Botschafter in Großbritannien war; sowie im Juli und August 1945, wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als Korrespondent. Von diesen drei Reisen hinterließ Kennedy historisch wie persönlich faszinierende Zeugnisse, die hier erstmals veröffentlicht werden und zeigen, welche Eindrücke der spätere Präsident der USA von Deutschland gewann. Seine Deutschland- und Europapolitik und auch seine Berliner Rede aus dem Jahr 1963 sind erst vor diesem Hintergrund richtig zu verstehen.


    Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.05.2013

    Harald Jähner stellt sich nach der Lektüre von John F. Kennedys Reisetagebüchern und Briefen aus den Jahren 1937 bis 1945, die der Literaturwissenschaftler Oliver Lubrich herausgegeben hat, eine ziemlich brisante Frage: War John F. Kennedy in jungen Jahren ein Bewunderer Hitlers? Etwa, wenn Kennedy schreibt, dass "die nordischen Rassen den romanischen gewiss überlegen zu sein scheinen", oder dass Hitler etwas Geheimnisvolles hatte, das auch nach seinem Tod "weiter gedeihen wird", erklärt der Rezensent. Schon Joseph Kennedy, Johns Vater, war in der Roosevelt-Administration als Antisemit, Rassist und Deutschlandfreund bekannt, wer weiß, ob da nicht doch etwas hängen geblieben ist, mutmaßt Jähner, der schon ziemlich gespannt ist, wie das Buch wohl aufgenommen wird.

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    "Panzer, U-Boote, Flugzeuge und Kisten voller Munition - die Lagune von Chuuk, auch bekannt als Truk Lagoon, im Inselstaat Mikronesien ist ein Mekka für Wracktaucher. Nach dem Ersten Weltkrieg besetzten die Japaner das Pazifik-Atoll und nutzten es als vorgeschobenen Ankerplatz der Kaiserlich Japanischen Marine. Im Februar 1944, während des Zweiten Weltkriegs, griffen die Amerikaner den strategisch bedeutenden Stützpunkt an. Die Bombardierung mit dem Namen "Operation Hailstone" dauerte zwei Tage an. 40 Schiffe wurden versenkt, 200 Flugzeuge zerstört. Der Angriff auf Chuuk schwächte die japanische Armee empfindlich.

    Fast 70 Jahre später ist aus den Überresten dieser Attacke ein Museum unter Wasser geworden. Korallen und Schwämme überwuchern die Schiffe und Flugzeuge, die in drei bis 60 Meter Tiefe liegen. Viele kleine und große Fische haben in den Trümmern ein neues Zuhause gefunden. Die Lagune wurde 1971 offiziell zum "Underwater Historical Monument" erklärt und Taucher müssen von einheimischen Führern begleitet werden.

    Die leidenschaftliche Taucherin und Fotografin Brandi Mueller ist immer auf der Suche nach einzigartigen Motiven unter Wasser. Eine Woche lang tauchte sie in der Lagune von Chuuk und fotografierte die versenkte Flotte. Es ist der Kontrast zwischen den verrosteten Wracks und der farbenfrohen Unterwasserwelt, der Mueller besonders fasziniert. Brandi Mueller lebt auf Hawaii und taucht seit ihrem 15. Lebensjahr. Sie arbeitet als Tauchlehrerin und hat zahlreiche Artikel über Unterwasserfotografie publiziert. "

    Wracktauchen

  • Thema von Waldi44 im Forum Allgemeines zu den Kri...

    Wer sich mit der deutschen Marine beschäftigt stösst irgendwann auf den Begriff des "Deckoffiziers" und wird dabei oftmal im Unklaren darüber gelassen um welche Besatzungsmitglieder es sich dabei eigentlich handelt. Mitunter gewinnt man auch den Einduck, dass auch diejenigen die meinen zu wissen was ein "Deckoffizier" ist, es eben doch nicht ganz genau wissen.
    An Besten ist, man bedient sich alter original/reprint Quellen. Dann erfährt man zB. dass der Deckoffizier kein Offizier war, ebensowenig wie ein Unteroffizier aber der Deckoffizier einer ist. Nämlich ein Unteroffizier mit Portepee*. Er hatte quasi das Ende der Unteroffizierslaufbahn erreicht und durch entsprechende Schulung die Befähigung zum Portepeeträger erlangt.
    Unteroffiziere ohne Portepee waren Maate. Unteroffiziere mit Portepee, (Vize-) Feldwebel, (Vize-) Wachtmeister und Deckoffiziere "Männer" - Bootsmann, Steuermann usw. Desweiteren gab es die Ober- Deckoffiziere in Gestalt des Oberbootsmanns und Obersteuermanns.**
    Die genannten Deckoffiziersgrade entsprachen natürlich nur EINEM Dienstzweig. Die Bezeichnungen der weiteren Dienstzweige waren zB. Torpeder/Obertorpeder, Mechaniker/Obermechaniker, Zahlmeisten/Oberzahlmeister usw.
    Ein Deckoffizier entstammte immer den niederen Mannschaftsrängen und "Deckoffizier" war kein Dienstgrad, wie Hauptfeldwebel ja auch keiner war und erst in der Bundeswehr dazu gemacht wurde. Ein Deckoffizier war ursprünglich sowas wie ein UvD allerdings mit Dauerjob. Auf Segelschiffen führte er bei Abwesenheit von Offizieren auf den einzelnen Decks das Kommando, später erweiterte sich sein Aufgabenbereich über das der blossen Deckkontrolle hinaus.
    Die Uniform der Deckoffiziere setzte sich einerseits von der der Unteroffiziere ohne Portepee noch oben hin ab und ähnelte der der Offiziere. Von dieser aber unterschieden sie sich wiederum in wichtigen Merkmalen (keine Epauletten und Ärmeltressen und Tressen an den Hosen) und stuften ihn wieder nach unten hin ab.
    Ausserdem waren sie keine Lohn- sondern Gehaltsempfänger, denen in Bezug auf Pensionierung und Versorgung die gleichen Rechte zustanden wie den Offizieren.
    Die Beförderung zum Deckoffizier erfolgte nach einer eigenen Eignungsprüfung. Diese konnte man aber erst nach 15-42 Monaten ablegen. Neben fachlichen Fähigkeiten war auch die "Würde eines Deckoffiziers" zu repräsentieren.

    Der Deckoffizier hatte eine Art Zwitterstellung, die ihm sein gesellschaftliches Leben sowohl an Bord der Kriegsschiffe, als auch an Land sehr schwierig gestaltete. Er stand rangmässig über der Mannschaft aber unter den Offizieren, was zu ständigen Reibereien nach allen Seiten führte und dem beständigen Bestreben der Deckoffiziere diese für sie unbefriedigende Situation dahingehend zu ändern, dass sie zum Offizierststand gerechnet werden sollten (wollten).
    Das aber stiess auf heftige Ablehnung der Seeoffiziere und durch sie beeinflusst auch auf die Weigerung des Kaisers. Erst im Oktober 1918, also dem Revolutionsmonat, wurde beschlossen ihnen den allgemeinen Offiziersrang und die Anrede "Herr" durch allerhöchste Gnade als "Weihnachtsgeschenk" zuzugestehen.
    Ein "Privileg" (die Anrede "Herr"), dass bei der Post seit 1899 dem letzten Postboten ab dem 17. Lebenjahr zugebilligt wurde.
    Für manche Deckoffiziere war der Dienst als Deckoffizier die Endstation ihrer militärischen Laufbahn, für andere ein Sprungbrett zu einer höheren Laufbahn. Für Obermaschinisten, Obersteuerleute, Oberbootsleute, Obermaterialienverwalter, Obermeister, Oberstückmeister, Obermechaniker, Oberfeuerwerker der Matrosen Artillerie war hier Schluss.
    Marine Ingenieure, Torpedo Ingenieure, Torpedo Offiziere, Feuerwerks Offiziere und Marinezahlmeister hingegen setzten ihre militärische Laufbahn fort.
    Allen aber haftete ein Makel an - ihre soziale Herrkunft. Spielte sie im Heer schon lange nicht mehr die Rolle wie noch vor der Jahrhundertwende, so hielt das Seeoffizierscorps voller Standesdünkel und mit verheerenden Folgen daran fest und schirmte sich gegen diese Emporkömmlinge ab, wo immer es ging und es ging fast immer!
    Verheerend, weil sie sich nicht nur gegen die Deckoffiziere aus Standesgründen (-dünkel) abgrenzen wollten und ihnen deutlich zeigten woher sie kamen, sondern auch gegen ihre Marine Ingenieure und selbstredent gegen den Rest der Besatzung. Nicht grundlos brach die Revolution bei der Flotte aus....
    Der direkte Vorgesetzte der Deckoffiziere war der 1. Offizier. Die moderneren Linienschiffe hatten 22 bis 24 Deckoffiziere, die in der Regel auch eine eigene Messe hatten. Auf der Brandenburgklasse gab es nur 19 und auf der Sachsenklasse nur 14 Deckoffiziere.
    Eine verschwindet geringe Chance schon vor 1918 doch Offizier zu werden gab es ab 1916, als der im Heer schon länger(seit 1877) existierende Rang des Feldwebel- Leutnants*** als besonderen Gnadenbeweis zu Kaisers Geburtstag auch in der Marine eingefüht wurde. Mindestens 20 Dienstjahre waren Voraussetzung und das galt auch nur für im Krieg wieder in die Marine eingetretene Deckoffiziere. Dieser Dienstgrad nannte sich Deckoffizier- Leutnant. Anders als beim Heer blieben somit aktive Deckoffiziere bei dieser Beförderung aussen vor.
    Der Kaiser erwiess seinen Deckoffizieren noch andere Beweise seiner Allerhöchste Gnade, so zB. um 1910, als er dem Deckoffizierskorps den Offiziershosenverschluss**** verliehen hatte. Ein gewichtiger Grund ihre Bitte an ihn um eine Galauniform (klein) mit dem Hinweis auf eine spätere Wiedervorlage, 1913 vorerst abzulehnen.
    Im 2. Weltkrieg wurden die letzten diensttauglichen Deckoffiziere als Leutnants einberufen. Bundesmarine und Volksmarine führten weder Namen noch Dienststellung des Deckoffiziers.

    * Portepee:"Das Portepee (frz. porte-épée „Degentrage, Degengehenk“), insbesondere in der Schweiz auch Schlagband genannt, war ursprünglich eine um Griff und Bügel einer Hiebwaffe und das Handgelenk des Kämpfers geschlungene Schlaufe, die das Herabfallen der Waffe im Kampf verhindern sollte. Später entwickelte sich daraus ein Standesabzeichen für Offiziere und Feldwebel."

    Das Portepee

    ** Näheres zu den Dienstgraden: Dienstgrade der Kaiserlichen Marine
    ***Feldwebel- Leutnant:"Der militärische Dienstgrad Feldwebelleutnant (auch Feldwebel-Leutnant) war seit 1877 im deutschen Heer der unterste Offiziersdienstgrad. Zu Feldwebelleutnants wurden bevorzugt Unteroffiziere „des Beurlaubtenstandes“ (Reserve) befördert. Eine Weiterbeförderung zum „wirklichen“ Leutnant war nicht vorgesehen. Die Bezeichnung Feldwebelleutnant war auch in der Kavallerie und in der Berittenen Artillerie üblich - entgegen deren Tradition, Feldwebeldienstgrade als Wachtmeister (z. B. Vizewachtmeister) zu führen. [Aber eben NICHT in der Marine!]
    Der Feldwebelleutnant hatte zwar den Rang eines Leutnants inne, rangierte jedoch stets hinter dem Inhaber des „wirklichen“ Dienstgrads, da er kein Offizierspatent besaß. Ebenso wenig unterlag er der Ehrengerichtsbarkeit des Offizierskorps. Es war eine Zwitterstellung zwischen Unteroffizier und Offizier."
    **** Der Offiziershosenverschluss war der gemeine Hosenschlitz! Mannschaften an Bord der Kriegsschiffe trugen Klapphosen. Das waren Hosen, die vorne eine knöpfbare Stoffklappe besassen, wo an den Offiziershosen ein Hosenschlitz war.

    Quellen: Die Uniformen der Deutschen Marine, Melchior Historischer Verlag
    Kaiser Wilhelm und seine Flotte, Motor Buch Verlag
    Deutschlands Kriegsflotte, Melchior Verlag

    Link:Der Deckoffizier

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    Am 10. Mai 1944 ereignete sich im Schwarzen Meer vor der Küste von Sewastopol eine der größten Katastrophen der Seekriegsgeschichte als die Transporter "Teja" und "Totila" vor der Krimküste während der Evakuierung der Halbinsel durch sowjetische Flugzeuge versenkt wurde.
    Das Wrack der "Totila" haben ukrainische Taucher nun offensichtlich entdeckt.

    Totila

    Während der Evakuierung der Krim gab es schwere Kämpfe und gewaltige Verluste auf allen Seiten. Hier mal ein Tagebuchbericht dazu, der auch den Untergang der "Teja" und der "Totila" sehr anschaulich schildert!

    TTagebuch

    Hier noch ein Link zum "Schlachtschiffforum" zum Thema "Totila" und "Teja".
    Schlachtschiffforum

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    Die 2 cm Flak.

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    Bekanntlich hat ein lediger Soldat, früher wie heute, zwei "Bräute: Sein Gewehr und seine leibliche Braut zuhause !
    Was nun, wenn ein deutscher Soldat während des 2. Wk., im Feld seine leibliche Braut daheim ehelichen möchte er aber keinen Urlaub bekommt? Natürlich hatte man an solche dringenden Fälle gedacht und Vorkehrungen getroffen.
    Dafür gab es dann die sogenannte "Stahlhelmhochzeit".
    Die "Trauung" an der Front wurde öffentlich, wenn auch im kleine Kreis, von einem Offizier oder einem Geistlichen vorgenommen. Zeitnah saß die Braut im Standesamt daheim und unterschrieb die notwendigen Dokumente. Neben ihr auf
    dem Tisch lag symbolisch ein Stahlhelm. Dieser verkörperte den Ehemann an der Front und gab dieser Prozedur seinen Namen.
    So eine Fernhochzeit machte damals durchaus Sinn. Sollte der so Angetraute fallen, war die Ehefrau, anders als die Braut, voll abgesichert und hatte Anspruch auf alle Versorgungen, wie zB. die Witwenrente.

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    Als man während des 1. Wk. nach Mittel und Methoden suchte den Stellungskrieg in einen Offensivkrieg zu wandeln, kam man deutscherseits auf die Idee des Flammenwerfers. Zugegeben, keine unbedingt neue Idee, schossen doch schon die alten Griechen, die Römer und Araber einige Jährchen früher damit. Dann aber geriet diese Waffe wieder in Vergessenheit, wohl auch wegen der fehlenden Notwendigkeit.
    In Deutschland wurden zwei Typen von Flammenwerfern entwickelt. Erstens der Große Flammenwerfer - Grof genannt und den Kleinen Flammenwerfer - Kleif genannt. Letzterer war tragbar.
    Mit dem Grof konnte man bis 100 m weit feuern. Die Dauer hing von der Tankgröße ab, die mitunter mehrfach gekoppelt wurden. Der Grof war ob seines hohen Gewichts eher zum stationären Einsatz, also zur Verteidigung geeignet. Der Kleif hingegen eignete sich hervorragend für Angriffsoperationen. Er spie sein Feuer ca. 20 bis 22 m weit und das bis zu 15 Sekunden.
    Die Waffe war so erfolgreich, wenn sie auch keinen entscheidenden Durchbruch im Stellungskrieg brachte, dass sie im Versailler Vertrag ausdrücklich für die deutsche Armee verboten wurde. Erst 1935 im Rahmen der Verkündung der Wehrhoheit wurde auch wieder der Kleif in die Bewaffnung der Wehrmacht eingeführt.

  • Thema von Waldi44 im Forum Allgemeines zu den Kri...

    Es ist schon recht ungewöhnlich aber nicht ausgeschlossen, dass Dinge ausgezeichnet werden. Das wohl bekannteste jemals ausgezeichnete "Ding" ist die "Emden".
    Die SMS "Emden" war ein deutscher Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine und wurde nach der gleichnamigen Stadt Emden getauft. Sie war das zweite Schiff der Dresden-Klasse und der letzte Kleine Kreuzer der Kaiserlichen Marine, welcher noch mit Kolbenmaschinen ausgestattet wurde.


    Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Emden zum selbständigen Handelskrieg in den Indischen Ozean entlassen und entging somit dem Untergang des deutschen Ostasiengeschwaders bei den Falklandinseln. Innerhalb von zwei Monaten versenkte oder brachte als Prise 23 feindliche Handelsschiffe und zwei Kriegsschiffe auf, bevor sie am 9. November 1914 in einem Gefecht mit dem australischen Kreuzer HMAS "Sydney" nahe den Kokosinseln unterlag. Die "Emden" war der erfolgreichste deutsche Kreuzer in überseeischen Gewässern und gehört zu den bekanntesten Kriegsschiffen der Kaiserlichen Marine.
    Die militärische Auszeichnung erhielt nicht die versenkte "Emden", sondern deren Ersatzbau "Emden II"*. Allerdings nicht pompös und unpraktisch, sondern eher schlicht und voll seetauglich das Eiserne Kreuz als Schiffswappen.
    Als weitere Auszeichnung verlieh der Kaiser den Besatzungsmitglieder der Emden das Privileg ihren Familiennamen den Schiffsnamen hinzufügen zu dürfen. Eine Tradition, die bis heute in der "Emdenfamilie" gepflegt wird.


    Der Name "Emden" überlebte sogar bis zu den Fregattenneubauten der Bundesmarine


    Die "Emden" war aber nicht das einzige und auch nicht das erste Schiff, dass vom Kaiser ausgezeichnet wurde.
    Mit Kabinettsorder vom 27. Januar 1903 verkündete der Kaiser:
    "Ich will Meinem Kanonenboot "Iltis" zur bleibenden Erinnerung des hervorragenden Verhaltens seiner Besatzung in dem Kampf mit den Taku- Forts**am 17. Juni 1900 eine besondere Auszeichnung zuteil werden lassen und bestimme:
    Mein Kanonenboot "Iltis" hat auf der Back über dem Vorsteven aufgesetzt den Orden pour le merite und auf dem Flaggenstock einen Flaggenknopf nach dem mir vorgelegten Muster zu tragen."
    Der mannshohe Orden mit Flaggenstock war allerdings nicht seetauglich und wurde daher nur zu besonderen Anlässen angebracht.
    Im August 1914 wurde "Iltis" außer Dienst gestellt und am 28. September 1914 im Hafen von Tsingtau selbst versenkt.


    Auch in der späteren Kriegsmarine gab es eine Kriegsauszeichnung für ein Kriegsschiff. das 1935 neu gebaute "U9" (Typ IIB) erhielt symbolisch ein Eisernes Kreuz an den Turm gemalt.
    U 9 wurde am 20. August 1944 im Stützpunkt Constanța im Schwarzen Meer beim Angriff sowjetischer Flugzeuge durch Bombenvolltreffer versenkt. Später gehoben und der Schwarzmeerflotte zugeteilt. 1946 schließlich abgewrackt.


    Das original Boot SM "U9" wurde bei Kriegsende an die Briten ausgeliefert und abgewrackt.


    * November 1918 in Scapa Flow interniert; am 21. Juni 1919 selbst versenkt(Von den Briten aber auf en Strand gesetzt). Am 11. März Frankreich zugesprochen und 1926 in Caen verschrottet.

    ** Bei der Beschießung der Forts feuerte "Iltis" 3115 Schuss ab und erhielt 12 Treffer. Es wurden 7 Tote und 11 Verwundete gezählt.

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    Was ist die höchste Auszeichnung in unserem Land eigentlich noch wert, wenn man erfährt:
    "Der Verdienstorden wird nach internationaler Norm in drei Klassen (Verdienstkreuz, Großes Verdienstkreuz, Großkreuz) und in acht Stufen verliehen. Die höchste Stufe, die Sonderstufe des Großkreuzes, ist Staatsoberhäuptern und ihren Familienangehörigen sowie mit Amtsantritt dem deutschen Bundespräsidenten vorbehalten."
    Aber den Gipfel bildet meiner Meinung nach und schlägt dem Fass den Boden ins Gesicht:
    "Ende 2010 wurde bekannt, dass seit Mitte der 1990er Jahre eine nicht öffentlich gemachte Abmachung zwischen den Bundestagsfraktionen besteht, nach der pro Legislaturperiode 30 Orden unabhängig von tatsächlichen Verdiensten für Abgeordnete des Bundestages entsprechend den Fraktionsstärken reserviert sind. Der Verfassungsrechtler Herbert von Arnim bezeichnete dies als „absolute Anmaßung“ und „ganz neue Form der Selbstbedienung“.
    Na, wenn das einer Bananenrepublik nicht würdig ist und abschließend bekommt, ebenfalls unabhängig von tatsächlichen Verdiensten/Leistungen der Bundespräsident einen Ehrensold auch wenn er sein Ehrenwort längst verspielt hat.




    Bundesverdienstkreuz

  • Thema von Waldi44 im Forum 1. Weltkrieg

    Im Oktober 1917 gab es bei der OHL für die im Frühjahr 1918 geplante neue Offensive eine Berechnung von 30 bis 35 Divisionen, die man dafür bereitstellen könne.
    Diese Divisionen wollte man durch Frotbegradigungen (Rückzug) und frei werdende Truppe aus dem Osten* bekommen.
    Allerdings verbesserte sich bis zum März 1918 die Situation an der Westfront deutlich. Bis zum 14. März wurden aus dem Osten und Italien 42 Divisionen herangeführt und bis
    zum 1. April 10 weitere. Somit befanden sich an der Westfront zahlenmäßig 193 Divisionen einschließlich 85 der Reserve**. Dem gegenüber verfügten die Alliierten im selben
    Zeitraum über 183 aktive und 73 Reservedivisionen. Die Amerikaner waren in nennenswerter Zahl auf dem Kampffeld noch(!) nicht vertreten.
    Als Frühjahrsoffensive, meist einfach "Michaeloffensive"* genannt, bezeichnet man eine Serie von insgesamt vier einzelne Offensiven des deutschen Heeres an der Westfront im
    Frühjahr des letzten Kriegsjahres 1918. Die erste begann am 21. März 1918; die vierte Mitte Juli – ein letzter deutscher Offensivversuch an der Marne. Angefangen mit der
    Operation Michael (auch Große Schlacht in Frankreich oder Kaiserschlacht genannt) war diese Frühjahrsoffensive der letzte Versuch der OHL, an der Westfront einen für die
    Mittelmächte günstigen Ausgang des Krieges herbeizuführen. Die Angriffsoperationen kamen für die Entente-Mächte überraschend, da sie in völliger Verkennung der tatsächlichen
    Situation an einen nahen Zusammenbruch des deutschen Heeres glaubten und das nach Brest-Litowsk!
    Das globale Ziel dieser Offensive läßt sich mit wenigen Worten treffend umreißen: Durchbruch der allierten Stellungen und Übergang zum Bewegungskrieg. Etwas detailreicher:
    Durchbruch in Richtung Amiens und dadurch Trennung der englischen und französischen Armeen. Abdrängung der Briten an die Küste und gegen die Franzosen eine Neuauflage des
    Schliefenplans- wobei eigentlich die ganze Operation dem Schliefenplan glich****. Dadurch hoffte man auch auf politischem Feld die beiden Verbündeten auseinander dividieren
    zu können. UND das Wichtigste: Das alles bevor die amerikanische Überlegenheit sich auf dem Kriegsschauplatz bemerkbar machen konnte!
    Ende Januar 1918 entschied sich die OHL, nach der Verwerfung anderer Vorschläge, für den "Michaelangriff" durch die 2. 17. und 18. Armee. Für den Fall des Scheiterns oder
    stecken bleibens sollte der "St.Georgangriff" bei Armentieres und Ypern mit 35 Divisionen erfolgen und/oder der Angriff der 3. Armee in der Champagne. Außerdem gab es da noch
    den "Marsangriff" gegen den Raum von Arras, der dann am 28. 3. gestartet wurde, aber total scheiterte.

    Großes Hauptquartier [Spa], 10. 3. 18.
    Seine Majestät befehlen!*****
    Der Michaelangriff findet am 21. 3. statt. Einbruch in die erste feindliche Stellung 9.40 vormittags.
    2 Armeen der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht von Bayern auf dem Nordflügel der 70 Kilometer langen Angriffsfront, eine Armee der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz auf der Südhälfte.
    Auf jeden Meter Breite wohl ein halbes Dutzend Krieger hintereinandergestaffelt. 5000 Geschütze - auf je 30 Schritt - längs etwa der doppelten Strecke Berlin - Potsdam - vor
    Munitionsstapeln feuerbereit.
    Die Befehlsstelle der Obersten Heeresleitung wird von Spa...... .....vorverlegt.
    ... - nördlich von Cambrai bis südlich Saint-Quentin - wird der kriegsentscheidende Blitzstrahl in der Richtung gegen Amiens, die nur 60 Kilometer von der Meeresmündung der
    Somme entfernte Schlüsselstellung zum Kanal zucken.

    Tatsächlich "zuckte" da einiges. Wie seit Kriegsbeginn nicht mehr, drangen die deutschen Truppen gegen die allierten Stellungen vor und durchbrachen diese vielerorts.
    Besonderen Ruhm erwarben sich dabei die Sturmtruppen.Captain Wright vom Obersten Kriegsrat der Alliierten schrieb dazu:
    "In der Nacht zum Mittwoch klangen die innerhalb der feindlichen Linien liegenden Dörfer der Pikardie****** von den herrlichen, triumphierenden Schlachtgesängen der Deutschen
    wider...... Frühmorgens am Donnerstag, rollte das wogende Meer des ungeheuren Ludendorffschen Operationsheeres heran. Es hätte keine Truppe der Welt sich auf die Dauer ohne
    Verstärkung gegen die lawinenhafte Übermacht halten können."

    Nach der schweren militärischen Krise infolge der deutschen Offensive kamen Großbritannien und Frankreich unter dem Druck der entstandenen Lage überein, die Westfront unter
    ein gemeinsames Oberkommando zu stellen. Die Wahl fiel auf britischen(!) Vorschlag, auf den französischen Marschall Ferdinand Foch. Dieser war alles andere als begeistert
    über sein neues Kommando. "Sie geben mir eine verlorene Schlacht und wollen, daß ich sie zurückgewinne." rief er zornig aus und fügte hinzu:"Es bedarf meiner ganzen
    Uneigennützigkeit, um unter solchen Bedingungen noch zu akzeptieren."
    Sein erster Befahl als Oberkommandierender lautete:"Löcher in die Front und alles, was dadurch frei wird, nach Amiens!"
    Der Abgriff nördlich Amiens war schon liegengeblieben als sich der Widerstand vor Amiens, nicht zuletzt wegen Fochs Befehl zu versteifen begann. Erstmals kämpften vor Amiens
    französische und englische Soldaten tatsächlich Schulter an Schulter unter einem Oberbefehlshaber und quasi in einer Armee. Das zahlte sich aus! 20 Km vor Amiens blieben die
    deutschen Truppen im allierten Abwehrfeuer liegen.
    Die Armee des deutschen Reiches litt im letzten Kriegsjahr unter fast unlösbaren Versorgungsschwierigkeiten, der gemeine Soldat war nach normalen Gesichtspunkten unterernährt
    und physisch sowie psyschisch erschöpft. Die Ausrüstung bestand vielfach nur noch aus minderwertiger „Ersatzware“ oder fehlte ganz. Zur Hebung der Moral, nach dem Motto "den
    Anderen geht es auch nicht besser", beging die OHL noch eine bewusste Propagandalüge. Man erklärte, die Entente leide infolge des uneingeschränkten U-Boot-Krieges unter denselben Nöten.
    Eine Lüge, wie die angreifenden deutschen Soldaten angesichts der gefüllten Vorratslager der Alliierten schon bald merkten. Allerdings erwiesen sie sich auch als
    "Geheimwaffe" der Alliierte, da nicht unerhebliche Teile des deutschen Heeres statt weiter anzugreifen, mit der Plünderung der Lager begannen und dadurch dem Gegner wertvolle
    Zeit geschenkt, bzw eigene Vergeudet wurde. Ein Vorgang, der in der Militärgeschichte des öfteren zu beobachten ist und schon manchen Sieg gekostet hatte.
    Die Truppen die vor Amiens zum stehen kamen plünderten allerdings keine Vorratslager, sondern waren schlicht am Ende und die Kraft der deutschen Offensiven erlahmte schließlich;
    ab Mitte Juli 1918 ging die Initiative endgültig an die Entente über.
    Schon im Juni hatte Ludendorff eine Denkschrift des Oberst v. Haeften an den Reichskanzler weiter geleitet, in der der Oberst eine politische flankierende Unterstützung der
    militärischen Operationen andachte und der bayrische Kronprinz sprach offen von einer "Vogel Strauß Politik" der OHL. Dennoch hielt Ludendorf bis zum Ende der Offensive an
    seiner Siegszuversicht fest - zumindest äußerlich und um des Kampfeswillen vor allem der Truppe gegenüber.
    Dieser Kampfeswillen war schon vor der Offensive geschwächt worden und zwar durch Selbstverschulden. In der Heimat wußte man sich keines besseren Rates, als sogenannte
    Unruhestifter einzuziehen und an die Front zu schicken. Hinzu kam, daß die Neuzugänge überwiegend junge Fabrikarbeiter waren, die in den letzten Jahren in der Heimat recht
    gut verdient und, soweit es die Hungerblockade zuließ auch gelebt hatten. Ein Umstand, der auf die alten Frontsoldaten auch sehr bedrückend wirkte, da diese Leute die ganze
    Zeit über für ihre Familien sorgen konnten, während die Familien der Frontkämpfer meist auf sich allein und geringe Almosen angewiesen waren. Sie traf die Hungerblockade am meisten.
    Hinzu kam, daß die Neuzugänge durchaus neue politische Ansichten mitbrachten. Nicht unbedingt revolutionäre Ideen, aber neue eben und auch die Soldaten aus dem Osten brachten
    Neuigkeiten mit....
    Nur die versprochene Aussicht, daß die "Michaeloffensive" die letzte und entscheidende Schlacht für den deutschen Endsieg - oh ja schon damals- war, schweißte die Truppe noch
    einmal zusammen und trieb die Männer vorwärts! Kein Verhandlungsfrieden, sondern ein Siegfrieden mußte es sein. Allerdings waren die Alliierten alles andere als
    Verhandlungsbereit. Clemenceau erklärte, als man die Räumung Paris' in Aussicht stellte, ".. er werde bis an die Pyrenäen kämpfen." Vielleicht aber auch nur vielleicht hätte
    ein deutscher Sieg auch ihn zum Umdenken gebracht. Aber leider zeigte sich die deutsche OHL tatsächlich immer wieder unersättlich und strebte nach immer mehr als sie hatte.
    Soll heißen - ein Siegfrieden mußte her - selbst wenn nebenbei schon zaghafte Verhandlungsfühler ausgestreckt wurden - für alle Fälle und diese "Fälle" traten nach dem
    Scheitern der "Michaeloffensive" ein!
    Obwohl die Operation "Michael" schon nach nur 6 Tagen erlahmte, denn schon ab dem 27. März konnten die 17. Armee aufgrund des Einsatzes französischer Reserveeinheiten an der
    Front bei Amiens kaum noch Geländegewinne verzeichnen. Aber auch der Angriffskraft der deutschen Soldaten war erschöpft, ebenso die Vorräte an Artilleriemunition. Trotz der
    Zuführung von 9 Divisionsn, davon 6 frische, schlugen alle Versuch mit zusammen 14 Divisionen die Stadt zu nehmen fehl. Am 6. April 1918 die Versuche Amien zu erobern
    aufgegeben.
    Ludendorff sagte später:" Es war nun einwandfrei erhärtet, daß der feindliche Widerstand stärker war als unsere Kraft. Die OHL mußte......den Angriff auf Amiens endgültig einstellen....."
    Die Verluste der Operation Michael beliefen sich auf 239.800 Tote und Verwundete auf der deutschen Seite und etwa 254.700 Tote, Verwundete und Vermisste auf Seiten der Entente.
    Taktisch konnte man durchaus von einem deutschen Sieg sprechen aber strategisch war es eher eine Niederlage, da man unwiederbringliche Reserver "verbraten" hatte.
    Worin bestand nun der taktische Sieg? Ein Großteil des englischen Heeres war vernichtend geschlagen und die Deutschen hatten ungeheuere Beute gemacht. In nur wenigen Tagen waren
    sie soweit wie seit 1914 nicht mehr vorgedrungen, nämlich auf einer Breite von 75 Km bis zu 60 Km tief.
    Dennoch standen die deutschen Truppen wieder in Schützengräben und wieder standen ihnen die Alliierten in solchen gegenüber und die Briten waren zwar in einer Schlacht aber
    nicht im Krieg besiegt worden!
    Die deutschen Verluste werden im Sanitätsbericht über das deutsche Heer wie folgt angegeben: An der Schlacht waren im Zeitraum vom 21. März 1918 bis zum 10. April 1918 die
    deutsche 2., 17. und 18. Armee beteiligt. Insgesamt wurden ca. 90 Divisionen mit durchschnittlich 1.386.585 Soldaten als Ist-Stärke eingesetzt.
    Erkrankt: 64.192 (vorwiegend an Grippe)
    Verwundet: 181.694
    Gefallen: 35.163
    Vermisst: 22.701

    Während die deutschen Reserven sich erschöpften, konnte Foch frische Truppen für eine Gegenoffensive sammeln. Dabei spielten auch hunderte von französischen und englischen
    Tanks eine wichtige Rolle. Diesen hatte man auf deutscher Seite lediglich einige instandgesetzte Beutefahrzeuge entgegen zu setzen.
    Am 8. August dann brach auf 30 Km breite der Gegenangriff nach nur kurzer Artillerievorbereitung auf einer Breite von 30 Km los und erreichte immerhin eine Tiefe von 18 Km.
    Tanks und Schlachtflieger erzwangen den fast Durchbruch, der nur durch eilig herbei geführte Reserven verhindert werden konnte.
    Ludendorf schrieb dazu in seinen "Kriegserinnerungen":"Der 8. August ist der schwarze Tag des deutschen Heeres in der Geschichte dieses Krieges."
    Mit dem Scheitern der "Michaeloffensive" und allen damit verbundenen Offensiven, verlor die deutsche Oberste Heeresleitung jeden offensiven(!) Handlungsspielraum an der
    Westfront und nach der Beinaheniederlage vom 8. August erkannten auch Hindenburg und Ludendorf, daß die Zeit der deutschen Militärs abgelaufen war und zogen daraus ihre
    Schlußfolgerungen.
    Am 13. August 1918 forderte die OHL den Reichstag auf, Friedensverhandlungen einzuleiten und am 14 August wurde unter dem Vorsitz des Kaisers der Beschluß gefasst, "...im

    Geeigneten Moment eine Friedensvermittlung herbeizuführen...." Möglichst durch die Vermittlung der Königin der Niederlande.
    Währenddessen griff Foch mit überwiegend australischen, kanadischen und US-amerikanischen (!) Divisionen weiter unverdrossen an. Nach etwa einem Monat war der gesamte
    Landgewinn der "Michaeloffensive" wieder verloren! Die deutschen Truppen befanden sich am 8. September in der schlecht ausgebauten "Siegfriedlinie".



    * 27 Divisionen und 13 gemischte Brigaden blieben im Osten zurück, sowie eine Division in Mazedonien und eine in der Türkei. Über den Kampfwert dieser Truppen wird an

    anderer Stelle noch zu Berichten sein.
    ** Am 31. März 1918 betrug die zahlenmäßige Stärke des deutsches Feldheeres 4,8 Millionen Mann. 3,6 Millionen Soldaten und 139.000 Offiziere standen im Westen und rund 1
    Millionen Mann mit 38.000 Offizieren im Osten.
    Die Zahl der Genesenden aus den Lazaretten betrug etwa 60.000 Mann monatlich. Der einzuberufene Jahrgang 1900 konnte in etwa 250.000 Mann aufbringen und schätzungsweise
    180.000 Mann waren zusätzlich durch "Auskämmen" der Etappe für Offensivoperationen beizubringen.
    *** In den 1947 entdeckten Schriftrollen vom Toten Meer wird Michael als „Fürst des Lichts“ bezeichnet, der die Heerscharen Gottes gegen die Mächte des Bösen unter Belial
    führt. Auch trägt er dort den Titel „Vizekönig des Himmels“. Im Christentum gilt Michael insbesondere als Bezwinger des Teufels in Gestalt des Drachen (Höllensturz) sowie als Anführer
    der himmlischen Heerscharen
    ****Ludendorf schrieb über die Soldaten jenes Zeitabschnitts:"...wenn es auch nicht die Truppen von 1914 waren, sondern nur eine Art Miliz mit großer Kriegserfahrung"
    *****"Seine Majestät befehlen" war natürlich nur sinnbildlich zu verstehen. Seine Majestät hatte schon seit 1916 nichts mehr zu befehlen! Den Befehl zum Angriff gab
    Hindenburg. Seine Majestät durften abnicken und unterschreiben......
    ******Die Picardie [pika?'di] ist eine Region und historische Provinz im Norden Frankreichs. Sie besteht aus den Départements Aisne, Oise und Somme. Die Region hat eine
    Fläche von 19.399 km² und 1.914.844 Einwohner. Amiens ist die Hauptstadt der Region.

  • Thema von Waldi44 im Forum 1. Weltkrieg

    Nachdem Ludendorff vor dem Reichstag den "Offenbarungseid" geleistet hatte, ging die Reichsführung wieder an die Politiker über. Nanu wird man sich fragen; wieso zurück, wann
    ging sie denn verloren und an wen?
    Am 29. August 1916 ernannte Kaiser Wilhelm II. Paul von Hindenburg zum Chef des Generalstabs und Erich Ludendorff zum Generalquartiermeister - die bis dahin dritte Oberste
    Heeresleitung (OHL). An dem Tag wurde quasi eine Militärdiktatur in Deutschland errichtet, die sogar den Kaiser als obersten Befehlshaber ins Abseits stellte. Dieser Zustand
    dauerte bis zum 3. Oktober 1918, als eben dieser Kaiser den Prinzen Max von Baden als neuen Reichskanzler ernannte.
    Diesem oblag nun die schwere Aufgabe Friedensfühler auszustrecken und Friedensverhandlungen einzuleiten. Grundlage dafür sollten die "14 Punkte" des US Präsidenten Wilsons
    sein. Vorerst aber musste die noch viel schwerere Aufgabe des Waffenstillstandes in Angriff genommen werden und das vor dem Hintergrund der eben verlorenen "Michael Offensive"
    und den nachfolgenden Rückzugsgefechten bis zurück in die "Siegfriedlinie".
    Hier muss man kurz folgendes anmerken: Er ging NICHT um eine Kapitulation! Davon waren militärische und politische Führung himmelweit entfernt. Die militärische Führung,
    Hindenburg und Ludendorff hatten zwar erkannt, dass ein Sieg nicht mehr möglich war, allein schon wegen der sich bemerkbar machenden amerikanischen Präsenz, aber zu einer
    bedingungslosen Kapitulation waren sie nicht nur nicht bereit, sondern sahen auch keinen Grund dazu.
    Staatssekretär von Hintze faste die Meinung zusammen: "Der Chef des Generalstabes des Feldheeres hat die kriegerische Situation dahin definiert, daß wir den Kriegswillen
    unserer Feinde durch kriegerische Handlungen nicht mehr zu brechen hoffen dürfen, und daß unsere Kriegführung sich als Ziel setzen muß, durch eine strategische Defensive den
    Kriegswillen des Feindes allmählich zu lähmen."
    Die Männer der politische "Führung" waren von der Wende der Dinge ohnehin völlig überrascht, hatte man ihnen doch fast bis zum Schluss einen Sieg vorgegaukelt. Lediglich die
    sich in den letzten Jahren gebildeten linken politischen Kräfte wollten einen Frieden sofort und egal unter welchen Bedingungen.
    Die deutschen Truppen standen noch in fast ganz Belgien und hielten große Teile Nordfrankreichs besetzt. Kostbare Pfande wie man hoffte. Darüber hinaus war das deutsche Heer
    zwar letztendlich nicht siegreich gewesen aber es war auch nicht zerschlagen obwohl sich die innere Zersetzung weiter auszudehnen begann. Eine Zersetzung die sich auch im
    Reichsinnern ausbreitete, aber nicht erst 1918 zu spüren war.
    Im Reich hatte es den ganzen Krieg über Streiks und Protestaktionen gegeben, die aber zu keiner Zeit die Einsatzbereitschaft des Heeres beeinflusst hatten. Im Sommer 1917 kam
    es dann auch bei der Hochseeflotte zu Ereignissen, welche diejenigen von 1918 erahnen ließen. Nicht erst 1918, sondern schon am 5. Juli 1917 tauchte der Begriff "Arbeiter und
    Soldatenrat" auf und zwar genau dort, wo er gut ein Jahr später wieder auftauchen sollte: Bei der Hochseeflotte. Der Grund der aufkommenden Unruhe war der gleiche, der nur
    ein Jahr später zum allgemeinen Matrosenaufstand und zur Revolution in Deutschland führte.
    Die damaligen Ereignisse waren vergleichsweise unbedeutend, legten aber einen weiteren Grundstein zu dem was noch kommen sollte, denn die Marineführung deutete die Zeichen
    falsch, wenn sie überhaupt etwas deutete und zog keine Lehren daraus. Hätte man die Signale erkannt und gehandelt, hätte die Meuterei vielleicht verhindert werden können, die
    von 1917 und die von 1918!
    Die Matrosen Albin Köbis(24 jährige Heizer von Seiner Majestät Schiff "Prinzregent Luitpold" und Max Reichpietsch(22 jähriger Oberheizer von Seiner Majestät Schiff "Friedrich
    der Große") wurden verhaftet und am 26. August 1917 als „Haupträdelsführer“ wegen „vollendeten Aufstandes“ zusammen mit den Matrosen Sachse, Weber und Beckers in einem
    Kriegsgerichtsverfahren zum Tode verurteilt. Reichpietsch war kein unbeschriebenes und hatte bereits zuvor insgesamt vierzehn Disziplinar- und Feldkriegsgerichtsstrafen wegen
    verschiedener Delikte, darunter Bagatellen wie Unpünktlichkeit, Fernbleiben vom Dienst, Ungehorsam aber auch Diebstahl, erhalten. Das gegen ihn verhängte Todesurteil war
    eines von 48 vollstreckten Todesurteilen bei insgesamt 150 Verurteilungen wären des ganzen Krieges.
    Lediglich Reichpietsch und Köbis wurden, nachdem die Todesurteile vom Admiral Scheer persönlich bestätigt wurden, dann am 5. September 1917 auf dem Schießplatz Wahn bei Köln
    durch ein Peloton königlich preußischer Landwehr auch tatsächlich hingerichtet. Alle anderen wurden zu Haftstrafen begnadigt. Die meisten der Inhaftierten wurden später beim
    Matrosenaufstand von 1918 von revolutionären Matrosen wieder befreit. Weil Albin Köbis und Max Reichpietsch im Urlaub im August 1917 Kontakt zur USPD aufgenommen hatten wurde
    daraus eine linke Verschwörung konstruiert. Des weiteren wurde in dem Prozess der Matrose Calmus beschuldigt mit englischen und französischen Offizieren im Berliner Norden
    Kontakt aufgenommen zu haben - herbeigeführt durch Abgeordnete der USPD.
    Der sozialdemokratischer Politiker und Mitglied des Reichstags, Wilhelm Dittmann, beurteilte das Gerichtsverfahren in seiner Schrift "Die Marine-Justizmorde von 1917 und die
    Admirals-Rebellion von 1918" als einen „militärischen Willkürakt aus politischen Motiven“. Die zivile deutsche Öffentlichkeit nahm von der Flottenmeuterei und dem Tod der
    Meuterer kaum Notiz bzw. bekam damals fast nichts mit.

    Doch bleiben wir im Jahr 1918.
    Als am 3. Oktober 1918 Prinz Max von Baden zum Reichskanzler ernannt wurde, nahm er nur unter der Bedingung an, dass seiner Regierung auch MSPD (Mehrheitssozialdemokraten im
    Gegensatz zur USPD) angehören sollten. Diese Haltung trug ihm den Beinahmen "Roter Prinz" ein, obwohl sein Kaiser 1914 in seiner Feststellung, "Ich kenne keine Parteien mehr,
    kenne nur noch Deutsche", die SPD mit einschloss, weswegen ihn aber niemand "Roter Kaiser" nannte. Allerdings hatten auch die Sozialdemokraten mit dem Prinzen als
    Regierungschef so ihre ideologischen Probleme.
    Grundlage für die am 5.* Oktober eingeleiteten Waffenstilstandverhandlungen waren, wie schon gesagt, Wilsons 14 Punkte und seine Parole "Frieden ohne Sieg"! Wilson hatte sein
    Programm am 8.1.1918 vorgelegt, es aber nicht mit den Engländern und Franzosen abgesprochen. Zumindest für Frankreich war es so unannehmbar, den erstens wollte man Elsaß
    Lothringen wieder haben, zweitens Entschädigungen für das verwüstete Nordfrankreich und drittens Deutschland wehruntüchtig machen und halten. Auch England hatte andere
    Vorstellungen als Wilson, schon allein im Hinblick auf die deutsche Flotte und "die Freiheit der Meere".
    Dass sich die Alliierten nicht einig waren merkten die Deutschen schnell. Wilsons Antwort ließ auf sich warten und als sie eintraf gab es plötzlich Vorbedingungen die
    Deutschland und nur Deutschland erbringen sollte!
    "Die sogenannte "Lansing-Note" des US-Amerikanischen Staatssekretärs Robert Lansing an den eidgenössischen Geschäftsträger in Washington, Friedrich Oederlin, vom 8. Oktober
    1918 beantwortete das deutsche Friedens- und Waffenstillstandsgesuch vom Oktober 1918 dilatorisch. Lansing stellte drei Rückfragen:
    1, ob das Reich in den Friedensverhandlungen nur noch die Regelungen der Einzelheiten des Friedensprogramms des US-Amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilsons sehe, 2. ob das
    Reich die Räumung der besetzten Gebiete als bedingungslose Voraussetzung zur Aufnahme von Verhandlungen anerkenne und ob 3. der Reichskanzler nur für die bisherigen
    Machthaber des Reiches spreche.
    Durch die erste Rückfrage sollte die Anerkennung der 14 Punkte Wilsons noch vor dem Beginn der Friedensverhandlungen durchgesetzt werden, wodurch sich das Reich ohne weitere
    Verhandlungen dazu verpflichtete, Elsass-Lothringen an Frankreich abzutreten. Außerdem wurde somit der Zugang zum Meer für Polen gesichert. Durch die dritte Rückfrage wurde
    die Demokratisierung und Parlamentarisierung neben der in der zweiten Rückfrage geforderten Räumung der besetzten Gebiete zur Voraussetzung des Waffenstillstands sowie von
    Friedensverhandlungen.
    In ihrer Note vom 12. Oktober unterwarf sich das Deutsche Reich den US-Amerikanischen Friedensbedingungen."
    Hinzu kam später die Forderung nach der Abdankung des Kaisers und die Beendigung des bedingungslosen U-Bootkrieges. Dazu kam eine eindeutige Stellungnahme zugunsten der
    Franzosen und Engländer statt der ursprünglich angedachten Schiedsrichterrolle und ein Appell an das deutsche Volk "...in dunklen und vieldeutigen Worten...., sein Schicksal
    selbst in die Hand zu nehmen um dadurch erst die Vorbedingungen für die Herbeiführung des Friedens zu schaffen." Wie Max von Baden in seinen Erinnerungen anführt.
    Damit war der notdürftig geflickte und von der Hoffnung auf Frieden aufrecht erhaltene Damm gebrochen.....
    Nichts war von Wilsons Ankündigungen zu Jahresbeginn geblieben!

    Verlassen wir die große politische Bühne und kehren in das deutsche Kriegskabinett zurück, das am 17. Oktober 1918 tagte.
    Grundlage dieser Tagung war die sich nun total veränderte Lage an der Verhandlungsfront und die Lage an der Kriegsfront. Konnte man die Kriegsfront solange halten, bis die Lage an der
    Verhandlungsfront für Deutschland geklärt war oder würde die militärische Front eher zusammenbrechen und somit Verhandlungen sich erübrigen. Es ging also darum, ob Deutschland alle
    Forderungen so wie sie gestellt wurden erfüllen sollte, was einer bedingungslosen Kapitulation nahe käme oder ob man bessere Bedingungen ertrotzen konnte, wenn man weiterhin kämpfte.
    Denn eine gewisse Kriegsmüdigkeit machte sich auch bei den Franzosen und Engländern bemerkbar.
    Wir erinnern uns an die Worte des Staatssekretär von Hintze im oberen Teil dieses Beitrages. An dieser Sitzung nahmen alle führenden Politiker des Reiches teil außer dem
    Kaiser. Unter anderem die Staatssekretäre des Reichsschatzamtes, des Marineamtes, des Kriegsernährungsamts, des weiteren der Chef des Admiralstabes der Marine und die
    Generäle Ludendorff, Hoffmann und der Oberst Heye.
    Prinz Max von Baden, der Reichskanzler, stellte nur zwei Fragen und traf gleich zu Beginn eine Feststellung.
    "Die Lage in der wir uns befinden, ist die Folge des Schrittes, den wir am 5.(!) Oktober getan haben. Damals war es der dringende Wunsch der Obersten Heeresleitung, daß wir
    die Friedensnote und das Waffenstillstandsersuchen an den Präsidenten Wilson gerichtet haben."
    Danach stellte er seine Fragen und die waren an Ludendorff gerichtet.
    "Die erste Frage ist die, ob dadurch, daß die Divisionen vom Osten herübergezogen werden, die Front im Westen so gestärkt werden kann, daß man auf ein längeres Durchhalten
    rechnen darf.
    Die zweite Frage geht dahin, ob durch stärkere Zuführung von Truppenmaterial aus der Heimat erreicht werden kann, daß die Armee eine Kräftigung zum weiteren Durchhalten
    erfährt."
    Ludendorff antwortete: "Es wurden schon früher eine Reihe von Fragten an mich gestellt, die präzise zu beantworten ganz ausgeschlossen ist.....Was schließlich eintrifft, weiß
    kein Mensch....Es gehört zum Krieg Soldatenglück; vielleicht bekommt Deutschland doch auch wieder einmal Soldatenglück."
    Also; nichts Genaues weiß man nicht und Glück gehört dazu. Allerdings wird er dann doch etwas konkreter.
    Durch den Frieden von Brest Litowsk hat sich Deutschland im Osten ein riesiges Hinterland geschaffen und da die kriegerischen Handlungen weitestgehend beendet wurden, konnte
    man schon zur "Michaeloffensive" die kampfstärksten Divisionen abziehen. Dennoch standen im Osten noch etliche deutsche Divisionen. In Weißrußland und der Ukraine.
    Natürlich war hinsichtlich der politischen Auswirkungen ein Abzug problematisch. Es war mit einer Bolschewisierung der geräumten Gebiete zu rechnen und dadurch auch den
    wirtschaftlichen Wegfall.
    Die Frage war nun ob und wie viel man abziehen konnte und ob man es sich leisten konnte, die Ostgebiete wirtschaftlich zu verlieren. Immerhin wurden aus den Ostgebieten rund
    eine Millionen Deutsche ernährt. Darin sind aber auch die Verpflegung für die Besatzungssoldaten enthalten. Allein aus der Ukraine "...habe man 140.000 Pferde geholt."
    betonte Ludendorff. Allerdings würde man bei einer Räumung die ungeheuren Vorräte an Getreide und Vieh unmöglich mitnehmen können. Allein um die Ernte aus Weißrußland zu
    transportiere bedurfte es über 500 Güterzüge.
    Militärisch stellte sich die Situation wie folgt dar:24 deutsche Divisionen standen noch im Osten. Davon in Ober Ost** 7, in der Ukraine 5 und 12 in Rumänien.
    Der Reichskanzler fragte Ludendorff: "Würde die Wegziehung der Osttruppen die Westfront so stärken, daß sie halten kann?"
    Ludendorff: "Das ist jedenfalls in gewissem Maße der Fall."
    Der Reichskanzler: "Würden die neuen Truppen unserem Westheer eine solche Stoßkraft geben, daß die Feinde an den Verhandlungstisch gebracht würden?"
    Ludendorff: "Nein, Stoßkraft haben diese Truppen nicht. Wir haben alles Gute schon herausgenommen. Sie haben keine Stoßkraft mehr, aber eine gewisse Abwehrkraft..." und er
    gibt noch zu bedenken "..., daß die Truppen im Osten nicht mehr den Geist haben, wie die im Westen..."
    Die Divisionen im Osten bestanden aus Männern zwischen 35 und 45 Jahren und, wie der anwesende General Hoffmann erklärte:"...die Versuchungen...., die sie häufig unterliegen,
    sei es durch Bestechung der ostjüdischen Händler, sei es durch bolschewistische Propaganda, haben die Truppe recht leiden lassen."
    Ludendorff ergänzte an anderer Stelle:" Ein Divisionstabs sagte mir neulich, sie hätten ihre Leute aus dem Osten wieder weggeschickt, sie seien im Westen nicht mehr zu
    gebrauchen."

    Soweit zum Ostheer. Kommen wir nun zur zweiten Frage.

    Weil dieser Beitrag länger als erwartet wurde habe ich mich entschlossen ihn an dieser Stelle wegen der Übersichtlichkeit, zu teilen


    *In vielen Publikationen taucht der 3. Oktober als Datum auf. Prinz Max von Baden schreibt in seinen Erinnerungen aber immer vom 5. Oktober und auch Wilson nimmt in seinem
    Schreiben vom 14. Oktober, der Antwort auf die Mitteilung der deutschen Regierung auf die "Lansing-Note", den 5. Oktober als Datum für das erste deutsche
    Verhandlungsersuchen.
    **Ober Ost:"Ober Ost ist die Kurzbezeichnung für das Gebiet des Oberbefehlshabers der gesamten deutschen Streitkräfte im Osten während des Ersten Weltkrieges. Das Gebiet des
    Oberbefehlshabers erstreckte sich mit einer Fläche von rund 108.808 km² über Kurland, das Gebiet des heutigen Litauens, einige damals noch überwiegend litauische, jetzt
    polnische Distrikte wie Augustow und Suwalki und die westlichen Distrikte Weißrusslands."

  • Thema von Waldi44 im Forum 1. Weltkrieg

    Zur Erinnerung*:
    Der Reichskanzler stellte zu Beginn der Sitzung des Kriegskabinetts am 17. Oktober an Ludendorff zwei Fragen. Die erste wurde im vorigen Beitrag durch die Antworten einiger der anwesenden Herren
    beantwortet. Nun folgen die Antworten auf die zweite Frage, die da lautete: "Die zweite Frage geht dahin, ob durch stärkere Zuführung von Truppenmaterial aus der Heimat erreicht werden kann, daß
    die Armee eine Kräftigung zum weiteren Durchhalten erfährt."
    Nach der Aufforderung durch den Reichskanzler begann der Kriegsmenister Scheüch** seinen Vortrag.
    "Es kommen zwei Maßnahmen in Betracht. Die normale allgemeine Ergänzung oder eine starke einmalige, unter Beeinträchtigung der Normalen. Für die erste Maßnahme gilt folgendes: Der normale
    Nachschub an Ersatz für das Feldheer ergibt nach den neuesten Berechnungen......monatlich 190.000 Mann. Sie können gestellt werden ohne sehr fühlbare Eingriffe in die Heimatwirtschaft.....
    Soll das Heer einen einmaligen starken Nachschub erhalten so berechne ich den auf rund 600.000 Mann.....
    In diesem Falle würde der Eingriff schon fühlbar werden. Ich glaube nicht, daß eine erhebliche Minderproduktion an Kriegsgerät eintreten würde, aber die Heimatwirtschaft würde gestört (Also
    schon damals Kanonen statt Butter -obwohl; Butter gab es ja sowieso kaum!)....."
    Er weist noch auf eine "stille Reserve" an zT. ausgebildeten Soldaten von insgesamt 87.000 Mann hin.
    "Nun ist aber zu bedenken;" fährt er fort "Wenn wir dir 600.000 in die Front hinein bekommen, ist weiterer Ersatz nötig (Soldaten fallen oder erkranken ja schließlich). Dann können wir im Monat
    nicht mehr rund 190.000, sondern nur noch rund 100.000 Mann für das nächste halbe Jahr sicherstellen. Den weiteren Ersatz bis zum Herbst 1919 (!) könne man dann wieder 150.000 Monatlich
    anschlagen, wenn der Jahrgang 1901 früher eingestellt würde. Das Reservoire des nächsten Jahres (1919)wäre also gegen Ende September erschöpft."
    Ludendorff zeigte sich verhalten begeistert und führte aus: "Ich bin unbedingt für den zweiten Fall. (..."einmaligen starken Nachschub..") Hätten wir diese günstigen Zahlen schon jetzt gehabt
    (eigentlich meinte er VOR bzw. ZUR Michaeloffensive), so hätten wir die Krise an der Westfront nicht bekommen (weil siegreich)."
    Für den Fall, dass er diesen Ersatz bekam sah er "...vertrauensvoll....(und) wieder hoffnungsfreudig...in die Zukunft."
    Nachdem Ludendorff ein verhalten düsteres Bild von der gegenwärtigen Lage an der Front gezeichnet hatte und einerseits das Fehlen DIESER Reserven bedauerte und gleichzeitig eben
    "hoffnungsfreudig" auf diese blickte resümierte der Kriegsminister: "Wenn ich Exzellenz Ludendorff recht verstehe, so sagt er: erhalten wir den einmaligen Zuwachs, so wird sich die Lage
    wesentlich verändern."
    Ludendorff antwortete darauf "Ja"
    Kriegsminister Scheüch: " Ist dabei bedacht, daß die Amerikaner immer noch mehr Ergänzung bekommen wie wir?"
    Ludendorff: "Man darf die Amerikaner nicht überschätzen (!)..."
    Damit war dieses Thema erledigt.
    Die weiteren Erörterungen betrafen nur Randprobleme, wie die Schnelligkeit der Einberufungen und deren Transport. Wobei das Transportproblem noch das größte war. Allerdings kam man auch schnell
    wieder auf die Moral der Truppe zu sprechen und ich zitiere mal einen Staatssekretär, nämlich Philipp Scheidemann.***
    Scheideman: "Ich glaube gern, daß man noch Hunderttausende für das Heer mobil machen kann, aber man täuscht sich, wenn man glaubt, daß diese Hunderttausende die Stimmung im Heer verbessern
    würden. Das Gegenteil ist meine feste Überzeugung...."
    Scheidemann sprach von der Wechselseitigkeit der Nachrichten. Schlechte Nachrichten von der Front an die Heimat und schlechte Nachrichten aus den Heimat an die Front. Die Feindpropaganda tat ihr
    übriges.
    Abschließend fügt er hinzu: "Die Arbeiter kommen mehr und mehr dazu, zu sagen, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende."
    Worauf Ludendorff wohl etwas naiv fragte: "Wird es eurer Exzellenz nicht gelingen, die Stimmung in der Masse zu heben?"
    Worauf seine Exzellenz der Herr Staatssekretär Scheidemann antwortete: "Das ist eine Kartoffelfrage. Fleisch haben wir nicht...."
    Nun appellierte Ludendorff direkt an die SPD und brachte Friedrich Ebert**** ins Spiel: " ... Es fragt sich nur; wie schaffen wir's (den Stimmungsumschwung in der Bevölkerung)? Da kann ich nur
    die Bitte wiederholen: Packen Sie das Volk. Reißen sie es hoch. Kann das nicht der Herr Ebert tun? Es muß gelingen."
    Interessant übrigens, dass die "Kartoffelfrage" an der Transportfrage scheiterte, denn: "...weil uns jeden Tag 4.000 Wagen (Eisenbahnwaggons) fehlen.
    Abschließend fasste man folgendes zusammen: Man müsse dem deutschen Volk klar machen, was die vierzehn Punkte Wilsons durch die gestellten Vorbedingungen tatsächlich bedeuteten. Man müsse die
    Moral der Heimat und der Front heben und Ludendorff fasste für alle zusammen: "...Wenn die Armee über die nächsten vier Wochen hinüberkommt und es in den Winter geht, so sind wir fein heraus."
    Wir schreiben den 17. Oktober 1918. Vier Wochen wollte Ludendorff aber er bekam nur eine! Am 24. Oktober 1918 gab die Marineleitung den aberwitzigen Befehl zum Angriff auf die britische Flotte
    und somit das Startsignal für die Revolution, die am 9. November 1918 zur Ausrufung der Republik durch eben jenen Scheidemann führte, der von Anfang an Zweifel gehegt hatte.
    Die Meuterei der Matrosen werde ich in einem anderen Kapitel behandeln.
    Nun kann man sich das mit der "Dolchstoßlegende" anhand der Fakten noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
    Zu den "Fakten" gehört auch noch folgendes:
    Oberst Heye*****:"Die Westfront zählt jetzt 191 Divisionen, davon 4 Österreicher und 7 aus dem Osten. Sie sind sehr verschieden an Stärke (Die Moral wird dabei außen vor gelassen). 28 Divisionen
    haben nur Bataillonsstärke von ungefähr 200 bis 300 Mann (gemeint ist damit die Kampfstärke). Die übrigen stehen sich ungefähr auf 400 bis 500."
    Ludendorff darauf:" Hätten wir da vollkräftige Bataillone, so wäre die Lage gerettet."
    Oberst Heye führt zu den Truppen des Gegners aus: "Vorige Woche hatten die Franzosen 40, die Engländer 25, die Amerikaner 18, die Italiener 1......, im Ganzen 87 Divisionen Reserven von der
    Gesamtstärke von 220 Divisionen."
    Französische und englische Divisionen waren ähnlich geschwächt wie die deutschen Divisionen. Die amerikanischen hingegen fast voll!
    Auf die Frage des Reichskanzlers, wie viele Amerikaner ankämen, antwortete Oberst Heye: "Die amerikanische(!) Heeresleitung berechnet die Truppenzahl jetzt auf 1.200.000, für das nächste
    Frühjahr rechnen sie mit 2.300.000 Kämpfern."
    Des weiteren gehörte zu den Fakten, dass Deutschlands Verbündete zusammenbrachen und damit die Versorgung mit rumänischem Öl gefährdet war. Auf eine entsprechend Frage des Reichskanzlers
    antwortete Kriegsmenister Scheüch: "....Wenn Rumänien uns nicht mehr zur Verfügung steht, können wir den Krieg noch anderthalb Monate weiterführen." Dabei war aber die Marine nicht inbegriffen,
    da Scheüch die im zugesandten Zahlen noch nicht auswerten konnte. Auch wies er darauf hin, dass der Wegfall des rumänischen Öls sich auch auf zivile Sektoren auswirken würde. Minimum 10.000
    Tonnen monatlich wurden gebraucht.
    Admiral Scheer zur Ölversorgung der Marine: "Bisher hat die Marine ihre Bestände selbst verwaltet. Erfolg: Wir können den U-Bootkrieg noch acht Monate durchführen, auch ohne rumänisches Öl."
    Allerdings räumte er ein, dass das Öl ab sofort gleichmäßiger auf Heer und Marine verteilt werden müsse. Zumal, das sagte er natürlich nicht, damals ein Spottvers die Runde machte: "Lieb
    Vaterland magst ruhig sein, die Flotte schläft im Hafen ein!"
    Admiral Scheer betonte nochmals, dass man auf Wilsons Forderung nach Einstellung den U-Bootkrieges nicht eingehen solle, sondern stattdessen den U-Bootbau verstärken sollte. Dazu benötigte er
    sofort 15 - 16.000 zusätzliche Werftarbeiter um den monatlichen Ausstoß auf 10 - 16 Boote zu steigern und bis zum Sommer des nächsten Jahres dann 40.000.




    * Ich zitiere weitestgehend wörtlich aus "Erinnerungen und Dokumente", Prinz Max von Baden. Wörtlich übernommene Zitate sind durch "" gekennzeichnet und Auslassungen von mir durch "....", Einlassungen durch ().
    ** Heinrich Schëuch (* 21. Juni 1864 in Schlettstadt; † 3. September 1946 in Bad Kissingen) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Infanterie sowie 1918/1919 preußischer Kriegsminister.
    *** Philipp Heinrich Scheidemann (* 26. Juli 1865 in Kassel; † 29. November 1939 in Kopenhagen) war ein deutscher sozialdemokratischer Politiker und Publizist.
    9. November 1918 verkündete Scheidemann von einem Balkon des Reichstagsgebäudes aus den Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreichs und proklamierte die Deutsche Republik. 1919 wurde er von der in
    Weimar tagenden Nationalversammlung zum Reichsministerpräsidenten gewählt.
    **** Friedrich Ebert (* 4. Februar 1871 in Heidelberg; † 28. Februar 1925 in Berlin) war ein deutscher Sozialdemokrat und Politiker. Er war seit 1913 Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei
    Deutschlands und amtierte von 1919 bis zu seinem Tode als erster Reichspräsident der Weimarer Republik.
    *****August Wilhelm Heye (* 31. Januar 1869 in Fulda; † 11. März 1947 in Braunlage) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generaloberst und Chef der Heeresleitung in der Weimarer Republik.

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke gestorben

    11.10.2013 · Der frühere SS-Offizier und in Italien als Kriegsverbrecher verurteilte Erich Priebke ist tot. Er starb im Alter von 100 Jahren in Rom. Zuletzt stand er unter Hausarrest. Jahrzehntelang war er in Argentinien untergetaucht.
    Fall Priebke

    Die Anklage und Verurteilung Priebkes bezog sich meines Wissens nur auf Tötung von 335 Zivilisten in den Ardeatinischen Höhlen vor Rom und hierbei nur um die fünf Zivilisten, die zu viel erschossen worden sind. Solche Strafaktionen wie sie die SS durchgeführt hatte, waren damals durchaus rechtens. Auch wenn Priebke dabei selbst Leute erschossen hat. Wie sehr selbst die Italiener verunsichert waren und "rumeierten" geht aus seinen Urteilen hervor!
    1995 wurde Priebke von Argentinien, wo er jahrzehntelang bis 1994 untergetaucht war, nach Italien überstellt und dort im August 1996 nach einem Verfahren vor einem Militärgerichtshof in Rom freigesprochen, was zu weltweiten Protesten führte.

    Daraufhin(!) erklärte am 15. Oktober 1996 der Kassationsgerichtshof den Freispruch für nichtig. In einem neuen Verfahren wurde ein Strafmaß von 15 Jahren verhängt, das aber aufgrund von Amnestiegesetzen um zehn Jahre reduziert wurde. Gleichzeitig wurde ihm die Untersuchungshaft angerechnet. Im Frühjahr 1998 wurde Erich Priebke schließlich von einem Militär-Berufungsgericht in Rom zu lebenslanger(!) Haft verurteilt. Trotz seiner Verurteilung blieb er uneinsichtig(?) und behauptete am 3. Mai 2000 in einem Interview der Süddeutschen Zeitung: „Drahtzieher der Inszenierung, die heute gegen mich stattfindet, sind die Wiesenthal-Zentren gewesen“.
    Aufgrund seines Gesundheitszustands verbüßte Priebke die Haft in Hausarrest. Anfang Juni 2007 erreichte sein Anwalt, dass sich Priebke mit Einschränkungen und nach Ankündigung bei der Polizei frei in Rom bewegen durfte. Amos Luzzatto, führender Vertreter der jüdischen Gemeinde, warf dem Gericht daher vor, die Haftstrafe Priebkes zu umgehen. Am 19. Juni 2007 wurde die Lockerung des Hausarrests wieder zurückgenommen(!).
    Priebke blieb "uneinsichtig"! Nun, das war ein Fehler, denn er hatte sich damals tatsächlich verzählt und fünf Menschen zu viel erschießen lassen. DAS war Mord! Die Erschießung der Männer als Sühnemaßnahme hingegen war damals durch das Kriegsrecht gedeckt und wurde erst durch die Rotkreuz Konvention vom August 1949 "weitgehend untersagt"
    Um möglichen Protesten vorzubeugen; im sog. Geiselprozeß erklärte das Gericht in bezug auf die Geiseln , die aus der Zivilbevölkerung entnommen und als Vergeltung für Gewaltakte gegen die Besatzungsarmee hingerichtet wurden:
    „Die Idee, daß ein unschuldiger Mensch für die verbrecherische Handlung eines andern getötet werden kann, ist unvereinbar mit jeder natürlichen Rechtsauffassung. Wir verurteilen die Ungerechtigkeit einer solchen Auffassung als ein barbarisches Überbleibsel aus alten Zeiten. Es ist jedoch nicht unsere Aufgabe Völkerrecht zu schaffen, wir müssen es anwenden wie wir es vorfinden.
    Eine Prüfung des einschlägigen Beweismaterials überzeugt uns, daß Geiseln verhaftet werden können, um die friedfertige Haltung der Bevölkerung der besetzten Gebiete zu gewährleisten. Sie können auch im Falle des Vorliegens gewisser Umstände nach den notwendigen Vorbereitungen erschossen werden, wenn kein anderes Mittel hilft. Die Festnahme von Geiseln basiert grundsätzlich auf der Theorie der Kollektivverantwortlichkeit [... ] Die Besatzungsmacht kann mit vollem Recht auf Einhaltung ihrer Bestimmungen bestehen, die für die Sicherheit der Besatzungsmacht und für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung erforderlich sind. Um dieses Ziel zu erreichen, kann die Besatzung Geiseln verhaften und hinrichten lassen, jedoch nur als äußerstes Mittel.“
    Die Wehrmacht und das Völkerrecht

  • Thema von Waldi44 im Forum Deutsche Kolonien in F...

    Vor geraumer Zeit hatte ich mal eine Diskussion über gute und böse Kollonialherren. Natürlich waren die deutschen Kollonialherren die besseren, schon allein, weil die deutschen Kolonien nicht durch Eroberungen, sondern durch Verträge und Käufe erworben wurden.Hierbei ging es vor allem um die Karolinen, die nach dem verlorenen Spanisch Amerikanischen Krieg am 30. Juni 1899 vom Deutschen Reich für 17 Millionen Reichsmark von Spanien gekauft wurden. Soweit so gut, allerdings hatte das ganze ein Vorgeschichte, die bis in das Jahr 1885 zurückreichte und zu diplomatischen Verwicklungen mit Spanien führte und mit dem Schiedsspruch von Papst Leo XIII beigelegt wurden.
    Dazu muss man wissen, wie damals Kolonien erworben wurden. Es gab noch einige Gebiete auf der Erde, die noch nicht in festen kolonialen Händen waren und diese erweckten nun natürlich das Begehren des nach kolonialen Besitz strebenden Deutschlands. Vornehmlich England aber auch andere Kolonialmächte versuchten ihrerseits den Deutschen zuvor zu kommen und ihnen die letzten noch nicht verteilen Zipfel der Welt vor der Nase wegzuschnappen.
    Für gewöhnlich schlossen bereits ansässige Bürger der betreffenden Staaten, zumeist Kaufleute, so eine Art Vorvertrag mit den ortsansässigen Häuptlingen, die dann durch einen Gouvaneur bestätigt wurden. Der Gouvaneur befand sich an Bord eines Kriegsschiffes, welches von Insel zu Insel fuhr und überall eine Flaggenhissung vornahm und/oder Markierungen setzten. Es war also eine Art Wettrennen!
    Im August des Jahres 1885 erhielt das Kanonenboot "Iltis" unter Kptlt Hofmeier den Befehl schnellst möglich nach Yap zu fahren. Yap oder auch Jap ist die Hauptinsel der Yap-Inseln, einer kleinen Inselgruppe im Westpazifik zugehörig zu Mikronesien*. Diese ist ca. 1300 km von Neuguinea und 870 km von Guam entfernt und 18 km lang sowie an ihrer breitesten Stelle 3 km breit.
    Warum diese Eile? Nun, der Reichsmarineleutung lagen Berichte vor, nach denen bereits zwei spanische Schiffe vor Yap lagen bzw dorthin unterwegs waren und eine Landnahme durch die Spanier wahrscheinlich erschien. Am 25. August gegen Abend traf SMS "Iltis" im Hafen von Yap ein. Doch schon zwei Tage vorher, also am 22. hatten die Spanier dort Anker geworfen und ihren neuen Gouverneur an Land gebracht.
    Wie man es aber von manchen Beamten, vornehmlich südländischen so kennt, hatte es der Herr nicht so eilig mit der Machtübernahme bzw. seinem Amtsantritt. Sicher wußte er auch nichts von der Anwesenheit und der Absicht der Deutschen. Er hißte keine Flagge und/oder setzte keine Hoheitspfähle.
    Ok, der Wahrheit zuliebe sei gesagt, daß noch einige Utensilien fehlten, so der Altar auf den die Spanier nicht verzichten wollten und der noch nicht von den Philippinen eingetroffen war.
    Tja, nun kann man bei den folgenden Ereignissen von Teutonischer Hinterlist oder Tatkräftigkeit sprechen. Kurz nachdem man auf "Iltis" einen spanischen Seeoffizier zu einem Komplimentierbesuch empfangen hatte, ging ein deutsches Landungskorps an Land und hißte neben dem Hauptkontor der deutschen Plantagengesellschaft die Reichskriegsflagge und Kptlt. Hofmeier verlas die Proklamation der Besitzergreifung. Danach standen alle Inseln zwischen dem Äquator und 11' nördlicher Breite und zwischen 133' und 164' östlicher Länge der deutschen Oberhoheit.
    Die Spanier bekamen von dem nichts mit. Erst etwa eine Stunde später hieß sie der LtzS Bierbrauer im Auftrag Hofmeiers im deutschen Hafen von Yap willkommen. Natürlich fiel der spanische Gouvaneur von Yap aus allen Wolken und wollte mit den zwei spanischen Schiffen sofort militärisch gegen die Deutschen vorgehen. Die spanischen Kapitäne hatten aber für einen solchen Fall andere Befehle und man verließ tief gedemütigt Yap um nach Manila zurück zu dampfen.
    Somit verlagerte sich der Konflikt auf die diplomatische Ebene und die spanische Regierung schickte eine schafe Protestnote nach Berlin. In Madrid ging sogar die Bevölkerung auf die Strassem und protestierte recht handgreiflich von der deutschen Botschaft und Berlin reagierte.
    Zuerst wollte Bismarck einen Beweis von den Spaniern, dass der von ihnen historisch begründete Anspruch auch tatsächlich bestand. Im Jahre 1527 wurde die Inselgruppe von dem Portugiesen Diogo da Rocha entdeckt, der sie Sequeirainseln nannte. 1696 wurden sie von Spanien in Besitz genommen und auf Karolinen umbenannt. Von 1731 bis 1875 kümmerte Spanien sich nicht mehr um die Inseln. Nach rund 140 Jahren erhob Spanien wieder Anspruch auf diese Inseln.
    Nun gut, man gab nach und so wurden SMS "Iltis" und "Nautilus" angewiesen alle deutschen Hoheitszeichen auf Yap und weiteren Inseln wieder zu entfernen.
    Als Schiedsrichter in diesem Streitfall trat nun Papst Leo XIII auf den Plan und sprach die gesamten Karolinen am 22. Oktober 1885 Spanien zu.
    Vierzehn Jahre später, die Spanier hatten gerade den Krieg gegen die USA verloren (dazu Kuba, die Philippinen, Puerto Rico), wurden am 30. Juni 1899 die Karolinen für 17 Millionen Reichsmark an das Deutsche Reich verkauft. Der Besitzwechsel fand am 12. Oktober auf Ponape (Pohnan) durch niederholen der spanischen und hissung der deutschen Flagge statt. Anwesend war auch ein Landungstrupp vom Kanonenboot SMS "Jaguar" - ein Schwesterschiff der "Iltis". Die Eingeborenen hingegen "hielten sich fern.", wie in einem zeitgenössischen Bericht am Rande vermerkt wurde.
    Bis 1899 unerstand das ganze pazifische Schutzgebiet der "Neu Guinea Compagnie". Diese hatte, unter der Oberberhoheit des Kaisers, landeshoheitliche Befugnisse.
    Erst 1899 mit der Inbesitznahme der Karolinen ging das ganze pazifische Gebiet unter der Bezeichnung "Deutsche Schutzgebiete in der Südsee" unter der Führung eines Gouverneurs, in die Landeshoheit des Reiches über. Amtssitz war der Ort Herbertshöhe** auf Neu- Pommern, dem heutigen Rabaul.
    In den Jahren 1910 und 1911 kam es auf Ponape zum Aufstand der Sokehs gegen die deutsche Kolonialherrschaft der von dem deutschen Ostasiengeschwader mit den Schiffen SMS "Emden", SMS "Nürnberg" und dam aus Neuguinea kommenden Kanonenboot SMS "Cormoran", sowie einheimischen Polizeisoldaten niedergeschlagen wurde.
    Am 12. August 1914 wurde die Funkstation auf Yap durch englische Kriegsschiffe zerstört. Danach wurden die Inseln ohne Widerstand von Japan besetzt und 1920 kamen sie als Völkerbundmandat an Japan.

    "Karolinen, Palau und Marianeninseln (heute: Mikronesien), deutsche Kolonie von 1899 bis 1918/19
    •Fläche: 2.376 qkm
    •Einnahmen aus der Kolonie (1911): 0,510 Millionen Mark (inklusive Marshall-Inseln)
    •Ausgaben für die Kolonie (1911): 0,700 Millionen Mark (inklusive Marshall-Inseln)
    •Handelsausfuhr insgesamt: 1,882 Millionen Mark (Produkte und Handel mit Deutschland)
    •Handelseinfuhr insgesamt: 1,372 Millionen Mark (Produkte und Handel mit Deutschland) "

    *"Mikronesien ist ein Sammelbegriff für ein „Inselmeer“ von über 2000 tropischen Inseln und Atollen, die auf über 7 Millionen km² des westlichen Pazifischen
    Ozeans verstreut sind. Geographisch liegen fast alle Inseln nördlich des Äquators. Die Distanz von einem Ende Mikronesiens zum anderen beträgt fast 4000
    Kilometer. Mikronesien besteht nicht nur aus einem Land, sondern aus mehreren unabhängigen Ländern, die einst Teil des Treuhandgebiets Pazifische Inseln waren.
    Die neun Inselgruppen Mikronesiens sind Guam (die einzige südliche Marianen-Insel), die Republik Palau (Belau), die nördlichen Marianen, die Marshallinseln und
    Kiribati; außerdem die vier (zusammen mit Palau als Karolinen bezeichneten) Inselgruppen Yap, Chuuk, Pohnpei und Kosrae, die zusammen die Föderierten Staaten
    von Mikronesien bilden. Jede dieser Inselgruppen hat ihre eigenständige Kultur, Sprache und Geschichte."

    ** Herbertshöhe an der Blanchebai auf Neupommern, wurde 1890 gegründet, Dampferstation, Postagentur, Pflanzung der Neuguinea Kompanie (Kokospalmen, Baumwolle,…

    Quellennachweis: Kolonialpolitik und Marine, Walter Nuhn, Bernard & Graefe Verlag

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    Ein Begriff, den ich heute zum ersten mal gehört bzw. gelesen habe. Das ist quasi eine andere Bezeichnung für den Parademarsch. Dieser Marsch wird/wurde mit dem Befehl "Achtung" und in der Regel dem sich anschließenden Kommando zur Blickwendung nach links oder rechts ausgeführt, da es sich meist um einen Vorbeimarsch handelt und auch nicht lange ausgeführt, da er sehr anstrengend ist.

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    Als Teufelsseile wurde im 1. Weltkrieg der Stacheldraht genannt. Ursprünglich aber stammte die Bezeichnung für diesen Draht von den Indianern, die ihn devil’s rope (‚Teufelsschnur‘) nannten.
    In der Tat handelte es sich um eine teuflische Erfindung, die in Kombination mit Maschinengewehren und Minen absolut tödlich war. Selbst schweres Artilleriefeuer konnte ein Stacheldrahthindernis nicht vollständig beseitigen und er blieb ein schwer zu überwindendes Hindernis für stürmende Infanteristen.
    Das erste Patent für einen Stacheldraht ähnliche Draht erhielt 1867 ein US-Amerikaner und im Jahre 1873 kam dann der moderne Stacheldraht, der in den nächsten Jahrzehnten weiter modifiziert wurde. Seine landesweite Verbreitung erfuhr er in den 1890er Jahren und seinen ersten militärischen Einsatz 1899 im Burenkrieg, dann wieder 1905 im Russisch Japanischen Krieg und schließlich im 1. Weltkrieg.

    Stacheldraht

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    "Nachdem ein Staatsanwalt angegeben hatte, das Hakenkreuz sei ein "asiatisches Glückssymbol", löste dies in Polen Empörung aus.
    Jetzt ist geplant, die polnischen Behörden besser zu schulen, um bei Straftaten von Rechtsextremen sensibler zu reagieren als bislang.
    "In jeder Bezirksstaatsanwaltschaft sollten ein oder zwei Staatsanwälte auf Fälle von Rassismus spezialisiert sein", so Generalstaatsanwalt Andrzej Seremet."
    Hintergrund dieser Story aus dem Tollhaus sind die Schmierereien eines Neonazis in einer polnischen Stadt. Nur habe ich das so verstanden, dass sich der Neonazi mit diesem Argument verteidigte. Schon komisch, wenn es ein Staatsanwalt tut- aber wieso ist denn der Mann dann überhaupt angeklagt worden?
    Übrigens fragt sich mancher und nicht zuletzt auch ich, wieso gerade in Polen der Neonazismus sich so im Aufwind befindet. Nun, zuerst mal "Nazi" leitet sich von Nationalsozialismus ab und die Polen sind sehr Nationalbewusst. Soweit ok aber das Hakenkreuz als Symbol des deutschen Nationalsozialismus scheint mir da völlig fehl am Platz. Da scheinen die jüngeren Polen wohl ihre eigene Vergangenheit nicht zu kennen.
    Übrigens: Hammer, Sichel, Hakenkreuz und Minarett als Zeitzeichen sind in Polen (Minarette neuerdings auch in der Schweiz) seit einiger Zeit verboten. Ein entsprechendes Gesetz wurde noch vom ehemaligen Präsidenten Lech Kaczynski unterzeichnet.

    USA prangern Minarettverbot in der Schweiz an! Ausgerechnet die!!!!

  • Thema von Waldi44 im Forum Die Landkriege


    I-16

    Der Spanische Bürgerkrieg gehört wie zB. der Koreakrieg zu den "vergessenen Kriegen" und das völlig zu Unrecht. Das gilt für beide Kriege!
    Im Netz findet man allerdings doch recht vollständige Beschreibungen der Ereignisse und Schlachten und nun auch noch einen Beitrag von mir. Die Schlacht bei Guadalajara vom März 1937 war nicht die größte, nicht die wichtigste und auch nicht die letzte des Krieges. Warum also ein Beitrag zu ihr?
    Weil sie die letzte (von ohnehin nur zwei bedeutungsvollen) siegreiche der Republik war, weil sie Francos Pläne von einem schnellen Sieg durchkreuzte, weil sie den italienischen "Blitzkrieg" zum scheitern brachte und den Italienern eine gewaltige Schlappe zufügte und weil in dieser Schlacht erstmals sowjetische Waffen und Berater zum Einsatz kamen.
    Besondere Bedeutung bekommt die Schlacht aber wegen dem großen Einsatz von Panzern auf beiden Seiten und den Schlussfolgerungen die weltweit daraus gezogen wurden.

    Anfang 1937 hatte Franco seit dem Putsch im Juli 1936 das westliche Andalusien, große Teile im Westen, Nordwesten und Norden unter seine Kontrolle gebracht. Nur das Baskenland und Asturien hielten stand und blieben republikanisch, am Golf von Biscaya behauptete sich die strategisch wichtige Hafenstadt Santander. Die spanische Flotte war republikanisch geblieben, weswegen Franco auf deutsche Flugzeuge angewiesen war um seine Truppen von Nordafrika nach Spanien bringen zu können. Santander wurde am 26. August 1937 unter dem Druck der Franquisten von den republikanischen Truppen geräumt.
    Obwohl die Nationalisten in der Schlacht von Jarama siegreich waren (Die Schlacht von Jarama fand vom 6. Februar bis 27. Februar 1937 östlich von Madrid statt.), hatten sie nicht die Kraft, ihren Erfolg militärisch auszunutzen. Die Italiener waren jedoch überzeugt, dass sie nach der Eroberung von Málaga (8. Februar 1937) und den schweren Verlusten der Republikaner bei Jarama einen leichten Sieg erringen würden. Die Offensive erfolgte auf direkten Befehl von Benito Mussolini der
    während der Schlacht in Cádiz darauf wartete als (römischer) Triumphator in Madrid einziehen zu können.
    Der italienische General Mario Roatta hatte den Plan, dass seine Schwarzhemden* die Verteidiger von Madrid aus dem Nordwesten her umfassen sollten. Danach sollten sie sich mit den nationalistischen Truppen der Einheit „Madrid“ am Fluss Jarama vereinen und den Angriff auf Madrid selber beginnen. Die spanische Division „Soria“ sollte sich als Reserve bereithalten, griff aber in den ersten fünf Tagen der Kämpfe nicht ein.

    Die Nationalisten boten für ihre Offensive 35.000 Mann, 222 Geschütze, 108 Fiat Ansaldo und CV-33-Panzer, 32 gepanzerte Fahrzeuge, 3.685 Autos und 60 Fiat CR.32 Kampfflugzeuge auf.
    Die Republikaner hatten in der Gegend nur die 12. Division der republikanischen Armee unter Oberst Lacalle stationiert. Er befehligte 10.000 Soldaten, die nur 5.900 Gewehre zur Verfügung hatten, 85 Maschinengewehre und 15 Artilleriegeschütze. Zur Verstärkung erhielt Oberst Lacalle eine Kompanie T-26 Panzer. Es gab keine militärischen Verteidigungsanlagen in der Region, da der republikanische Generalstab davon ausging, dass der nächste Angriff aus dem Süden käme.

    Im März 1937 bei Guadalajara eröffnete das italienische Truppen unter General Mario Roatta nordöstlich von Madrid die Offensive. Roatta führte den Hauptstoß auf der Straße Saragossa-Madrid, um die Hauptstadt vom Nordosten her zu umfassen und sich am Jarama mit Francos Truppen zu vereinigen und dann Madrid einzunehmen. Das Terrain mit seinem gut ausgebauten Straßennetz war für die Angreifer, die mit modern ausgerüsteten motorisierten Truppenteilen vorrückten, günstig. Man plante den "guerra di rapido corso", den Blitzkrieg auf italienisch und scheiterte kläglich!
    "Bei Guadalajara im Monat März,
    In Kält´ und Regensturm,
    Da bebte manches tapfre Herz
    Und in Torija selbst der Turm.
    Da stand der Garibaldi auf,
    André, Dombrowski ihm zur Seit!
    Die brachten bald zum Dauerlauf
    Die Mussolini-Herrlichkeit."
    Dichtete Berthold Brecht dazu.
    Allerdings muss man dabei erwähnen, dass es teilweise widrige Wetterbedingungen waren, die zB. die Luftunterstützung verhinderten. Der geplante Durchbruch durch die republikanischen Verteidigungslinien gelang nämlich, dann aber blieben die Fahrzeuge im Schlamm stecken und wurden dann von der republikanischen Luftwaffe, die von trockenen Flugplätzen aufsteigen konnte, gestoppt und der Angriff der Italiener endete in einer panikartigen Flucht! Besonders unrühmlich, sie wurden auch von italienischen Interbrigadisten geschlagen.

    Bei dem Angriff stießen vier italienische Divisionen mit etwa 150 Panzern, 250 Geschützen, fast 4 000 Gefechtsfahrzeugen, unterstützt von einer Division Franquisten, mehreren Geschwadern der "Legion Condor" und 60 italienischen Flugzeugen vor. Als Reserve stand eine zweite Division der Franquisten bereit. Viele Italiener waren kriegserfahrene Soldaten, die an der Eroberung Äthiopiens 1935/36 teilgenommen hatten. Zu der Offensive hatte Mussolini persönlich den Befehl erteilt.
    Madrid wurde an diesem Frontabschnitt von einer gerade aufgestellten Division der Volksarmee** mit rund 10 000 Mann verteidigt, die nur über 5.900 Gewehre, 85 Maschinengewehre und 15 Geschütze verfügte.
    Nach Artilleriebeschuss, Luftbombardements und Tieffliegerangriffen durchbrach General Roatta mit Panzern, gefolgt von Infanterie, am 8. März die Stellungen der Verteidiger. In den folgenden Tagen stießen die Italiener etwa 40 km vor und eroberten über ein Dutzend Städte im Vorfeld der Hauptstadt.
    Das republikanische Oberkommando verstärkte die Verteidigung am 10. März durch Einheiten des Regiment Listers sowie die Bataillone "Jaroslaw Dombrowski"(Polen) und "Giuseppe Garibaldi"(Italiener) der XII. und danach nochmals durch die Bataillone "Ernst Thälmann"(Deutsche), "Edgar André"(Franzosen) und "Commune de Paris"(Franzosen)der XI. Interbrigade und sicherte die linke und rechte Flanke durch Nachbarverbände. Ferner erhielten die Verteidiger mehrere Artillerie-Abteilungen und Panzerbataillone(sowjetische T-26 und BT-5).
    Das Vordringen Roatta's wurde zeitweilig mehrmals unterbrochen. Am dritten Tag der Schlacht traf das "Garibaldi-Bataillon" direkt auf das Corpo Volontarie der Mussolini-Schwarzhemden. Die Garibaldiner forderten ihre Landsleute zum Überlaufen auf.
    Die Republikaner erhielten erneut Verstärkung durch die XII. Internationale Brigade (Jaroslaw Dabrowski Bataillon und das Garibaldi-Bataillon), drei Artillerieeinheiten und eine kleine Panzerabteilung. Die Republikaner verfügten nun über 4.350 Soldaten, 8 Mörser, 16 Artilleriegeschütze und 26 leichte Panzer.

    Am Morgen danach (11. März) begannen die Italiener die Stellungen der XI. Internationalen Brigade unter schweres Flieger- und Artilleriefeuer zu nehmen und griffen diese danach ohne Erfolg an. Zu diesem Zeitpunkt verfügten die Italiener über 26.000 Soldaten, 900 Maschinengewehre, 130 Panzer und eine große Anzahl Artillerie. Es gelang ihnen die Städte Miralrio und Brihuega einzunehmen.
    Gegen Abend flauten die Angriffe ab und die Italiener gruben sich ein.

    Obwohl die Zahl der Verteidiger inzwischen auf über 20 000 angewachsen war, waren ihnen die italienischen Schwarzhemden (60 000 Mann) und Franquisten (10 000) an Zahl
    sowie an Panzern und Geschützen noch immer weit überlegen. In pausenlosen Einsätzen wurden diese durch die "Legion Condor" und italienische Jäger unterstützt.
    Nach etwa einer Woche schwerer Kämpfe begann sich das Blatt zu wenden(12. März). Der republikanische Generalstab setzte fast 100 Jagdflugzeuge der sowjetischen Typen I-15 und I-16
    sowie zwei Staffeln Tupolew SB-2 Bomber ("Katjuschka") ein, die vom Flughafen in Albacete starteten. Volksarmee und Interbrigaden fügten den Nationalisten, vor
    allem aber den Italienern eine schwere Niederlage zu und warfen sie bis zum 23. März hinter ihre Ausgangsstellungen zurück. Von den 60 000 italienischen Soldaten
    war ein Drittel gefallen. Die Verteidiger erbeuteten große Mengen an Kriegsmaterial, darunter zahlreiche Artilleriegeschütze, gepanzerte Fahrzeuge und Maschinengewehre. In der Schlacht bei Guadalajara kamen zum ersten Mal die Waffenlieferungen der UdSSR und der Einsatz ihrer Militärs zur Wirkung, darunter vor allem die eingesetzten Jagdflugzeuge, Panzer und Geschütze, unter deren Piloten, Fahrern und Kanonieren sich auch sowjetische Spezialisten befanden. Nach offiziellen Angaben aus Moskau waren von den 2.064 Militärs, die nach Spanien kamen, 772 Flieger und 351 Panzerfahrer. Der Generalstab der deutschen Wehrmacht, der Spanien von Anfang an als Experimentierfeld seiner Waffen sah, schlussfolgerte aus dem Einsatz der Panzerwaffe, diese für seine künftige Blitzkriegsstrategie in ihrer Qualität und Stoßkraft entscheidend zu entwickeln.
    Am 14. März legten die meisten republikanischen Infanterieeinheiten eine Pause ein, während ihre Luftwaffe Angriffe flog.
    Es gelang den Internationalen Brigaden den Palacio de Ibarra einzunehmen. In den folgenden Tagen reorganisierten sich die republikanischen Einheiten und wurden
    umgruppiert.

    Die republikanischen Streitkräfte bei Guadalajara bestanden nun aus 20.000 Soldaten, 17 Mörser, 28 Kanonen, 60 leichten Panzern und 70 Flugzeugen.
    Die italienischen und nationalistischen Streitkräfte bestanden aus 45.000 Soldaten, 70 Mörsern, 200 Kanonen, 80 leichten Panzern und 50 Flugzeugen.
    Am 23. März wurden die republikanischen Angriffe durch Francos Reserven schließlich gestoppt und die Schlacht von Guadalajara war beendet.

    Der republikanische Sieg bei Guadalajara war nicht nur ein militärischer Erfolg der Republik und der Volksfrontregierung, sondern ebenso ein politischer und moralischer.
    Die Träume Francos und seiner Verbündeten aus Berlin und Rom, mit der Einnahme der Hauptstadt einen raschen Sieg zu erringen, waren gescheitert. Vor allem für das Interventionskorps Mussolinis war es auch eine große moralische Niederlage.
    Die Schlacht von Guadalajara war der letzte größere republikanische Sieg und half die Moral der Truppen zu heben. Sie erbeuten eine große Menge dringend benötigtes Kriegsmaterial (35 Artilleriegeschütze, 85 Maschinengewehre und 67 Fahrzeuge). Die Italiener verloren etwa 6.000 Mann und eine große Anzahl Panzer und Flugzeuge. Die Verluste der Truppen Francos waren hingegen unbedeutend.

    Der republikanische Sieg verhinderte die Umschließung Madrids und zerstörte die Hoffnungen Francos, der Republik durch die Einnahme Madrids den Todesstoß zu versetzen. Franco entschied sich nun für eine neue Strategie und konzentrierte seine militärischen Anstrengungen auf den Norden, dem Baskenland.
    Mehr als alles andere war Guadalajara ein schwerer Rückschlag für die italienische Moral und eine persönliche Niederlage Benito Mussolinis, da er sich persönlich für den Einsatz der Italiener in Guadalajara eingesetzt hatte. Das allgemein schlechte Abschneiden der italienischen Armee brachte Franco dazu, das italienische Korps aufzulösen und die verschiedenen Abteilungen in spanische Einheiten zu integrieren.
    Die taktischen Schlussfolgerungen aus der Schlacht waren unterschiedlich und für den Zweiten Weltkrieg von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
    Der französische Generalstab sah den Grund des Scheiterns der italienischen Offensive darin, dass massive Vorstöße von gepanzerten Einheiten gegen entschlossene
    Verteidigung durch Infanterie zum Scheitern verurteilt waren. Ähnliche Erfahrungen hatten sie teilweise im Ersten Weltkrieg schon gemacht aber auch gegenteilige.
    Die Franzosen sahen die gepanzerten Einheiten nicht als entscheidendes Mittel in einer modernen Kriegsführung an und legten damit den Grundstein für ihre Niederlage
    wenige Jahre später.
    Der deutsche Generalstab hingegen sah das Scheitern der Italiener vor allem in deren Inkompetenz und nicht in der Tatsache, dass die gepanzerten Einheiten gegen Infanterie
    allein antreten mussten. Die italienischen Fahrzeuge waren von schlechter Qualität und blieben es bis zum 2. Weltkrieg und der Führung mangelte es am Willen,
    den Angriff bis zum Ende durchzuführen, wie dies später die Deutschen mit ihrer Blitzkriegstaktik vorführten. Eines aber scheinen die Deutschen nicht gelernt zu
    haben, nämlich ihre Panzer auf die klimatischen Verhältnisse besser einzustellen, was sich später in Nordafrika rächen sollte. Spanien bot auch dafür durchaus Testmöglichkeiten.
    Die Sowjets zogen ähnliche Schlüsse und stellten ganze Panzerarmeen auf.
    Hemingway ließ zu den Ereignissen des Spanischen Bürgerkriegs eine seiner Buchfiguren sagen: "Aber am Ende war es keine Niederlage." "Wir haben die Besten verloren." "Doch, es war die Sache wert."

    *"Schwarzhemden (ital. camicie nere oder squadristi) ist die Bezeichnung für die Mitglieder der Fasci di Combattimento, der faschistischen Kampfbünde im Italien der Zwischenkriegszeit."

    **"Erst Mitte Oktober begann der Aufbau des Ejercito popular, der Volksarmee (El Ejército Popular de la República EPR), in welche die Milizen als Brigadas mixtas (gemischte Brigade) eingegliedert wurden. Die Basis der Volksarmee bildet zunächst das berühmte Quinto Regimento (5. Regiment)*** unter dem Kommunisten Enrique Lister. Im Oktober 1936 wurde in Albacete eine Zentrale für die Formierung der Internationalen Brigaden eingerichtet, deren Zahl später auf etwa 50 000 anwuchs."
    Nur etwa 3 500 ihrer Offiziere blieben nach Francos Putsch loyal und stellten sich der Volksfrontregierung zur Verfügung. Viele loyale Offiziere, die sich dem Putsch widersetzten wurden "kurzerhand von den Putschisten erschossen, darunter die Generäle Batet, Molero, Nunez de Prado, Romerales, Admiral Azarola und andere. Die bewaffneten Kräfte der Republik bestanden Ende August 1936 aus höchstens etwa 100 000 bis 150 000 Mann Milizen, die sich nach dem Putsch formierten. Sie besaßen kaum militärische Erfahrungen, waren nicht zentral organisiert, außerdem an die verschiedenen Parteien der Volksfront und die Gewerkschaften gebunden. Meinungsverschiedenheiten in der Volksfront-Regierung behinderten eine rasche und entschiedene Verteidigung.


    Bei den Nationalisten kämpften auch Freiwillige aus Irland, England, Frankreich, Rumänien und Russland. Die Russen wurden von dem ehemaligen zaristischen Offizier Vassily Orekov rekrutiert, der sie gegen den Bolschewismus führen wollte. Allerdings kamen nur etwa 1.500 Mann zusammen. Die bekannteste Einheit war die irische Brigade mit etwa 450(700) Mann unter dem Kommando des irischen Blauhemdführers**** Eoin O'Duffy. Allerdings verließ diese Einheit nach großen Verlusten Spanien schon 1937. Anders als auf republikanischer Seite wurde die Anwesenheit dieser Leute, ebenso die der in die eigenen Truppen eingegliederten Portugiesen,
    weitestgehend verschwiegen.
    *** Das "Fünfte Regiment" ist zu diesem Zeitpunkt schon mehr als ein Regiment, die Bezeichnung ist irreführend – Sie ist Quasie der Oberbegriff aller unter kommunistischer Kontrolle stehenden spanischen Einheiten, mehrere Brigaden mit insgesamt mehreren zehntausend Mann.
    "Das 5º Regimiento de Milicias Populares, auch das Fünfte Regiment, war eine kommunistische militärische Einheit der Zweiten Spanischen Republik, während der ersten Monate des spanischen Bürgerkrieges. Es war eine Elite-Milizeinheit der Republikaner, die von der Kommunistischen Partei Spaniens und der Vereinigten Sozialistischen Jugend gegründet und formiert wurde."
    ****"Army Comrades Association (ACA), irisch Cumann Chomrádaithe an Airm, später auch National Guard (ir. An Garda Náisiúnta) oder umgangssprachlich Blueshirts (dt. Blauhemden, ir. Na Léinte Gorma), war der Name einer politischen Organisation im Irland der 1930er Jahre. Irish Brigade (Briogáid na hÉireann) unter O’Duffys Führung. Die Ursache hierfür ist vor dem katholischen Hintergrund Irlands zu sehen."


    BT-5

  • Thema von Waldi44 im Forum Habt ihr das gewusst?

    SCHIFFERSTADT - Mit einer makabren Fiktion, die Jahrzehnte lang durch die Region geisterte, ist am Samstagnachmittag (30.11.2013*) im Schifferstadter Wald aufgeräumt worden: Unter dem Gras der „Neuen Wiese“ an der Gemarkungsgrenze zu Böhl-Iggelheim befindet sich kein anonymes Grab eines kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges abgeschossenen Flugzeugpiloten.

    Eine Messerschmidt
    Nur soviel ist sicher: In der Erde befinden sich noch immer Bruchstücke eines Flugzeugs, wahrscheinlich einer deutschen Messerschmidt Bf 109, die dort nach einem Luftkampf abstürzte und sich in den weichen Wiesenboden bohrte. Einige, zum Teil pfundschwere Relikte eines Flugzeugmotors wurden in einer aufwendigen Aktion mit Hilfe des Schifferstadter Baggerunternehmers Jürgen Hauck von der Arbeitsgruppe für Vermisstenforschung ans Tageslicht geholt – aber von sterblichen Überresten des Piloten keine Spur.

    Uwe Benkel (Heltersberg), Leiter der Arbeitsgruppe, war über das unspektakuläre Ergebnis der Suche einerseits enttäuscht, andererseits aber auch erleichtert, „dass wir keine Tragödie aus den letzten Kriegstagen optisch aufdecken mussten“. Doch die Grabungsaktion hatte dennoch einen Erfolg: „Wir kennen jetzt die Seriennummer des Motorblocks und können zweifelsfrei klären, um welchen Flugzeugtyp es sich handelte“, sagte Benkel. „Nun gehen wir auf die Suche nach der Identität des damaligen Piloten.“
    Was war nicht alles an geheimnisvollen Geschichten über den Flugzeugabsturz und das Schicksal des Piloten in Umlauf. So soll nach Kriegsende die Leiche des Flugzeugführers von einer Gruppe von Schrotthändlern beim Versuch, den wertvollen Motor als Altmetall zu bergen, im Wrack entdeckt – und dort wieder deponiert worden sein. Eine andere Mär berichtet davon, dass nur ein Bein des Piloten gefunden und dann beerdigt wurde. Ein Kreuz unter einer Pappel, das 1953 von einer katholischen Jugendgruppe aufgestellt wurde, trägt die später wohl restaurierte Inschrift: „Allen unbekannt – außer Gott. Gedenket des hier 1944 abgestürzten Piloten.“

    Drei Meter tiefes Loch
    Beim Aushub eines rund drei Meter tiefen Lochs, in dessen Umkreis Benkel und seine Mitstreiter zuvor mit Metallsonden Flugzeugteile geortet hatten, wurden tatsächlich wie bei einer Art Schatzsuche Kleinteile des Flugzeugs gefunden – zum Teil Rohrleitungen, die noch nach rund 70 Jahren Treibstoffduft ausströmten, oder gusseiserne Teile des Motors und Leichtmetall des Rumpfes. Benkel: „Nach allem, was wir gefunden haben, ergibt sich der Anschein, dass es sich um eine Schulmaschine handelte. Die Leiche des Piloten wurde wohl unmittelbar nach dem Absturz geborgen.“
    Zeitzeugen wie Albert Regenauer (82) oder Gerhard Magin (77) – beide aus Schifferstadt – haben unterschiedliche Erinnerungen an das Geschehen. Benkel: „Da ist einiges im Laufe der Zeit in Umlauf gekommen, das sich später mit fiktiven Geschichten angereichert und verselbstständigt hat.“ Mit anderen Worten: Viele Erzählungen über den Absturz und seine Folgen sind reine Phantasie.
    Regenauer erinnert sich an das Absturzdatum: „Es war wohl September oder Oktober 1944 – ich war mit dem Fahrrad dort und sah noch den Rumpf und Blechteile des Flugzeugs.“ Magin war vor rund 60 Jahren dabei, als von der katholischen Jugend das erste Kreuz aufgestellt wurde. Auf dieses Kreuz nagelte in den 50er Jahren Bernd Lehmann (67) aus Böhl-Iggelheim einen Stahlhelm, den er dort fand – der Helm war wenige Zeit später verschwunden.
    Fliegergrab

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    Puppchen eine 105-mm-Panzerwurfkanone(Pu(ü)ppchen) war klein, leicht, sehr beweglich und hatte zwei bis drei Mann Bedienung. Seine panzerbrechende Wirkung reichte bis ca 500 Meter und durchschlug bis zu 200 mm Panzerung. Das Äußere glich einer normalen kleinen Pak.
    Vermutlich rührt der Name Puppchen von dem bekannten Lied " Puppchen, du bist mein Augenstern" (1912)., womit die Schreibweise "Puppchen" oder "Püppchen" geklärt sein dürfte- wenn dem so war : Das Lied stammte von Jean Gilbert (* 11. Februar 1879 in Hamburg; † 20. Dezember 1942 in Buenos Aires; eigentlich Max Winterfeld) einem deutschen Komponisten und Dirigenten. Der Jude Gilbert emigrierte 1933 nach Madrid, dann (nach dem Ende der Republik) über Paris 1939 nach Argentinien.



    Dies ist ein 88 mm Werfer

    Die Engländer besaßen ebenfalls solche Werfer. Sie nannten sie "Dolly", was soviel wie "Puppchen" bedeut

    [ Editiert von Administrator Waldi44 am 16.12.13 16:32 ]

  • Thema von Waldi44 im Forum Allgemeines zu den Kri...

    Eigentlich wollte ich einen Beitrag über das DAK schreiben mit einer nur kurzen Vorgeschichte. Nun ist die Vorgeschichte länger geworden als ich dachte und deshalb bekam sie eine neue Überschrift und wurde zu einem eigenständigen Beitrag, dem man aber den Ursprung noch ansieht. Zum DAK folgt dann später ein neuer Beitrag.

    Für viele Menschen die sich mit dem 2. Wk beschäftigen üben Erwin Rommel und sein Afrikakorps (DAK) eine besondere Faszination aus. Das Ganze hat irgendwie etwas exotisches. Oft aber beschränkt sich die Begeisterung lediglich auf die Kriegsphase bis El Alamain. Eigentlich grundlos, denn zu Rommels größten Leistungen zählte zweifellos der gelungene Rückzug durch die Cyrenaika, dem eine Befehlsverweigerung gegenüber Hitler vorausging.
    Viele wissen auch nicht, warum und wozu deutsche Soldaten sich überhaupt in Afrika befanden. Die vermeintlichen Kriegsziele wegen denen sie angeblich gekommen waren, entsandten erst durch Rommels ebenfalls befehlswidrigen Angriffen auf die Engländer, die er eigentlich nur aufhalten sollte. Erst nach Kriegsende schienen einige der Größen des 3. Reiches erkannt zu haben, welche Chance sie damals versäumt hatten.
    Als Göring im Gefängnis von einem Vernehmer nach den größten militärischen Fehlern gefragt wurde, antwortete er sinngemäß: Dass man es versäumt hatte 1940 Spanien und Nord Afrika militärisch zu besetzen.
    Nun ja, Spanien glaubte Hitler auch ohne militärische Besetzung als Verbündeten gewinnen zu können aber über die Entsendung der Freiwilligen der "Blauen Division" und enge Handelsbeziehungen währen des Krieges und sicheren Zufluchtsort nach der Niederlage kamen die Beziehungen nicht hinaus, weswegen auch die geplante Eroberung Gibraltars (Felix) abgeblasen wurde.
    Hitlers "Welteroberungspläne" waren durchaus nicht so Rigoros wie immer unterstellt wird. Sicher, Deutschland sollte eine vorherrschende Rolle in der Weltpolitik spielen aber schon allein seine Zugeständnisse die er an England gemacht hätte, zeigen dass er auch zum Teilen bereit gewesen währe. Asien den Japanern, England seine Flotte und seine Kolonien, Finnland Karelien, Rumänien Transnistria....
    Tja und sein wichtigster Verbündeter Italien überließ er alles rund ums Mittelmeer, der Tradition des Römischen Imperiums folgend. Am 3. Oktober 1935 begann Mussolini seine Träume von der Neuerrichtung des Römischen Imperiums zu verwirklichen und seine Truppen überfielen (trotz Freundschaftsvertrag von 1928) aus der italienischen Kolonie Eritrea (seit 1890) heraus das Kaiserreich Abessinien (heute Äthiopien und Eritrea) und annektierte das Land. Aber schon damals zeigte sich eine gewisse Unfähigkeit der militärischen Führung, der es nur schwer gelang einen Sieg zu erringen. Italien musste mehrere Kriege führen (1887-1889, 1893-1996 und 1936) im letzteren kam sogar Giftgas zum Einsatz. Bis auf den letzten Krieg wurden die Italiener in allen anderen geschlagen.
    Abessinien war neben Liberia der einzige unabhängige Staat Afrikas und seit 1923 Mitglied des Völkerbundes. Letzteres führte zwar zu einer Verurteilung Italiens als Aggressor, hatte aber sonst kaum weiterreichende Folgen, so dass Mai 1936 Äthiopien Teil des italienischen Kolonialgebietes Ostafrika (Äthiopien, ital. Somaliland und Eritrea) wurde.
    Ok, ich hole vielleicht etwas weit aus...
    Kehren wieder ans Mittelmeer zurück, verlassen aber zunächst Afrika. Nach dem eher blamablen Zwischenspiel im Spanischen Bürgerkrieg (Juli 1936 und April 1939)blickte der Duce begehrlich über die Adria nach Albanien, über das Italien von 1919 - 1920 ein Mandat der Pariser Friedenskonferenz hatte. Dort war am 22.01.1925 die Republik ausgerufen worden, die sich aber unter ihrem Präsidenten Zogu zum Königreich entwickelte, als Zogu sich am 1.09.1928 zu "König aller Albaner" ausrief. Das korrupte Regime schloss mit Italien diverse Verträge (Verträge von Tirana 1926, 1927) ab, die das Land zunehmend abhängig vom faschistischen Italien Mussolinis machten, was schließlich am 07.04.1939 zur italienischen Annexion des Landes führte. Sofort setzte ein Partisanenkampf und ziviler Ungehorsam (Streiks) ein.
    Albanien wurde fortan in Personalunion von Viktor Emanuel III., der nun auch König von Albanien war, regiert. Man beachte: Der König war weiterhin das Staatsoberhaupt, nicht Mussolini! Das aggressive Auftreten Italiens und Deutschlands(entmilitarisierte Zone, Österreich, Sudetenland, Resttschechei, Korridorfrage), sowie deren Bündnispolitik untereinander und mit der Sowjetunion führten zu der Garantieerklärung für Polen, Rumänien und Griechenland.
    Ungeachtet dessen betrieben sowohl Deutschland und Italien ihre Politik der Konfrontation weiter.
    Mussolini forderte von den Griechen die Abtretung von Militärstützpunkten. Die im Osten vor der türkischen Küste liegenden Inseln des Dodekanes (Rhodos) wurden durch Vertrages von Lausanne schon 1923 von der Türkei wegen des verlorenen Krieges von 1912 an Italien (mit dem Bestreben der Bevölkerung sich an Griechenland anzuschließen) abgetreten und hießen bis 1943 (danach bis 1945 wurden sie bis Mai 1945 von deutschen Truppen besetzt) „Italienische Ägäis-Inseln“.
    Zu dieser Zeit war Griechenland eine Militärdiktatur unter General Metaxas (seit 04.08.1936)und man lehnte Mussolinis Ansinnen mit einem einzigen Wort ab: Nein. Das führte am 28.10.1940 zum Angriff der Italiener, die sich aber nach anfänglichen Erfolgen nur blutige Nasen holten und sich weit hinter ihre Ausgangsstellungen in Albanien zurückziehen mussten. Außerdem landeten britische Truppen am 07.03.1941 in Piräus und Volos.
    Damit entstand für Deutschland eine schwierige Situation und zwar in dreifacher Hinsicht. Erstens steckte ihr wichtigster Verbündeter in der Bredouille und zweitens befand sich nun an ihrer südöstlichen Flanke ein britischer Brückenkopf, der vor allem Hitlers Pläne in Bezug auf die Sowjetunion gefährdete und drittens lief schon der Aufmarsch gegen die Sowjetunion.
    Schnelles Eingreifen war von Nöten und geschah durch den so genannten Balkanfeldzug (Weisung Nr. 20 Unternehmen Marita) vom 06. April bis zum 26. April 1941.
    Dadurch verzögerte sich der Angriff auf die Sowjetunion um 6 Wochen und deutsche Truppen hatten ein neues Schlachtfeld, den Balkan. Man kann darüber spekulieren ob diese 6 Wochen kriegsentscheidend waren oder nicht. Nichts zu spekulieren gibt es hingegen über die Unsinnigkeit des Angriffes auf das deutschfreundliche Griechenland, dass dadurch in die Arme der Briten getrieben wurde.
    Tja und was hat das alles mit dem DAK zu tun wird man sich fragen? Eigentlich nichts und ich wollte erstens nur mal die Aggressivität Mussolinis darstellen und zweitens das militärische (Un-)Vermögen der Italiener aufzeigen. Denn dieses war es, dass Deutschland zum Eingreifen in ein weiteres italienisches Kriegsabenteuer zwang, wollte es seinen Verbündeten nicht schon bei Zeiten verlieren!
    Während des Italienisch Krieges von 1911/1912 besetzten die Italiener zeitweilig Tripolitanien, Cyrenaika und Fezzan. Im Jahr 1912 trat dann das besiegte Osmanische Reich seine Besitzungen in Libyen endgültig an Italien ab. Tatsächlich gelang es den Italienern aber nur die meisten Küstenstädten unter ihre Kontrolle zu bringen. Weder in den Städten im Landesinnern, noch im weiten Innern des Landes übten sie auch nur annähernd so etwas wie eine Herrschaft aus.
    Folgerichtig formierte sich der Widerstand und gewann während des 1. Weltkrieges an Stärke. Mit Hilfe der Osmanen (Türken) eroberte die Bruderschaft der aufständischen Senussi zwischen 1915 und 1919 fast das gesamte libysche Gebiet zurück. In nur fünf Küstenstädten (ohne Misrate) konnten sich die Italiener behaupten. Nach Kriegsende begannen die Italiener mit der Rückeroberung des Landes und brachten zwischen 1922 und 1925 Tripolitanien (Nordwestlibyen), von 1926 bis 1928 die Kyrenaika (ganz Westlibyen) und von 1929/30 den Fezzan (Südlibyen, Sahara) wieder unter ihre Kontrolle.
    Tripolitanien, Cyrenaika und Fezzan wurden am 1. Januar 1935 unter Italo Balbo* bis 1940 zum Generalgouvernement vereint.
    Als Deutschland erfolgreich seinen Westfeldzug durchführte, beeilte sich Mussolini den Alliierten noch schnell vor Kriegsende den Krieg zu erklären und sich prompt im Kampf gegen die schon fast geschlagenen Franzosen wieder eine blutige Nase zu holen. Dennoch beschloss er sich weiter mit den Alliierten anzulegen und in völliger Verkennung der Realität befahl er seinen Truppen in Libyen sich für Juni 1940 auf einen Angriff auf Ägypten vorzubereiten.
    Eine dieser Verkennungen war, dass inzwischen einer der fähigsten britischen Generale das Kommando im mittleren Osten übernommen hatte, General Archibald Graham Wavel, den selbst Rommel später als zumindest ansatzweise Genial bezeichnete. Ausgerechnet so einen Mann wollte Mussolini angreifen, der außerdem in weiser Voraussicht, die Grenzen nach Ägypten schon längst hatte befestigen lassen. Dazu kam, dass die Briten den italienischen Funkverkehr abhörten und entschlüsselten.
    Am 13. September 1940 erhielt Marschall Rodolfo Graziani mit seinen zwei Armeen den Angriffsbefehl. 14 Divisionen, über 330 Panzer und 1.400 Geschütze griffen in Richtung Sidi Barrani an. 95 Km von der Ausgangstellung entfernt. Damit befand er sich immerhin schon in Ägypten und hatte eine britische Luftbasis ausgeschaltet. Er beschloss in Sidi Barrani zu bleiben und die Front auf einer länge von 32 Km zu befestigen. Von dort wollte er dann Mitte Dezember weiter nach Ägypten vordringen.
    Unterdessen erweckte der italienische "Vormarsch" beim deutschen OKW eine gewisse Aufmerksamkeit und man bot Mussolini militärische Hilfe an. Doch der italienische Militärattache in Berlin, dem der Vorschlag unterbreitet wurde, antwortete noch nicht einmal auf das Angebot.
    Während die Italiener ihre Stellungen bei Sidi Barrani ausbauten, wurden einige Weichenstellungen für den weiteren Kriegsverlauf vorgenommen und zwar auf britischer Seite. Erstens wurden die Stellungen bei Marsa Matruch ausgebaut und zweitens Malta verstärkt und weiterhin ausgebaut. Darüber hinaus wurden die Italiener auf See von den Briten geschlagen bzw in ihrer Marinebasis von Tarent, wo jene Uralttorpedoflieger, die später die Bismarck schwer beschädigten, drei italienische Schlachtschiffe, zwei davon schwer, beschädigten. Das waren 50% ihrer Schlachtschiffflotte! Ein Schock, der bis zur Kapitulation andauerte.
    Am 6. Dez. 1940 griffen dann die Briten unter General Richard O Connor die überraschten Italiener an. Waren sie es doch, die angreifen wollten....
    36.000 Briten mit 275 leichten und mittleren Panzern, nur 120 Geschützen und 142 Flugzeugen griffen sie die 150.000 Italiener mit ihren inzwischen 600 Panzern, 1.600 Geschützen und 331 Flugzeugen in ihren Stellungen an. Operation "Compass" eroberte einen italienischen Stützpunkt nach dem anderen. Es gelang den Briten die italienischen Stellungen in den Flanken zu umgehen und die Italiener in den Flanken und im Rücken zu packen.
    Die Operation, die nur für 5 bis 6 Tage geplant war und nur die Zerschlagung der Italiener bei Sidi Barrani zum Ziel hatte, wurde zu einem spektakulären Vormarsch, der erst am 22. Januar 1941 mit der Eroberung von Tobruk endete, wo allein 25.000 Italiener in Gefangenschaft gegangen waren. Dazu 90 Panzer und 200 Geschütze. Auf den Weg nach Tobruk verloren sie weitere 40.000 Mann, 127 Panzer, 462 Geschütze und rund 700 LKW's.
    Der Vormarsch der Briten endete am 9. Feb. 1961 bei El Agheila. Somit war die gesamte Cyrenaika, also der ganze Osten Libyens in britischer Hand.
    Die Italiener verloren 10 Divisionen, 800 Geschütze, 180 mittlere und 220 leichte Panzer, 150 Flugzeuge sowie rund 2.000 Fahrzeuge aller Art. Dazu kamen 130.000 Mann, die in britische Gefangenschaft gingen.
    Die Zahl der gefallenen und verwundeten Briten belief sich auf rund 2.000 Mann.
    Lediglich der deutsche Angriff auf Griechenland, ihren eigenen hatten die Italiener ebenfalls in den "Sand" gesetzt, stoppten den britischen Vormarsch. Die Briten zogen allein über 110 mittlere und leichte Panzer, sowie zwei Infanteriedivisionen aus Afrika ab und verlegten sie nach Griechenland. Insgesamt rund 36.000 Mann, von denen sie etwa 14.000 beim Rückzug verloren! Ein Unternehmen, das Churchill allein zu verantworten hatte.
    Zu diesem Zeitpunkt rückte beim OKW Nordafrika erneut in den Fokus. In Vorbereitung für eine Überführung deutscher Truppen nach Afrika wurden 142 leichte und mittlere Panzer der 2. Panzerdivision auf den Transportschiffen "Marburg" und "Kybfels"(benannt nach dem Kybfelsen oder der Burg auf selbigen bei Freiburg im Breisgau) nach Triest geschickt, wo sie nie ankamen.
    Die "Kybfels" lief am 21.05.1945 östlich Akra Doukaton vor Leukas (Ionisches Meer, Westgriechenland)auf eine Mine. Allein auf ihr befanden sich 175 Fahrzeuge aller Art vom Motorrad bis zum Schützenpanzer.
    Obwohl Hitlers Generale ein sofortiges Eingreifen in Italien forderten zögerte Hitler. Vermutlich aus Rücksicht auf Mussolinis Befindlichkeiten, die eine Niederlage nach der anderen verkraften mussten aber wohl auch, weil für ihn ja der Angriff auf die Sowjetunion fest stand. Dennoch ließ er alle Optionen prüfen und am 19. Dez. 1940 erging an Hitler ein offizielles Hilfeersuchen.


    * "Italo Balbo (* 6. Juni 1896 in Quartesana, Stadtteil von Ferrara; † 28. Juni 1940 bei Tobruk) war als faschistischer Luftwaffenminister und Luftmarschall eine zentrale Figur beim Aufbau der italienischen Luftwaffe, der Regia Aeronautica. Von 1934 bis 1940 war Balbo Generalgouverneur von Italienisch-Libyen.
    Er bemühte sich, italienische Siedler für die Kolonie zu gewinnen. Nach der deutschen Invasion Polens wandte er sich vehement gegen Mussolinis Bündnis mit Hitler und befürwortete einen Kriegseintritt Italiens an der Seite Großbritanniens. Am 28. Juni 1940 wurde er nach offizieller Darstellung über Tobruk versehentlich durch Eigenbeschuss von der italienischen Flugabwehr abgeschossen. Bis heute wird darüber spekuliert, ob es sich dabei wirklich um ein Versehen handelte."
    Allerdings wurde auch Rommel später von den Italienern beschossen, als er in einem Fieseler Storch die Front erkundete.

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    Das ersten 13. Jahr des erstens Zweitausends sind vorbei, - mögen die nächsten besser werden - für die Erde und die Menschheit!
    Eines jedenfalls ist bisher noch nicht eingetreten - der Weltuntergang! Aber, da es verschiedene Kalender gibt, sag ich mal<, abwarten!
    Ansonsten - Ein glückliches und gesundes neues Jahr für alle Freunde dieses Forums und das sind mehr als sich registriert haben !

  • Thema von Waldi44 im Forum Habt ihr das gewusst?

    Kriegsartikel gab es in etlichen Armeen (Schweden 1632, Brandenburg 1656, Österreich 1808) und in ihren Grundzügen ähnelten sie sich. Die Kriegsartikel waren das Gesetzbuch des Soldaten und durch seinen Eid verpflichtete er sich zu deren Befolgung.
    Kriegsartikel müssen immer im Zusammenhang mit Dienstreglement und dem Militärstrafgesetz betrachtet werden. Außerdem ähneln sie in Bezug auf "gemeine Verbrechen" durchaus dem Zivilstrafgesetzbuch. Darüber hinaus wurden sie in den Jahren immer wieder dem Zeitgeist und der sich wandelnden deutschen Sprache* angepasst (für das deutsche Heer vom 31. Okt. 1872, in Österreich vom 15. Jan. 1855). Die Kriegsartikel werden jedem Soldaten vor der Vereidigung in seiner Muttersprache (wichtig vor allem für die KuK Armee aber auch andere, in denen Minderheiten oder Söldner dienten) vorgelesen und erläutert und von Zeit zu Zeit oder bestimmten Anlässen wiederholt.
    Das Hauptanliegen dieser Kriegsartikel bestand darin, das Militärrecht allen Militärangehörigen in verständlicher(!) Form zur erläutern und zur Kenntnis zu bringen. Besonderen Wert wurde darauf gelegt, dass Verstöße gegen die Kriegsartikel durch deren Kenntnis, vermieden(!) werden sollten, wobei ausdrücklich festgehalten wurde, dass deren Unkenntnis, nicht vor Strafe schützt!
    Kurz: Die Kriegsartikel waren eine verkürzte und vereinfachte sowie allgemein verständliche Form der Kriegsgesetze!
    Im 19. Jh. trat das Militärstrafgesetzbuch teilweise an die Stelle der Kriegsartikel.
    Nach dem Dreißigjährigen Krieg galten die als `Artikelbriefen`** für Landsknechte bezeichneten Kriegsartikel. Sie wurden erstmals in Preußen(Brandenburg) von Friedrich Wilhelm I. eingeführt und waren eine Zusammenfassung der Soldatenpflichten. Wobei der Begriff "Soldatenpflichten" wörtlich zu nehmen war, da Offiziere davon vorerst ausgenommen waren, was sich erst 1726 änderte. Als die Offiziere eine eigenes Reglement erhielten.
    1724 wurden die Kriegsartikel in Preußen erneuert, dann 1749 noch einmal und 1787 schließlich kamen noch einige Artikel in Bezug auf Selbstverstümmelung, Selbstmord und einige zivile Delikte hinzu. 1797 bis 1813 waren schließlich die Kriegsartikel Wilhelms III. in Kraft.
    Für das deutsche Heer galten bei Kriegsbeginn die Kriegsartikel vom 22. Sept. 1902 mit Änderungen vom 14. Juni 1904, die gleichzeitig mit der Disziplinarordnung erlassen wurden. Ihnen schlossen sich die gleichlautenden Kriegsartikel mit Disziplinarstrafordnung für die bayrischen und württembergischen Truppen an. Für die Marine galten weiterhin die Kriegsartikel vom 23. Nov. 1872.in Bezug auf die Disziplinarstrafordnung und Verordnung sowie die Vollstreckung von Arreststrafen auf den in Dienst gestellten Schiffen und Fahrzeugen.
    Stellt sich nun noch die Frage wie bei dem berühmten Bonbon: Wer hat's erfunden? Die Schweizer!
    Als die älteste Form und zugleich Grundlage aller weiteren Artikel der Kriegsartikel gelten die von 1508, einer Verbindung des deutschen Söldnereides mit dem Feldeid der Schweizer.
    Das Heilige Römische Reich hat 1555 die 1553 beschlossene Heilbronner Kriegsordnung übernommen und damit die Reichseinheitlichkeit und die Einheitlichkeit der Kriegsführung gefördert.
    Aber erst 1570 wurde sie vom Speyerer Reichstag als allgemeingültig anerkannt. Für die Reiterei gab es anfangs andere Bestimmungen, Article**.
    1590 wurden die deutschen Kriegsartikel durch die holländischen Artikel und 1621 von schwedischen Kriegsartikeln beeinflusst. Darüber hinaus wurden in der Neufassung von 1632 auch die Kriegsordnung Christians IV. von Dänemark von 1625 beachtet. Vom Reich wurden sie 1673 anerkannt aber nicht aber durch Brandenburg, wo Friedrich Wilhelm I. 1713 auf älterer Grundlage neue Kriegsartikel schuf. Man beachte, dass es für das Reich und Preußen verschiedene Kriegsartikel gab, die sich allerdings in den Grundzügen glichen!

    Hier nun die 28 Kriegsartikel vom 22.September 1902.

    Artikel 1
    Eingedenk seines hohen Berufes, Thron und Vaterland zu schützen, muß der Soldat stets eifrig bemüht sein, seine Pflichten zu erfüllen. Der Dienst bei der Fahne ist die Schule für den Krieg; was der Soldat während seiner Dienstzeit gelernt hat, soll er auch im Beurlaubtenstande sich erhalten.

    Artikel 2
    Die unverbrüchliche Wahrung der im Fahneneide gelobten Treue ist die erste Pflicht des Soldaten. Nächstdem erfordert der Beruf des Soldaten Kriegsfertigkeit, Mut bei allen Dienstobliegenheiten und Tapferkeit im Kriege, Gehorsam gegen den Vorgesetzten, ehrenhafte Führung in und außer Dienst, gutes und redliches Verhalten gegen die Kameraden.

    Artikel 3
    Jeder rechtschaffene, unverzagte und ehrliebende Soldat darf der Anerkennung und des Wohlwollens seiner Vorgesetzten versichert sein.

    Artikel 4
    Dem Soldaten steht nach seinen Fähigkeiten und Kenntnissen der Weg selbst zu den höchsten Stellen im Heere offen.
    Wer sich durch Tapferkeit und Mut hervortut oder in langer Dienstzeit gut führt, hat für seine treue Pflichterfüllung die verdiente Belohnung durch ehrenvolle Auszeichnung zu erwarten.
    Wer nach längerer vorwurfsfreier Dienstzeit die Beschwerden des Dienstes nicht mehr zu ertragen vermag, wer durch Verwundung vor dem Feinde dienstunfähig wird oder sonst im Dienste zu Schaden kommt, erwirbt den Anspruch auf Pension oder Anstellung im Zivildienst.

    Artikel 5
    Dagegen trifft denjenigen Soldaten, welcher seine Pflicht verletzt, die verdiente Strafe.
    Geringere Vergehen werden disziplinarisch geahndet, bei schweren tritt gerichtliche Bestrafung ein. Die Strafen, auf welche gerichtlich erkannt werden kann, sind Arrest, Festungshaft, Gefängnis, Zuchthaus und in den schwersten Fällen Todesstrafe. Der Arrest in gelinder, mittlerer oder strenger. Der Höchstbetrag der beiden ersten Arten ist sechs Wochen, der des strengen Arrestes 4 Wochen. Festungshaft, Gefängnis und Zuchthaus sind entweder von zeitiger Dauer bis zu 15 Jahren oder Lebenslänglich.
    Freiheitsstrafen von mehr als sechs Wochen werden auf die aktive Dienstzeit nicht angerechnet.
    Neben diesen Strafen kommen als besondere Ehrenstrafen gegen den Soldaten zur Anwendung: Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes, Degradation und Entfernung aus dem Heere. Bei Zuchthaus wird stets auf Entfernung aus dem Heere erkannt.
    Gegen Mannschaften von besonders schlechter Führung kann Einstellung in eine Arbeiterabteilung verfügt werden. Ist der Kriegszustand erklärt, so werden die Strafen verschärft.

    Artikel 6
    Die Pflicht der Treue gebietet dem Soldaten, bei allen Vorfällen, im Krieg und Frieden mit Aufbietung seiner Kräfte, selbst mit Aufopferung des Lebens, jede Gefahr von Seiner Majestät dem Kaiser, dem Landesherrn und dem Vaterlande abzuwenden.

    Artikel 7
    Wer sich mit dem Feinde in Verbindung setzt oder auf sonstige Weise durch Handlungen oder Unterlassungen die deutschen oder verbündeten Truppen absichtlich schädigt oder zu schädigen unternimmt, bricht die eidlich gelobte Treue und macht sich des Kriegsverrats schuldig.
    Der Verräter wird mit den schwersten Freiheits- und Ehrenstrafen oder mit dem Tode bestraft.
    Auch im Frieden wird der Verrat militärischer Geheimnisse mit schwerer und entehrender Strafe belegt.
    Wer von einem verräterischen Vorhaben Kenntnis erhält, ist verpflichtet, dies sofort seinen Vorgesetzten anzuzeigen, er zieht sich sonst selbst schwere Strafe zu.

    Artikel 8
    Die Erfüllung der Dienstpflicht ist eine Ehrenpflicht jedes deutschen Mannes; wer sich ihr durch Selbstverstümmelung, durch Täuschung oder auf andere Weise entzieht oder zu entziehen versucht, wird in die zweite Klasse des Soldatenstandes versetzt und mit Freiheitsstrafe belegt. Gleiche Strafe trifft den Teilnehmer.

    Artikel 9
    Dem Soldaten soll seine Fahne heilig sein. Er darf sie niemals verlassen. Wer die Fahne verläßt oder von ihr fortbleibt, um sich seiner Verpflichtung zum Dienste dauernd zu entziehen, macht sich der Fahnenflucht schuldig.
    Die Fahnenflucht wird mit den schwersten Freiheits- und Ehrenstrafen, im Felde selbst mit dem Tode bestraft. Schwere Strafe trifft denjenigen, der einen anderen zur Fahnenflucht verleitet oder diese befördert, sowie auch den, welcher von einem zu seiner Kenntnis gelangten Vorhaben der Fahnenflucht seinen Vorgesetzten nicht alsbald Anzeige macht.
    Auch wenn der Soldat nicht beabsichtigt, dauernd fern zu bleiben, sind eigenmächtige Entfernungen von der Truppe und Urlaubsüberschreitungen strafbar. Außerdem muß die Zeit einer Fahnenflucht, einer unerlaubten Entfernung oder einer Urlaubsüberschreitung in ununterbrochener Dauer von mehr als 24 Stunden nachgedient werden.

    Artikel 10
    Die Feigheit ist für den Soldaten besonders schimpflich und entehrend; niemals darf er sich durch Furcht vor persönlicher Gefahr von der Erfüllung seiner Berufspflichten abwendig machen lassen.
    Der feige Soldat hat schwere Freiheits- und Ehrenstrafen, im Kriege Zuchthaus oder die Todesstrafe zu erwarten.

    Artikel 11
    Der Gemeine muß jedem Offizier und Unteroffizier, und der Unteroffizier jedem Offizier des Heeres, der Marine oder Schutztruppe Achtung und Gehorsam beweisen und hat ihre Befehle pünktlich zu befolgen. In gleicher Weise ist den Anordnungen und Weisungen aller zum Wacht- oder militärischen Sicherheitsdienst befehligten Personen des Soldatenstandes sowie den zeitweilig zum Vorgesetzten bestellten Mannschaften und den im Dienst befindlichen Feldgendarmen Gehorsam zu leisten.

    Artikel 12
    Achtungswidriges Benehmen gegen einen Vorgesetzten, Beleidigung eines solchen, Ungehorsam gegen einen Dienstbefehl, sowie Belügen des Vorgesetzten auf Befragen in dienstlichen Angelegenheiten werden nachdrücklich geahndet.
    Bei achtungswidrigem Benehmen unter dem Gewehr oder vor der versammelten Mannschaft, bei ausdrücklicher Verweigerung des Gehorsams, Kundgebung des Ungehorsams durch Worte, Gebärden oder andere Handlungen oder Beharren im Ungehorsam sowie bei Bedrohung des Vorgesetzten tritt erhebliche Verschärfung der Strafe ein.

    Artikel 13
    Wer sich einem Vorgesetzten tätlich widersetzt oder einen tätlichen Angriff gegen ihn unternimmt, hat schwere Freiheitsstrafe, unter Umständen Zuchthaus verwirkt. Im Felde tritt, wenn die Tätlichkeit während des Dienstes verübt ist, die Todesstrafe ein.
    Auch ist jeder Vorgesetzte berechtigt, um einen tätlichen Angriff des Untergebenen abzuwehren oder um seinen Befehlen in äußerster Not und dringenster Gefahr Gehorsam zu verschaffen, die Waffe gegen den Untergebenen zu gebrauchen.

    Artikel 14
    Jede Aufforderung oder jeder Anreiz, gemeinschaftlich dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern oder sich ihm zu widersetzen oder eine Tätlichkeit gegen ihn zu begehen, wird als Aufwiegelung aufs strengste bestraft.
    Verabreden sich mehrere zur gemeinschaftlichen Begehung einer solchen Tat, so liegt Meuterei vor.
    Wenn mehrere sich zusammenrotten und mit vereinten Kräften eine Gehorsamsverweigerung, Widersetzlichkeit oder Tätlichkeit gegen den Vorgesetzten begehen, so machen sie sich des militärischen Aufruhrs schuldig; als Strafe hierfür kann auf Zuchthaus bis zu lebenslänglicher Dauer, im Felde auf Todesstrafe erkannt werden.
    Wer von einer Meuterei, welche zu seiner Kenntnis gelangt, nicht sofort seinen Vorgesetzten Anzeige macht, hat strenge Strafe zu erwarten.

    Artikel 15
    Der ehrenvolle Beruf des Soldaten darf durch ehrenwidrige Behandlung desselben nicht herabgewürdigt werden.
    Wer die Untergebenen vorschriftswidrig behandelt, beleidigt oder gar mißhandelt, oder wer seine Dienstgewalt dazu mißbraucht, um auf Kosten seiner Untergebenen sich Vorteile zu verschaffen, wird nachdrücklich bestraft.
    Glaubt der Soldat Veranlassung zur Beschwerde zu haben, so ist er dennoch verbunden, seine Dienstobliegenheiten unweigerlich zu erfüllen und erst demnächst seine Beschwerde auf dem verordneten Wege anzubringen.
    Wer seine Beschwerde auf unwahre Behauptungen stützt oder unter Abweichung von dem vorgeschriebenen Dienstwege anbringt, wird mit Freiheitsstrafe belegt.

    Artikel 16
    Gemeinsame Beratungen von Soldaten über militärische Angelegenheiten, Einrichtungen oder Befehle ohne dienstliche Genehmigung, sowie das Sammeln von Unterschriften zu einer gemeinsamen Beschwerde sind mit der militärischen Mannszucht nicht vereinbar und werden bestraft.
    Schwere Strafe trifft denjenigen, welcher es unternimmt, Mißvergnügen in Beziehung auf den Dienst unter seinen Kameraden zu erregen.

    Artikel 17
    Im Felde darf der Soldat nie vergessen, daß der Krieg mit der bewaffneten Macht des Feindes geführt wird. Hab und Gut der Bewohner des feindlichen Landes, der Verwundeten, Kranken und Kriegsgefangenen stehen unter dem besonderen Schutz des Gesetzes, ebenso das Eigentum von gebliebenen Angehörigen der deutschen oder verbündeten Truppen.
    Eigenmächtiges Beutemachen, Plünderung, boshafte oder mutwillige Beschädigung oder Vernichtung fremder Sachen im Felde, Bedrückung der Landesbewohner werden mit den schwersten Strafen belegt. Als Plünderung ist es nicht anzusehen, wenn die Aneignung sich nur auf Lebensmittel, Heilmittel, Bekleidungsgegenstände, Feuerungsmittel, Futter und Beförderungsmittel erstreckt und dem vorhandenen Bedürfnis entspricht.

    Artikel 18
    Der Soldat darf seine Waffe nur in Erfüllung seines Berufes oder in rechtmäßiger Selbstverteidigung (Notwehr) gebrauchen. Rechtswidriger Waffengebrauch wird schwer bestraft; desgleichen die unvorsichtige Behandlung von Waffen und Munition, wenn dadurch ein Mensch körperlich verletzt oder getötet worden ist.

    Artikel 19
    Der Soldat soll sein Dienstpferd, seine Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke in gutem Zustand halten und zur Erlangung der Kriegstüchtigkeit unausgesetzt sich bemühen, den Bebrauch der Waffen ganz und vollständig zu erlernen.
    Wer sein Dienstpferd, seine Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke oder einen anderen Dienstgegenstand vorsätzlich beschädigt, unbrauchbar macht oder preisgibt, hat Freiheitsstrafe verwirkt, in schweren Fällen zugleich Versetzung in die 2.Klasse des Soldatenstandes.

    Artikel 20
    Der Soldat hat über Dienstangelegenheiten, Verschwiegenheit zu beobachten. Bei allen Meldungen und Aussagen muß er sich der strengsten Wahrheit befleißigen.
    Die absichtlich unrichtige Abstattung von Rapporten, dienstlichen Meldungen oder dienstlichen Berichten oder ihre wissentliche Weiterbeförderung unterliegt strenger Bestrafung. Auch Fahrlässigkeit ist hierbei strafbar.

    Artikel 21
    Der Soldat darf niemals, sei es durch Aussicht auf äußere Vorteile, sei es durch irgend einen anderen Grund, bei Ausübung des Dienstes sich zu Pflichtwidrigkeiten verleiten lassen.
    Wer für eine Handlung, die eine Verletzung einer Dienstpflicht enthält, Geschenke oder andere Vorteile annimmt, fordert oder sich versprechen läßt, hat Zuchthaus zu gewärtigen.

    Artikel 22
    Ein verantwortungsvoller Dienst ist der Wachtdienst; seine gewissenhafte Ausführung muß der Soldat sich besonders angelegen sein lassen.
    Dem Wachtposten ist, wenn nicht ein anderes ausdrücklich bestimmt wird, verboten, sich niederzusetzten oder niederzulegen, die Waffe aus der Hand zu lassen, zu essen, zu trinken, Tabak zu rauchen, Geschenke anzunehmen, zu schlafen, über die Grenze seines Postens hinauszugehen, ihn vor erfolgter Ablösung zu verlassen oder sonst seine Dienstvorschriften zu übertreten.
    Entsprechend der Wichtigkeit dieses Dienstes werden Wachtvergehen besonders streng bestraft; vor dem Feinde kann auf Todesstrafe erkannt werden.

    Artikel 23
    Wer als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abteilung, oder als Wachtposten eine strafbare Handlung, die er verhindern konnte oder zu verhindern dienstlich verpflichtet war, wissentlich begehen läßt, wird ebenso bestraft, als ob er die Handlung selbst begangen hätte.
    Sind einem Soldaten Gefangene zur Bewachung anvertraut, so haftet er für deren sichere Bewachung.
    Wer die Wache oder bei einem Kommando oder auf dem Marsche seinen Platz eigenmächtig verläßt, wird mit Arrest bestraft.

    Artikel 24
    Der Soldat soll ein ordentliches Leben führen und darf weder Schulden machen, noch dem Trunke, dem Spiel oder anderen Ausschweifungen sich ergeben. Auch muß er vom Zapfenstreich bis zum Wecken in seinem Quartier sein, wenn er nicht im Dienst sich befindet oder von seinem Vorgesetzten Erlaubnis erhalten hat, sich anderswo aufzuhalten.
    Bei strafbaren Handlungen gegen die Pflichten der militärischen Unterordnung, bei allen in Ausübung des Dienstes begangenen strafbaren Handlungen bildet die selbstverschuldete Trunkenheit des Täters keinen Milderungsgrund.
    Wer im Dienst oder nachdem er zum Dienst befehligt worden ist, durch Trunkenheit zur Ausführung seiner Dienstverrichtung sich untauglich macht, wird mit harter Freiheitsstrafe belegt.

    Artikel 25
    Der Soldat darf in Kampf in Not und Gefahr seine Kameraden nicht verlassen, muß ihnen nach allen Kräften Hilfe leisten, wenn sie in erlaubten Dingen seines Beistandes bedürfen, und soll mit ihnen in Eintracht leben.
    Schlägereien und Beleidigungen der Soldaten untereinander werde nachdrücklich bestraft.

    Artikel 26
    Strenge Redlichkeit gehört zu den besonderen Pflichten des Soldaten.
    Diebstähle oder Unterschlagungen bei Ausübung des Dienstes oder unter Verletzung des militärischen Dienstverhältnisses werden mit Freiheits- und Ehrenstrafe belegt. In gleicher Weise bestraft wird derjenige, der einen Diebstahl oder eine Unterschlagung gegen einen Vorgesetzten oder einen Kameraden oder gegen seinen Quartierwirt oder eine zu dessen Hausstand gehörige Person begeht. Strafe tritt auch dann ein, wenn der Wert des gestohlenen oder veruntreuten Gegenstandes unbedeutend ist, oder die tat auch nur versucht wurde.

    Artikel 27
    Auch im Beurlaubtenstande muß der Soldat den ihm obliegenden besonderen Pflichten pünktlich nachkommen und macht sich bei Zuwiderhandlung strafbar.

    Artikel 28
    Von dem Ehr- und Pflichtgefühl des Soldaten wird erwartet, daß er strafbare Handlungen vermeidet und fort und fort seine Pflichten treu und gewissenhaft erfüllt, durch Gottesfurcht und ehrenhafte Führung in und außer Dienst ein Muster ordentlichen und rechtschaffenen Lebens gibt und nach Kräften dazu beiträgt, den guten Ruf des Heeres im In- und Auslande zu bewahren.

    *"Kriegs-articel sind diejenigen gesetze, die der, so in kriegs-dienste tritt, zu halten feyerlich durch den schwur zur fahne angelobet“

    1603-"damit also unsere soldaten besser erzogen werden mögen zu richtigem gebrauch und handhabung ihrer waffen ... und damit jedermann ... erkenne, was sich nicht geziemt, so haben wir noch einmal unsere vorigen kriegsartikel durchgesehen"
    1737-"kriegs-articel sind diejenigen gesetze, die der, so in kriegs-dienste tritt, zu halten feyerlich durch den schwur zur fahne angelobet."
    1749-[um]"der entschuldigung einiger unwissenheit vorzubeugen, ... befohlen, daß kuenftig die krieges-articul ... wenigstens alle zwey monathe einmahl bey jeder compagnie denen unter-officiers und gemeinen vorgelesen werden sollen."
    1794-"...die besondern pflichten des soldatenstandes sind hauptsächlich durch die kriegsartikel und andre dahin einschlagende verordnungen festgesetzt."
    1805-"...wendet man die allgemeinen hoheitsrechte auf das landesherrliche recht des krieges an, so entspringet daraus das recht 1) kriegsgesetze oder kriegsartikel zu geben."

    ** Der Name »Artikelsbriefe« ist später auf die Kriegsartikel selbst übergegangen.

    Quelle:
    Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 6, Innsbr. 1900

    Ps: Die Rechtschreibung der Originale wurde beibehalten.

  • Thema von Waldi44 im Forum Spitznamen und kuriose...

    Hat nichts mit dem bunten Schieße zu Neujahr zu tun und auch nichts mit einem "bunten Durcheinander", sondern wegen der farblich unterschiedlichen Markierungen der eingesetzten Giftgasgranaten, die allerdings dann wirklich "bunt durcheinander" oder eben kombiniert abgeschossen wurden.

    "Während des Ersten Weltkrieges wurden Kampfstoffe in der Spätphase häufig kombiniert eingesetzt: Nur stark reizend wirkende Kampfstoffe in Aerosol- oder Pulverform wie Blaukreuz durchdrangen die Filter der Gasmasken. Diese Reizstoffe zwangen den Gegner, die Gasmaske abzunehmen. Gleichzeitig mit diesen Maskenbrechern (Maskenbrecher) wurden lungenschädigende Kampfstoffe wie Grünkreuz eingesetzt. Auf diese Weise wurde der Schutz gegnerischer Truppen durch Tragen der Gasmaske verhindert. Der kombinierte Einsatz verschiedener Kampfstoffe zu diesem Zweck wurde als „Buntschießen“ oder „Buntkreuz“ bezeichnet.

    Bei der Offensive im Raum Flitsch-Tolmein (Schlacht von Karfreit oder auch Zwölfte Isonzoschlacht) am 24. Oktober 1917 wurde der Angriff durch „Buntschießen“ von Gasbatterien vorbereitet. Die italienischen Soldaten verfügten nur über ungenügende oder gar keine Schutzbekleidung – in diesem Abschnitt starben durch den Gasangriff über 5000 Italiener. Die deutschen und österreichisch-ungarischen Verbände hatten es dadurch erheblich leichter, den Durchbruch durch die italienische Front zu erreichen."

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    "Hiroo Onoda (Foto), ein früherer Geheimdienstoffizier der Kaiserlichen Armee, hatte bis in den März 1974 im Dschungel der philippinischen Insel Lubong die Stellung gehalten, weil er nicht wusste und nicht glauben wollte, dass der Zweite Weltkrieg zu Ende ist. Am Donnerstag starb Japans letzter Weltkriegs-Kämpfer in einem Krankenhaus in Tokio an einem Herzinfarkt, wie seine Familie am Freitag mitteilte. Er wurde 91 Jahre alt.

    Onoda war von 1944 an auf der Insel Lubang stationiert. Als 1945 amerikanische Truppen das Gebiet einnahmen, versteckte er sich im Dschungel. Bald darauf, im August 1945, kapitulierte Japan. Den Flugblättern, die das Kriegsende verkündeten, misstraute Onoda. Stattdessen führte er jahrelang eine Art privaten Guerillakrieg, dem etwa 30 Menschen zum Opfer fielen. Erst als die philippinischen Behörden Onodas ehemaligen japanischen Vorgesetzten ausfindig gemacht hatten und dieser seinem früheren Untergebenen 1974 den Befehl zur Kapitulation erteilte, ergab er sich…

    (Der damalige philippinische Staatschef Marcos begnadigte ihn! Weiteres in FAZ! Es gibt auch viele andere Artikel über Onoda, und Onoda war nicht der einzige japanische Soldat, der nach 1945 noch jahrelang weitergekämpft hatte.)"



    Hiroo Onoda

    Ich find, der Mann war ein armes "Schwein", dass 30 Jahre seines Lebens vergeudet hatte. Dennoch kann man ihm einen gewissen Respekt nicht verwehren und ich denke, seine Ahnen werden ihn freudig aufnehmen. Soll er in Frieden ruhe der standhafte Soldat!

  • Thema von Waldi44 im Forum Allgemeines zu den Kri...

    "Die 7,5 Zentimeter Granate der leichten Feldartillerie, die ein Gewicht von 5,6 Kilogramm und eine Sprengladung von 0,698 Kilogramm hat, dringen 1,89 Meter in Erde, 12 Zentimeter in Beton ein, haben eine Gesamtwucht aus Aufschlag und Explosion von 230 Meter* und schleudern 508 Splitter umher.
    Die Eindringtiefe eines aufschlagenden 15 Zentimeter Geschoßes in Erde beträgt 4,10 Meter, in Beton 39 Zentimeter, die Sprengladung wiegt 4,86 Kilogramm, die Kraft der Explosionsladung 1.900 Meter*, die Splitterzahl beträgt 2.030.
    Ein 30,5 Zentimetergeschoß hat ein Gewicht von 324 Kilogramm, entfaltet eine Explosionswucht , die vergleichbar ist mit einem D-Zug von 10/50 Tonnen Wagen bei 85 Kilometer Stundengeschwindigkeit, schleudert 8.110 Splitter umher und dringt 8,80 Meter tief in Erde und 90 Zentimeter in Beton ein.
    (Friedrich Sesselberg, Der Stellungskrieg, S. 261)
    * Gemeint ist wohl der Splitterradius.

    Diesen Beitrag fand ich in einem Buch mit dem Titel "Heeresbericht" von Edle Köppen, Nikol Verlag. Es schildert die Erlebnisse des fiktiven Studenten und Kriegsfreiwilligen Adolf Reisiger und seinen Weg vom gemeinen Soldaten über den Gefreiten, Viezewachtmeister (Artillerie) zum Leutnant und seine Einweisung in die Irrenanstalt!
    Der obige Auszug aus "Der Stellungskrieg" ist im Zweiten Kapitel des Buches dem Abschnitt vorangestellt in dem seine Batterie unter Trommelfeuer gerät und schließlich zerschlagen wird.
    Ich fand die Zahlen so beeindruckend, dass ich den Abschnitt einfach mal zum Thema 1. WK einstellen wollte!



    Man beachte: Der Mann steht bis zum Stiefelschaft im Schlamm.

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    Im Zeitalter des politisch korrekten Wortes sind ja schon solche Begriffe wie Negerkuss oder Mohrenköpfe dem neutralen aber fadem Wort "Schaumgebäck" gewichen. Der Altweibersommer heißt allerdings noch immer so...
    Aber wie verhält es sich mit dem Begriff "Zigeuner", der oft auch als Schimpfwort benutz wird? "Sinti- " oder "Romaschnitzel" klingt ja nun doch etwas blöd !
    Nun, der Oberzigeuner äh Chefsinti oder Romaboß*, korrekterweise muss man wohl Sinti und Roma immer im Zusammen nennen (?), Romani Rose (67) gab der Bildzeitung zu diesem weltbewegendem Thema folgende Erklärung ab:
    Zigeuner(?) mit deutscher Staatsangehörigkeit sollten als "Roma und Sinti" bezeichnet werden. Bei Zigeunern(!) aus anderen Ländern wie Ungarn, Frankreich, Spanien bleibt es beim Begriff Zigeuner und zwar deshalb, weil sie sich selbst so bezeichnen. Sagt der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma.
    Zwei Zigeunerhochburgen wurden bei der Aufzählung (Ungarn, Frankreich, Spanien) geflissentlich vergessen: Rumänien und Bulgarien. Von dort kommen also die Zigeuner nach Deutschland...
    Also, die Sache ist doch ganz einfach: Bevor man einen Menschen in eine Volksgruppe einordnen kann bzw darf, muss man sich seine Ausweis zeigen lassen. Ist er deutscher Zigeuner mit deutscher Staatsbürgerschaft, ist der Begriff Zigeuner für ihn eine Beleidigung. Ist er hingegen Rumäne oder Bulgare ist und bleibt er ein Zigeuner!?
    Ich möchte hier mal gaaaanz spitz etwas anmerken: Die deutschen Juden während des 3. Reiches fühlten sich auch als etwas besseres als ihre osteuropäischen Verwandten deren Schicksal sie aber unterschiedslos teilten. Möglich, ja sogar sicher, meinte Rose das nicht so aber es könnte auch so verstanden werden!

    * Die Begriffe "Oberzigeuner äh Chefsinti oder Romaboß" sind ironisch und keinesfalls beleidigend gemeint!

    Nun habe ich natürlich etwas recherchiert und einen ganz guten Beitrag zum Thema gefunden, der zB. auch die Frage klärt, on "Sinti und Roma" tatsächlich immer als Wortpaar erscheinen müssen.
    Hier der durchaus lesenswerte Artikel:
    "Dass neuerdings vermehrt europäische Roma nach Deutschland kommen, stellt Journalisten vor eine Herausforderung: Wie soll man die Gruppe nennen? Oft ist von "Armutszuwanderern" die Rede, um eine ethnische Zuschreibung zu vermeiden. Teilweise wird fälschlich das Begriffspaar "Roma und Sinti" verwendet. Und auch die Vokabel "Zigeuner" taucht wieder auf. Hintergrundwissen für den sicheren Umgang mit diesen Bezeichnungen. Von Norbert Mappes-Niediek
    Das Comeback der Zigeuner
    Ein Buch des Journalisten Rolf Bauerdick hat die Debatte über Begrifflichkeiten und "political correctness" zu Roma neu entfacht. Sein Titel gleicht einem Statement: "Zigeuner – Begegnungen mit einem ungeliebten Volk". Bauerdick erklärt im Interview, er bezeichne die Menschen "aus Respekt" so und sieht sich bestätigt durch das Feedback einiger der auf diese Weise Angesprochenen und das "erstaunlich" große Medieninteresse. Und so steht die Frage im Raum: Darf man noch – oder wieder – "Zigeuner" sagen oder schreiben? Heißt es nicht eigentlich "Roma"? Oder muss man die sperrige Doppelformel "Sinti und Roma" verwenden?

    Zigeuner

    Die einfachste Antwort ist: Von dem Wort "Zigeuner" fühlen manche Menschen sich verletzt und beleidigt, vom Wort "Roma" nicht. Wer niemanden beleidigen will, sollte das Zigeuner-Wort also nicht verwenden und stattdessen lieber von "Roma" sprechen.
    Nennt man in Deutschland jemanden "Zigeuner”, heißt das vor allem: Du bist kein Deutscher wie wir, du bist anders. Es mag stimmen, dass das Wort bis vor dreißig oder vierzig Jahren von vielen, die so bezeichnet wurden, als gängige Bezeichnung akzeptiert war. In den 1950er Jahren gab es in Deutschland noch ein "Zentralkomitee der Zigeuner".
    Doch die Zuschreibung wird in der Regel nicht mit Stolz angenommen, sondern ist mit Scham verbunden. Dass sie als Kinder und Jugendliche "Zigeuner" genannt wurden, hat viele traumatisiert. Der Begriff wurde in Deutschland nie als neutrale Zuschreibung für eine Volksgruppe verwendet, sondern immer auch als ein Synonym für Verunglimpfungen wie "asoziales Gesindel". Die Hasspropaganda der Nationalsozialisten trug dazu bei, die negative Bedeutung noch zu vertiefen.

    Auf dem ersten "Weltkongress" der Roma-Nationalbewegung 1971 in London einigten sich die versammelten Aktivisten dann auf das Wort "Roma".

    Roma

    Seit den frühen 70er Jahren hat das Roma-Wort sich fast überall in Europa durchgesetzt.
    ◾"Rom" bedeutet in der Sprache Romanes "Ehemann",
    ◾"Romni"heißt Ehefrau,
    ◾und der Plural "Roma" wurde schon länger, besonders in Rumänien, auch als Volksname verwendet.

    Im früheren Jugoslawien, in Ungarn, Rumänien und Bulgarien, also den Ländern mit den meisten Roma, existieren wie in Deutschland die Bezeichnungen "Roma" und "Cigani", "Cigány" und "Țigani” nebeneinander und werden für dieselben Menschen verwendet. In allen diesen Ländern aber wird in Zeitungen sowie in öffentlichen Dokumenten nur das Wort "Roma” benutzt.

    Die Bezeichnung "Zigeuner" ist allenfalls umgangssprachlich üblich. Wenn sie in der Schriftsprache verwendet wird, geschieht das fast immer in herabsetzender Absicht oder wird wenigstens so empfunden. Ein Vorstoß rumänischer Abgeordneter, das Wort "Roma" in der Amtssprache durch "Zigeuner" zu ersetzen, stieß bei den Vertreter-Organisationen auf Empörung.
    Es stimmt auch, dass die Bezeichnung "Roma" von vielen, die so genannt werden, nicht akzeptiert wird und dass manche das Wort "Zigeuner" vorziehen – besonders in Rumänien und in Ungarn. In dieser Haltung steckt manchmal Sarkasmus, aber noch häufiger Skepsis gegenüber dem Anspruch einer Roma-Nationalbewegung.
    Anders als in Deutschland wird in Ost- und Südosteuropa zwischen Nationalität und Staatsangehörigkeit unterschieden. Als Rom definiert zu werden, heißt nicht zuletzt auch, Teil einer Volksgruppe oder sogar Nation zu sein. Von ethnischen Minderheiten und Nationen wird aber erwartet, dass sie ihre Bedürfnisse bis zu einem gewissen Grade selbst regeln. Da Roma zumindest in Ost- und Südosteuropa in einer sozialen Randlage sind, sind sie dazu oft nicht in der Lage. Deshalb lehnen viele das Roma-Wort ab.

    Sinti & Roma

    Schon bevor sich der Begriff "Roma" um 1970 international auszubreiten begann, hatten sich Aktivisten in der Bundesrepublik Deutschland auf die Bezeichnung "Sinti" (Singular männlich Sinto, weiblich Sintizza) geeinigt. Damit sind die Nachfahren von Gruppen gemeint, die schon seit dem 15. Jahrhundert nach Deutschland eingewandert sind. Verwendet wird der Begriff nur in Deutschland, Österreich und Teilen Norditaliens.
    Wenn Vertreter von "Sinti und Roma" sprechen, wollen sie damit auch die Nachfahren von späteren Einwanderergruppen einschließen, die nach der Sklavenbefreiung in Rumänien um die Mitte des 19. Jahrhunderts nach Deutschland gekommen sind. Beide Gruppen gelten in Deutschland als ansässig oder "autochthon" und genießen wie die Friesen, Sorben oder Schleswiger Dänen Minderheitenstatus.
    Neuzuwanderer aus Rumänien oder Bulgarien, Serbien oder Mazedonien "Sinti und Roma" zu nennen, ist deshalb falsch. Wenn man sie unbedingt mit einem ethnischen Namen bezeichnen will, ist nur "Roma" richtig.

    Die derzeit viel zitierten Herausforderungen, die die Migration dieser Gruppen teilweise mit sich bringt, haben nichts mit ihrer ethnischen Zugehörigkeit zu tun. Vielmehr sind die Problemlagen typisch für Armuts-Communities überall auf der Welt. Insofern kann man auf ethnische Zuschreibungen verzichten. Am zutreffendsten wäre es also, von "Armutswanderern" zu sprechen, wenn man das aktuelle Thema aufgreifen will. Auch Marian Luca, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, hält das noch für den geeignetsten Begriff. Dabei wiederum sollte man allerdings unbedingt beachten, dass "Armutswanderer" als pauschale Zuschreibung für (alle) Einwanderer aus Osteuropa keineswegs zutrifft.

  • Thema von Waldi44 im Forum Stammtisch

    Wer in Israel einen anderen als Nazi beschimpft, riskiert demnächst wohl Gefängnis- und Geldstrafen. Bis zu sechs Monate Haft und umgerechnet 20.000 Euro Bußgeld sieht ein Gesetzentwurf vor, den die Abgeordneten der Knesset am Mittwoch in erster Lesung befürwortet haben.
    Mit 44 zu 17 Stimmen ging die Abstimmung deutlich für den Entwurf aus. Für die weiteren Lesungen ist kaum ein anderes Ergebnis zu erwarten.
    Der Gesetzentwurf sieht vor, dass schon ein "Wort mit ähnlichem Klang" wie "Nazi" strafbar sein kann, wenn es mit der entsprechenden Intention gesagt wird.
    Künftig soll zudem die Nutzung aller nationalsozialistischen Symbole unter Strafe gestellt werden, ganz egal ob sie gemalt, fotografiert, skizziert oder in Form einer Statue dargestellt sind. Ausnahmen sind die Verwendung im Unterricht oder zu Dokumentationszwecken.
    Die Initiatoren begründen das Gesetz mit der Rücksichtnahme auf Holocaustüberlebende.

    Symbole häufig politisch genutzt

    Ultraorthodoxe Gruppen und radikale Siedler nutzten Nazi-Beschimpfungen wiederholt bei Demonstrationen. 2011 etwa protestierten Ultraorthodoxe in Uniformen, die denen von Gefangenen in NS-Konzentrationslagern ähnelten, gegen die Festnahme eines Mitstreiters.
    Diese Provokation hatte Forderung nach einem Verbot von Nazi-Symbolen laut werden lassen.
    Kritik kam von den linken und den ultraorthodoxen Parteien. Der Abgeordnete Dov Chanin von der linken Partei Chadash bezeichnete den Entwurf als "absurd". Israel Eichler von der ultraorthodoxen Partei Judentum und Tora wehrte sich dagegen, dass grausame Gewalt gegen Juden in Israel heute nicht mehr mit den Verbrechen der Nazizeit verglichen werden dürften.
    Die Gesetze werden nun in einem Ausschuss weiter behandelt, drei weitere Lesungen sind notwendig, bevor sie in Kraft treten können.

    Naziverbot

    Jaja, die Ultraorthodoxen. Für sie besteht die ganze Welt aus Nazis, die aber nur "grausame Gewalt gegen Juden in Israel" mit den Verbrechen der Nazizeit vergleichen! Verbrechen gegen die Palästinenser sind keine!
    Übrigens, im wahrsten Sinne des Wortes, gehören die Israelis zu den größten Nazis. Die Gründer Israels waren sowohl National als auch Sozialisten in ihrer politischen Einstellung. Die Orthodoxen hingegen lehnen den Staat Israel ab, was sie aber nicht hindert, alle Segnungen die dieser Staat zu bieten hat voll für sich in Anspruch zu nehmen.
    Nun hoffen wir mal, dass nun auch die Ausfälle gegen Deutschland und deutsche Politiker unterbleiben!

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